Ihr denkt, das Ende der diesjährigen Skitourensaison ist bereits eingeläutet? Keinesfalls! Für viele Skibergsteiger ist das Frühjahr die Jahreszeit, um ihre geplanten Skihochtouren-Projekte in die Tat umzusetzen. Aber auch manch klassischer Skitourengeher begibt sich noch auf die Suche nach steilen Abfahrten mit Pulverpotenzial. Grund genug, sich einem besonderen Ski im Test zu widmen, dessen Bezeichnung manchem Leser bereits Respekt einflößt: Cho Oyu! Als Namensgeber des High-End-Tourenskis von Dynafit fungiert der mit 8.201 Metern sechshöchste Berg unserer Erde, dessen geplante (und mittlerweile durchgeführte) Skibefahrung der Schwedin Martina Palms Ausgangspunkt der Entwicklung war.
Erster Eindruck vom Dynafit Cho Oyu Ski
Es muss noch nicht einmal der Karton des Paketdienstes geöffnet werden, um einen Vorgeschmack des Cho Oyu zu bekommen – hochheben reicht! Mit seinen 1.160 Gramm (bei einer Länge von 174 Zentimetern) liegt der Tourenski in seiner Klasse gewichtstechnisch schon ganz weit vorne – ein K2 Wayback mit ähnlichen Abmessungen wiegt hier beispielsweise gute 200 Gramm pro Ski (!) mehr. Hier hat Dynafit schon mal alles richtig gemacht. Eine Mittelbreite von 88 Millimetern hat sich bei Allround-Tourenski über die letzten Jahre als bester Kompromiss zwischen Aufstiegstauglichkeit bzw. Gewicht und Abfahrtsperformance bewährt. Auch der Cho Oyu reiht sich mit Abmessungen von 125-88-111 (Schaufel-Mittelbreite-Tail) in dieses Testfeld ein. Hat man den Dynafit-Tourenski das erste Mal in der Hand, fällt zuerst die wertige Verarbeitung sowie der besondere Shape auf: Breite Schaufel mit durchscheinenden Carbon-Elementen und eher schmal zulaufendes Tail – beides mit Rocker, der vorn deutlich stärker ausgeprägt ist. Das Design des Dynafit Cho Oyu ist eher klassisch gewählt. Anstatt greller Farben dominiert Holzoptik kombiniert mit moderner Linienführung. Einem dezent neon-gelben Akzent in Form eines Drachens konnten sich aber auch die Dynafit-Designer nicht entziehen. Das gefällt!
Erster Aufstieg mit dem Tourenski, wenn auch nicht auf den Cho Oyu
Bei einer Wettervorhersage für das Inntal, die mit knapp 20 Grad Celsius um die Mittagszeit schon frühsommerlich ausfällt, muss für einen ersten Cho Oyu-Test in größere Höhen ausgewichen werden: Der Hohe Riffler (3.231 Meter) in den Zillertaler Alpen soll es sein. Auch mit Gondelunterstützung als Halbtagestour machbar, starten wir am Parkplatz des Hintertuxer Gletschers. Das Anlegen der Dynafit Speedskin Felle funktioniert mit den integrierten Gummispannern problemlos. Was fällt auf im Aufstieg mit dem Tourenski? Nur Positives! Zu allererst natürlich das niedrige Gewicht – Kehre links, Kehre rechts, kein Problem! Mit der etwas nach hinten orientierten Bindungsposition gelingen Spitzkehren mühelos. Schnee hart, Schnee weich, egal! Das schlanke Tail des Dynafit Cho Oyu sinkt hier gut in den Schnee ein, was die Schaufel schnell an die Oberfläche treibt. In Kombination mit der montierten Dynafit Radical ST Bindung verlieren selbst Anstiege mit mehr als 1.500 Höhenmetern ihren Schrecken.
Was, schon oben? Schon erstaunlich, wie mühelos sich der Cho Oyu nach oben schraubt. Weiterer Vorteil der Fellbefestigung mit Gummispannern: es muss am Gipfel nicht einmal aus der Bindung ausgestiegen werden, um abzufellen. Wir lassen es oben angelangt dann aber doch eher gemütlich angehen. Brotzeit!
Abfahrtserfahrung, die erste
Warum abfahren, wenn sich’s auf über 3.000 Metern mit T-Shirt aushalten lässt? Achso, ja – der neue Ski, der gefahren werden will. Runter mit den Fellen und ab dafür! Los geht’s windgepresst und hart. Extrem drehfreudig (dank Rocker und einer Skilänge von 174 Zentimetern) und mit viel Kantengriff wird der Gipfelhang hinabgefräst – vielversprechend! Klar, dass die lange Schaufel des Dynafit Cho Oyu bei diesen Test-Bedingungen etwas zu flattern beginnt, allerdings tut dies dem Kantenhalt keinen Abbruch. Steiles Gelände oder selbst Umspringen meistert der Ski ebenso tadellos. Beginnt die Schneeoberfläche durch Sonneneinstrahlung anzutauen, geht der Spaß erst richtig los – Firnsurfen aller erster Güte (*Swischhhhhh*) treibt hier wohl jedem Tourengeher ein breites Grinsen ins Gesicht!
Eine erstklassige Performance also? Einen kleinen Haken gibt’s doch: Bei schnellen Turns in weichem Schnee kann der Cho Oyu leider nicht ganz mit den aktuellen Freetouring-Ski mithalten – hier würden etwas weniger Sidecut sowie ein paar Zentimeter an Länge der Laufruhe durchaus gut tun. Geschwindigkeitshungrige Freerider können allerdings bei Dynafit aus einer breiten Produktpalette ihren Spezialisten auswählen, werden also ebenso bedient. Wird das Tempo etwas gedrosselt, ist der Cho Oyu ein wahres Spaßgerät und kann bei allen Schneebedingungen seine Stärken ausspielen. Auch bei niedrigen Geschwindigkeiten schwimmt die Schaufel schnell auf und vermittelt viel Fahrsicherheit. Selbst Bruchharsch verliert seinen Schrecken und lässt sich mit überschaubarem Kraftaufwand bezwingen – besonderem Shape sei Dank!
Fazit und Details zum Dynafit Cho Oyu Test
Für wen eignet sich nun die High-Tech-Waffe von Dynafit? 800,00 Euro (UVP) für zwei Bretter sind sicherlich kein Pappenstiel – dafür gibt’s mit dem Dynafit Cho Oyu allerdings einen Ski allererster Güte. Der Cho Oyu eignet sich besonders für den klassischen Skitourengeher, der geringes Gewicht und hohe Drehfreude sucht. Er fühlt sich bei kurzen bis mittleren Turns zu Hause und kann selbst bei schwierigen Verhältnissen überzeugen. Sein Konzept geht hier voll auf! Auch bei hochalpinen Unternehmungen oder Skidurchquerungen, wo ein leichter, universell einsetzbarer Ski von Nöten ist, lässt der Cho Oyu kaum Wünsche offen. Für die richtig tiefen Tage im Winter mit mehr als 40 Zentimetern Neuschnee haben Freetourer allerdings die Nase vorn.
Tipp: Aufgrund des langen Schaufel-Rockers kann der Ski durchaus etwas länger gewählt werden!
- Scoop Rocker
- Flex Tip mit gewichtsreduzierender 3-D-Carbon-Konstruktion
- leichter Tail Rocker
- Paulownia-Kern
- Pin Tail
- 2.160 Gramm pro Paar (174 Zentimeter)
- Abmessungen: 125-88-111 (Schaufel-Mittelbreite-Tail)