Inhalt
- Benzinkocher vs. Multifuel- bzw. Mehrstoffkocher: Was ist der Unterschied?
- Anleitung: Soto-Benzinkocher anmachen und abdrehen
- Anleitung: Benzin- und Multifuel-Kocher anmachen
- Anleitung: Benzinkocher ausmachen
- Anleitung: Leere Brennstoffflasche wiederbefüllen
- Welches Benzin eignet sich zum Kochen?
- Wichtige Hinweise zur Sicherheit
- Vorheizen: So funktioniert ein Benzinkocher
- Fazit: Vor- und Nachteile des Kochens mit Benzin
Mit einem Gaskocher haben viele schon einmal hantiert – ob beim Zelten oder auf Trekkingtour. An Benzinkocher traut sich dagegen nicht jeder ran. Zu kompliziert erscheint dem einen die Handhabung, zu unsicher dem anderen der Brennstoff Benzin. Dabei ist es nur eine Frage des richtigen Umgangs mit dem Campingkocher, der natürlich geübt sein will. Einige neuere Benzinkocher-Modelle wie der Multibrennstoffkocher von Soto sind zudem deutlich unkomplizierter im Handling.
In diesem Beitrag zeigt Dir Till Gottbrath, ehemaliger Chefredakteur des Outdoor Magazins und mehrfacher Expeditionsteilnehmer, man einen klassischen Multifuel-Kocher gefahrlos mit Benzin bedient. Zudem erfährst Du, wie sich die innovativen Kocher des japanischen Herstellers Soto im Betrieb von den bewährten Modellen von Primus, MSR, Optimus und Co. unterscheiden.
- Ein Multifuel-Kocher funktioniert wie ein Benzinkocher mit den gängigsten Benzinarten und darüber hinaus mit weiteren Flüssigbrennstoffen wie Diesel, Kerosin und Petroleum.
- Verwende zum Kochen gereinigtes Benzin (Wasch- oder Reinbenzin) aus dem Baumarkt oder Outdoorladen.
- Damit der flüssige Brennstoff verdampft, musst Du Deinen Benzinkocher zunächst vorheizen. Das Vorheizen entfällt bei den Soto-Kochern.
- Das Anzünden eines Benzinkochers erfordert etwas Geduld und Übung. Lies vorher die Bedienungsanleitung und dann heißt es üben, üben, üben. Und zwar bevor Du aufbrichst…
Benzinkocher vs. Multifuel- bzw. Mehrstoffkocher: Was ist der Unterschied?
Ein Multifuel-Kocher bzw. Mehrstoffkocher funktioniert mit den gängigsten Benzinarten und zusätzlich mit den meisten anderen Flüssigbrennstoffen wie Diesel, Kerosin und Petroleum. Auch der Betrieb mit Gas ist bei einigen Modellen möglich. Damit ist sind Mehrstoffkocher einfach vielseitiger als reine Benzinkocher. Der Betrieb mit Benzin funktioniert allerdings analog dazu.
Fritz Horsthemke/Brigitte Stammschröer
Insbesondere Benzin ist als Brennstoff weltweit fast überall erhältlich, geeignete Gaskartuschen sind dagegen in manchen Regionen nur schwer zu bekommen. Das ist der entscheidende Vorteil beim Kochen mit Benzin, wobei Du herkömmliche Benzin- und Multifuelkocher am besten mit Reinbenzin betreibst.
Die Kocher von Soto brennen aufgrund ihrer etwas anderen Funktionsweise auch mit Tankstellenbenzin sauber und rußfrei. Sie verbrenen in der Vorheizphase kein flüssiges Benzin sondern sofort mit blauer Flamme. Dadurch ist der Wartungsaufwand deutlich geringer. Mehr erfährst Du in unserem Testbericht zum Soto Stormbreaker Multifuelkocher.
Alle Mehrstoff- und Benzinkocher bestehen aus einer befüllbaren Brennstoffflasche und einem Brennkopf mit Düse. Beides ist durch einen Schlauch verbunden. Um das Benzin aus der Brennstoffflasche zur Verbrennungsstelle zu befördern, gilt es bei allen Mehrstoffkocher-Modellen Druck aufzubauen. Dazu dient eine auf der Flasche angebrachte Pumpe.
Anleitung: Soto-Benzinkocher anmachen und abdrehen
Die innovativen Kocher des japanischen Herstellers Soto sind die jüngste Generation im Bereich Benzin- und Multifuel-Kocher.
Im Vergleich zu herkömmlichen Kochern sind die mit Benzin betreibbaren Soto-Modelle etwas einfacher und wartungsärmer im Handling, da das rußende Vorheizen entfällt.
