Inhalt
- Erster Eindruck des Arc'teryx Norvan VT
- Passform des Trailrunningschuhs
- Konstruktion des Trailrunningschuhs
- Testgelände und Testeindruck
- Trainingsschuh statt Wettkampfrakete?
- Schnürung und Tritt des Norvan VT
- Trailrunningschuh mit präzisem Tritt
- Mein Fazit zum Arc'teryx Norvan VT
- Fakten zum Arc'teryx Norvan VT
Im Sommer 2017 fiel bei Arc’teryx der Startschuss im Bereich Norvan VT GTX wurden zwei Modelle geboren, die speziell für den Wechsel vom Trail in alpines und unwegsames Gelände konzipiert wurden. Ich hatte die Möglichkeit, den Norvan VT ausgiebig zu testen.
Erster Eindruck des Arc’teryx Norvan VT
Die wohl auffälligsten Merkmale des Arc’teryx Norvan VT sind zum einen seine Adaptive-Fit-Technologie, die den Fuß wie ein Socke am Knöchel umschließt und somit das Eindringen von kleinen Steinchen und Schmutz verhindert. Zum anderen hat Arc’teryx dem Schuh ein durchdachtes Schnürsystem verpasst, das Arc’teryx-intern unter dem Namen „360°-Support System“ firmiert.
Damit kann man den Schuh in Windeseile vom gemütlichen Laufmodus in einen präzisen Kletter-Modus umstellen. Um das zu bewerkstelligen, muss man nur den Schnürsenkel im Vorfußbereich nach innen ziehen und mit einem kleinen Häkchen befestigen. Dadurch wird das Volumen im Vorfußbereich deutlich verringert, was einen direkteren Tritt ermöglicht und mehr Sicherheit auf felsigem, schwierigem Gelände gewährleistet.
Für die nötige Bodenhaftung beim Trailrunning sorgt eine griffige und robuste Vibram-Sohle mit unterschiedlichen Gummimischungen. Sie ist gut, aber nicht zu stark profiliert, was sie auf den ersten Blick zu einem angenehmen Allrounder macht. Rein optisch ist der Schuh, wie von Arc’teryx nicht anders zu erwarten, schlicht-elegant einfarbig gehalten. Kein übertriebener Schnickschnack also, dafür aber satte Farben!
Passform des Trailrunningschuhs
Beim ersten Reinschlüpfen macht der Schuh einen sehr bequemen Eindruck. Die Größe fällt normal aus – und auch das Fußbett fühlt sich komfortabel an. Im Zehenbereich könnte für meinen Geschmack etwas mehr Luft sein. denn hier ist die Form etwas schmal gehalten. Mein Fuß ist im Mittelfußbereich aber generell schlank und braucht nach vorne hin etwas mehr Raum.
Ich denke, dass die Form für viele Träger trotzdem ausreichend geräumig ist. Im Mittelfuß sitzt der Schuh perfekt und auch die Ferse wird stabil und in angenehmer Höhe umschlossen – der Schuh drückt jedenfalls nicht auf die sowieso schon stark beanspruchte Achillessehne. Durch die stabile und direkte Schnürung kann die Passform einfach nachjustiert werden.
Konstruktion des Trailrunningschuhs
Der gesamte Aufbau des Schuhs ist im Vergleich zu vielen anderen meiner Laufschuhe recht massiv. Sprich, der Norvan VT ist nicht gerade ein Fliegengewicht unter den Trailrunningschuhen. Hier blickt eindeutig der „alpine Charakter“ des Norvan VT durch. Was obendrein durch sein robustes Außenmaterial und den stark ausgeprägten Zehenschutz unterstrichen wird.
