Wem klettern alleine noch zu langweilig ist, der kann sich rund um Briançon beim Kajakfahren, Wandern und Radeln verausgaben, aber auch in kultureller Hinsicht bereichern. Kletterer mit Anspruch kommen im Val Durance garantiert auf ihre Kosten – vor allem Kletterer mit Sinn für Vielseitigkeit. Denn hier gibt es nicht nur viel Kultur sondern auch viel Gestein zu entdecken, und zwar unterschiedlichster Formen und Arten: von Konglomerat, Kalkstein bis hin zu Granit!
In Briançon klettern: Darf es auch ein wenig mehr sein?
Briançon ist ein kleiner Ort in Frankreich nahe der italienischen Grenze und liegt im französischen Bereich der Alpen am Fluss „Durance“. Deshalb bezeichnet man das Gebiet auch als „Haut Val Durance“, was übersetzt soviel bedeutet wie „Durance Tal“. Man spricht zwar vom Klettern in Briançon. Das Gebiet erstreckt sich jedoch in alle Richtungen rund um den Ort und umfasst um die 80 Klettergebiete. Briançon ist sozusagen als Oberbegriff für das gesamte Klettergebiet zu verstehen. Die erste sonst übliche Verwirrung für die, die ohne Führer anreisen, hätten wir damit schon einmal beseitigt.
Wann ist die beste Zeit zum Klettern in Briançon?
Briançon ist ein ideales Sommerklettergebiet. Denn die Felsen liegen zwischen 800 Meter bis 2500 Meter über dem Meeresspiegel. Doch auch im Frühling und Herbst herrschen gute Kletterbedingungen. Diese sind allerdings von Gebiet zu Gebiet unterschiedlich. Hier spielt vor allem die Höhe und Ausrichtung der Felsen eine entscheidende Rolle. Je höher das Klettergebiet liegt, desto kühler sind die Temperaturen und man kann auch an heißen Sommertagen gut klettern. Außerdem sind viele Felswände nach Norden ausgerichtet und stehen dadurch im Sommer ganztägig im Schatten. Das heißt aber keinesfalls „Verzicht auf den warmen, sonnigen Sommerurlaub“. Zurück im Tal treffen einen die Sonnenstrahlen wieder ins Gesicht und man kann die Wärme des Sommers genießen. Man kann es sich je nach Belieben aussuchen ob man in der Sonne klettert oder im Schatten. Bedingungen für jeden Geschmack! Also: Daunenjacke nicht vergessen – auch im Sommer nicht, denn hier kann es schnell relativ zugig zugehen!
Sollte es doch einmal regnen, gibt es viele Felsen, die nach ein paar Stunden wieder kletterbar sind. Die Felsen liegen zum Teil sehr offen, sodass der Wind alles schnell abtrocknen kann. Eine atemberaubende Kletterei für den Profikletterer, Anfänger wie auch für die ganze Familie. Briançon bietet auf engstem Raum eine große Vielzahl an Klettergegebenheiten – eine Schatzkammer voll mit den verschiedensten Gesteinsarten, Wandneigungen, Griffformen und natürlich einem schönen landschaftlichen Ambiente. Die Wandneigungen reichen von Platte bis hin zum kompletten Überhang. Auch bei der Länge der Routen wird einem viel Abwechslung geboten – lange Ausdauerkletterei oder für Boulderfreunde kurze, harte Routen.
Die Absicherungen der Routen sind generell in den Gebieten sehr lobenswert. Manchmal sind aber auch ein paar Haken zu viel eingebohrt, wobei das Auslassen von Haken problemlos funktioniert. Auch hier haben die Franzosen bei den Umlenkungen wieder zwei Fixpunkte im Fels angebracht, die mit einer Kette verbunden sind.
Vorstellung von ausgewählten Klettergebieten in Val Durance/Briancon
Die Anfahrt zu den einzelnen Klettergebieten ist durch Skizzen im Topo sehr übersichtlich dargestellt und vor Ort wird man mittels Ortsschildern und Wegweisern gut zum Zielpunkt geführt. Beim Finden der Wege zum Fels hatten wir ebenfalls keinerlei Probleme. So groß wie die Bandbreite beim Klettern selbst ist, findet man auch bei den restlichen Faktoren alles vor. Die Schwierigkeitsgrade bewegen sich grob vom 4. bis 9. französischen Grad. Auch die Zustiegszeiten sind sehr breit gefächert. Viele Klettergebiete sind aber zwischen 5-20 Minuten Fußmarsch zu erreichen und auch familienfreundlich.
Klettern in und um Briancon I: Rue des Masques
Hier wird eine lange, ausdauernde Leisten- und Lochkletterei an Konglomerat geboten. Innerhalb von 5-20 Minuten sind alle acht nördlich ausgerichteten Sektoren entlang der Bergseite bequem zu erreichen. Die Kletterei ist größtenteils senkrecht, aber in den hinteren Sektoren findet man auch kräftige und überhängende Kletterei. Das Klettergebiet ist sehr familienfreundlich und bietet eine große Bandbreite an Schwierigkeitsgraden.
