• Seit 1999 online
  • Powered by 350 Bergsportler
  • Am Puls der Berge
Klassiker für Genießer

Boreal Kletterschuhe im Test: Der Boreal Zen

5 Minuten Lesezeit
Vor 14 Jahren erschien der Alleskönner unter den Kletterschuhen der Marke Boreal das erste Mal: Jetzt wurde der Boreal Zen noch einmal aufgesetzt. Ob der Klassiker für ambitionierte Plaisirrouten seine alten Qualitäten noch besitzt, zeigt der Test.

Mehr als zehn Jahre ist es her, da brachte Boreal den Zen heraus. Bereits seit Mitte der 90er Jahre tut der Zen praktisch unverändert seinen Dienst, war einer der ersten Kletterschuhe mit Klettverschluss und hat somit bereits Generationen an Kletterern begleitet und begeistert. Damals zählt der Boreal Zen noch zu den High-End Waffen im Bereich Kletterschuhe. Inzwischen haben dank Kletterhallen und dem Trend hin zu steilerem Klettergelände vor allem der stärkere Downturn im Zehenbereich und extreme Vorspannungen für Veränderungen beim Kletterschuh-Design gesorgt. Der neue Boreal Zen zieht da nicht mit, er steht auch heute eher für gemütlicheres Tragen durch eher gemäßigte Vorspannung, Asymmetrie und leichten Downturn, und ist damit perfekt für alpines Klettern.

Erinnerungen an meine ersten Boreal Kletterschuhe werden wach

Boreal Kletterschuhe im Test: Boreal Zen | Foto: Boreal
Klassische Form, klassische Farbe – ohne Frage ein Klassiker. Mit hygienischem Innenfutter und seiner Symmetrie ist der Boreal Zen wie geschaffen für lange Alpinrouten. | Foto: Boreal

Als ich zum ersten Mal den neuen Zen aus dem Karton nehme, bin ich doch überrascht, dass sich außer der Farbe überhaupt nichts zu meinem letzten Kletterschuh von vor zehn Jahren geändert hat. Die Begeisterung hält auch nach dem ersten Reinschlüpfen an – auch an der Passform hat sich nichts geändert. Auf den ersten Blick präsentiert sich der Boreal Zen optisch als neutraler Schuh, eigentlich ungewöhnlich in der heutigen bunten Welt der Kletterschuhe.

Das weiche, gefärbte Leder wird innen durch einen Liner verstärkt, ein großer Vorteil für die Hygiene. Außerdem verhindert der Liner, dass sich das Leder übermäßig dehnt und der Kletterschuh zu groß wird und damit seine Form und Performance verliert. Auch das unangenehme Abfärben des blauen Leders ist durch das Innenfutter bzw. den Liner ausgeschlossen – keine erschrockenen Blicke mehr am Gipfel oder am Stand auf scheinbar blaue Zehen.

Zwei breite Klettverschlüsse sorgen für guten Halt im Schuh, das weiche und angenehme Meshmaterial im Zungenbereich verhindert schmerzhafte Druckstellen am Rist und passt sich über die Falte individuell an die Anatomie des Fußes an. Die Fingerschlaufen an der Ferse sind dank der relativ großen Öffnung und ihrer Breite leicht mit den Fingern zu treffen und erleichtern so den Einstieg in den Kletterschuh erheblich. Die Schlaufen sind ordentlich vernäht und reißen nicht so schnell aus. Insgesamt ist die Verarbeitung gewohnheitsmäßig bei Boreal sehr gut, jede Naht und Verklebung ist robust und ordentlich gemacht.

Gummi mit Tradition

Boreal Kletterschuhe im Test: Boreal Zen Test | Foto: Martin Stolzenberger
1977 erfand Boreal den ersten Reibungskletterschuh und hat seither ständig mit Gummimischungen experimentiert. Der Boreal Zen überzeugt durch seinen Gummi auf jeden Fall. | Foto: Martin Stolzenberger

1977 erfand Boreal den ersten Reibungskletterschuh und hat seither ständig erfolgreich mit Gummimischungen experimentiert. Boreal Kletterschuhe stehen seit je her für höchste Reibungswerte. Der Gummi ist das Einzige, was sich über die Jahre beim Zen wirklich verändert hat, denn Boreal verwendet hier inzwischen den bewährten hauseigenen FS-Quattro Gummi. Die Spanier versprechen sich von dieser Gummimischung bei allen Temperaturen gleichbleibend perfekte Reibungseigenschaften. Der 4,5 Millimter dicke Gummi hält auch bei vielen Klettertagen lange Zeit Belastungen stand: Das spart Abrieb und somit auch Geld.

