Der Start zur Bergtour auf die Partenkirchener Dreitorspitze liegt auf etwa 1.085 Metern im Süden des Leutascher Ortsteils Reindlau. Hier befindet sich (Stand Juli 2017) ein kostenfreier Parkplatz – nahe der Einmündung des Puitbaches in die Leutascher Ache (hier auch ein großes Hinweisschild zum Klettergebiet „Chinesische Mauer“, etwa 750 Meter nach dem Campingplatz „Tirol Camp“ Reindlau).

Wer die Partenkirchener Dreitorspitze im Rahmen einer Rundtour bezwingen möchte, folgt zunächst dem nach Nordwesten durch Mähder führenden Feldweg. Dann biegt man, sobald ein Gatter durchschritten und der Wald erreicht ist, scharf links ab. Man folgt kurz dem Weg Richtung „Leutasch/Gasse“, ehe ein sich in einen Pfad verwandelnder Karrenweg nach rechts in Richtung „Puittal/Scharnitzjoch“ abzweigt.
Der Pfad führt durch schönen, steilen Hangwald, quert kleine Bäche (Trinkflasche auffüllen, später wird es trocken!) und erreicht auf ca. 1.500 Meter Höhe lichtes Almgelände. Nun heißt es Ausschau halten nach dem Schild „Meilerhüttte“, das den Einstieg zum Pfad Richtung Söllerpass markiert. Ein zunächst schwach ausgeprägter Steig führt durch Latschen in die sogenannte „Söllerrinne“.
Durch die Söllerrinne auf den Söllerpass

Der Anstieg auf den 2.259 Meter hohen Söllerpass fordert die ganze Bergsteigerin und den ganzen Bergsteiger. Zunächst geht es noch in steilen, zum Teil ausgewaschenen Kehren die Söllerrinne hinauf, ehe sich der Steig durch grasdurchsetze Felsflanken noch steiler, aber nie sonderlich schwierig bis an den Südrand des Leutascher Platts emporschlängelt. Das sich bereits im Talboden stellende Rätsel, wie denn der schroff aufragende Kamm zum Öfelekopf überschritten werden soll, löst sich schnell in einen gut ausgetretenen Steig auf.
Stand 2017 sind auf den letzten Höhenmetern zum Pass zwar vereinzelt Haken und Reste von Stahlseilen, aber keine intakten Seilversicherungen vorhanden. Für geübte Berggeher sind diese auch nie zwingend notwendig, Schwindelfreiheit und Trittsicherheit sollte man aber in jedem Fall mitbringen, sonst wird man an diesem Steig nur wenig Freude haben! Eine finale Querung leitet schließlich zum aussichtsreichen Söllerpass, der einen überwältigenden Ausblick auf den Öfelekopf, das Leutascher Platt samt Umrahmung als auch auf die Hohe Munde, die Arnspitzen und viele weitere Berge der Umgebung bietet.
Leutascher Platt: eine karge Mondlandschaft
Wer das Leutascher Platt noch nicht kennt, wird spätestens jetzt fasziniert sein von der Kalködnis, die sich kilometerweit ausbreitet. Changierende Grautöne, wohin das Auge blickt. Dazwischen Schneeflecken, Schlünde – und kleine Blumenpolster. Die Pflanzen, die hier oben überleben, müssen hart im Nehmen sein.
Man folgt zunächst dem Weg Richtung Meilerhütte, der sich durch bizarr ausgewaschene Kalkrillen, die sogenannten Karren, schlängelt, auch im Sommer noch mit Schnee gefüllte Karsttrichter (Dolinen) umkurvt und immer näher an die von der mächtig aufstrebenden Kalkmauer der Dreitorspitze herabfließenden Schuttströme heranführt.

Nun heißt es, den richtigen Abzweig zum Aufstieg zur Partenkirchener Dreitorspitze zu erwischen – nachdem sie der am häufigsten bestiegene Berg um das Leutascher Platt ist – vom Hüttenberg der Meilerhütte, der Westlichen Törlspitze, einmal abgesehen – fällt der oft benutzte und gut ausgelatschte Pfad durch die zentrale Schuttreiße schon von Weitem auf.
HINWEIS: Die Partenkirchener Dreitorspitze sollte nicht mit dem höchsten Gipfel im Dreitorspitz-Kamm, der Leutascher Dreitorspitze (2.682 m), verwechselt werden. Die Leutascher Dreitorspitze wird in leichter Kletterei über eine steile, auffällige Schuttrinne am Südwestrand des Leutascher Platts bestiegen und gerne im Spätwinter/Frühjahr auch als rassige Skitour aus dem Leutasch gemacht. Im Sommer sollte wie bei der Partenkirchener Dreitorspitze ein Steinschlaghelm mitgenommen werden – die Anstiegsrinne ist brüchig und schuttbeladen. Zudem sind Kletterstellen bis UIAA II zu bewältigen. Auf die Leutascher Dreitorspitze führt KEIN Klettersteig!
