Welche Karabiner gibt es?
Beim Klettern ist Sicherheit das A und O, daher dürfen die passenden Karabiner in Deiner Kletterausrüstung nicht fehlen. Grundsätzlich gibt es verriegelbare Kletter-Karabiner und nicht verriegelbare Karabiner. Während Du bei den verriegelbaren Karabinern unterschiedliche Verschlussarten und Formen findest, werden nicht verriegelbare Karabiner gern einfach Schnapper genannt. Zusätzlich gibt es nicht verriegelbare Karabiner auch in der Verbindung mit einer Expressschlinge - "Express-Sets", die für das Vorstiegsklettern verwendet werden. Diese Karabiner zum Klettern solltest Du nicht mit Materialkarabinern verwechseln, die etwa für den Schlüsselbund verwendet werden und in der Regel klar gekennzeichnet sind mit „not for climbing“.
- Wichtig: Egal ob Du Anfänger bist, fortgeschritten kletterst oder Kurse gibst: Eine gute Ausbildung und Updates über Material und Lehrmeinungen sind ein wichtiger Teil der Tourenplanung und jeder Kletterunternehmung. Mach Dich mit Deinem Material vertraut: Nur wer weiß, wie das Material richtig verwendet wird, hat die maximale Sicherheit.
Welche Karabiner brauche ich zum Klettern?
Es kommt darauf an, wie (Anfänger, Fortgeschritten) und wo (indoor/outdoor) Du kletterst. Dazu kannst Du Dich als erstes in eine der folgenden Kategorien einteilen:
- Toprope Klettern bedeutet, dass das Kletterseil schon am Top eingehängt ist.
- Vorstiegklettern bedeutet, dass Du das Seil beim Klettern nach oben „mitnimmst“, in den Zwischensicherungen einhängst und im Idealfall im Top einhängst.
Wenn Du Toprope kletterst, dann brauchst Du einen Sicherungskarabiner und ein Sicherungsgerät. Der Sicherungskarabiner kann ein HMS Karabiner sein, jedenfalls ein verriegelbarer Karabiner, die es mit unterschiedlichen Verschlusssystemen gibt. Ein Safe-Lock, Tri-Lock oder Ball-Lock Karabiner gibt bei richtiger Bedienung maximale Sicherheit. Es gibt auch Sicherungskarabiner mit Verdrehschutz – Dein Sicherungsgerät mit Sicherungskarabiner wird dadurch so am Klettergurt fixiert, dass er in der idealen Position hinsichtlich der Bruchlast ist.
Wenn Du im Vorstieg kletterst, dann brauchst Du ein Sicherungsgerät und einen Sicherungskarabiner zum Fixieren des Sicherungsgerätes am Gurt. In der Halle gibt es in der Regel bereits montierte Zwischensicherungen. Wenn Du auch outdoor im Vorstieg kletterst, dann solltest Du Dein Equipment um mindestens 10 Expressschlingen und mindestens einen HMS-Karabiner (Schrauber, Twistlock oder Safe-Lock Karabiner) mit Bandschlinge erweitern.
Wie viele Karabiner Du zum Klettern benötigst, hängt von Deinen Routen ab. Du solltest beim Outdoor-Klettern immer nachsehen, ob Du ein Topo zum Klettergebiet oder der Route findest. Ein Topo aus seriöser Quelle gibt Dir Auskunft über die Länge der Route. So kannst Du Dich vorbereiten und genug Expressschlingen für die Route einpacken. Grundsätzlich gilt: lieber mehr Exen als zu wenig! Die Länge der Route ist auch eine wichtige Information für die Wahl der Seillänge – ein zu kurzes Seil kann fatale Folgen haben.
Um zwischen unterschiedlichen Routen wählen zu können bietet es sich an, sich etwa 10-12 Express-Sets anzuschaffen. Wer häufig mit dem/der gleichen Kletterpartner/in kann sich die Anschaffung aufteilen – jede/r kauft 5-6 Express-Sets.
