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Daune, Wolle, Kunstfaser, Downwool: Welche Isolation ist die richtige?

6 Minuten Lesezeit
Daunen, Wolle und Kunstfasern schützen in Schlafsäcken, Jacken und anderer Bergsport- und Outdoorbekleidung zuverlässig vor Kälte - manchmal sogar als Fasermix. Doch welches Material ist das beste? Oder besser: Welches Material ist für welchen Einsatz am besten geeignet? Hier gibt's den Überblick.

Daune oder Kunstfaser? Noch vor ein paar Jahren war die Auswahl der Isolationsmaterialien in Schlafsäcken, Isolationsbekleidung und Bettdecken auf wenige Optionen begrenzt. Mittlerweile ist die Bandbreite gewachsen: Wolle ist als Isolationsmaterial auf dem Vormarsch. Die Kombination verschiedener Materialien wie beispielsweise Downwool, ein Mix aus Daune und Wolle, öffnet zusätzlich neue Möglichkeiten in der Gestaltung funktionaler Produkte.

Doch welche Isolation passt am besten zu Deinen Ansprüchen? Eine Entscheidung lässt sich deutlich einfacher treffen, wenn man die Eigenschaften sowie die Vor- und Nachteile der Isolationsmaterialien kennt. In diesem Beitrag erfährst Du die wichtigsten Eingenschaften der unterschiedlichen Fasern und Isolationsmaterialien und für welche Bereiche diese besonders gut geeignet sind.

Ausgangsfrage: Wofür wird das Produkt gebraucht?

Am Anfang steht die Frage nach dem Einsatzbereich. Bei Schlafsäcken, Outdoor- und Winterjacken ist diese immer abhängig von den erwarteten Bedingungen einer Tour und den damit verbundenen Anforderungen.

Soll das Produkt besonders leicht oder resistent gegen Feuchtigkeit sein? Oder besonders langlebig? Dient es, wie eine Winterjacke, vorwiegend modischen Zwecken? Diese Vorgaben helfen dabei, die Auswahl des idealen Isolationsmaterials zu erleichtern. Es gibt jedoch drei Kriterien, die die Entscheidung direkt beeinflussen:

  1. Minimalstes Gewicht und Packmaß sind entscheidend.
  2. Es wird große Kälte erwartet.
  3. Das Produkt muss vegan sein.

Während Punkt 1 und 2 sehr stark für Daunen als Isolationsmaterial sprechen, schließt Punkt 3 tierische Produkte aus. Mangels pflanzlicher Alternativen ist die vegane Auswahl (derzeit) auf Kunstfasern beschränkt.

Kunstfaser, Daune oder Wolle - jedes Isolationsmaterial hat individuelle Vorzüge.

Bergzeit

Kunstfaser, Daune oder Wolle – jedes Isolationsmaterial hat individuelle Vorzüge.


Wann sind Daunen ideal?

Wer auf minimales Packmaß bei maximaler Wärmeleistung Wert legt, kommt an Daunenprodukten nicht vorbei. Sie sind perfekt, wenn es auf geringes Gewicht ankommt, etwa beim Trekking. Ein sehr guter Daunenschlafsack wiegt im Vergleich zu einem Kunstfaserschlafsack mit gleicher Wärmeleistung etwa ein Drittel weniger und benötigt nur die Hälfte des Packvolumens. Auch bei Isolationsjacken bringt Daune diesen Vorteil mit sich.

Daunenprodukte bieten zudem hohen Trage- und Schlafkomfort. Ihre Fähigkeit, Feuchtigkeit aufzunehmen, sorgt für ein angenehmes Klima über einen großen Temperaturbereich.

Der größte Nachteil der Daunen ist jedoch ihre Empfindlichkeit gegenüber Nässe. In dauerhaft feuchtem Klima und ohne ausreichende Trocknungsmöglichkeiten kann die Daune verklumpen und ihre Isolationsfähigkeit verlieren. In solchen Fällen punkten Kunstfaserprodukte oder wasserabweisend behandelte Daunen.

Hochwertige Daunenprodukte sind aufgrund des teuren Füllmaterials oft hochpreisig. Die Qualität von Daunen ist begrenzt, wodurch sie teurer sind. Allerdings hält eine gut gepflegte Daunenfüllung bei regelmäßiger Nutzung zehn Jahre oder länger – und damit deutlich länger als viele Kunstfaserfüllungen.

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Downwool: Welche Vorteile bietet der Woll-Mix?

Downwool ist eine leistungsfähige Isolationsmischung aus 70 Prozent Daune und 30 Prozent Wolle, die auch bei nasskalter Witterung eine sehr gute Wärmeleistung bietet. Die Wolle bindet Luft- und Körperfeuchtigkeit, während die Daune trocken bleibt und ihre Isolationsfähigkeit auch ohne zusätzliche Imprägnierung behält. Dieser Effekt wurde im Juni 2024 nach aufwändigen Tests des Prüfinstitutes Hohenstein bestätigt.

In Sachen Gewicht schlägt der Wollanteil nur minimal zu Buche: Etwa 50 Gramm kommen bei einem Drei-Jahreszeiten-Schlafsack mit 1.000 Gramm im Vergleich zu reinen Daunenschlafsäcken hinzu. Beim Packmaß gib es gar keinen Unterschied.

Wann ist Kunstfaser-Isolation ideal?

Künstliche Daunenimitate wie Primaloft, Polartec Power Fill und ähnliche Produkte sind nicht so leicht und komprimierbar wie Daune, dafür jedoch deutlich unempfindlicher gegenüber Feuchtigkeit. Kunstfaser nimmt kaum Feuchtigkeit auf und behält auch im nassen Zustand einen Großteil ihrer Isolationsleistung. Damit ist sie ideal für nasse Bedingungen und intensive sportliche Aktivitäten.

