• Seit 1999 online
  • Powered by 350 Bergsportler
  • Am Puls der Berge
Bettwanzen wandern mit!

Bettwanzen auf Berghütten: Tipps für Hüttenübernachtungen

6 Minuten Lesezeit
Egal ob Viersternehotel oder Berghütte: Bettwanzen können Dir überall begegnen. Unsere Autorin Bärbel hat mit Dr. Carola Kuhn vom Umweltbundesamt und Robert Kolbitsch vom DAV gesprochen, was Hüttengäste tun können, um eine Verbreitung zu stoppen.

Sie lauern in Ecken, Ritzen und Spalten: Bettwanzen! Und sie lieben es, in unseren Rucksäcken und Schlafsäcken von Hütte zu Hütte zu ziehen. Längst ist das Problem von Bettwanzen auf Berghütten kein Einzelfall mehr.

Bereits vor ein paar Jahren ist der DAV deshalb in die Offensive gegangen und hat in Zusammenarbeit mit dem Umweltbundesamt viel Öffentlichkeitsarbeit betrieben, um Hüttenwirte und ihre Gäste auf das Problem aufmerksam zu machen – unter anderem mit einem Info-Flyer für Wanderer und Hüttengäste.

Je nach Stadium erreichen Bettwanzen eine Größe von 1 bis 8,5 Millimeter. Dieses Jungtier ist gerade mal 2 Millimeter groß.

Arlette Vander Pan

Je nach Stadium erreichen Bettwanzen eine Größe von 1 bis 8,5 Millimeter. Dieses Jungtier ist gerade mal 2 Millimeter groß.


Je nach Stadium erreichen Bettwanzen eine Größe von 1 bis 8,5 Millimeter. Dieses Jungtier ist gerade mal 2 Millimeter groß.

Arlette Vander Pan

Ein ausgewachsenes Weibchen von 4,8 Millimetern Größe. Im Laufe ihres Lebens produziert sie 150 bis 300 Eier (1 Millimeter lang und milchig-weiß).


7 Tipps zur Bekämpfung von Bettwanzen

Fakt ist: Je mehr wir über Bettwanzen und ihre Verbreitung wissen, desto wirksamer können wir Bettwanzen bekämpfen. Im folgenden Interview erfährst Du, wie es um das Problem Bettwanzen bestellt ist und wie Hüttengäste und Wanderer bei der Lösung des Problems mithelfen können.

🤚 So stoppst Du die Verbreitung von Bettwanzen
  1. Fest verschließbare Tüten/Beutel zur Aufbewahrung des Rucksacks mitnehmen
  2. Rucksack in größtmöglicher Entfernung zum Schlafplatz aufbewahren (z.B. an Kleiderhaken, auf Stühlen)
  3. Präventionsmaßnahmen der Hütten nutzen: Rucksackaufbewahrung, ein von der Hütte gestellter Schlafsack, Behandlung des mitgebrachten Schlafsacks in der Mikrowelle usw.
  4. Getragene Wäsche fest verschlossen in einer Plastiktüte aufbewahren (menschliche Duftstoffe locken Bettwanzen an)
  5. Mögliche Verstecke im Zimmer vor der Übernachtung nach Bettwanzen und Kotspuren absuchen
  6. Hüttenwirtsleute bei Befall informieren und nach Möglichkeit einen anderen Schlafplatz verlangen
  7. Vor der nächsten Hütteneinkehr: Rucksack und Schlafsack durch Ausschütteln und Absuchen auf Bettwanzen kontrollieren

Interview mit DAV und Umweltbundesamt

Um mehr über Bettwanzen zu erfahren, habe ich mit Robert Kolbitsch, Ressortleiter Hütten und Wege beim DAV und Dr. Carola Kuhn vom Umweltbundesamt, zuständig für Gesundheitsschädlinge und ihre Bekämpfung, gesprochen. Sie verraten mir, was gegen eine Weiterverbreitung der winzigen Plagegeister wirklich hilft.

