Inhalt
- Was ist ein Eispickel?
- Wann braucht man einen Eispickel?
- Eispickel vs. Eisgerät: Was ist der Unterschied?
- Welche Normen gibt es bei Eispickeln?
- Pickel, Teleskopstöcke, Eisgerät: Wann verwende ich was?
- Gerade oder gebogen? Wie finde ich heraus, welcher Pickel für meine geplante Tour geeignet ist?
- Muss es immer der leichteste Pickel sein?
- Welche Länge sollte ein Eispickel haben?
- Video: Welche Anforderungen muss ein Eispickel erfüllen?
- Wie benutze ich einen Eispickel richtig?
- Verwendet man Pickel und Steigeisen immer zusammen?
- Wie/wo befestige ich den Pickel am Rucksack?
- (Wie) Kann ich einen Eispickel im Flugzeug mitnehmen?
Was ist ein Eispickel?
Ein Eispickel ist ein technisches Hilfsgerät, das beim Bergsteigen in Gletscherregionen eingesetzt wird. Zudem werden Pickel auch beim Queren harter Firnfelder genutzt – oder auch für verschneite Gratanstiege beim Skibergsteigen. Bei Touren in steilem Eis und beim Eisklettern kommen Spezialformen des Eispickels zum Einsatz – sogenannte Hybridpickel und Eisgeräte.
Wann braucht man einen Eispickel?
Einen Eispickel benötigt man zum Begehen von Gletschern. In Kombination mit Steigeisen macht er das sichere Begehen von Gletschern überhaupt erst möglich. Mit der richtigen Technik hilft er bei der Begehung von Flanken. Rutscht man in steilen Gletscherpassagen ab, kann man den Sturz bzw. das Abrutschen idealerweise durch den sogenannten Pickelrettungsgriff abbremsen.
Bergzeit
Im Idealfall verhindert ein korrekt genutzter Eispickel in einer Seilschaft auch einen Spaltensturz. Bei einer Spaltenbergung kann ein Eispickel als Fixpunkt (T-Anker) genutzt werden.
Der Eispickel gehört zur Standardausrüstung auf Gletschertouren.
Eispickel kommen sowohl auf flachen Gletschertouren als auch bei steileren Gletscherpassagen zum Einsatz. In Einzelfällen werden Pickel auch zum Erklimmen steiler, im Winter womöglich vereister Grashänge genutzt – zum Beispiel in den Allgäuer Alpen.
Braucht man zum Wandern einen Eispickel?
Zum Wandern benötigst Du keinen Eispickel – es sei denn, Du gehst Gletscherwandern. Bei diesen meist organisierten Wanderungen wird jedoch in der Regel Leihmaterial zur Verfügung gestellt. Für herkömmliche Wanderungen ist indes die Anschaffung von Trekkingstöcken ratsam.
Bergzeit
Eispickel vs. Eisgerät: Was ist der Unterschied?
Eispickel verwendet man auf klassischen Gletschertouren, die einen bestimmten Schwierigkeitsgrad nicht übersteigen. Dazu gehören Normalwege auf vergletscherte Drei- und Viertausender in den Alpen.
Eisgeräte sind speziell geformte Eispickel, die speziell für das Eisklettern konstruiert wurden. Sie sind stark gebogen und deutlich kürzer als Standard-Eispickel. Zudem benötigt man stets zwei davon, um im Steilgelände und bei senkrechten sowie überhängenden Passagen sicher unterwegs zu sein.
Wann Pickel, wann Eisgerät?
Bis zu welcher Steilheit man den Pickel dabei einsetzt, ist vom eigenen Können abhängig.
- In der Regel eignen sich Typ 1-Eispickel für Steilflanken von bis zu 35-40 Grad.
- Bei steileren Passagen im Eis sollte man zumindest einen Hybridpickel einsetzen.
- Für das Wasserfallklettern und für steile Eis- und Mixed-Touren im Bereich über 35-40 Grad benötigt man hingegen Eisgeräte. Eispickel würden hier nicht die nötige Sicherheit bieten.
Welche Normen gibt es bei Eispickeln?
Nach offizieller Festlegung wird laut DAV Alpin-Lehrplan 5 zwischen Basiseisgeräten (Typ 1) und technischen Eisgeräten (Typ 2) unterschieden.
- Ein technisches Eisgerät (Typ 2) dient laut Normdefinition zum Klettern im steilen Eis und Fels, und ist mit einem „T“ auf dem Gerät gekennzeichnet.
- Basiseisgeräte (= Eispickel, Typ 1) sind nach Norm alle übrigen Eisgeräte für den Einsatz in Schnee und Eis.
