Dalbello ist bekannt für kompromisslose Abfahrtsskischuhe – die Ski Alpin Modelle sehen vielleicht massiv aus, dafür wird auch jeder Millimeter Bewegung direkt auf die Kante gebracht. Wie sieht es mit dem futuristischen Tourenskischuh aus, schafft Dalbello den Transfer vom kompakten Abfahrtsknaller zum ausgewogenen Tourenchamäleon?
Christoph Stoll
Erster Eindruck
Die Ausstattungsmerkmale des Quantum Asolo Factory schreien regelrecht nach anspruchsvollem Gelände beim Skitourengehen und bieten jede Menge Reserven auch für Skihochtouren. Mit ultraleichten 950 Gramm (MP 26,5) pro Schuh sorgt er auch bei langen und ausdauernden Anstiegen für fitte Beine in der Abfahrt. Bei ebendieser soll die extrem steife Mischung aus gehärtetem Polyamid mit Carbon Einlagerungen für maximalen Abfahrtsspaß sorgen. Für die letzten Meter auf den verschneiten Felsgrat oder durch eine eisige Nordrinne ist der Quantum Asolo Factory mit einer Steigeisenaufnahme – vorne wie hinten – ausgestattet, so dass vollautomatische Steigeisen für technisches Gelände angelegt werden können. Auch ohne Steigeisen bietet die profilierte Alpinsohle von Vibram guten Grip auf jedem Tourenabschnitt der ohne Ski überwunden werden muss.
Christoph Stoll
Passform
Nachdem ich mich mit dem Schnür- und Verschlusssystem des Quantum Asolo Factory vertraut gemacht hatte – ich gebe zu, es hat ein paar Minuten gedauert bis ich mir sicher war – spürte ich bereits beim reinschlüpfen, dass hier jahrelange Expertise hinter der Konstruktion steht. Absolut überzeugt bin ich von dem intuitiven QLS – dem Quick Lacing System – um den Fuß und besonders die Ferse richtig ins Fußbett einzuspannen. Ich habe einen etwas breiteren Mittelfußbereich und merke, wie sich mein Fuß perfekt in den Leisten schiebt. Dabei wird er bestens vom Innenschuh gestützt, ohne dass schmerzhafte Druckstellen entstehen (Straßenschuhgröße 43, Mondopoint 27).
Christoph Stoll
Christoph Stoll
Besonders angetan bin ich auch von der Gamasche des Skischuhs, welche über dem Innenschuh liegt, aber fest in der Schale integriert ist. Ich hatte bisher oft das Problem, dass sich Schnee zwischen Innenschuh und Schale sammelt, wenn ich längere Zeit durch tiefen Schnee steigen musste. Das sollte damit der Vergangenheit angehören.
Christoph Stoll
Christoph Stoll
Aufbau und Praxis
Über der Gamasche liegt dann das zweiteilige Schalen-System, der „Dual Link“, welcher von einer nicht dehnbaren Dyneema Schnur fixiert wird. Dieses Verschluss-System steht in direktem Zusammenhang mit dem Walk-/Ride-Modus und hat mir wirklich kurz ein Fragezeichen auf das Gesicht gezaubert. Mehr als die kurze und verständliche Anleitung, die dem Skischuh beiliegt, hat es aber nicht gebraucht um die ausgefuchste Funktionsweise zu verstehen.
Christoph Stoll
Christoph Stoll
Einmal fixiert, bleibt die Dyneema Schlinge in ihrer Position und wird in der Länge nur noch durch den Hebel für Walk- und Ridemodus verändert. Ich bin sehr positiv überrascht wie gut der Mechanismus funktioniert und bin sehr gespannt auf die Haltbarkeit der Dyneemaschlinge. Sie macht optisch allein durch ihre Dicke einen sehr langlebigen Eindruck.
Ich kann es kaum erwarten den Schuh endlich im Gelände und vor allem in der Abfahrt zu testen!
Erfahrungen aus dem Praxistest
Am Wochenende gab es endlich Schnee im Alpenvorland und zwar gleich so viel, dass man sich auch im Gelände keine Sorgen mehr um Steinkontakt machen musste! Für den Quantum Asolo Factory hieß das allerdings folgendes: Da ich bei diesen Schneeverhältnissen auf keinen Fall meinen schmalen Ski fahren wollte, musste er sich gleich auf meinem Helio mit 105er Mittelbreite beweisen. Ein ziemlicher Härtetest für einen derart leichten und minimalistischen Tourenskischuh!
Christoph Stoll
Aufstieg: Ungewöhnlich viel Bewegungsfreiheit bietet die Schaftrotation von 65° beim Gehen. Gepaart mit der präzisen QLS Schnürung und der superleichten Bauweise, sitzt mein Fuß extrem gut im Fußbett und lässt mich beim Aufstieg vor Begeisterung regelrecht schwärmen. Komfortmäßig kann er sich mit jedem Speed Touring Schuh im Aufstieg messen. In der Ferse rutsche ich minimal auf und ab beim Gehen, bei der nächsten Tour hat sich das Problem mit dickeren Socken jedoch schnell erledigt. Wenn du gerne dünne Skisocken trägst, würde ich dir eine halbe Nummer kleiner bei der Schuhwahl empfehlen.
Abfahrt: Surf-Feeling vom Feinsten. In der Abfahrt schlägt der Quantum Asolo Factory trotz seiner leichten Konstruktion auffällig ins Gewicht! Im Vergleich zu seinen Kollegen der gleichen Gewichtsklasse, kommt mir die Kraftübertragung auf den Ski präziser und vor allem steifer vor. Insbesondere der lange Schaft gibt einen sichereren Halt im Tiefschnee. Den Ski zu drehen fällt mir trotz geringer Taillierung vergleichsweise leicht. Ich denke, dass er auch bei harschigen Bedingungen ausreichend Stabilität bietet um kontrolliert auf den Ski zu bringen (soweit das im Harsch möglich ist).
Christoph Stoll
Mein Fuß nach zwei langen Skitagen am Stück: Ich merke die schmale Leistenform zwar an der Seite meines Mittelfußes, das ist für mich jedoch nichts Neues. Eine bei mir klassische Problemzone – aber auch nur am linken Fuß. Erfahrungsgemäß denke ich, wird sich das nach sechs Wochen Tourengehen einlaufen und wenn nicht bleibt mir immer noch die Thermoverformung des Innenschuhs. Der Dalbello Quantum Asolo Factory hat sich von Beginn an so gut angefühlt, dass ich sie einfach noch nicht gebraucht habe und den Schuh „wie aus dem Werk“ testen wollte.
Fazit
Wenn du sehr auf das Gewicht deiner Ausstattung achtest, bisher aber eher unzufrieden mit der Stabilität deines Skischuh warst, dann empfehle ich dir den Dalbello Quantum Asolo Factory. Im Aufstieg wirst du ihn lieben und in der Abfahrt wird er dich garantiert überraschen! Für alle die den Tourenschuh auch zu Skihochtouren und in kombiniertem Gelände anziehen möchten, würde ich eher zur karbonfreien Variante greifen. Der Schuh ist nach wie vor sehr leicht, bietet aber in Sachen Felskontakt ein wenig bessere Materialreserven.
Sollte der Dalbello Quantum Asolo Factory ausverkauft sein, findest Du hier eine passende Alternative: