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Luftige Wolle

Devold Wool Mesh: Half Zip Neck und Man Zip-Off Capri im Test

6 Minuten Lesezeit
Devold ist ein alter Hase auf dem Funktionsunterwäsche-Markt - und sorgt doch Saison für Saison für neue Impulse. Bergzeit-Redakteur Arnold Zimprich hat ein Longsleeve und eine lange Unterhose aus Devolds Wool Mesh-Serie getestet.

Allein der Name Devold lässt Outdoor-Kennern schon das Wasser im Mund zusammenlaufen. Eine geschichtsträchtigere Outdoor-Unterwäschemarke ist schwer zu finden. Immerhin stattete das 1853 gegründete Unternehmen schon zahllose Polar-Expeditionen aus, darunter so legendäre wie Fridtjof Nansens Skidurchquerung Grönlands 1888 und Roald Amundsens Südpol-Expedition 1911. Etwas ähnliches habe ich zwar nicht vor – aber immerhin einen vielseitigen Test im früh- und hochwinterlich verschneiten Oberbayern.

Einmal hatte ich bereits das Vergnügen, mit einem Devold-Oberteil draußen unterwegs zu sein. Damals war das jedoch ein recht simples Woll-T-Shirt, das ich zwar liebgewonnen, aber nach einigen Tragesaisons komplett durchgewetzt den ewigen Jagdgründen übergeben habe. Die Wool Mesh Man Zip-Off Capri und das Wool Mesh Half Zip Neck versprechen jedoch schon rein optisch ein wenig mehr „Technik“, als ein simples Merino-T-Shirt.

Devold: 100 Prozent feinste Merinowolle

Qualität, die man spürt: Devold setzt auf 100 Prozent feinste, nicht kratzende Merinowolle. | Foto: Arnold Zimprich
Qualität, die man spürt: Devold setzt auf 100 Prozent feinste, nicht kratzende Merinowolle. | Foto: Arnold Zimprich

Allein schon der Name verweist auf das Material, aus dem die beiden Test-Teile gemacht sind: 100 Prozent feinste Merinowolle. Die Mesh-Konstruktion soll für eine optimierte Feuchtigkeitszirkulation sorgen. Zugleich bilden sich laut Hersteller kleine Luftpolster, die eine herausragende Wärmeleistung bei geringem Gewicht gewährleisten sollen.

Der Clou: die Capri lässt sich durch zwei durchgehende, seitliche Reißverschlüsse auch unterwegs an- und ausziehen – also zum Beispiel, wenn man gerade auf Skitour ist und zum Unterziehen nicht gleich die kompletten Skiklamotten ablegen will. Der Reißverschluss des Zip-Shirts reicht zudem bis sehr weit nach unten und ermöglicht dadurch eine ausgezeichnete und vor allem schnelle Belüftung, wenn es mal zu warm wird. Er verfügt über zwei Läufer – man kann ihn also, je nach Lust und Laune, bis zum Kinn zuziehen und anschließend „von unten“ etwas mehr Luft hereinlassen.

Das Anwendungs- und Testprofil

Als leidenschaftlicher Läufer, Ganzjahresradler und Gelegenheits-Skitourengeher habe ich häufig das Problem, auf langen Touren mit hohen Temperaturschwankungen konfrontiert zu werden. Zwar nehme ich auf längere Bergtouren stets ein Wechselshirt mit – mein Traum ist jedoch, Bekleidung zu finden, die so schnell trocknet, dass ein Wechsel der Unterwäsche am Gipfel oder nach der Trainingspause so gut wie nicht mehr notwendig ist. Als „Vielschwitzer“ ein nicht gerade einfaches Unterfangen…

Oftmals habe ich mit modernen Merino-Geweben auch das Problem, dass sich das Gewebe vollsaugt – und sich anschließend ein sehr unangenehmes, nasskaltes Tragegefühl einstellt. Kann Devold mit seinem Wool-Mesh-Gewebe diesem Effekt vorbeugen, der oftmals einen Nachteil im Vergleich zu Synthetikgeweben darstellt?

Erster Test auf dem Mountainbike

Der leichtgängige Frontreißverschluss sorgt zusammen mit dem hohen, anschmiegsamen Kragen für einen ausgezeichneten Tragekomfort. | Foto: Arnold Zimprich
Der leichtgängige Frontreißverschluss sorgt zusammen mit dem hohen, anschmiegsamen Kragen für einen ausgezeichneten Tragekomfort. | Foto: Arnold Zimprich

Die kühle erste Septemberhälfte bietet ideale Bedingungen, um das Devold Wool Mesh Man Zip Neck auf einer 50-Kilometer-Radrunde ein erstes Mal zu testen. Das Langarm-Oberteil wirkt zu Beginn relativ schwer – wer Smartwool, Icebreaker und Co. gewohnt ist, muss sich an die Haptik des Materials erst gewöhnen.