Willkommene Abwechslung: Hermann-von-Barth-Steig
Etwas mühsam geht es einige Höhenmeter im Schutt empor, ehe man auf ca. 2.460 Metern den Einstieg in den eigentlichen „Hermann von Barth-Steig“ erreicht, einen einfachen Klettersteig (A/B), der nach einem der erfolgreichsten Erschließer der Nördlichen Kalkalpen, Hermann von Barth (1845-76), benannt wurde. Speziell am Wochenende, wenn an der Partenkirchener Dreitorspitze ordentlich Betrieb herrschen kann, ist die Mitnahme eines Steinschlaghelms Pflicht. Zwar ist der Steig selbst nie sonderlich schwer, Vorsteiger können im losen Geröll des Gipfelaufbaus aber durchaus gefährliche Geschosse lostreten.
Nach rund 120 Höhenmetern sind die Seilsicherungen überwunden, eine lange Querung und ein paar finale Kehren leiten zum 2.633 Meter hohen Gipfel der Partenkirchener Dreitorspitze, der einen beeindruckenden Rundblick auf die benachbarte Leutascher Dreitorspitze, auf die Umrahmung des Oberreintals, auf Zug- und Alpspitze, auf Garmisch und das Alpenvorland, auf den gesamten Wettersteingrat bis zur Oberen Wettersteinspitze sowie auf hohe Karwendel- und Stubaiberge bietet. Der Blick gleitet in der Kalkwüste des Leutascher Platts umher, bleibt ab und zu hängen, verliert sich in den Abgründen an der Westseite der Dreitorspitze, erspäht das Münchner Haus auf der Zugspitze … was für ein Aussichtsberg!
Besuch der Meilerhütte – ja oder nein?

Je nachdem, ob man ausreichend Proviant dabei hat und/oder Lust auf ein paar Extrahöhenmeter, lässt sich ein Besuch der spektakulär gelegenen Meilerhütte an die Gipfelbesteigung anhängen. Dem Autor dieser Zeilen gelüstete es angesichts eines spartanisch gefüllten Rucksacks nach einem Johannisbeerschorle und „Wurstnudeln“, wie die Schinkennudeln auf der 2.377 Meter hoch gelegenen Paradehütte des Garmischer Alpenvereins genannt werden.
Also nichts wie hinab über den Hermann von Barth-Steig und wieder hinauf über eine abschnittsweise luftige, aber stets gut abgesicherte Querung unterhalb des Bayerländerturms – und weiter bis zur Hütte. Hier oben fühlt man sich wortwörtlich entrückt. Der nächste Talort, die nächste Seilbahnstation sind weit entfernt. Bergsteigerinnen und Bergsteiger, die hier heraufkommen, haben einen Aufstieg von mindestens 1.300 Höhenmetern hinter sich (es sei denn, man ist mit dem Jeep zum Schachen gefahren – ein Privileg, das nur sehr wenige für sich in Anspruch nehmen können).
Die Meilerhütte ist nach wie vor ein Eldorado für Kletterer. Touren am Bayerländerturm und Musterstein gelten als Wetterstein-Klassiker. Doch auch Bergläufer, Bergsteiger und Weitwanderer geben sich ein Stelldichein. Egal, wo man sich auf der geräumigen Terasse aufhält – die Aussicht ist gigantisch. Wie nur wenige Hütten im Wetterstein lädt die „Meiler“ zum Schauen und Genießen ein – schließlich liegt sie höher als viele Berge, die man von hier erspäht!
Das Bergleintal – ein alpines Idyll
Hat man nicht das Glück und bringt die Zeit für eine Übernachtung auf der 1909-1911 erbauten Hütte mit, geht es bald wieder hinab – im Fall unserer Routenbeschreibung über das hübsche Bergleintal.
Zunächst verlässt man das Törlgatterl, auf dem die Hütte steht, über einen steilen Steig durch Schotter und Schrofen, touchiert das Leutascher Platt und quert dessen untere Ausläufer auf steiniger Route über Karrenfelder und Wiesenflecken. Glück dem, der hier im Berg(früh)sommer Ende Juni/Anfang Juli unterwegs ist – die Blütenpracht der Alpenrosen, die sich zwischen dem Grau der Wettersteinfelsen emporrecken, ist einfach unvergesslich!