- Kocher und Brennstofflasche verbinden
Prüfe, ob der Regler an der Pumpe eingedrückt ist und auf „Stop“ steht. Verbinde den Schlauch mit der Pumpe. - Pumpen
Pumpe, um den nötigen Druck aufzubauen. Da das Vorheizen entfällt, musst Du hier etwas häufiger pumpen als bei herkömmlichen Benzinkochern. - Positonieren, anzünden, ggf. nachpumpen
Bring Brenner und Flasche in Position, zieh den Regler an der Flasch heraus, dreh ihn auf „Start“ und entzünde den Brenner. Gegebenenfalls musst Du etwas nachpumpen, um den initalen Druck nochmal anzuheben. - Aufheizen lassen
So lange die Flamme gelb ist heizt sich der Kocher auf. Du kannst aber bereits darauf kochen. Sobald die Flamme blau wird, ist der Brenner heiß. Dreh den Regler nun auf „Run“. - Kochen
Du kannst nun die Flamme über den Drehregler anpassen. - Ausmachen und abkühlen
Nach dem Kochen drehst Du den Regler auf „Stop“ und drückst ihn rein, um die Flamme abzudrehen. Vor dem Einpacken lässt Du ihn abkühlen. - Druck ablassen
Über die Einstellung „Air“ am Regler strömt Luft in den Schlauch und der Druck in der Flasche wird abgelassen. Dies ist nicht zwingend erforderlich. Wenn Du unterwegs bist, kannst Du den Druck auch in der Flasche lassen und sparst Dir beim nächsten Einsatz einiges Pumpen.
Anleitung: Benzin- und Multifuel-Kocher anmachen
Wie das Vorheizen und Anmachen eines Multifuel-Kochers mit Benzin funktioniert, zeigt Kocher-Experte Till Gottbrath im Folgenden am Beispiel eines Primus-Kochers:
- Kocher und Brennstoffflasche verbinden
Prüfe zunächst, ob das Ventil am Schlauch und der Regler am Brenner zugedreht sind. Schraube dann den Schlauch an die Pumpe.
- Pumpen (= Druck aufbauen)
Das Benzin in der Flasche muss zum Kochen unter Druck gesetzt werden, was durch eine Pumpe am Brennstoffbehälter erreicht wird. Die Brennstoffflasche darf dafür maximal bis zur Markierung gefüllt sein, damit noch genügend Sauerstoff in der Flasche vorhanden ist. Ist sie voller, reicht sonst der Raum zum Druck aufbauen nicht aus. Bei einer frisch gefüllten Brennstoffflasche pumpe ich zehn bis 15 volle Hübe. Wenn die Flasche nicht mehr ganz voll ist, etwas häufiger.
- Brennstoffflasche in die richtige Position legen
Nun legst Du die Flasche (nicht zu nah am Brenner!) so ab, dass die Aufschrift „On“ auf der Pumpe nach oben zeigt, denn nur dann drückt die Druckluft den Brennstoff aus der Flasche (die Pumpe steckt schräg in der Flasche und in dieser „On“-Position strömt der Brennstoff heraus). Anschließend öffne das Ventil am Schlauch voll.
- Anzünden
Öffne den Regler am Brenner ein klein wenig, so dass etwas Brennstoff in den Vorwärmfilz unter dem Brenner läuft. Schließe dann den Regler wieder. Wenn man Benzin verwendet, braucht der Filz nicht richtig nass zu sein. Bei anderen Brennstoffen sollte der Filz dagegen richtig durchtränkt sein. Checke nun noch ein letztes Mal, ob irgendwo ein Leck im System besteht, bevor Du den Brennstoff zum Vorheizen entzündest. Achtung: Nie den Kopf oder andere Körperteile über den Kocher halten!
- Vorheizen
Bei Benzin dauert das Vorheizen 30 bis 60 Sekunden, bei Diesel, Petroleum und Kerosin bis zu zwei Minuten – je niedriger die Außentemperatur desto länger.
Tipp: Die letztgenannten Brennstoffe rußen alle ziemlich. Ich benutze dann eine Vorheizpaste oder ein wenig Alkohol (insbesondere bei großer Kälte). Wenn der Generator bzw. der Brenner heiß genug ist, hört man ein leichtes Zischen. - „Gas geben“
Wenn die Vorheizflüssigkeit fast verbrannt ist, öffne vorsichtig den Brennerregler (= Drehen entgegen dem Uhrzeigersinn). Hast Du richtig vorgeheizt, brennt der Kocher nach einigen Sekunden rund und ohne zu flackern. Die Flamme ist leicht bläulich und bald glüht der Flammenverteiler.
