Auch wenn ich gerne den ganzen Tag auf Ski verbringe, steht das Gewicht der Ausrüstung für mich nicht unbedingt an erster Stelle. Ideal ist ein guter Kompromiss aus Aufstiegs- und Abfahrtsperformance. Denn da kann man sich, nach einem langen und gern auch mal anspruchsvolleren Aufstieg, absolut auf die Belohnung durch eine kontrollierte Abfahrt freuen. Und genau das erwarte ich mir von meinem Test-Tourenski, dem Locator 96 von Armada.
Ich hoffe auf einen vielseitigen Allrounder, der stabil und laufruhig auf technischen und temporeichen Abfahrten funktioniert. Im Aufstieg soll er durch sein verhältnismäßig geringes Gewicht, effizient und einfach zu gehen sein. Genauso verlässlich soll er aber auch bei der Abfahrt herausforderndes Gelände mit zerfahrenen Hängen, Rinnen oder auch Steilpassagen meistern.
💡Die wichtigsten Produktmerkmale
- Allround-Tourenski mit unter 1.500 Gramm/Ski
- Tip-Rocker mit Carbon-verstärktem Holzkern
- Titanal-Dämpfer für erhöhte Kontrolle bei hoher Geschwindigkeit
Zur Marke Armada und ihrer Kollektion
Verglichen mit anderen namhaften Skiherstellern, ist die Geschichte von Armada eine vergleichsweise kurze. Doch auch wenn die ursprünglich kalifornische Brand erst knapp nach der Jahrtausendwende entstanden ist und 2002 ihre ersten Freerideski auf den Markt brachte: Die Marke ist aus dem heutigen „Ski-Zirkus“ nicht mehr wegzudenken.
Armada hat die neue Locator Serie in der Wintersaison 2022/23 erstmalig gelauncht und bringt damit eine breite Backcountry Tourenkollektion, die sowohl für Damen als auch Herren zu fahren ist, auf den Markt. Die Unisexmodelle unterscheiden sich zwar, je nach Länge, in der Taillierung und dem angegebenen Radius, jedoch nicht in den vom Hersteller empfohlenen Montagepunkten.
Durch Einflüsse der bekannten und bewährten „Tracer“- und „Zero“-Kollektion, eröffnet Armada mit der Locator-Serie eine komplett neue Produktrange. Sie wird 2022/23 in vier verschiedenen Mittelbreiten angeboten:
- 88 Millimeter
- 96 Millimeter, hier im Test
- 104 Millimeter
- 112 Millimeter
Produziert in Österreich, ist der Armada Locator 96 in fünf verschiedenen Größen zu erhalten und deckt somit ein sehr breites Nutzerspektrum ab: 157 Zentimeter, 164 Zentimeter, 171 Zentimeter, 178 Zentimeter und 185 Zentimeter Länge.
Bei der letzten, für diesen Test gewählten Länge, weist der Locator 96 eine Taillierung von 128-96-118 auf, die sich in einem 22 Meter Radius äußert. Hierbei ist zu beachten, dass sich die verschiedenen Längen sowohl in Taillierung, als auch Radius leicht unterscheiden. Denn umso kürzer der Ski, desto geringer auch der Radius und desto höher die Wendigkeit. Fährst Du einen längeren Ski, wirst Du durch die vergrößerte Auflagefläche nicht nur mehr Auftrieb im Tiefschnee, sondern auch verbesserte Laufruhe und Stabilität bei höheren Geschwindigkeiten erhalten.
Das Armada Test-Setup
Da ich knapp 1,90 Meter groß bin und über 80 Kilogramm wiege, habe ich mich im Rahmen dieses Tests für die längste Variante des Armada Locator 96 Tourenski entschieden. Mit 185 Zentimetern geht mir der Freetourer bis zur Stirn.