Der Pfad windet sich hinab, passiert die schroffen Nordabbrüche des Öfelekopfs und erreicht schließlich auf rund 1.250 Metern den gumpenreichen Bergleinbach. Wer Zeit hat, sollte sich ein erfrischendes Bad nicht entgehen lassen. Doch Achtung – die häufig hier weidenden Schafe schicken ab und zu unangenehme Steingeschosse die Steilufer des Baches hinab.
Zurück im Leutasch: Die Runde schließt sich
Ein kurzer Gegenanstieg umgeht die spektakuläre untere Klamm des Bergleinbachs, die erfahrenen Canyoning-Experten vorbehalten ist. Durch Hangwald und einen ausgewaschenen Karrenweg erreicht man schließlich den Waldrand und die Mähder, von denen schon eingangs die Rede war.
Hat man die Tour an einem Tag gemacht, geht eine intensiver Rundkurs mit mehr als 1.600 Höhenmetern zu Ende. Hat man sie auf zwei Tage aufgeteilt, umso besser! Dann nimmt man noch mehr Erinnerungen an diesen aussichtsreichen, beeindruckenden und kontrastreichen Teil der nördlichen Kalkalpen mit nach Hause.
Technische Angaben zur Partenkirchener Dreitorspitze:

- Ausgangspunkt: Parkplatz zum Klettergebiet „Chinesische Mauer“ im Leutascher Ortsteil Reindlau (1.085 Meter)
- Gipfelhöhe: 2.633 Meter (Partenkirchener Dreitorspitze)
- Höhenmeter: ca. 1.600 (mit kleinen Gegenanstiegen)
- Zeit Aufstieg über Söllerpass: 3,5 Stunden
- Zeit Querung Dreitorspitze-Meilerhütte: 1 Stunde
- Zeit gesamte Rundtour mit Abstieg durch das Bergleintal: 7-8 Stunden
- Beste Zeit: Ende Juni bis Mitte Oktober
- Anfahrt: von Südbayern über die A95 und Garmisch-Partenkirchen nach Mittenwald und weiter ins Tiroler Leutasch; vom Tiroler Inntal über den Zirler oder Telfser Berg ins Leutasch
- Einkehr: Meilerhütte (2.377 m) der DAV-Sektion Garmisch-Partenkirchen
- Alternativer Auf- und Abstieg: vom Garmischer Olympiastadion (740 m) über die Partnachklamm und den „Kälbersteig“ zum Schachenhaus (1.867 m, Einkehr- und Übernachtungsmöglichkeit), dann weiter über das Frauenalpl zur Meilerhütte (insgesamt 1.650 Höhenmeter/6-7 Stunden)
- HINWEIS: historisch Interessierte, die von Garmisch aufsteigen, sollten einen Besuch des Königshauses am Schachen in Erwägung ziehen, das von „Märchenkönig“ Ludwig II. im Jahr 1870 erbaut wurde. Speziell der sogenannte „Türkische Saal“ ist einen Besuch wert!
- Karte: AV-Karte 4/3 Wetterstein und Mieminger Gebirge Ost
HINWEIS: Aufgrund mangelhafter Kartenvorlagen stellen wir für dies Tour keinen GPS-Track zur Verfügung!
Liebes Bergzeitteam, solche Beiträge sind sicherlich sinnvoll, weil die Leser*innenschaft auf die Problematik des Gewichtsunterschiedes sensibilisiert werden. Gleichzeitig haben mich ein paar Zeilen ziemlich irritiert. 1. Die aktuelle Lehrmeinung des DAV besagt „Der Gewichtsunterschied in einer Seilschaft ist bei +/-5 Kg optimal. Wiegt der Kletterer 10 Kg mehr, sollten geeignete Maßnahmen ergriffen werden.“ Erfahrungsgemäß aus unzähligen Sturztrainings kann ich bestätigen, dass dies für Grenzsituationen absolut notwendig ist, da hier die Energien von der sichernden Person eher unterschätzt werden und meist ein überraschendes Hochreißen die Konsequenz ist. Auch der DAV hat eingesehen, dass erfahrene Kletternde ebenfalls den physikalischen Kräften ausgesetzt sind,… Read more »
Hallo Máté,
vielen Dank für Deinen Kommentar und den hilfreichen Link! Wir haben die Informationen im Beitrag ergänzt. Für den Test des neuen Ohms werden wir Deine Hinweise berücksichtigen.