Die einstige Unterscheidung in T- und B-Norm wurde also überarbeitet. In der folgenden Tabelle sind die Unterschiede in aller Kürze zusammengefasst:
Normanforderungen nach EN 13089 und UIAA 152
Eisgerät bzw. Hauen / Kennzeichnung | Typ 1 / keine | Typ 2 / T |
Schaftfestigkeit (T-Anker Belastung) | 2,5 kN | 2,5 kN |
Festigkeit in Y-Richtung (Schaftzugbelastung) | 0,6 kN | 0,9 kN |
Festigkeit in X-Richtung (Rammpickelbelastung) | 2,5 kN | 4,0 kN |
seitliche Festigkeit flacher Hauen | 42 Nm | 60 Nm |
Pickel, Teleskopstöcke, Eisgerät: Wann verwende ich was?
Für klassische, einfache Gletschertouren ohne technische Schwierigkeiten ist ein Pickel ausreichend. Gerne wird auch ein Pickel und ein Stock in Kombination verwendet.
Wagt man sich ins Steileis oder in Nordwände, sind zwei Eisgeräte (speziell geformte Pickel mit kurzem Schaft) vozuziehen, hierfür reicht ein einfacher Pickel oft nicht aus.
Teleskopstöcke bieten sich immer an, wenn der Schnee etwas tiefer ist oder man einen schweren Rucksack tragen muss. Wenn man auf steilem Firn ins Rutschen kommt, muss ein Pickel zur Hand sein.
Gerade oder gebogen? Wie finde ich heraus, welcher Pickel für meine geplante Tour geeignet ist?
Der Beantwortung dieser Frage solltest Du gesteigerte Aufmerksamkeit schenken, da sich die Schwierigkeit einzelner Gletschertouren, die vor einigen Jahren noch relativ einfach zu begehen waren, durch den Gletscherschwund stark verändert hat.
Ein gerader Typ 1-Pickel deckt eine breite Palette an Touren ab – in einzelnen Fällen ist jedoch die Begehung einst vergletscherter Übergänge oder Zustiege schwieriger geworden.
In aller Regel ist es so, dass für einfache Gletschertouren und die Normalwege auf hohe Drei- und Viertausender der Alpen klassische Typ-1-Eispickel ausreichen. Beinhaltet die Tour einen längeren Steilanstieg, der 35 Grad Steilheit übersteigt (zum Beispiel eine Steilrinne oder -flanke), solltest Du einen gebogenen Hybridpickel in Erwägung ziehen, da dieser mehr Griffmöglichkeiten bietet.
In der Eispickel-Kaufberatung im Bergzeit Shop werden die verschiedenen Pickelarten und Einsatzbereiche genauer erläutert.
Jetzt lesenBist Du Dir nicht sicher, wie es um die Verhältnisse am jeweiligen Berg steht, stellen die verschiedenen Alpenvereine unter alpenvereinaktiv.com aktuelle Informationen zu vielen Touren zur Verfügung – eine Nachschau auf dieser Website ist also in jedem Fall sinnvoll.
In Einzelfällen kannst Du auch Bergführerverbände vor Ort kontaktieren. Die “Locals” wissen meist am besten Bescheid – Du solltest aber bedenken, dass sie keine klassische “Auskunftei” sind, die man mit allzu vielen Fragen löchern sollte.
Bergzeit
Muss es immer der leichteste Pickel sein?
Die Zeiten, zu denen es nur “bleischwere” Pickel zu kaufen gab, sind vorbei. Zwar gibt es immer noch Unterschiede, aber die meisten modernen Pickel sind bereits relativ leicht. Die 500-Gramm-Marke ist hier ein ganz guter Anhaltspunkt – schwerer sollte ein Pickel nicht sein.
Wenn Du nun einen besonders leichten Pickel unter 350 Gramm erwerben willst, solltest Du darauf achten, dass ein leichter Pickel auch eine verringerte Schwungmasse hat. Man braucht also mehr Kraft, um den Pickel ins Eis zu treiben.
Außerdem lassen einzelne Hersteller für Einsteiger praktische Details weg, wie zum Beispiel eine gummierte Grifffläche. Auch auf Elemente, die den Pickel langlebiger machen – wie etwa einen gehärteten Pickeldorn oder eine geschmiedete Haue – wird bei einzelnen Leichtpickeln aus Gewichtsgründen gerne verzichtet.
Ein leichter Pickel ist nicht zwangsläufig besser, da er aufgrund der verringerten Schwungmasse eine versierte Handhabung voraussetzt.
Du solltest also den Umgang mit Pickeln eingehend geübt haben, ehe Du die Nutzung eines besonders leichten Pickels in Erwägung ziehst.
Welche Länge sollte ein Eispickel haben?