Um das Setup zu komplettieren, habe ich den Locator mit einer Marker Alpinist 10 inklusive Stopper getestet. Dazu habe ich das bereits auf den Ski zugeschnittene Tourenfell von Armada verwendet. Das wird mit der praktischen und festsitzenden I-Clip Befestigung ausgeliefert. Das ebenfalls in Österreich produzierte Mixed-Mohair-Fell vereint einige praktische Vorteile: Während die 70 Prozent Anteil natürlichen Mohairs für hohe Gleitfähigkeit und Griffigkeit sorgen, versprechen die 30 Prozent Nylon-Anteil eine lange Haltbarkeit des Fells.
Armada Locator 96 Tourenski: Konstruktion & Design
Den leichten aber dennoch stabilen Carbon-verstärkten Holzkern kann man durch Teile des transparenten Topsheets sehen. Zusammen mit den Titanaldämpfer unter der Bindung, schlägt das Gewicht von unter 1.500 Gramm pro Ski (bei 185 Zentimetern Länge) absolut in die Kerbe des angedachten Einsatzbereiches eines vielseitigen Backcountry Tourenski.
Während die hochwertige Seitenwangen-Konstruktion in der Abfahrt für viel Stabilität und Kontrolle sorgt, erwarte ich von dem sichtbar progressiven Shape vielseitige Einsatzmöglichkeiten und spielerisches Handling im Gelände.
Hinsichtlich des Designs kommt die komplette Serie meiner Einschätzung nach sehr schlicht und fein rüber. Optisch gefällt mir das cleane und pastellfarbene Äußere des Tourenskis sehr gut.
Michael Hirschmann
Michael Hirschmann
Marker Alpinist 10 Tourenbindung: Handling & Performance
Um das Setup zu komplettieren, habe ich den Locator mit einer Marker Alpinist 10 inklusive Stopper getestet. Diese Kombination hat für mich schon vor der ersten Skitour ein stimmiges Set ergeben, da der „Freetourer“ mit unter 1.500 Gramm und in Kombination mit der robusten und stabilen Pin-Bindung, ein leichtes und dennoch leistungsfähiges Setup ergeben hat.
Die Alpinist wiegt inkl. Stopper knapp 360 Gramm und der Z-Wert (4-10) ist vertikal und über den Hinterbacken einstellbar.
Bereits während der ersten Tests auf der Piste überzeugte mich die Marker Alpinist durch eine gute Abfahrtsperformance sofort. Hierbei kommt der Pin-Bindung das breite Bohrbild (38 Millimeter) und die tiefe Standhöhe definitiv zugute. Beide Faktoren zahlen positiv auf die Kraftübertragung der Bindung ein und sorgen für ein optimale Fahrgefühl bei hohen Geschwindigkeiten, oder auch kurzen kraftvollen Kantenwechseln.
Michael Hirschmann
Aus meiner Perspektive und nach den ersten Tests, bestätigt sich meine Erwartung. Mit der Alpinist hat Marker ein solide, leichte und preislich attraktive Pin-Bindung auf den Markt gebracht, die sowohl für den Toureneinsteiger, -aufsteiger, als auch Experten und Alpinisten gut funktioniert. Empfehlen würde ich die Bindung für ein maximales Fahrergewicht von 110 kg.
Jetzt aber zurück zum Locator 96 Freetourer von Armada.
Die ersten Tests auf der Piste
Aufgrund der aktuellen Schneelage konnte ich den Armada Locator 96 Tourenski in der Weihnachtszeit leider erstmal nur auf der Piste beziehungsweise im Skigebiet testen.
Die erste Ausfahrt auf der heimischen Kandahar Abfahrt und somit harten, teilweise sogar eisigen Kunstschneebedienungen, ist zwar nicht das natürliche Terrain eines Tourenskis, jedoch zeigt der Locator bereits hier einige Stärken. Der Ski ermöglicht mir bei höheren Geschwindigkeiten viel Kontrolle, Laufruhe und Stabilität auf der Kante.
Michael Hirschmann
In vermeintlich flacheren Abschnitten und mittelsteilem Gelände sind sportive Carving-Schwünge, nach kurzer „Driftphase“ über das Heck, kein Problem. Der ausgeprägte Rocker sorgt für eine einfache und kraftsparende Schwungeinleitung und schnelle Kantenwechsel.