Wie groß ist das Problem von Bettwanzen auf Berghütten?

Bergzeit: Herr Kolbitsch, der DAV ist vor zwei Jahren in die Offensive gegangen, um seine Hütten besser gegen Bettwanzen zu schützen. Wie groß ist das Problem von Bettwanzen auf Berghütten heute, zwei Jahre später?

Robert Kolbitsch: Bettwanzen sind auf den Berghütten immer noch zugegen, geschätzt wohl auf rund zehn Prozent. Allerdings gibt es mittlerweile wirksame Maßnahmen gegen Bettwanzen. Wo ein Befall bekannt ist, kommen diese zum Einsatz und die Wirtsleute behalten die Lage im Griff.

Welche Maßnahmen gibt es zur Bekämpfung von Bettwanzen?

Robert Kolbitsch: Es gibt da ein ganzes Maßnahmenpaket, das sich aus der Zusammenarbeit mit verschiedenen Partnern ergibt. Dazu gehören der Einsatz von Bettwanzenspürhunden, Schädlingsbekämpfung, Maßnahmen der Hüttenwirtsleute und natürlich auch die Mitwirkung der Hüttengäste. So dürfen etwa Rucksäcke nicht mehr mit auf die Zimmer genommen werden, für die persönlichen Sachen gibt es eigene Boxen, Hüttenschlafsäcke werden vor der Nutzung in die Mikrowelle gelegt oder es werden eigene Schlafsäcke ausgegeben.

Unbemerkt kriechen Bettwanzen in die Wanderrucksäcke und wandern so von Hütte zu Hütte mit. Doch es gibt Mittel, wie wir uns schützen und die Weiterverbreitung von Bettwanzen stoppen können.

Bergzeit

Unbemerkt kriechen Bettwanzen in die Wanderrucksäcke und wandern so von Hütte zu Hütte mit. Doch es gibt Mittel, wie wir uns schützen und die Weiterverbreitung von Bettwanzen stoppen können.


Unbemerkt kriechen Bettwanzen in die Wanderrucksäcke und wandern so von Hütte zu Hütte mit. Doch es gibt Mittel, wie wir uns schützen und die Weiterverbreitung von Bettwanzen stoppen können.

Bergzeit

In vielen Hütten müssen Schlafsäcke vor der Nutzung in eine Mikrowelle gelegt werden. Manche Hüttenwirtsleute geben an ihre Gäste auch eigene Schlafsäcke aus.


Wie verbreiten sich Bettwanzen?

Frau Kuhn, Sie beschäftigen sich bei Ihrer Arbeit im Bundesumweltamt sehr viel mit dem Thema Bettwanzen. Was ist eine Bettwanze eigentlich?

Dr. Carola Kuhn: Die Bettwanze ist ein Insekt, das hauptsächlich den Menschen sticht, um Blut zu saugen. Man findet sie in bewohnten Innenräumen, unabhängig von jeglichen hygienischen Bedingungen. Sie übertragen keine Krankheitserreger. Im Verlauf ihrer Entwicklung zum erwachsenen Tier müssen sich Bettwanzen fünf Mal häuten und dafür Blut saugen. Zum Blutsaugen verlassen die Wanzen vorwiegend nachts ihre Verstecke.

Welche Verstecke sind das, also wo leben die Wanzen genau?

Dr. Carola Kuhn: Bettwanzen halten sich überwiegend in Verstecken auf, in denen sie geschützt sind. Also zum Beispiel in Ritzen von Betten, am Lattenrost und anderen Möbelstücken. Auch hinter Gegenständen, also an der Rückseite von an der Wand hängenden Bilderrahmen oder Spiegel, hinter Steckdosen und Lichtschaltern oder hinter Fußleisten, können sie zu finden sein. Ideale Verstecke sind auch Wandverkleidungen oder abstehende Tapeten.

Bettwanzen hinterlassen Kotspuren, erkennbar an kleinen schwarzen Punkten, wie hier an einem Lattenrost.

