Bouldern hat in den letzten 10 Jahren unheimlich an Beliebtheit gewonnen, immer mehr Boulderhallen sprießen aus den Böden und locken Besucher jeden Alters und Geschlechts an. Was den Reiz an der Sportart für viele ausmacht und welche Auswirkungen die Corona-Pandemie auf die Boulder-Community hat, zeigen die Ergebnisse dieser Umfrage.
Die überwiegende Mehrheit der Umfrageteilnehmer*innen (66%) geht sowohl bouldern als auch klettern. 32% gaben an, dass sie ausschließlich bouldern.

Bezogen auf ihre Erfahrung gaben knapp ein Drittel (32%) der Teilnehmer*innen an, seit mehr als fünf Jahren zu bouldern. Unter ihnen befanden sich hauptsächlich Sportler*innen, die zuvor angaben, neben dem Bouldern auch seilklettern zu gehen.

Vor allem die Erfahreneren gaben an „mehrmals pro Woche“ bouldern zu gehen, also die bereits seit 2 bis 4 Jahren oder über 5 Jahre bouldern. 

Freunde motivieren zum Bouldern


Auf die Frage, wie sie zum Bouldern gekommen sind, antworteten knapp 52% der Befragten, dass sie über Freund*innen zum ersten Mal mit der Sportart in Kontakt kamen. Auch der Faktor Neugierde und der Wunsch, eine neue Sportart auszuprobieren, hat viele Teilnehmer*innen dazu bewegt, mit dem Bouldern anzufangen.

Dass Bouldern auch aus gesundheitlicher Perspektive reizvoll ist, empfanden knapp 12% der Befragten, darunter vor allem die Altersgruppe zwischen 36 und 45 Jahren.

Fortschritte machen sich schnell bemerkbar


Unter den Teilnehmer*innen, die angaben, „schnell“ oder „sehr schnell“ Fortschritte beim Bouldern zu bemerken, war den Anteil der Männer in den Altersgruppen 18-25 sowie 26-35 am höchsten. Bei den Frauen haben vermehrt die 18- bis 25-Jährigen „sehr schnell“ Fortschritte beim Bouldern bemerkt.

Knapp 9% haben dagegen nur „langsam“ oder „sehr langsam“ Fortschritte verzeichnen können, darunter hauptsächlich Frauen sowie geschlechtsunabhängig die Altersgruppe von 46 bis 55 Jahren.

Über 50% gehen mind. genauso oft in die Boulderhalle wie früher


Rund 43% der Befragten gaben an seit den Corona-bedingten Einschränkungen noch genauso regelmäßig bouldern wie vor dem Ausbruch der Pandemie.


Knapp 9% gaben an, häufiger Kletter- & Boulderhallen zu besuchen, davon stellen die 18- bis 25-Jährigen den größten Anteil gefolgt von den 26- bis 35-Jährigen. Mit zunehmendem Alter schwindet auch der Anteil derer, die häufiger als vor Corona die Boulderhalle besuchen. Geschlechtsspezifische Unterschiede gab es auch hier keine.


Fast die Hälfte der Umfrageteilnehmer*innen gaben geschlechtsunabhängig an, seit Corona weniger oft Boulderhallen zu besuchen. Die Altersgruppe 36-45 zeigte sich bei dieser Frage am vorsichtigsten.

Regularien & gesundheitliche Bedenken schrecken ab


Abgesehen von der Tatsache, dass die Kletter- & Boulderhallen über mehrere Wochen schließen mussten und in dieser Zeit kein Besuch möglich war, gibt ein Viertel der Boulder*innen, die seit Corona weniger oft in die Halle gehen, „gesundheitliche Bedenken“ als einen der Hauptgründe für ihre Entscheidung an. Auch spielen zeitliche Engpässe und fehlende Lust bei knapp 30% der Befragten eine Rolle. Dabei waren jeweils keine nennenswerten geschlechtsspezifischen Unterschiede zu erkennen.

16% gaben zudem an, lieber eine andere Sportart zu betreiben – hier hatte die 46- bis 55-Jährigen innerhalb der eigenen Altersgruppe einen deutlich größeren Anteil (14,7%) im Vergleich zu den drei jüngeren Altersgruppen (2 bis 4,1%).

Bouldern am Fels ist seit Corona attraktiver


34% der Umfrage-Teilnehmer*innen gaben geschlechtsunabhängig an, dass sie seit der Corona-Pandemie mehr an den Fels gehen im Vergleich zu früher. Im Hinblick auf die Altersgruppe haben durchschnittlich vor allem die 18- bis 25-Jährigen häufiger am Fels gebouldert.

Grundsätzlich zeigte sich in den Ergebnissen, dass die Corona-Pandemie dazu geführt hat, dass vor allem Boulderer, die zuvor nie oder nur sehr selten in der Natur boulderten, häufiger bzw. überhaupt an den Felsen gehen im Vergleich zu früher.