Empfehlungen:
Is any one there (7b, Sektor 1)
Nique la police (7c, Sektor 3)
Tête de slip (7c+, Sektor 4), wenn Ausstieg links (8a)
L’affaire du jambon corse (7b, Sektor 7)
La légende directe (7c+, Sektor 6)
Klettern in und um Briancon II: Entraygues
Hier sind die Sektoren eins und zwei sehr lohnend. Dieses Klettergebiet ist zwar nicht so groß, aber bietet schöne kräftigere und zum Teil auch sehr kurze Leistenkletterei. Der Fels ist sehr kühl und gut mit Kindern zu erreichen. Dieses Klettergebiet ist für Leute zwischen dem 7. und 8. französischen Grad zu empfehlen.
Empfehlungen:
La cour des grands (7c)
Maudite draperie (7c+)
L’arète des Burssiasses (7b)
Klettern in und um Briancon III: Tournoux
Eine kühle Kletteroase an Granit. Die unteren, familienfreundlichen Sektoren erreicht man nach ca. 10 Minuten Zustieg. Wenn man weitere 10 Minuten den Hang steil hinauf läuft, gelangt man zu den oberen Sektoren, die echt lohnenswert sind! Hier trifft man auf gigantische Felswände, wo das 80m Seil einmal voll zum Einsatz kommt. Von Überhang, Knieklemmern, Verschneidung zu No-Hand Positionen findet man hier alles vor und das sogar alles in einer Route! Bei den Haken wurde hier nicht gespart – für ängstliche Personen perfekt, denn jeden Meter kommt eine Lasche.
Empfehlungen:
Aux portes de l’au-déla (7c)
Diagonal-survol des alpages (7c+)
Directe du coeur (7c+)
Klettern in und um Briancon IV: Ailefroide
Mit bis zu 25 Sektoren ist Ailefroide sicher eines der größten Klettergebiete und durch die kurzen, bequemen Zustiege und die Gegebenheiten am Fels sehr familienfreundlich. Hier befinden sich sehr viele leichte Routen, beginnend ab dem 3. bis zum 8. französischen Grad. Empfehlenswert im Bereich 7./8. französischer Grad ist der Sektor „Face bouc“.
Sonstiges Freizeitangebot
Da Briançon mitten im Gebiet der Alpen liegt, bieten sich auch zahlreiche andere Freizeitmöglichkeiten an. Von Bergtouren über Kajak oder Fahrrad fahren oder einfach einer gemütlichen Wanderung – es ist für jeden etwas dabei. Der Fluss „Durance“ und zahlreiche Seen bieten bei warmen Temperaturen eine schöne Möglichkeit zur kühlen Erfrischung und zum Entspannen. Zudem gibt es in vielen Klettergebieten auch die Möglichkeit Mehrseillängenrouten zu entdecken.
Allgemeine Informationen zum Klettern in Briancon
-
Anfahrt: Von Norden her kommend fährt man entweder über Grenoble und den Col du Lautaret bis nach nach Briançon. Alternativ fährt man von Osten kommend über Turin, Oulx und den Col de Montgenèvre. Von dort fährt man über die N94 (Richtung Embrun/Gap) nach Süden. Die Felsen sind zerstreut, man benötigt also auf jeden Fall ein Auto oder ähnliches um das Ganze Val Durance zu erkunden.
- Unterkunft: Vor Ort findet man bei den Klettergebieten überall Campingplätze, die auch gut ausgeschildert sind. Zum Teil gibt es auch die Möglichkeit, direkt in den Klettergebieten mit dem Auto für eine Nacht stehen zu bleiben.
- Kletterführer: Der Kletterführer „Briançon Climbs“ kann vor Ort erworben werden. Er ist zweisprachig (Französisch und Englisch) verfasst und beinhaltet alle Klettergebiete rund um Briançon
- Ausrüstung: Viele Wände sind sehr hoch! Es empfiehlt sich ein 70-80m Seil mitzunehmen und das entsprechende Standardequipment. Da die Felsen oft hoch und schattig gelegen sind, sollte man wärmere Kleidung einpacken. Diese tut auch gute Dienste in den Abendstunden, wenn die Sonne weg ist.
Wer auf der Suche nach einem Klettergebiet für den Sommer ist, sollte sich auf jeden Fall Briançon merken. So viel Abwechslung beim Klettern und auch bei sonstigen Aktivitäten findet man kaum anderswo. Zudem konnten wir uns überhaupt nicht über überlaufene Felsen beschweren – einfach ein TOP Kletterurlaub!
Brauchst Du noch Ausrüstung für Deine nächste Kletterreise?