Arlette Vander Pan

Bettwanzen hinterlassen Kotspuren, erkennbar an kleinen schwarzen Punkten, wie hier an einem Lattenrost.


Bettwanzen hinterlassen Kotspuren, erkennbar an kleinen schwarzen Punkten, wie hier an einem Lattenrost.

Carola Kuhn

Ein weiteres beliebtes Versteck für Bettwanzen: Die Rückseite von Lichtschaltern.


Wie verbreiten sich Bettwanzen?

Dr. Carola Kuhn: Bettwanzen verbreiten sich in der Regel nicht aktiv, sondern über den Transport befallener Gegenstände. Diese können zum einen Gebrauchtgegenstände, die aus einem befallenen Haushalt stammen, oder auch Gepäckstücke sein, wenn in befallenen Räumen übernachtet worden ist. Dabei kann es passieren, dass sich Bettwanzen auf der Suche nach neuen Versteckmöglichkeiten in den Gepäckstücken verkriechen.

Bettwanzen werden vor allem mit Wanderrucksäcken weiterverbreitet.

Dr. Carola Kuhn, Umweltbundesamt

Zwischen den Hütten und Hotels werden Bettwanzen vor allem mit Wanderrucksäcken verschleppt. Ein einziges befruchtetes Weibchen im Rucksack kann ausreichen, um woanders einen Befall zu verursachen, also zum Beispiel auf einer anderen Hütte oder im Privathaushalt.

Bettwanzen verbreiten sich über den Transport befallener Gegenstände, zum Beispiel über Wanderrucksäcke von Hüttengästen.

Bergzeit

Bettwanzen verbreiten sich über den Transport befallener Gegenstände, zum Beispiel über Wanderrucksäcke von Hüttengästen.


Lässt sich erkennen, ob eine Hütte von Bettwanzen befallen ist?

Dr. Carola Kuhn: Grundsätzlich ist ein Befall zu erkennen, allerdings kann dies für den Laien sehr schwierig sein. Ein möglicher Hinweis können die Kotspuren der Bettwanzen in Form von schwarzen Punkten sein, die die Insekten in und um ihre Verstecke hinterlassen. Darüber hinaus findet man hier auch Häutungshüllen und Eier. Die Kotspuren können allerdings auch Reste von einem zurückliegenden Befall sein, der bekämpft worden ist und nicht mehr besteht. Es kann auch zu Verwechselungen kommen, da z. B. auch Fliegen Kotpuren hinterlassen, die dem Bettwanzenkot ähnlich sind.

Wenn aber gehäuft Spuren an den typischen Verstecken auftreten oder an Orten, die für Fliegen eher unzugänglich sind, kann dies schon ein eindeutiger Hinweis auf Bettwanzen sein. Ein weiterer Hinweis können Stiche auf der Haut sein, wobei aber nicht jede Person Hautreaktionen zeigt. Frei herumlaufende Wanzen treten tagsüber eher selten auf, und insbesondere die kleinen Juvenilstadien sind für den Laien kaum zu erkennen.

Sind Bettwanzen ein Zeichen mangelnder Hygiene?

Dr. Carola Kuhn: Nein. Bettwanzen treten unabhängig der hygienischen Zustände auf. Allerdings ist ein Befall an übersichtlichen, aufgeräumten Orten leichter erkennbar, so dass er schneller bekämpft werden kann und sich entsprechend weniger ausbreitet.

Wie können sich Hüttengäste vor Bettwanzen schützen?

Was können Wanderer und andere Hüttengäste tun, um sich zu schützen?

Dr. Carola Kuhn: Übernachtungsgäste sollten fest verschließbare Tüten oder Beutel zur Aufbewahrung des Rucksacks innerhalb der Hütte mitnehmen. In vielen Alpenvereinshütten dürfen Rucksäcke auch gar nicht mehr mit aufs Zimmer genommen werden. Falls dies doch erlaubt ist, empfiehlt es sich auf jeden Fall, den Rucksack in größtmöglicher Entfernung zum Schlafplatz aufzubewahren, also zum Beispiel an Kleiderhaken oder auf Stühlen.