Zur Belüftung dienen relativ kleine Mesheinsätze – wie auf den Bildern gut erkennbar. Die Sohle macht mit ihrem groben, aber nicht zu dominanten 3,5 Millimeter Stollenprofil und den griffigen Materialmischungen einen stabilen und vielversprechenden ersten Eindruck. Und auch an Dämpfung der Laufschuhe fehlt es nicht – genauso wenig wie an Sprengung: 9 Millimeter. Das erachte ich bei einem Laufschuh persönlich als ziemlich viel. Aber wir werden ja noch sehen, wie flexibel und direkt das Laufgefühl in der Praxis ist!
Testgelände und Testeindruck
Der Norvan VT durfte sein Können auf so gut wie jedem Untergrund und den verschiedensten Streckenprofilen unter Beweis stellen. Egal ob auf langen, trockenen Forstwegen, über Schneefelder mit Matscheinlagen und weichen Waldböden, knüppelharten Fels- & Gerölltrails, auf der Langstrecke sowie bei knackigen, kurzen Trainingsläufen …
Ein Trailrunning-Schuh muss viele Anforderungen meistern. Die Erwartungen sind bei einer erstklassigen Marke wie Arc’teryx auch nicht gerade gering! Fangen wir also bei moderaten Forstwegen mit einem abwechslungsreichen Höhenprofil an. Hier fällt die langstreckentaugliche Dämpfung positiv auf. Von Ermüdung ist hier so schnell keine Spur. Der Schuh sitzt gut am Fuß, ist aber durch die robuste Verarbeitung ungewohnt schwer und ein klein wenig klobig. Dadurch wird die Flexibilität etwas eingetrübt – was ich persönlich schade finde. Für Läuferinnen und Läufer, die gerne etwas mehr Schutz und Stabilität am Fuß haben wollen, sollte das jedoch ein deutliches Plus darstellen.
Trainingsschuh statt Wettkampfrakete?
Das Abrollverhalten sowie die Kraftrückgewinnung ist gut, aber etwas träge. Für einen gemütlichen, längeren Trainingslauf ist das perfekt – allerdings kann der Schuh seine Vorteile nicht unbedingt ausspielen, wenn’s Richtung Sprint bzw. schnellen Wettkampf geht.
Im nassen, rutschigen Gelände ist vor allem eines gefragt: guter Grip und ein intelligentes Stollenprofil. Auch beim Laufen auf nassen, verschlammten Trails hat sich der Norvan trotz des „human“ anmutenden Profils gut geschlagen. Das Profil beißt sich gut in weiche Untergründe und verschlammt durch die recht weiten Abstände der Stollen nicht.
Die unterschiedlichen Gummimischungen der Vibram-Sohle sorgen auf nassen Felsen und Felsplatten für ordentlich Grip. Man merkt schnell, dass der Schuh vor allem für den Einsatz im alpinen Gelände entwickelt wurde. Vor allem in Steilpassagen hat man durch den weichen Gummi am Vorfuß einen sehr stabilen Tritt.
Schnürung und Tritt des Norvan VT
Bei technischen Downhills kommt bei mir der Kletter-Modus zum Einsatz, also die „direktere“ Schnürung. Nachdem für mich der Schuh gefühlt – speziell im Zehenbereich – sowieso schon etwas enger ist als gewohnt, verzichte ich bergauf darauf und nutze ihn erst, um für’s schnelle Bergabhüpfen einen direkteren Tritt zu bekommen.
Der Unterschied bei der Passform, den man durch die festere Schnürung erhält, ist deutlich. War man bis jetzt der Meinung, schon sehr stabil im Schuh zu stehen, wird man überrascht sein, wie sich dieses Gefühl noch toppen lässt! Jetzt sitzt der Norvan wie ein weicher, an den Fuß angegossener Schuhpanzer. Speziell im Downhill ist das ziemlich cool!
Trailrunningschuh mit präzisem Tritt
Man hat im Arc’teryx Norvan VT einen extrem präzisen Tritt und durch das robuste Material den perfekten Schutz vor Steinen, Wurzeln und allerlei anderen „Gegnern“, die schmerzhaft werden können. Die Sohle lässt zudem kein unerwünschtes Stoßen oder Durchdrücken von unten zu. Allerdings spürt man durch die doch recht hohe Sprengung und die ausgeprägte Dämpfung auch nicht mehr viel vom Untergrund. So könnte man theoretisch ewig bergab laufen und Spaß daran haben!
Wenn – zumindest in meinem Fall – nicht der doch „leichte“ Platzmangel im Zehenbereich wäre, der sich nach ein paar Kilometern bemerkbar macht. Somit kommt der Norvan VT für mich rein von der Passform leider nur für kürzere Läufe in Frage – zumindest wenn diese viele Negativ-Höhenmeter haben. Schade eigentlich – denn aufgrund aller anderen Eigenschaften ist er für die Langstrecke prädestiniert. Wer also generell schmalere Vorfüße hat, könnte in ihm durchaus einen extrem robusten und zuverlässigen Ultratrail-Begleiter finden.
Als weiteren Pluspunkt würde ich gerne noch die sockenähnliche Konstruktion erwähnen. Diese umschließt den Fuß nicht nur sehr angenehm – sie reibt und drückt nicht. Zudem lässt sie weder Steinchen noch Schnee durch und kann einem, wenn’s nicht grad zu doll wird, auch mal den einen oder anderen Gamascheneinsatz ersparen.
Mein Fazit zum Arc’teryx Norvan VT
Der Arc’teryx Norvan VT schafft in meinen Augen einen guten Spagat zwischen Trailrunning- und Zustiegsschuh. Für einen leichten Laufschuh ist er mir zu schwer und massig. Wenn es allerdings ins alpine und technische Gelände geht, trumpft er mit seiner ultrarobusten Verarbeitung und einem guten Grip auf jedem Untergrund auf. Somit würde ich den Schuh generell eher für längere Läufe in moderatem Tempo wie für kurze, schnelle Einheiten empfehlen, bei denen man weiter oben in zügiges Gehen übergeht. Darüber hinaus eignet er sich für knackige Downhills, die komfortabel abgefedert werden.
Wie von Arc’teryx nicht anders zu erwarten, hält die Verarbeitung auch vielen intensiven Trainingseinheiten stand. Dieser Schuh wird selbst die rüpelhaftesten Läufer an ihre „Zerstörungsgrenzen“ bringen. Im alpinen Gelände fühlt sich der Norvan jedenfalls zuhause! Um bei mir persönlich im vorderen Feld der Trailschuh-Lieblinge mitspielen zu können, müsste er einfach leichter und flexibler in der Bewegung sein. Ich denke, dass vor allem die Hike & Fly-Gemeinde und Kletterer, die ihr Training vielleicht mal durch eine Laufeinheit erweitern wollen sowie Genuß-(Langstrecken)-Läufer, die gerne mal abseits befestigter Wege unterwegs sind, mit dem Modell sehr zufrieden sein werden.
Fakten zum Arc’teryx Norvan VT
- Vibram® Idrogrip am Vorfuß sorgt für eine besonders gut haftende „Kletterzone“
- das MegaGrip™-Gummiverbundmaterial von Vibram® am Rest der Sohle ist widerstandsfähig und rutschfest
- die Zwischensohle aus EVA/Polyolefin-Mischung bietet Stoßdämpfung und Vortrieb
- eine Filmbeschichtung aus leichtem, robustem TPU schützt Vorfuß, Ferse und besonders abriebgefährdete Bereiche
- die langlebige, vier Millimeter starke und vorgeformte OrthoLite™ 3D Einlegesohle bietet ausgezeichneten Komfort
- das innenliegende Stretchfutter schützt vor spitzem Geröll und sorgt für eine präzise Passform
Technische Daten zum Arc’teryx Norvan VT
- 3,5 Millimeter Stollenprofil
- 14 Millimeter Fersenabsenkung
- Schnürverschluss
- 560 Gramm (Paar, UK 5,5)
- Größen bei Damen von 36 – 42 2/3
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