Was kostet ein Karabiner Haken?
Der Preis eines Karabiners variiert - je nachdem, welchen Anspruch Du hast. Bei einem HMS Karabiner kannst Du von 12€ (HMS Karabiner mit Schraubverschluss) bis ca. 35€ (HMS Karabiner mit Tri-Lock Verschluss und Verdrehschutz) bezahlen.
Express-Sets für das Vorstiegklettern gibt es im Set (5-6 Stück) oder einzeln. Einzelne Express-Sets haben eine Preisspanne von 17€-30€. Im 6-er Set kosten sie je nach Material und Gewicht 90€-150€.
Wie viel kg hält ein Karabiner aus?
Die sogenannte Bruchlast beschreibt die Belastung, die Karabiner aushalten. Diese wird in kN (Kilo Newton) angegeben. Karabiner müssen laut Euronorm 12275 (EN 12275) in der Längsbelastung mindestens 20kN, in der Querbelastung mind. 7kN aushalten und bei offenem Schnapper mindestens 7kN in der Längsbelastung. In der Regel wird die Karabinerform so ausgelegt, dass sie längs belastet werden. Da sie aber auch mal quer eingeklemmt sein können, müssen sie im offenen und geschlossenen Zustand einer festgelegten Mindestbelastung standhalten. 20 kN entsprechen 2000 kg.
Karabinertyp | Bezeichnung laut EN 12275 |
Längs-Belastung | Quer-Belastung | Offen-Belastung |
---|---|---|---|---|
Normalkarabiner | Typ B | 20 | 7 | 7 |
Normalkarabiner ohne Querbelastung | Typ D | 20 | k.A. | 7 |
HMS-Karabiner | Typ H | 22 | 7 | 6 |
Klettersteigkarabiner | Typ K | 25 | 7 | 8 |
Maillon Rapide | Typ Q | 20 | 10 | k.A. |
Ovaler Karabiner | Typ X | 20 | 7 | 5 |
Ein Kilo-Newton entspricht tausend Newton. Ein Newton entspricht 0,1 kg. Somit ist die Bruchlast von 1 kN = 100kg. Laut der Euronorm müssen Karabiner mindestens 20kN Bruchlast in der Längsbelastung aufweisen – das bedeutet sie halten mindestens 2000kg. In der Querbelastung halten sie mindestens 7kN, also mindestens 700kg.
Welchen Karabiner zum Sichern?
Wenn Du mit einem Sicherungsgerät sicherst, dann muss dieses mit einem verriegelbaren Karabiner am Klettergurt fixiert werden. Sehr beliebt sind HMS Karabiner (Schrauber, Ball-Lock, Tri-Lock, Safe-Lock), die Du auch zum Anseilen nutzen kannst. In vielen Kletterhallen sind an den fixen Toprope Kletterseilen bereits Karabiner, mit denen Du Dich anseilen kannst. Wenn Du draußen kletterst, oder im Vorstieg kletterst, dann verwendet der Kletterer einen Achterknoten, um das Seil mit dem Klettergurt zu verbinden. Vor allem für Anfängerkurse werden (mehrere) verriegelbare Karabiner in Verbindung mit Toprope Seilen eingesetzt.
- HMS Karabiner: HMS ist eine Abkürzung und bedeutet Halbmastwurf Sicherung. Damit wird eine Seilsicherungstechnik bezeichnet, bei der kein Sicherungsgerät, sondern nur der HMS-Karabiner und das Seil verwendet werden. HMS-Karabiner sind der Klassiker unter den Karabinern. Die Sicherung gegen unerwünschte Öffnung erfolgt durch ein Schraubgewinde oder andere Verschlussysteme. Der HMS Karabiner hat dabei meist eine Birnenform, sodass das Seil am Bogen des Karabiners gut Platz hat, um zu laufen.