Wenn möglich sollten vor der Übernachtung auch die oben genannten Verstecke nach Bettwanzen und Kotspuren abgesucht werden. Auf jeden Fall sollten alle die Präventionsmaßnahmen gegen Bettwanzen, die viele Hütten mittlerweile anbieten, auch nutzen.

Wie lässt sich eine Weiterverbreitung von Bettwanzen stoppen?

Dr. Carola Kuhn: Grundsätzlich sollten alle Gepäckstücke sowie deren Inhalt nach einer Reise kontrolliert werden. In Bezug auf die Berghütten bedeutet dies, dass die Gäste ihren Rucksack und Schlafsack immer auf Bettwanzen und deren Spuren untersuchen sollten, bevor sie mit ihnen weiterziehen und das nächste Ziel aufsuchen.

Hüttengäste können zur Bekämpfung von Bettwanzen einen großen Teil beitragen, zum Beispiel indem sie nach einer Hüttenübernachtung ihren Rucksack nach Bettwanzen-Spuren absuchen und ausschütteln.

Bergzeit

Hüttengäste können zur Bekämpfung von Bettwanzen einen großen Teil beitragen, zum Beispiel indem sie nach einer Hüttenübernachtung ihren Rucksack nach Bettwanzen-Spuren absuchen und ausschütteln.


Bettwanzenstiche auf der Haut erkennen

Was kann ich tun, wenn ich Stiche auf der Haut feststelle?

Dr. Carola Kuhn: Bettwanzenstiche haben kein typisches Erscheinungsbild, daher ist es häufig schwierig anhand von Stichen direkt auf Bettwanzen zu schließen. Wenn Stiche auftreten, die nicht durch andere Insekten zu erklären sind, sollte zunächst die Umgebung auf einen Befall untersucht werden. Werden keine Spuren oder Tiere festgestellt, sollte man äußerst aufmerksam sein und die Räumlichkeiten über mehrere Wochen hinweg regelmäßig kontrollieren.

Bettwanzenstiche auf der Haut haben kein typisches Erscheinungsbild. Für den Laien ist es dadurch schwierig, sie von anderen Insektenstichen zu unterscheiden.

Carola Kuhn

Bettwanzenstiche auf der Haut haben kein typisches Erscheinungsbild. Für den Laien ist es dadurch schwierig, sie von anderen Insektenstichen zu unterscheiden.


Bettwanzenstiche auf der Haut haben kein typisches Erscheinungsbild. Für den Laien ist es dadurch schwierig, sie von anderen Insektenstichen zu unterscheiden.

Carola Kuhn

Treten Stiche auf der Haut auf, sollten Wanderer das Zimmer nach einem möglichen Befall absuchen und die Hüttenwirte informieren.


Leichte Befälle sind für den Laien zunächst äußerst schwierig zu detektieren. Es kann auch ein Schädlingsbekämpfer beauftragt werden, der eine Befallskontrolle durchführt, ggf. ist auch der Einsatz eines Bettwanzenspürhundes sinnvoll. Keinesfalls sollte jedoch eine Bekämpfung durchgeführt werden, so lange ein Befall nicht eindeutig festgestellt worden ist.

Das könnte Dich auch interessieren:

0 0 votes
Deine Bewertung
Abonnieren
Benachrichtige mich zu:
0 Comments
Inline Feedbacks
View all comments

Unsere Top Outdoor Kategorien


Bergzeit Magazin - Dein Blog für Bergsport & Outdoor

Willkommen im Bergzeit Magazin! Hier findest Du Produkttests, Tourentipps, Pflegeanleitungen und Tipps aus der Outdoor-Szene. Von A wie Alpspitze bis Z wie Zwischensicherung. Das Redaktionsteam des Bergzeit Magazins liefert zusammen mit vielen externen Autoren und Bergsport-Experten kompetente Beiträge zu allen wichtigen Berg- und Outdoorthemen sowie aktuelles Branchen- und Hintergrundwissen.