Radfahren, Wandern und Laufen als beliebteste Alternativen seit Corona


Seit Corona werden alternative Sportarten zum Bouldern beliebter. In der Zeit als Bouldern in Hallen entweder noch gar nicht möglich war oder nur unter strengen Hygiene- und Einlassregelungen haben über die Hälfte der Befragten abgegeben, dass sie vermehrt andere Sportarten betreiben und zwar geschlechtsunabhängig. Auch bezüglich der Altersgruppe lassen sich keine eindeutigen Tendenzen erkennen.


Bezogen auf die Sportarten haben Fahrradfahren (MTB & Rennrad), Wandern sowie Laufen bzw. Trailrunning geschlechterunabhängig stark an Beliebtheit gewonnen. Über 40% der Boulder*innen gaben jeweils an, diese Sportarten seit Corona vermehrt zu betreiben.

Auch die Sportarten Yoga und Fitness haben verstärkt Zuwachs aus der Boulder-Community erhalten. Auffällig bei Yoga war, dass diese Sportart von doppelt so vielen Frauen wie Männern genannt wurde. Außerdem zeigen die Ergebnisse, dass vor allem die beiden jüngeren Altersgruppe 18-25 sowie 26-35 seit Corona vermehrt zur Yogamatte greifen.


 

Bouldern als beliebte Flirt-Gelegenheit bei Männern


30% der Befragten gaben an, dass sich bei ihnen „ständig“ oder „manchmal“ Flirts beim Bouldern ergeben. Hier stellen vor allem Männer der Altersgruppe 26-35 den größten Anteil dar. Für Frauen ist der Dating- & Flirtaspekt beim Bouldern – unabhängig von der Altersgruppe betrachtet – durchschnittlich irrelevanter.

Für knapp 35% ist es „wichtig“ bis „sehr wichtig“, dass der Partner ebenfalls gern bouldert und beide damit ein gemeinsames Hobby haben. Dabei gaben über 50% mehr Frauen als Männer an, es als „sehr wichtig“ zu empfinden, dass ihr Partner dieses Hobby mit ihnen teilt.

Im Hinblick auf das Alter der Teilnehmer*innen legen vor allem die jüngste Altersgruppe von 18 bis 25 Jahren wert auf das gemeinsame Hobby Bouldern. Mit steigendem Alter wird dieser Aspekt zunehmend weniger relevant.

Erfolgreiche Partnersuche beim Bouldern


Rund 11% der Befragten haben ihren Partner beim Bouldern kennengelernt. Spitzenreiter dieser Gruppe sind Frauen zwischen 18 und 25 Jahren, gefolgt von Frauen zwischen 26 und 35 Jahren.


Den dritten Platz teilen sich die Männer aus den Altersgruppen 26-35 und 46-55.

Bouldern kräftigt und entspannt zugleich


Neben den sozialen Reizen hat Bouldern auch auf die Gesundheit positive Auswirkungen. So haben sich Kraft, Koordination und Körperhaltung bei der überwiegenden Mehrheit der Umfrage-Teilnehmer*innen durch das Bouldern verbessert. Zudem haben knapp 42% angegeben, dass Bouldern zu ihrer Entspannung beigeträgt und 28% stellen eine verbesserte Konzentrationsfähigkeit bei sich fest. Bei allen Antworten gab es keine nennenswerten geschlechts- oder altersspezifischen Unterschiede.

Dass Bouldern ein körperlich anspruchsvoller und herausfordernder Sport ist, wissen 72% der Teilnehmer*innen zu schätzen. Ihnen ist der Fitnessaspekt beim Bouldern „wichtig“ oder sogar „sehr wichtig“. Zudem zeigte sich, dass dieser Aspekt Frauen zwischen 46 und 55 Jahren deutlich wichtiger als den Männern derselben Altersgruppe ist.

Mehr Boulder-Training zu Hause seit Corona


55% der befragten Boulder*innen trainieren seit der Corona Pandemie mehr zu Hause als davor. Hier taten sich vor allem die jüngeren Altersgruppen der Männer von 18 bis 25 sowie 26 bis 35 Jahren hervor. Gleiches gilt für Frauen, wobei hier die Altersgruppe 46 bis 55 Jahre angibt, mehr zu Hause zu trainieren als ihr männlicher Gegenpart.

Über die Hälfte der Befragten (56%) gaben an, dass sie ergänzend zum Bouldern in der Halle oder am Fels zu Hause mit Trainingsgeräten arbeiten. Hier stellen Männer im Alter von 26 bis 35 Jahren die Spitzenreiter dar. Frauen nutzen zu Hause im Durchschnitt über alle Altersgruppen hinweg seltener Trainingsgeräte als Männer.

Griffbrett & Yogamatte als beliebteste Trainingsgeräte


Bezogen auf die einzelnen Geräte sind alters- und geschlechtsunabhängig Griffbrett (69%) und Yogamatte (62%) die beliebtesten Trainingsgeräte für zu Hause. Bei den Yogamatten stellen Frauen einen mehr als doppelt so großen Anteil im Vergleich zu den Männern dar (29% vs. 12%). Eine umgekehrte Tendenz zeigt sich beim Griffbrett: Männer 77% vs. Frauen 56%.