Im steileren Gelände unterstützt mich die stabile Seitenwangenkonstruktion bei kontrollierten Kurzschwüngen und sorgt für viel Sicherheit und Vertrauen. Am warmen Nachmittag und bei nahezu frühlingshaften Bedienungen schluckt der Allrounder Buckel und zerfahrene Passagen problemlos und spielerisch. Und das sogar bei höherem Tempo.
Zweiter Test im Tiefschnee
Beim ersten Test im freien Gelände überzeugte mich der Armada Locator nach kurzer Eingewöhnung sehr. An diesem Tag habe ich zuvor einen recht klassischen und schweren Freerideski, der naturgemäß andere Stärken mit sich bringt, gefahren. Nach kurzer Umgewöhnung agiert der doch wesentlich leichtere Tourenski super stabil und laufruhig.
Bergzeit
In unverspurten Tiefschneepassagen tragen mich (90 Kilo inklusive Bekleidung und Ausrüstung) die 96 Millimeter Mittelbreite perfekt. Die Schaufel schwimmt kontrolliert oben auf und ist für mich jederzeit einfach zu steuern. Durch Verlagerung des Körperschwerpunktes nach vorne verhält sich der Locator, trotz seines 22 Meter großen Radius, in engen Passagen wendig.
Auch bei höheren Geschwindigkeiten und größeren Schwungradien behält der Ski jederzeit seine wertvolle Stabilität und Spurtreue bei.
Bedenken, dass die Schaufel durch die Gewichtsverlagerung absinkt und sich im Schnee verfängt, kannst Du verwerfen. Aus meiner Perspektive ist es bei diesem Modell wichtig, zentral auf dem Ski zu stehen. So kann ich ihn aktiv und mit leichtem Druck auf das Schienbein kontrollieren.
Lediglich in zerfahrenem Tiefschnee und auf unruhigem Untergrund merkt man dem Tourenallrounder sein verhältnismäßig leichtes Gewicht an und der Ski fordert seinen Fahrer.
Mein Fazit zum Armada Locator 96
Meine anfangs erwähnten Hoffnungen und Erwartungen an einen flexibel einsetzbaren Touren-Allrounder, der sowohl agil, als auch stabil und laufruhig im Gelände funktioniert, werden absolut erfüllt und bestätigt. Sowohl bei temporeichen Abfahrten, als auch in technisch anspruchsvollerem Terrain, bietet der Armada Locator 96 eine ernstzunehmende Option für alle, die Gefallen an dem schlichten und cleanen Design finden.
Wenn Du also auf der Suche nach einem vielseitigen, stabilen und trotzdem agilen Tourenallrounder bist, der Dir in anspruchsvollem Gelände und bei variierenden Bedingungen Sicherheit und Stabilität geben soll, hat Armada mit seinem Locator 96 einen passenden Ski für Dich gebaut.
Aus meiner Perspektive ist der Ski für sportive Tourengeher und Skifahrer zu empfehlen, da er sicherlich aktiv gefahren werden möchte, um seine volle Leistung abrufen zu können.
Je nachdem, welche Bindung man auf den Ski montiert, ist der Locator mit einer reinen Pin-Bindung – wie etwa im getesteten Setup mit der Marker Alpinst – ein leichter und vielseitiger Allrounder. Sowohl in langen Aufstiegen, als auch Abfahrten sorgt er für viel Spaß. In Kombination mit einer Hybridbindung, wie zum Beispiel der Armada Shift, wirst Du einen kraftvollen und stabilen Backcountry Ski auffinden, der Dir ausreichend Performance in der Abfahrt und sogar auf der Piste liefern wird.
Bergzeit
Ich persönlich freue mich nach diesem Test auf einen schneereichen Winter und weitere Touren mit dem Armada Locator 96 Tourenski. Er wird mich weiter zuverlässig in kniffligen Gelände- oder auch auf Genussskitouren begleiten.