Ein Eispickel sollte, wenn man ihn vorschriftsgemäß/nach Lehrmeinung (Verweis Alpinlehrplan) mit ausgestrecktem Arm nach unten hält, bis etwa auf Höhe des Knöchels reichen.
Was tun, wenn der Eispickel zu kurz ist?
Ist ein Pickel nur ein wenig zu kurz, ist das für die nächsten ein, zwei Touren kein Problem. Allerdings solltest Du Dir mittelfristig einen Pickel in der richtigen Länge zulegen, da nur er die nötige Sicherheit bietet.
Warum ein Eispickel nicht zu kurz sein darf und weitere Tipps zur optimalen Länge zeigt Dir unser Video.
Video: Welche Anforderungen muss ein Eispickel erfüllen?
Wie benutze ich einen Eispickel richtig?
Die richtige Nutzung eines Eispickels solltest Du in einem Hochtourenkurs, wie er von vielen Alpenvereinssektionen angeboten wird, erlernen. Allein die Lektüre einer Lehrschrift reicht hierzu nicht aus. Unbedingt notwendig ist die Praxiserfahrung auf dem Gletscher, wie sie nur ein professioneller Kurs bietet.
Um sich auf einen Kurs vorzubereiten bzw. diesen zu ergänzen, verweisen wir an dieser Stelle auf die einschlägige Lehr-Literatur – zum Beispiel den Alpinlehrplan 3 “Hochtouren, Eisklettern”.
Verwende ich Eispickel mit oder ohne Handschlaufe?
Eispickel werden in der Regel stets mit Handschlaufe genutzt – es sei denn, man ist sich seines Könnens sehr sicher. Ohne Handschlaufe droht im steilen Eis ein Verlust des Pickels.
Verwendet man Pickel und Steigeisen immer zusammen?
Sobald man Steigeisen an den Füßen hat, muss auch ein Pickel zur Hand sein. Der Grund ist einfach: Wenn Du mit Steigeisen an den Füßen zu rutschen beginnst, kannst Du nicht mehr mit den Füßen bremsen, da sich die Steigeisen im Eis sofort verhaken würden. In der Folge überschlägst Du.
Du kannst also nur mit dem Pickel bremsen. Den Pickel kannst Du in der Hand halten oder er kann im Schultergurt des Rucksacks stecken, sodass Du ihn sofort greifen kannst.
Sobald man Steigeisen an den Füßen hat, muss auch ein Pickel zur Hand sein.
Den Pickel kannst Du hingegen auch ohne Steigeisen verwenden. Ein Pickel ist immer gut, um ein paar Stufen in harten Schnee/Firn zu schlagen. Das kann passieren, wenn es auf den letzten Metern der Skitour oder Hochtour zum Gipfel schwierig wird. Auch auf langen Felstouren können immer mal harte Schneefelder kommen.
Wenn Du früh im Jahr Klettersteige gehst, finden sich auf dem Weg zum Einstieg oder in steilen Rinnen häufig harte, steile Firnfelder, die Du mit ein paar Stufen entschärfen kannst. Genauso kannst Du mit dem Pickel immer bremsen, wenn Du im steilen Gelände ins Rutschen kommst.
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Wie/wo befestige ich den Pickel am Rucksack?
Hochtourenrucksäcke haben eine Pickelschlaufe, in der der Eispickel mit dem Pickeldorn von oben her eingefädelt und dann nach oben geklappt und fixiert wird. Dabei steht die Pickelhaue Richtung Rucksackmitte und die Schaufel nach außen, da an der Pickelhaue erhöhte Verletzungsgefahr besteht.
Es ist darüber hinaus ratsam, sich einen Hauen- bzw. Schaufelschutz zuzulegen. Auch für die Pickelspitze, den sogenannten “Dorn”, sind solche “Schoner” erhältlich. Die Plastiküberzüge verhindern, dass sich der Pickel im Rucksackmaterial oder in der Bekleidung verhakt.
In unserem Video zeigt Dir unser Bergzeit Kollege Markus, wie Du Deinen Eispickel an verschiedenen Rucksäcken richtig befestigst.
(Wie) Kann ich einen Eispickel im Flugzeug mitnehmen?
Wie andere Sportgeräte sollten Eispickel zunächst sorgfältig verpackt werden. Dazu solltest Du den Pickel zunächst mit einem Hauen-, Schaufel- und Dorn-Schutz versehen, dann zum Beispiel in dicken Schaumstoff einwickeln und anschließend in einem reißfesten Duffle Bag bzw. Rucksack verstauen. Im Handgepäck dürfen Pickel nicht mitgenommen werden! Bist Du Dir unsicher, gibt die jeweilige Fluggesellschaft Auskunft.
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