Geplantes Biwakieren in Schutzzonen ist tabu
Biwak – bei den einen leuchten schon beim Gedanken an diesen Begriff die Augen. Anderen wiederum läuft es kalt den Rücken herunter, wenn sie sich an das letzte Nordwand-Biwak erinnern. Egal, wie man es auch umsetzt – ein Biwak im Gebirge ist ein großes Bergabenteuer. Doch es sollte eine absolute Ausnahme sein. In vielen Ländern wird geplantes Biwakieren mit einer Zeltübernachtung gleichgesetzt und ist in Schutzzonen absolut tabu. Um Wildtiere nicht zu stören, solltest Du nicht einfach in der freien Natur übernachten. Erlaubt ist nur ein ungeplantes Notbiwak, wenn es zum Beispiel zu einem Schlechtwettereinbruch auf einer Bergtour kommt oder eine Person verletzt ist.
Worauf Du sonst noch achten solltest und woher der Begriff Biwak überhaupt kommt, erkläre ich Dir im folgenden.
Woher kommt der Begriff „Biwak“?
Biwak kommt ursprünglich vom flämischen „bijwacht“ und bedeutet „besondere Wacht“ oder „Bewachung“. Später wurde der Begriff im Französischen zu „bivouac“, was soviel wie „Nacht-“ oder „Feldwache“, später auch „Feldlager“ bedeutete. Im Laufe der Zeit hat sich der Begriff aus dem Militärjargon auch in der Bergsteiger- und Abenteurersprache etabliert.
Stefano Ferraio/Pixabay
Was unterscheidet Biwakieren von Zelten?
Eine klar umrissene Definition des Begriffs Biwak gibt es nicht. Was also für die einen noch Biwakieren ist – beispielsweise das hochalpine Campieren mit einem Einpersonenzelt – ist für andere schon Zelten.
Trotzdem lässt sich grundlegend feststellen, dass man unter Biwakieren in der Regel eine Outdoor-Übernachtung mit reduzierten Mitteln versteht. Beim Zelten wird hingegen auf einen gewissen Komfort Wert gelegt – allein schon die Tatsache, dass man beim Zelten in jedem Fall „Stoff über dem Kopf“ hat und beim Biwakieren in vielen Fällen nicht, spricht schon für sich. Im Hochsommer wird bei einem Notbiwak häufig noch nicht mal ein Biwaksack benötigt. Ist das Wetter entsprechend stabil und die Verhältnisse trocken, reicht ein leistungsfähiger Schlafsack aus.
Merke: Unter einem Biwak versteht man im bergsportlichen Kontext eine (hoch)alpine (Not-)Übernachtung mit reduzierter, leichter Ausrüstung.
Franz Mösbauer
Arnold Zimprich
Biwak-Arten im Gebirge
Im Gebirge unterscheidet man in der Regel folgende Arten von Biwaks:
1. Notbiwak im Rahmen einer alpinen Mehrseillängentour
Die spartanischste Form eines Biwaks wird oft aus der Not heraus geboren. Schlägt bei einer alpinen Mehrseillänge wie z.B. der Eiger-Nordwand oder einer der unzähligen Routen an den Grandes Jorasses das Wetter um oder ist man für die Begehung einer in Hochtourenführern mit wenigen Stunden veranschlagten Tour zu langsam, steht ein Notbiwak an.
Zur Sicherheit sollte die allernotwendigste Ausrüstung deshalb stets mitgeführt werden sollte. Ein Biwaksack gehört als Notausrüstung bei Begehungen in den großen (Nord)Wänden der Alpen auf jeden Fall in den Rucksack! Entscheidend ist auch, dass man einen einigermaßen adäquaten Platz zum Biwakieren findet – z.B. auf einem stabilen Felsvorsprung.
2. Winterbiwak in einer Schneehöhle
Wer Hoch- und Alpinklettertouren im Winter durchführt, hat nicht immer die Möglichkeit, in der Not eine ebene Fläche zu finden, auf der sich ein „herkömmliches“ Biwak einrichten lässt. Oftmals sind Leisten, Absätze und andere ebene Flächen von Schnee und Eis bedeckt und somit unbrauchbar. Bei ausreichender Schneelage bietet sich jedoch an, sein Biwak einfach in den Schnee hinein zu bauen – sei es, in einer eigens angelegten Schneehöhle, einem Iglu oder in einer Gletscherspalte/Randkluft.
Franz Mösbauer
3. Geplantes Biwakieren im Rahmen einer Bergtour?
Die Bergfreiheit fühlen, die Nähe der Natur spüren und das Gefühl, die Weite des Sternenhimmels direkt über sich zu haben – zugegeben, ein Biwak kann romantisch sein. Die Tiere, die Du nachts dabei in ihrem natürlichen Lebensraum störst, sehen das jedoch vermutlich anders. Aus Rücksicht vor Tier- und Pflanzenwelt solltest Du Dein Nachtlager unter freiem Himmel nur aufschlagen, wo dies ausdrücklich erlaubt ist. In Schutzzonen ist geplantes Biwakieren absolut tabu!
4. Übernachtung in einem Portaledge
Portaledges – aus dem Englischen Port-a-ledge (also sinngemäß „transportabler Felssims“) – sind klein zusammenfaltbare und transportierbare Minizelte, die durch ein starres, stabiles Grundgerüst verfügen und vor allem bei Bigwall-Begehungen zum Einsatz kommen. Portaledges ermöglichen sozusagen Biwaks in der Vertikalen.
5. Eine Weitwanderung/Bergtour mit Übernachtung(en) in einer Biwakschachtel
Wer schon einmal einen großen Wanderweg in den italienischen Alpen wie beispielsweise die Grande Traversata delle Alpi (GTA) gemacht hat, wird von der Vielfalt der Biwaks unterwegs beeindruckt sein. In den italienischen Bergen – sei es nun in den Alpen oder im Appenin – gehört die Übernachtung in einer Biwakschachtel oft dazu.
Im Gegensatz zu den Nordalpen gibt es in den Südalpen eine regelrechte „Biwakkultur“. In anderen inneralpinen Regionen gibt es auch Biwakschachteln – in der Regel jedoch weit weniger als in Italien.
Welche Bestimmungen gelten für das Biwakieren?
Wie bereits eingangs erwähnt, ist es in den europäischen Alpenanrainerstaaten nur selten so, dass man einfach drauflos stiefeln und Biwakieren kann. Es sei denn, man befindet sich in hochalpinem Gelände, wo das Biwakieren zumindest im Notfall toleriert wird.
In den unterschiedlichen Alpenländern gibt es mitunter sehr unterschiedliche Vorgaben, was das Biwakieren angeht. Außerdem können sich diese von Region zu Region stark unterscheiden.
Wertvolle Informationen zu den Regelungen in den verschiedenen europäischen Ländern liefert unser Artikel „Wildcampen in Europa: Wo frei zelten erlaubt ist und wo nicht„. Es empfiehlt sich zudem, vor (Berg)Reisen Informationen über die jeweiligen Regelungen vor Ort einzuholen.
Franz Mösbauer