Der April 2021 ist nicht nur der kälteste seit 20 Jahren, sondern auch mit für die letzten Jahre untypisch großen Schneemengen. Den knöchelhohen Adidas Terrex Skychaser in seinem natürlichen Habitat, nämlich in Baumgrenzennähe oder drüber auszutesten, fällt flach. Zum Glück gibt’s im Münchner Umland genug schneefreien Wald mit Wurzelpfaden, wilden Trails und Böschungen – und auch dort fühlt sich der Adidas Terrex Skychaser zuhause: überall, bloß nicht in der verregneten Stadt, wenn es nach mir und meinem Test-Schuh geht.
Anne Schellenberger
Der Skychaser und ich
Dass der Winter 2021 so lange dauert, widerstrebt mir nicht nur für den Skychaser-Test: Ich fahre gern Ski, aber jetzt reicht’s. Ich will wieder zu Fuß ohne Grödel auf die Berge, lieber in der Softshell- als der Primaloft-Jacke, lieber mit Sonne als im Schneeregen. Logo, von meinem Wohnort München aus grase ich mit notorischer Gelassenheit jedes Jahr wieder alle Berge in nächster Umgebung, Ammergauer, Bayerische Voralpen, Chiemgau, Karwendel und Berchtesgadener, ab – auch wenn mir sonst natürlich die einsamen Pfade irgendwo im hinterletzten Tal in Österreich, wo man dann nach Kraxeln und anspruchsvollem Aufstieg zu zweit am Gipfel steht, lieber sind. Aber besonders auf den schnellen Touren fast vor der Haustür mit ihren gut ausgetretenen Wegen und bereits bekannten Pfaden könnte sich der neue Adidas Terrex Skychaser zu einem treuen Begleiter entwickeln.
Corinna Trube
Adidas und seine drei Streifen kennt jeder. Für mich ist der Test jedoch das erste Mal mit einem Schuh aus der Outdoor-Linie der Herzogenauracher. Dass der Adidas Terrex Skychaser eine Boost-Sohle hat, macht mich neugierig – meine Adidas Sneaker sind eher „Originals“, ohne Boost. Also los geht’s – ab in den Schuh und federleicht ins schneefreie Gelände!
Adidas Terrex Skychaser Test: Die Basics
Am wichtigsten bei einem Schuh: Passt er? Für alle, die wie ich seit Jahren die gleiche Größe bei Adidas-Schuh-Modellen haben, habe ich hier gute Nachrichten: Wie angegossen sitzt der Wanderschuh aus der Terrex-Linie, die eigene Größe bei Sneakern lässt sich exakt auf den Skychaser übertragen. Die Schnürung ist innovativ: Weiter unten und breiter angesetzt, sitzt der Vorderfuß ungewohnt sehr stabil, aber auch sehr angenehm in dem nur knöchelhohen Schuh.
Dann fällt mir auf: der Boost. Die Sohle ist dick und ordentlich gedämpft – so ordentlich, dass ich mir regelmäßig in den Kopf rufen muss, die Füße mehr als sonst zu heben, weil die Ferse sonst am Boden schleift. Wer Hoka OneOne-Schuhe hat, kennt diese Anfangsschwierigkeit vielleicht noch. Fest steht: Im Gegensatz zu meinen Lowa-Wanderstiefeln fühlt sich der Terrex Skychaser sehr leicht, aber dennoch stabil genug für Bergabenteuer an: Kein Wunder, denn mit nur 320 Gramm pro Schuh ist der Skychaser fast ein Fliegengewicht.
Der Wanderschuh Skychaser im Wurzel- und Wassertest
Irgendwo Richtung Chiemgau wird der Adidas Terrex Skychaser schließlich einem ersten Härtetest unterzogen: Wie wasserdicht ist er? Ich stelle mich komplett in einen Bach – und komme trockenen Fußes wieder heraus. Die Gore-Tex-Membran hält, was sie verspricht, und dank der durchgehenden Zunge und der festen Schnürung wüsste ich nicht einmal, dass ich in einem Bach stehe – wenn ich nicht das Wasser um den Schuh herum sehen würde.
Anne Schellenberger
Anne Schellenberger
Wo Wasser ist, ist auch immer, genau: Matsch. Perfekt um den Grip der Continental-Gummisohle zu testen, am besten auf einem Anstieg mit glitschigen Wurzeln. Dass ich ohne auch nur einmal zu rutschen, die steile Hangkante erreiche, wundert sogar mich: Und das alles mit einem nur knöchelhohen Schuh!
Und der Boost? Schon klar, ich war keine acht Stunden im Karwendel-Gebirge unterwegs mit dem Skychaser, aber ich glaube, dass das auf gut ausgebauten Wegen locker gehen würde: Meine Beine fühlen sich nämlich nach mehreren Stunden über Stock und Stein, im Bach und Matsch nicht einmal ansatzweise müde.
Ein weiterer Vorteil des Adidas Terrex Skychasers liegt auf der Hand: Im Gegensatz zu meinen Bergstiefeln, kann ich damit Autofahren. Leicht und in normaler Passform, trotzdem stabil und so entwickelt, dass man nicht in die Gefahr von Schweißfüßen in Bergsocken kommt, komme ich ohne Schuhwechsel heim.
Corinna Trube
Corinna Trube
Da fühlt sich der Adidas Terrex Skychaser besonders wohl
Nach dem Flachland-Wasser-und-Wurzel-Test und meiner Bergerfahrung traue ich mir ein Urteil zu: Das Einsatzgebiet des knöchelhohen Adidas Terrex ist groß. Besonders geeignet ist er für die flinke Tour vor oder nach der Arbeit oder für eine Wanderung, die eher auf breiten Wegen als über steinige Steige führt – für mich zumindest, weil ich mich (und meine Knöchel) in felsigem Steilgelände eher auf Wanderstiefel, die über die Knöchel reichen, verlasse. Beim richtigen Bergsteigen werde ich also weiterhin auf meine Lowa-Wanderstiefel schwören. Allerdings sehe ich mich vor allem die Münchner Hausberge, deren An- und Abstiege ich meistens eh schon kenne, im Sommer 2021 mit dem Extra-Boost erklimmen.
Corinna Trube
Der Schuh ist leicht und gleichzeitig überraschend stabil. Der Adidas Terrex Skycaser hat eine sehr flexible Sohle, die auf normalen Wegen und schmalen Steigen gleichermaßen genügend Grip bietet. Überzeugt haben mich außerdem die innovative Schnürung, die den Vorderfuß vor allem bei Abstiegen schonen dürfte und die ein Rumrutschen im Schuh verhindert. Außerdem bin ich, jemand, der Wasser in Bächen nachfüllt, großer Fan der absolut dichten Gore-Tex-Membran. Einzig an die Dicke der Boost-Sohle muss man sich vielleicht ein wenig gewöhnen – aber das dauert erstens nicht lang und zweitens ist der Boost das wert. Was will man also mehr für die nächste Bergtour? Im Fall des Skychasers: wenig mehr, außer vielleicht viel weniger Schnee als Mitte April 2021.
Corinna Trube
Corinna Trube