Der Exped Waterbloc Pro -5° Daunenschlafsack begeistert mit seiner Verarbeitung, Vielseitigkeit und Leistungsfähigkeit. Er setzt in der Konstruktion moderner Alpinschlafsäcke Maßstäbe. „Warum sollte man nicht die Vorzüge eines Biwaksacks und eines Schlafsacks in einem Produkt kombinieren?“ Das dachte sich der schweizer Outdoor-Ausrüster Exped – und entwarf die nahtverschweißte Waterbloc-Schlafsackserie, die inzwischen schon in die zweite Generation geht. Nahtverschweißt? Richtig gelesen! Bei diesem Daunenschlafsack sind die Stoffbahnen der wasserdichten Pertex Quantum Pro-Außenhaut wie bei einer Gore-Tex Jacke miteinander verschweißt. Das Ergebnis ist eine ganz besondere Haptik und Optik – und eine bei Schlafsäcken einzigartige Wasserdichtigkeit.
Ich habe die Ehre, den Waterbloc Pro -5° zu testen, einen Schlafsack der 650 Euro-Klasse, der sich preislich etwas unterhalb seines wärmeren Produkt-Kollegen einordnet, dem Waterbloc Pro -15°. Der Komfortbereich geht bei diesem Modell bis -1°C, im Extremfall kann man den Sack bis -28°C nutzen.
Außen: Wasserdichtes Pertex
Waterbloc – das bedeutet in erster Linie das mit einer Wassersäule von 1.000 Millimetern komplett wasserdichte, atmungsaktive Pertex QuantumPro-Außenmaterial, dazu kommt eine hochwertige, polnische Gänsedaunenfüllung in 90/10er Qualität mit einer Bauschkraft von 850 Cuin. Die Benutzung eines zusätzlichen Biwaksacks wird damit so gut wie obsolet – es sei denn, man möchte den Biwaksack als Zusatzpuffer bei Niederschlag nutzen, um z.B. Ausrüstungsgegenstände zwischen Biwaksack und Schlafsack unterzubringen. Kurzum – der Exped Waterbloc Pro -5° ist die perfekte Wahl für Microadventures, hochalpine Trekkings und Bergbiwaks – natürlich nur, wo diese erlaubt sind und Du die ausgewiesenen Schutzzonen respektierst.
Noch dazu ist das Packmaß und Gewicht des Waterbloc Pro -5° beeindruckend gering – der Waterbloc -5° wiegt gerade mal ein Kilo. Mit ein bisschen Kraftanwendung lässt sich die Wundertüte auf ungefähr Basketballgröße, wenn nicht sogar auf Beachvolleyballgröße komprimieren. Trotz seines Funktionsreichtums hat der Schlafsack alles an Bord, was das Tiefschläferherz begehrt: einen mit Knopf verschließbaren und per Kordelzug verstellbaren Wärmekragen, getrennt regulierbare Kordelzüge für die Kapuze und die Vorderseite des Schlafsacks, eine extrawarme Fußbox und weitere Finessen wie eine praktische Reißverschlusstasche.
Gipfelbiwak mit Hangaufwind
Im Rahmen eines Gipfelbiwaks fühle ich dem Waterbloc Pro -5° das erste Mal auf die Federn. Die Verhältnisse könnten nicht herausfordernder sein – ich schlafe auf knapp 2.000 Meter Höhe unter freiem Himmel, direkt oberhalb eines steilen Schutthangs, den die ganze Nacht über ein kühler Hangwind heraufstreicht. Biwaksack habe ich natürlich keinen dabei – ich verlasse mich voll auf den Schlafsack.
Zu Beginn muss ich mich ein wenig einrichten, damit mir der Wind nicht so um die Nase pfeift – kein Problem mit dem dank ihrer Beschaffenheit auseinanderhaltbaren Kordelzügen. Wann man die Kapuze zuzieht, wann den Frontbereich des Schlafsacks und wann den Wärmekragen, lässt sich aufgrund der unterschiedlich profilierten Kordelzüge leicht unterscheiden.
Trotz der Exponiertheit – ich befinde mich immerhin nur fünf Höhenmeter unter dem Gipfel eines Karwendelberges – und trotz des stetigen Luftzugs wird es im Inneren des 650 Euro-Sacks schnell angenehm warm. Ein mehr als beeindruckender Kontrast zu manch anderen Biwaknächten, die ich in deutlich schlechter „performenden“ Schlafsäcken verbringen musste, oder sagen wir besser verbringen durfte. Stellen doch Biwaks meines Erachtens mit die beeindruckendsten Bergerlebnisse dar. Zumindest dann, wenn man sie freiwillig und an selbst gewählten Orten verbringt!
