Rennrad-Regenjacken: Finde Dein Modell
Auf der Königsetappe des 97. Giro d'Italia 2014 über den Passo Gavia und das Stilfser Joch machten dem Peloton Regen- und Schneeschauer bei niedrigen Temperaturen zu schaffen. Am Stilfser Joch setzte Nairo Quintana eine umstrittene Attacke, wodurch er das Rosa Trikot übernahm und bis zum Ende verteidigte.
Vermutlich hat er sich 2014 im Vorfeld ein paar Gedanken zur Wahl einer minimalistischen Rennrad-Regenjacke gemacht, die nicht unwesentlich an seinem Erfolg (oder zumindest für den Komfort auf dem Weg dorthin) verantwortlich gewesen sein dürfte.
Auch wenn man nicht gerade im Rennmodus unterwegs ist macht es Sinn, sich ein paar Gedanken zur Wahl der passenden Rennradregenjacke machen. Mit unserer Kaufberatung wollen wir Euch ein paar Tipps geben, damit ihr garantiert das passende Modell findet!
Die Anfänge Mitte der Achtziger
Bereits 1985 machten sich drei radsportbegeisterte Ingenieure von W.L. Gore daran, eine radsportspezifische Regenjacke zu entwickeln. Die damaligen "Tüten" konnten unangenehmen Regenschauern kaum den Schrecken nehmen. Seitdem hat sich jedoch sehr viel getan!
Welche Regenjacke eignet sich zum Rennradfahren?
Bei ambitionierten Rennradfahrern gilt primär die Maxime: möglichst wenig Gewicht! Gerne werden im Laden mehrere Exemplare eines Jackentyps auf die Waage gelegt, um auch ja das eine Exemplar zu finden, das die entscheidenden drei Gramm leichter ist. Abgesehen vom Gewicht sollte auch auf die folgenden Details geachtet werden:
- Normalerweise reduziert sich mit einem geringeren Gewicht auch das Packmaß. Das ist von besonderem Interesse, um die verpackte Regenjacke auch noch in der Trikottasche unterzubringen.
- Ein enger Schnitt reduziert nerviges Geflatter und sorgt dafür, dass die aerodynamischen Vorteile des Renners nicht gänzlich verpuffen.
- An die gestreckte Sitzposition des Rennrads angepasster Schnitt: langer Rücken, kurze Front und lange Ärmel, die auch in der unteren Lenkerposition die Arme vollständig bedecken.
- Eng abschließende Armbündchen und ein gut geschnittener Kragen verhindern unangenehme Wassereinbrüche.
- Hohe Atmungsaktivität, die unter anderem auch durch atmungsaktive und/oder elastische Einsätze z.B. unter den Armen erreicht wird.
Muss eine Rennrad-Regenjacke hundertprozentig wasserdicht sein?
Grundsätzlich ist dies wünschenswert bzw. die logische Aufgabe einer Regenjacke. Doch je höher die Intensitäten auf dem Rennrad ausfallen, umso wichtiger werden andere Aspekte, wie zum Beispiel die Atmungsaktivität. Daher sollte vor dem Kauf einer Rennrad-Regenjacke klar sein, welchen Zweck die Jacke erfüllen soll.
- Für maximalen Wetterschutz wird die Wahl auf eine klassische Fahrradhardshell mit einer wasserdichten und atmungsaktiven Membran fallen - wie z.B. von Gore-Tex, Dermizax oder Sympatex. Allerdings muss hierbei mit reduzierter Atmungsaktivität und einem höheren Packmaß Vorlieb genommen werden. Dazu später mehr.
- Gerade bei kühleren Temperaturen - und wenn nur kurze Schauer erwartet werden - bieten sich Softshells an. Sie sind dank ihrer Imprägnierung meist wasserabweisend, gleichzeitig aber gut atmungsaktiv.
- Am weitesten verbreitet dürften leichte Windjacken sein, die durch ihre Imprägnierung wasserabweisend sind. Sie schützen bei hochalpinen Passabfahrten vor dem Auskühlen und stecken auch Schauer problemlos weg. Bei langen Ausfahrten oder Marathons sind sie gerne mit dabei und finden leicht in der Trikottasche Platz.
Welche Membran ist besonders wasserdicht oder atmungsaktiv?
Die verschiedenen Membrane versuchen den Spagat zwischen wasserdicht und atmungsaktiv zu vollbringen. Am besten dürfte dies Gore-Tex mit seiner Active-Membran gelingen - aber auch Dermizax, Sympatex und andere Membrane kommen zum Einsatz.
Pertex Shield und Polartec Neoshell sind atmungsaktivere und etwas weniger wetterfeste Alternativen dazu. Eigenmembrane verarbeiten unter anderem Endura (Exoshell) oder Vaude (Ceplex Active). Elastische Materialien und Einsätze sorgen zudem speziell auf dem Rennrad für einen hohen Tragekomfort.
Welche Ausstattung ist bei Rennrad-Regenjacken wichtig?
- Kapuzen sind bei der Gattung Rennradregenjacke eher selten. Dennoch gibt es auch hier Kapuzen, die über bzw. unter dem Helm getragen werden. Beide Varianten sollte man am besten beim Kauf mit dem eigenen Radhelm testen. Sie sollten das Blickfeld nicht zu stark einschränken.
- Bei den Ärmelabschlüssen wird oft auf elastische Bündchen gesetzt.
- Wenn Kordeln (Bund, Kapuze, …) angebracht sind, sollten diese einhändig bedienbar sein.
- Eine schnell erreichbare Rückentasche oder eine Eingriffsmöglichkeit auf die inneren Trikottaschen ermöglichen den schnellen Griff zum Energieriegel.
- Auf Packmaß und Gewicht achten - je niedriger, desto besser!
- Gerade auf der Straße hat der Faktor Sichtbarkeit einen massiven Einfluss auf die eigene Sicherheit! Reflektoren und leuchtende Farben erhöhen die Sichtbarkeit im Straßenverkehr deutlich.
- Ein Sonderfall sind wasserabweisende und transparente Jacken aus dem Profisport. So bleibt bei Rennen die am Trikot angeheftete Startnummer durch die Jacke hindurch erkennbar.
Wie sollte eine Regenjacke beim Rennradfahren sitzen?
Die Regenjacke sollte figurbetont, aber nicht einengend sitzen. Normalerweise kommt das Rennrad während der schneefreien Jahreszeit zum Einsatz. Somit hat man in der Regel weniger an und braucht damit auch weniger Platz für die Schichten darunter. Daher reicht es normalerweise, wenn unter einer Rennradjacke lediglich Platz für eine (wärmere) Schicht ist.
Das Einsatzprofil "Regen/Zusatzwärme im Sommer" kommt unserer Erfahrung nach beim Rennradjackenkauf deutlich häufiger vor als "Wetterschutz im Winter".
Tipp für winterfeste Rennradler: Bist Du auch zur kalten Jahreszeit unterwegs, solltest Du darauf achten, die Jacke ein wenig größer zu kaufen. Dann kannst Du eine wärmende Zwischenschicht darunter ziehen.