Stefan
„Im Vorstieg kann ein Kletterer gesichert werden, der bis zu 100 Prozent des Körpergewichts des Sicherers wiegt.“
D.h., der Kletterer wiegt (max.) genausoviel wie der Sicherer? Oder ist hier gemeint, dass der Kletterer 100% MEHR wiegen kann als der Sicherer?
Hallo Georg,
hier ist tatsächlich gemeint, dass man 100% zum eigenen Körpergewicht zusätzlich sichern kann. d.h. ein Sicherer mit 40 Kilogramm kann einen Kletterer bis 80 Kilogramm sichern
Stefan vom Bergzeit Magazin Team
Hallo, in den letzten zwei Sätzen vom Abschnitt „Handling des Edelrid Ohm“ wird der Begriff Abseilen verwendet. Richtig müsste es heißen Ablassen, da dieses Gerät absolut nichts mit dem Abseilvorgang zu tun hat. Ich habe das Gerät selbst auch schon ein paar mal in der Halle getestet. Das Einzige was mir unangenehm aufgefallen ist, der Abbau des Ohm erfordert ein nochmaliges Klettern bis zur ersten Sicherung. Während des Ablassens kann die Exe mit dem Ohm nicht ausgehangen werden, da sie noch unter Last steht. Für ein schnelles Ansprechen des Ohm empfehle ich, das Gerät mit einer möglichst kurzen Exe einzuhängen,… Read more »
Hallo OutdoorFex:
Vielen Dank für Deine Erfahrungen und Deine Anmerkung, ich habs ausgebessert: Natürlich ist Ablassen präziser als das umgangssprachliche Abseilen.
Viele Grüße
Stefan vom Bergzeit Magazin Team
Wir konnten es am Wochenende in einer Halle zum Testen ausleihen. Zu uns: Gewichtsunterschied ca. 12-15kg, ClickUp Autotuber, mittlerweile recht aufgepelztes 9.8mm Seil, in der Halle sichert sie normalerweise mit leichtem Sandsack, draußen ohne. Vom Handling her ist alles easy. Man muss zwar das schwere Gerät zum ersten Haken mitnehmen, aber in der Halle sind das ja nur 1-2m. Seil vorher einlegen und das Ding an den Gurt, dann ists kein Problem. Funktionieren tut es auch super, meine Partnerin ist deutlich weniger abgehoben, für mich waren Stürze dafür ungewohnt hart. Seil ausgeben war kein Problem, einziehen hingegen schon. Das Ablassen… Read more »
„Gerade in Pärchen- oder Klettergruppen kommen Konstellationen wie “leichtere Partnerin sichert schwereren Partner” oder “älteres, schwereres Kind sichert jüngeres, leichteres Kind” häufig vor. “
Bei den Kindern sollte wohl eher das umgekehrte der Fall sein -> leichtes Kind sichert schwereres.
„… Einfachseile mit einem Durchmesser von 8,9 bis 11,0 Millimeter, das heißt eigentlich für die ganze Bandbreite an Seilen.“
Es gibt derzeit Einfachseile ab 8,5mm Durchmesser
Die Reader-Funktion im Browser (Safari 10.0.1) funktioniert nicht wirklich und es wird nur der erste Teil dargestellt.
Hallo Philipp,
vielen Dank für Deine Anmerkungen: Die Sache mit dem leichten und dem schweren Kind ist natürlich verdreht – und ich habe es richtig herum gedreht. Auch Sophies Aussage zu den Einfachseilen ist natürlich ungenau. Seile wie Opera oder das Serenity sind natürlich dünner. Danke für Deinen Hinweis mit Safari – hattest Du das bei anderen Beiträgen im Bergzeit Magazin auch schon? Ich habs auf jeden Fall in die IT weitergegeben.
Viele Grüße
Stefan vom Bergzeit Team
Danke für den sehr informativen und umfangreichen Beitrag. Ich bin auf jeden Fall gespannt auf das Gerät und dessen Erprobung in der Halle, sobald es auf den Markt kommt. Denn auch ich sehe die Vorteile vor Allem in Hallentouren mit geradem Routenverlauf und recht „flachem“ Einstieg.
Im Text hat sich jedoch ein kleiner Fehler eingeschlichen. Ganz oben behauptet ihr, dass mit dem Ohm „[…] bis zu 100 Prozent des eigenen Körpergewichts gesichert werden“ kann. Hier müsste es laut der Grafik 200% heißen. Schließlich kommen zum eigenen Gewicht zusätzlich (!) 100% dazu.
Hallo Steffen,
stimmt, es sind natürlich 100% zusätzlich zum eigenen Körpergewicht, sonst würde das Gerät sehr begrenzt Sinn machen. Vielen Dank für Deinen Hinweis
Stefan vom Bergzeit Team