- Verschlusskarabiner: Ein Verschlusskarabiner lässt sich mit einem Verschlusssystem verriegeln. So kann der Schnapper, also der Teil des Karabiners, der sich öffnen lässt, nicht mehr aufgehen. Es gibt unterschiedliche Verschlusssysteme. Einen verriegelbaren Karabiner brauchst Du zum Beispiel für das Fixieren Deines Sicherungsgerätes am Klettergurt oder für das Anseilen.
- Normalkarabiner (Typ B;): Normalkarabiner haben in der Regel kein besonderes Verschlusssystem und kommen insbesondere in Expressschlingen zum Einsatz. Oft wird der seilführende (!) Karabiner mit kleinen Gummifixierungen an der Schlinge befestigt, um eine Querbelastung zu verhindern.
- Klettersteigkarabiner (Typ K): Sie sind mit speziellen Verschlusssystemen versehen, die das Umhängen erleichtern. Genügen die Klettersteigkarabiner auch der UIAA-Norm, müssen sie auch eine Belastung von 8 kN über eine genormte Kante aushalten. Ihr Einsatzbereich ist ausschließlich in Klettersteigen. Bei den Verschlüssen haben sich insbesondre zwei Modelle durchgesetzt: die Griffsicherung/Handballensicherung (z.B. Attack; Eashook) und die Daumensicherung (Jet-Lock).
- Maillon Rapide/Schraubglied (Typ Q): Schraubglieder kennt man natürlich aus Kletterhallen. Teilweise liest man auch den französischen Namen Maillon Rapide, was übersetzt so viel heißt wie "schnelles Kettenglied". Auch am Fels können Schraubglieder eine große Hilfe sein. Dort werden sie oft zum behelfsmäßigen Umbauen oder zum Rückzug verwendet. Dabei kann das kleine Schraubglied im Rucksack gute Dienste leisten, denn bei einem Rückzug muss man keinen Karabiner zurücklassen. Wichtig: Auf den Schraubgliedern muss eine EN- bzw. CE-Norm eingraviert sein. Ist das nicht der Fall, ist Vorsicht geboten.
- Ovalkarabiner (Typ X): Baubedingt hat der Ovalkarabiner geringere Anforderungen als andere Karabiner, da die Belastung weiter vom Karabinerschenkel entfernt liegt. So ergibt sich ein längerer Hebel - und eine geringere Bruchlast. Ovale Karabiner werden häufig in Bigwalls eingesetzt; sie verkanten am Haken nicht so leicht wie andere Karabiner.
- Sicherungskarabiner: Die Grundform von Sicherungskarabinern ist von HMS-Karabinern abgeleitet. Aber um Querbelastung zu verhindern, werden heute spezielle Karabinerformen oder bestimmte Fixierungen verwendet, etwa ein Drahtschnapper an der schmalen Seite, Gridlock-System, Arretierungen aus Kunststoff, 3-D-Karabiner.
- Materialkarabiner (keine Normierung): Diese Karabiner sollten nie, aber auch wirklich nie, zur Sicherung verwendet werden. An ihnen kann allenfalls das Chalkbag oder der Autoschlüssel befestigt werden. Man erkennt Materialkarabiner an der fehlenden Normierung (EN/CE).
Wichtiges zum Thema Karabiner:
- Der Partnercheck ist immer notwendig. Bei jedem Mal klettern. Karabiner und vor allem deren Verschlüsse werden dabei nicht nur optisch geprüft. Die Schnapper müssen auch gedrückt werden.
- Wenn ein neuer Karabiner gekauft wird, liegt eine Gebrauchsanleitung bei. Diese bitte immer lesen!
- Auch Karabiner brauchen Pflege. Manchmal hilft ein kleiner Tropfen Öl an den richtigen Stellen.
- Wenn Du Fehlanwendungen bei anderen Kletterern seht: weise sie darauf hin und erkläre ihnen, was falsch läuft.
- Beim Eisklettern oder auf Hochtouren müssen die Karabiner mit Handschuhen bedient werden können. Auch eine gewisse Kälteresistenz des Verschlusses sollte man bedenken.