Ausgleichstraining bei Männern von 46 bis 55 Jahren beliebt


37% der Befragten betreiben regelmäßig Ausgleichtraining – darunter vor allem Männer der Altersgruppe 46 bis 55 Jahre.

Bei den Frauen geben die Altersgruppen 36 bis 45 sowie 46 bis 55 Jahre an, regelmäßig Ausgleichstraining zu betreiben. Besonders junge Frauen zwischen 18 und 25 wünschen sich, mehr in diesem Bereich zu tun.

Vertical Life als beliebteste App


32% der Teilnehmer*innen gaben an Boulder-/Kletter-Apps zu nutzen, darunter 39% mehr Männer als Frauen (30% vs 69%). Bezogen auf die Altersgruppen waren keine nennenswerten Unterschiede festzustellen.


Als beliebteste App war Vertical Life mit 60% alters- und geschlechtsunabhängiger Favorit. Crimpd ist bei Männern sowie generell bei den drei jüngeren Altergruppen von 18-45 beliebt.


Die Apps Beastmaker und My Climb waren vor allem bei Frauen beliebt. Beastmaker wurde zudem häufig von der Altersgruppe 46 bis 55 Jahre genannt.

Sowohl Moon Climbing als auch 27 Crags sind hauptsächlich bei den jüngeren Altersgruppen von 18 bis 25 sowie 26 bis 35 Jahren beliebt.

Männer zw. 26 und 35 Jahren geben am meisten Geld für Besuche in Boulderhallen aus


42% der Befragten gaben an, dass sie für Besuche in Boulderhallen 300 bis 600 Euro im Jahr ausgeben. 11% geben über 600 Euro aus.


Bei den Männern greifen die 26- bis 35-Jährigen am tiefsten in die Tasche. Bei den Frauen gibt die Altersgruppe von 46 bis 55 Jahren im Durchschnitt am meisten Geld für jährliche Hallenbesuche aus.

Männer geben mehr Geld für Boulder-Equipment aus als Frauen


Bei der Frage zu den jährlichen Ausgaben rund um Boulderausrüstung und Schuhe geben Männer im Schnitt mehr Geld aus als Frauen.


Nimmt man die Altersgruppe unter die Lupe, gaben sowohl bei den Männern als auch bei den Frauen vor allem die 46- bis 55-Jährigen an, über 600 Euro jährlich in Boulder-Equipment zu investieren.

La Sportiva, Edelrid & Black Diamond als beliebteste Bouldermarken


Die überwiegende Mehrheit (80%) der befragten Boulder*innen legt keinen expliziten Wert darauf, besondere Boulder-/Klettermarken zu besitzen. Unter den 20%, die Wert auf spezielle Marken legen, zeigen sich Männer markenbewusster - vor allem die 46- bis 55-Jährigen. Ein ähnliches aber im Verhältnis zur männlichen Altersgruppe dennoch geringeres Markenbewusstsein zeigt sich bei den 46- bis 55-jährigen Frauen.


Vor allem die 26- bis 35-Jährigen geben geschlechterübergreifend an, dass es ihnen nicht wichtig sei, spezielle Marken zu tragen.


La Sportiva (66%), Edelrid (59%) und Black Diamond (58%) positionieren sich altersunabhängig unter die Top 3 der verbreitetsten Marken. Edelrid und La Sportiva weisen keine nennenswerte geschlechtsspezifische Tendenz auf. Dagegen zeigten die Ergebnisse der Umfrage, dass Black Diamond stärker bei Männern verbreitet ist.


Vor allem Wild Country und Chillaz sind bei den 36- bis 45-Jährigen sowie bei den 46- bis 55-Jährigen vermehrt vertreten. Weniger vertreten sind bei den 18 bis 25-Jährigen die Marken abk, Chillaz, Prana, Wild Country und E9.

Untersuchungsgegenstand: Die Boulderumfrage richtet sich an die gesamte Boulder-Community – unabhängig von Geschlecht, Alter und Boulder-Niveau. Ermittelt wird, welche Aspekte die Sportart so attraktiv machen, welche körperlichen und sozialen Komponenten Boulder*innen daran zu schätzen wissen, ob das Aufkommen des Corona-Virus etwas an Hallenbesuchen und Training geändert hat und wenn ja, was.


Befragungsmethode: Online-Umfrage


Befragungszeitraum: 17.07.2020-13.08.2020


Verwendung der Studienergebnisse: Alle Ergebnisse und Grafiken der Umfrage können kostenfrei genutzt werden. Bei Verwendung ist Bergzeit als Urheber kenntlich zu machen.


Stichprobe: Befragt wurden 1364 Umfrageteilnehmer beider Geschlechter aus Deutschland, Österreich und der Schweiz. Die Geschlechter unterteilten sich in 56% männlich und 44% weiblich. Die Teilnehmer wurden in sieben Altersgruppe eingeteilt:


  • unter 18
  • 18-25
  • 26-35
  • 36-45
  • 46-55
  • 56-65
  • über 65

Allerdings flossen die Ergebnisse der Altersgruppen „unter 18“, „56-65“ und „über 65“ aufgrund zu weniger Teilnehmer und damit mangelnder Vergleichbarkeit nicht in die Auswertung mit ein.