Der durchdachte, voluminöse, aber nicht zu dicke Wärmekragen unterscheidet den Schlafsack von anderen Daunenschlafsack-Leichtgewichten wie dem Mountain Equipment Firelite, der gar keinen Wärmekragen hat. Okay, ich gebe zu, der Firelite ist dafür noch ein paar Gramm leichter. Im Gegensatz zu einem Gipfelbiwak Anfang Mai, als mir im Firelite bei geschätzten -5° bis -10° Grad die Füße abfroren, haben es im Exped auch die Extremitäten mollig warm. Er vermittelt dieses gewisse Sicherheitsgefühl, das man bei Solo- und hochalpinen Biwaks ganz einfach braucht.
Feuchtigkeit Fehlanzeige
Der zweite Teil des Tests gestaltet sich ein wenig anders. Im Unterschied zur „Gipfelbiwaknacht“, während der das Wetter wolkenlos und stabil war, nutze ich den Schlafsack bei einer schlechteren Wettervorhersage. Wider Erwarten – oder besser gesagt zum Glück – ist das Wetter dann doch ganz schön, allerdings darf ich in der Nähe eines Gletscherbachs biwakieren. Die Luftfeuchtigkeit ist hoch, das Gepäck wird bereits am frühen Abend klamm, um nicht zu sagen, feucht.
Als ich gegen halb elf Uhr in den Schlafsack krieche, haben sich auf meinem Rucksack kleine Wassertropfen gebildet, auch die Oberfläche des Waterbloc Pro -5° ist richtiggehend nass geworden. Auf der Innenseite ist es jedoch schön trocken – und schnell auch wieder angenehm warm. Die Konstruktion mit nahtverschweißter Pertex QuantumPro-Außenhaut sorgt für ein Schlafgefühl wie in einem Zelt – obwohl ich ja auch diesmal ohne Biwaksack unter freiem Himmel schlafe.
Mein Fazit zum Exped Waterbloc Pro -5°
Ich bin vom Exped Waterbloc Pro -5° ehrlich überrascht – dieses Maß an Durchdachtheit und Leistungsfähigkeit hätte ich nicht erwartet. Durch das wasserdichte Außenmaterial hat es die Konkurrenz jedenfalls schwer, dem Waterbloc Pro -5° Paroli zu bieten – allerdings ist dafür auch der Preis einigermaßen weit oben angesiedelt, ein Schnäppchen ist der Schlafsack nicht – will es aber auch gar nicht sein. Wer bereit ist, den für einen RDS-zertifizierten, wasserdichten und leistungsstarken Daunenschlafsack durchaus gerechtfertigten Kaufpreis zu zahlen, bekommt ein langlebiges, speziell für etwas kältere Temperaturen prädestiniertes Produkt, dem so leicht keine Wetterkapriole etwas anhaben kann.
Exped geht mit dem Waterbloc Pro -5° in meinen Augen einen überaus logischen Weg – warum nicht Schlaf- und Biwaksack kombinieren? Ein Gedanke schießt mir jedenfalls sofort durch den Kopf – diesen Schlafsack muss ich auch meinem biwakenden Geschwistern vorführen. Sie werden begeistert sein. Die Zielgruppe dieses Schlafsacks – nämlich ambitionierte Alpinisten, Trekkingwanderer und Microadventurer – bekommen mit dem Waterbloc Pro -5° einen hochgradig komfortablen Schlafsack, der ihnen auch bei miesem Wetter, in großen Höhen und bei eisigen Temperaturen zuverlässige Dienste leistet. Danke, Exped, für so viel Schlafsackexpertise!
Wenn es bei diesem Schlafsack einen kleinen „Nachteil” gibt, dann ist es die Tatsache, dass er für Übernachtungen über der 15 Grad-Marke schlichtweg zu warm ist. Daher auch gleich der gut gemeinte Appell an Exped, doch noch einen Waterbloc Pro 0° oder +5° zu konzipieren, den man auch bei wärmeren Temperaturen einsetzen kann.
Technische Daten Exped Waterbloc Pro -5°
Gewicht (Herstellerangabe ohne Hülle/nachgemessen, mit Hülle): 960 g / 1056 g
Material außen: 20 D Pertex Quantum Pro Ripstop Nylon mit 1.000 mm Wassersäule und 7.000 MVTR (Moisture Vapor Transmission Rate, das ist ein Maß für die Atmungsaktivität), DWR beschichtet und bluesign™ zertifiziert
Material innen: 15 D Ripstop Nylon, bluesign™ zertifiziert und PFC frei
Abmessungen (Größe L, Herstellerangaben): Innenumfang Schulter 159 cm, Innenumfang Fuss 100 cm, Länge 220 cm, maximale Körpergröße 195 cm
Temperaturbereich: Komfort -1°C, Limit -6°C, Extreme -28°C
Füllung: 90/10er Gänsedaune (polnisch, RDS-zertifiziert) mit 850 Cuin Bauschkraft
Du möchtest Dir den Exped Waterbloc Pro -5° genauer anschauen? Hier geht’s zum Produkt:
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