Zusätzlich bietet die Kunstfaserisolation eine große Produktvielfalt. Der Hersteller Primaloft etwa bietet fünf verschiedene Fasertechnologien an, die in unterschiedlichen Qualitätsklassen verfügbar sind. Jede Faser ist auf spezifische Anforderungen ausgelegt.

Während einige Kunstfaser-Isolationen versuchen, Daune in Optik und Haptik zu imitieren, gibt es auch andere Ansätze. Polartec Alpha oder Thinsulate von 3M unterscheiden sich deutlich und bieten leichte, schlanke und pflegeleichte Lösungen – ideal für technische Outdoorbekleidung, Schuhe oder Handschuhe.

Preislich sind Kunstfaserfüllungen in der Regel günstiger als Daunenprodukte. Dies gilt sowohl für Schlafsäcke als auch für Isolationsjacken. Besonders im Einsteigerbereich, beim Camping oder wenn minimales Gewicht nicht oberste Priorität hat, leisten hochwertige Kunstfaserprodukte gute Dienste. Auch für modische Saisonprodukte ist die Kunstfaser die erste Wahl.

👉 Tipp: Hybrid-Konstruktionen kombinieren Daune mit atmungsaktiven Kunstfasermaterialien für einen optimalen Klimaausgleich bei intensiven Aktivitäten.

Wer Kunstfaserprodukte wie Schlafsäcke oder Jacken möglichst lange nutzen möchte, sollte auf die Qualität der Füllung achten. Markenhersteller bieten langlebige Füllmaterialien, die ihre Bauschkraft auch nach mehreren Saisonen beibehalten.

Silkwool als Alternative zur Kunstfaser

SilkWool ist eine funktionale Fasermischung aus 50 Prozent Seide, 30 Prozent Wolle und 20 Prozent PLA aus Zuckerstärke, die auf einen leistungsstarken Feuchtigkeitstransport abzielt. Seide transportiert Feuchtigkeit in einem hohen Maß von innen nach außen, während die Isolationsleistung relativ gering ist. Hier kommt daher die Wolle ins Spiel, denn sie reguliert Temperaturschwankungen und wärmt auch im feuchten Zustand. Beide Komponenten werden im Herstellungprozess gemischt und so lange gebürstet, bis ein leichter, luftiger Fleece entsteht. Die dreidimensionale Struktur wird mit Zuckerstärke dauerhaft auf natürliche Weise verbunden.

Wann ist Woll-Isolation ideal?

Wer auf das geringste Packmaß und das beste Wärme-Gewichts-Verhältnis verzichten kann und eine natürliche Alternative sucht, sollte sich mit Wollfüllungen auseinandersetzen. Diese bieten eine nachhaltige Isolationsmöglichkeit für Schlafsäcke und Outdoor-Bekleidung. Bei Bettdecken ist Wolle schon lange bewährt.

Schurwoll-Isolation, etwa Swisswool und Lavalan oder auch Tirolwool, funktioniert nach einem ähnlichen Prinzip wie Daune. Lufteinschlüsse in den Fasern speichern die Körperwärme und verhindern, dass Kälte eindringt. Gleichzeitig wirkt Wolle temperaturausgleichend und feuchtigkeitsregulierend. Sie sorgt in einem weiten Temperaturbereich für ein angenehmes Klima. Vergleichbar mit Merinowolle in Funktionsshirts bietet auch Woll-Isolation antibakterielle und damit geruchshemmende Eigenschaften.

Nässe gegenüber ist Wolle unempfindlich. Sie kann viel Feuchtigkeit aufnehmen, bevor sie sich nass anfühlt, und wärmt auch in nassem Zustand. Wolle ist selbstreinigend, robust, lädt sich nicht elektrostatisch auf und verhindert unangenehme Gerüche – ideal für Funktionsbekleidung.

Besonders zu erwähnen sind die Hersteller Swisswool und Tirolwool, deren Produkte in Jacken und Röcken von Ortovox und Salewa verwendet werden. Im Bereich Schlafsäcke hat sich der Hersteller Grüezi Bag auf Wollfaser-Isolation spezialisiert.

Fazit: Daune, Wolle, Woll-Mix oder Kunstfaser?

Welche Isolationsmaterialien sind nun die richtige Wahl?

  • Daune ist ideal, wenn es auf jedes Gramm ankommt, für extreme Kälte und bei langlebigen Produkten.
  • Downwool ist ideal bei trockener Kälte ebenso wie nasskalten Bedingungen. Der Fasermix wirkt sich positiv auf das Trage- und Schlafklima aus.
  • Kunstfasern eignen sich für feuchte Bedingungen und intensive sportliche Aktivitäten, für Einsteiger oder wenn das Gewicht keine große Rolle spielt.
  • Silkwool ist eine natürliche Alternative zur Kunstfaser: leistungsstarkes Feuchtigkeitsmanagement vereint mit den natürlichen, klimaregulierenden Eigenschaften der Wolle.
  • Wolle ist die nachhaltige Alternative, die ein hervorragendes Trageklima bietet, wo Gewicht nicht im Vordergrund steht.

Immer noch unentschlossen? In manchen Fällen ist eine eindeutige Entscheidung ohnehin nicht notwendig, denn einige Hersteller kombinieren auch verschiedene Isolationsmaterialien in einem Kleidungsstück, um das Beste aus allen Welten herauszuholen.

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