Einmal unterwegs zeigt das Oberteil jedoch sehr schnell, was es in den Fasern hat. Die wärmeregulierenden Eigenschaften sind beeindruckend – genau wie der Schweißtransport. Ich warte förmlich darauf, dass sich das gewohnt klamme Tragegefühl einstellt, wie ich es von anderen Longsleeves kenne. Das Devold Wool Mesh Half Zip Neck schafft es jedoch, die Feuchtigkeit sehr schnell vom Körper wegzuführen und ein hohes Level an Restwärme zu erhalten. So komme ich gar nicht erst auf die Idee, ein Wechselshirt überzustreifen!

Die zweite Hälfte der Radrunde wird nass – ein Regenguss macht die Radtour zu einer echten Schlammschlacht. Mangels Schutzblechen dringt die Nässe an einigen Stellen bis auf die Haut. Angesichts dessen bin ich überrascht, dass das Wool Mesh Man Zip Neck trotzdem noch wärmt. Erster Test – eindeutig bestanden!

Bergtest im Schnee

Bei echt skandinavischen Verhältnissen nehme ich das Longsleeve und die Zip-Off Capri ein paar Tage später auf eine Trailrunning-Runde in die frühwinterlich angezuckerten Berge mit. Unten ist es klitschenass – oben, ab 1.600 Metern, wütet ein veritabler Schneesturm. Das Zip Neck gibt sich auch hier keine Blöße und auch bei der Capri stellt sich schnell heraus, dass sie dem Oberteil von der Performance her in nichts nachsteht. Beide Teile sind übrigens recht weit geschnitten, mit meinen 1,88 Metern und 84 Kilogramm habe ich bei Größe L noch relativ viel Spielraum.

Devold verkauft die beiden getesteten Teile eigentlich nicht als Trailrunning-Accessoires – trotzdem macht die Kombi auch beim Winter-Run so richtig Spaß! Zwar muss ich das Oberteil aufgrund des enorm hohen Schweiß-Outputs am umstürmten Gipfel doch gegen ein trockenes Reserveteil austauschen. Aber bei diesen Bedingungen hätte wohl auch jedes andere Longsleeve seine liebe Mühe gehabt.

Härtetest beim winterlichen Long Run

Entspannt auf der Hütte: Das Wool Mesh Half Zip-Neck eignet sich auch perfekt als Hüttenoutfit. | Foto: Arnold Zimprich
Entspannt auf der Hütte: Das Wool Mesh Half Zip-Neck eignet sich auch perfekt als Hüttenoutfit. | Foto: Arnold Zimprich

Spontane Tests sind oft die härtesten – mit diesem Hintergedanken laufe ich eines Dezembermorgens, ganz in Devold gekleidet, im Allgäu einfach drauflos. Es hat ca. -5° Grad. Wie weit mich der Ehrgeiz treiben wird – ich weiß es nicht. Ich setze den Pace niedrig an – will nicht schwitzen, da ich keine Wechselbekleidung mitführe.

Entlang der Wertach geht es Richtung vernebelte Berge. Mit der Zeit kommt die Gewissheit, dass es heute durchaus etwas weiter werden könnte. Die acht Kilometer-Marke fällt, ich fange nun doch an zu schwitzen. Zudem kristallisiert sich durch meine etwas zu spontane Routenfindung heraus, dass die Strecke die Halbmarathondistanz überschreiten wird. Zuerst schrecke ich zusammen. Mehr als 21 Kilometer bei Minusgraden im klammen Funktions-Longsleeve, ohne Wechselklamotten? Hallo Erkältung! Ich laufe jedoch unverzagt weiter … es wird schon werden.

Um es kurz zu machen – am Ende der 26,5 Kilometer langen Strecke ist mir immer noch schön warm. Und zwar sowas von! Offensichtlich gehört es zu den Grundfunktionen von Devold, auch nach vielen Kilometern bei eisigen Temperaturen noch für Wärme zu sorgen – wie bei Amundsens und Nansens Expeditionen eben. Wer das Shirt nicht gerade in einen Eimer Wasser taucht und bei besonders intensiven Trainingseinheiten klitschnass schwitzt, wird seine helle (oder besser gesagt: trockene) Freude damit haben.

Mein Fazit zur Devold Wool Mesh-Kombi

Wer Smartwool, Icebreaker & Co. gewohnt ist, wird von der Haptik und Optik der Devold-Teile zunächst etwas überrascht sein. Sie fühlen sich relativ schwer an, die Mesh-Konstruktion sieht ungewöhnlich aus. Doch genau damit geht der Spaß bei der Benutzung auch schon los. Man merkt ganz einfach, dass Devold mehr als 150 Jahre Erfahrung in der Fertigung funktionaler Unterwäsche hat. Der norwegische Hersteller hat jedenfalls schnell einen festen Platz in meinem Funktionsunterwäsche-Regal bekommen.

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