- Nachpumpen (falls nötig)
Ist der Kocher einmal an, brennt er von selbst weiter, da er nun immer genug Hitze produziert, um das Benzin verdampfen zu lassen. Wenn Du aufwändig kochst oder Schnee schmelzen musst (sprich: der Kocher brennt längere Zeit nonstop), pumpe ab und zu etwas nach, sobald die Leistung des Kochers nachlässt.
Eine Kurzanleitung in Bildern
Franziska v. Treuberg
Franziska v. Treuberg
Franziska Treuberg
Franziska v. Treuberg
Anleitung: Benzinkocher ausmachen
Auch das Ausmachen des Benzinkochers will gelernt sein, damit kein Benzin oder andere Brennstoffreste in der Leitung verbleiben und man unbesorgt abstecken kann. So kann sich in der Leitung nichts ablagern, was den Reinigungs- und Wartungsaufwand reduziert.
Das geht in wenigen Schritten so:
- Brennstoffflasche umdrehen
Drehe die Flasche so, dass die Beschriftung „Off“ auf der Pumpe nun nach oben zeigt. Jetzt strömt Druckluft anstatt Brennstoff von der Flasche zum Kocher. - Leerbrennen der Brennstoffleitung
Es dauert nun noch etwa 30 bis 60 Sekunden, bis die letzten Brennstoffreste durch die Leitung geströmt und auch verbrannt sind. Um Brennstoff zu sparen, rechne diese Zeit in Deine Kochzeit gleich mit ein. - Kocher ausmachen
Schließlich strömt nur noch Druckluft durch die Leitung. Die Flamme verlischt oder sie züngelt nur noch ganz klein (wie eine kleine Kerze): blase sie einfach aus. - Ventil schließen
Wenn Du den Kocher am nächsten Morgen im Lager wieder in Betrieb nehmen willst, schraube das Ventil an der Leitung einfach zu (im Uhrzeigersinn). Die Position des Reglers am Brenner spielt dabei keine Rolle. Gewöhne Dir am besten an, beides immer zu schließen, damit Du beim nächsten Vorheizen nicht versehentlich den Kocher „flutest“. - Kocher einpacken
Willst Du den Kocher einpacken (das heißt, Flasche und Kocher trennen), lass die gesamte Druckluft aus der Flasche strömen, bevor Du das Ventil schließst. Das Ventil am Schlauch und der Regler am Brenner bleiben solange offen, bis es nicht mehr zischt. Jetzt kannst Du die Pumpe ohne viel „Brennstoff-Gesabber“ von der Leitung abschrauben. - Kocher transportieren
Du könntest nun auch die Pumpe aus der Flasche herausschrauben, unterwegs lässt Du sie aber am besten in der Brennstoffflasche. Dort verschmutzt sie am wenigsten und ist gut geschützt. Zuhause solltest Du die Pumpe aber rausnehmen.
Franziska v. Treuberg
Franziska v. Treuberg
Anleitung: Leere Brennstoffflasche wiederbefüllen
- Druck ablassen
Lasse den Restdruck wie oben beschrieben aus der Flasche strömen. - Pumpe entfernen
Schraube zum Nachfüllen die Pumpe heraus. Den Regler am Brenner und das Ventil an der Pumpe drehst Du dann zu. Achtung beim Herausschrauben der Pumpe: In der Flasche können sich noch explosive Gase befinden, daher darf keine offene Flamme in der Nähe sein! - Flasche überprüfen
Überprüfe kurz die Dichtung an der Pumpe und den O-Ring (Dichtung) am Anschluss der Brennstoffleitung. - Brennstoff auffüllen
Beachte beim Auffüllen die Markierung für die Füllmenge. - Achtung beim Weiterkochen
Ist der Kocher beim Weiterkochen noch heiß, brauchst Du nur wenig vorzuheizen, musst aber umso mehr Vorsicht walten lassen, damit sich das Benzin nicht versehentlich entzündet.
Welches Benzin eignet sich zum Kochen?
Zum Kochen mit einem klassichen Benzinkocher sollte man vorrangig Wasch- oder Reinbenzin (gereinigtes Benzin) verwenden, denn es brennt sauberer und enthält im Gegensatz zu „normalem“ Autobenzin keine gesundheitsschädlichen Zusätze. Erhältlich ist es zum Beispiel im Baumarkt, Farbenhandel oder in Outdoorläden.
Hans-Jürgen Spengemann/pixelio.de
Im Notfall kann laut dem Hersteller Primus auch gewöhnliches, bleifreies Autobenzin verwendet werden (bzw. das mit der niedrigsten Oktanzahl). Allerdings rußt es beim Verbrennen stärker und die betroffenen Teile des Kochers müssen häufiger gereinigt werden. Für eine längere Lebensdauer des Kochers und gesundheitsrisikofreies Kochen ist daher gereinigtes Benzin am besten.
Eine ausführliche Anleitung zur regelmäßigen Pflege Deines Benzinkochers findest Du hier: Benzinkocher reinigen und warten: So geht’s!
Wichtige Hinweise zur Sicherheit
Was bei einem Smartphone im ungünstigsten Fall zum Nicht-Funktionieren führt, kann bei einem Benzinkocher lebensgefährlich sein: Ausprobieren, ohne die Bedienungsanleitung zu lesen.
Kurz/Schweden
Weitere Tipps des Kocher-Experten zur Sicherheit, die im Übrigen nicht nur für Benzinkocher gelten:
- Halte niemals Deinen Kopf oder Körper über den Kocher!
- Koche niemals im Zelt oder in geschlossenen Gebäuden.
- Sei vorsichtig, wenn Du von Gas auf Benzin wechselst und umgekehrt.
- Vorsicht beim Wiederanzünden eines noch warmen Kochers!
- Wenn du einen Windschutz benutzt, lege die Brennstoffflasche oder die Gaskartusche nie innen dazu. Bei Überhitzung besteht Explosionsgefahr.
- Niemals Töpfe trocken kochen lassen. In einen Alutopf kann man durchaus ein Loch hineinbrennen.
- Lasse Deinen Kocher im Betrieb nicht unbeaufsichtigt.
- Ein Kocher wird sehr, sehr heiß. Denke daran, falls Du ihn im Betrieb mal umstellen musst oder schnell einpacken willst.
- Transportiere Kocher und Brennstoffflasche getrennt von Lebensmitteln, wenn Du nicht willst, dass diese nach Benzin oder Petroleum schmecken.
- Reinige den Packbeutel regelmäßig. Da ist immer Dreck, Sand oder Erde drin!
- Bewahre Brennstoff niemals nahe einer Hitzequelle auf.
- Trenne für die Aufbewahrung den Kocher von der Kartusche/Brennstoffflasche.
- Vor Flugreisen mit Brennstoffen immer informieren!
Vorheizen: So funktioniert ein Benzinkocher
Der Brennstoff in der Flasche eines Mehrstoffkochers – egal ob Benzin, Diesel, Kerosin oder Petroleum – liegt in flüssiger Form vor und muss zunächst verdampfen, damit der Kocher ihn verbrennen kann. Um einen klassischen Benzinkocher (gilt nicht für Soto-Kocher) in Gang zu bringen, muss man deshalb vorheizen. Durch das Vorheizen erreicht der Brennstoff die Verdampfungstemperatur, kommt als Gas aus der Düse und entzündet sich.
Kurz/Schweden
Wann ein Stoff verdampft, ist dabei abhängig von der Umgebungstemperatur, dem Luftdruck und der Flüchtigkeit (das heißt, wie leicht ein Stoff verdunstet). „Flüssiggas für Kocher oder Spiritus verdampft bereits, wenn man es ausströmen lässt (bei Normaltemperatur). Andere flüssige Brennstoffe muss man dagegen erhitzen, damit sie verdampfen; manche weniger (wie Benzin), manche mehr (Petroleum, Kerosin und Diesel)“, erklärt Experte Till Gottbrath.
Fazit: Vor- und Nachteile des Kochens mit Benzin
Benzin ist sehr sparsam im Verbrauch und durch seinen hohen Heizwert sehr effizient. Der Heizwert ist die Wärmemenge, die man mit jedem Gramm oder Liter eines Brennstoffs erzeugen kann. Dieser liegt bei Reinbenzin bei rund 12 Kilowattstunden pro Kilogramm (ähnlich hoch wie bei Flüssiggas mit rund 12,8 kWh/kg).
Kurz/Schweden
Kurz/Schweden
Ein weiterer Vorteil der Benzinkocher ist, dass sie auch bei großer Kälte und Minusgraden sowie in großer Höhe zuverlässig brennen, also bei Temperaturen, bei denen Gaskocher in der Regel nicht mehr funktionieren, weil das Gas nicht mehr verdampft.
Die Inbetriebnahme eines Benzinkochers erfordert jedoch etwas Geduld und Übung. Da Benzin von allen Brennstoffen am leichtesten entzündbar ist, ist zudem Vorsicht geboten. Wer jedoch vorher übt und sich mit der grundlegenden Funktionsweise eines Kochers beschäftigt, kann unterwegs ohne Gefahr und Frustration kochen.
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