Leisten und Passform sind eher breit – trotzdem hält die Ferse perfekt

Die Asymmetrie beim Boreal Zen ist im Vergleich zu anderen Kletterschuh-Modellen gleicher Bauart als mittelstark zu bezeichnen, auch wenn die Spitze auf den ersten Blick markant auf den großen Zeh zieht. Die Ferse ist seitlich etwas luftig, der Fersenhalt ist erstaunlicherweise trotzdem sehr gut. Für Boulderfreunde kommt die Ferse aber beim exzessiven Hooken wahrscheinlich an ihre Grenzen. Der Leisten und die Passform an sich sind eher als breit einzustufen.

Praxistest: Raus an den Fels mit dem Boreal Zen

Mein erster Tag mit dem neuen Boreal Zen Kletterschuh war im schweizerischen Granit. Als Kalk-Kletterer kann man da erst mal nicht viel zur Reibung des Gummis sagen, denn an diesem unglaublich rauen Fels hält einfach jeder Schuh gut. Reinschlüpfen und wohlfühlen war mein erster Gedanke – und so war es dann auch. Ich traute mich nach einigen Aufwärmrouten gleich in schwerere Touren. Durch die recht stabile Zwischensohle steht der Zen auch auf kleineren Leisten optimal und sicher. Durch die asymmetrische Form lässt es sich erstaunlich präzise antreten. Am nächsten Tag stand dann Alpinklettern auf dem Programm.

Ideal für lange alpine Kletterabenteuer

Boreal Kletterschuhe im Test: Boreal Zen Test | Foto: Martin Stolzenberger
Durch die recht stabile Zwischensohle steht der Boreal Zen auch auf kleineren Leisten optimal. | Foto: Martin Stolzenberger

Jahrelang gequält von zu kleinen Kletterschuhen in zahlreichen Seillängen stieg ich mit Bauchgrummeln und einem praktisch nagelneuen Kletterschuh in die 18-Seillängen-Tour ein – und acht Stunden später und absolut schmerzfrei wieder aus – Puh! Ich habe endlich meinen idealen Alpinkletterschuh gefunden. Ein paar Tage später im heimischen bayerischen Plattenkalk konnte dann auch der Reibungstest der Boreal Kletterschuhe folgen. Der Gummi des Boreal Zen ist gut und braucht sich vor seinen prominenten Kollegen absolut nicht zu verstecken. Ob der Gummi allerdings bei großen Temperaturschwankungen nicht an seinen Eigenschaften einbüßt, konnte ich nicht überprüfen.

Mein Fazit zum Boreal Zen Kletterschuh

Ich würde den Boreal Zen dem klassischen Plaisirkletterer, dem ambitionierten Einsteiger in der Halle und vor allem dem sportlichen Alpinkletterer empfehlen. Ich fühlte mich in allen Felsarten mit dem Schuh wohl, allerdings eher im senkrechten Gelände. In steilem und überhängendem Gelände kommt der Zen aufgrund fehlender Vorspannung schnell an seine Grenzen. Nach circa 20 Klettertagen merkt man kaum eine Abnutzung des Gummis, was sicher auch an seiner 4,5 Millimeter starken Sohle liegt. Der Schuh hat sich bei mir noch etwas gedehnt, trotzdem kann man den Boreal Zen in seiner klassischen Straßenschuhgröße wählen.

Konstruktion: verstärkte Ferse, zwei Klettverschlüsse, Innenfutter
Sohle: 4,5 Millimeter, Boreal FS-Quattro 4,5 Millimter (Gummi) (Texon)
Obermaterial: Leder
Vorspannung: Tech Fit
Asymmetrie: medium
Gewicht: 454 Gramm bei Größe UK 5

 

 

Das Redaktionsteam empfiehlt…

[recommend_posts_content]

Kletterschuhe & Boulderschuhe für Anfänger

Schwierigkeitsgrade beim Klettern

Aufwärmen vor dem Klettern: Übungen und Tipps

Klettern in Norwegen – die besten Gebiete

[/recommend_posts_content]

 

 

0 0 votes
Deine Bewertung
Abonnieren
Benachrichtige mich zu:
0 Comments
Inline Feedbacks
View all comments

Unsere Top Outdoor Kategorien


Bergzeit Magazin - Dein Blog für Bergsport & Outdoor

Willkommen im Bergzeit Magazin! Hier findest Du Produkttests, Tourentipps, Pflegeanleitungen und Tipps aus der Outdoor-Szene. Von A wie Alpspitze bis Z wie Zwischensicherung. Das Redaktionsteam des Bergzeit Magazins liefert zusammen mit vielen externen Autoren und Bergsport-Experten kompetente Beiträge zu allen wichtigen Berg- und Outdoorthemen sowie aktuelles Branchen- und Hintergrundwissen.