Inhalt
- Vorurteile über Elba
- Psst! Geheimtipp Elba ...
- Wanderung zur Terrasse der Verliebten
- Wandern auf das Dach Elbas und die Grande Traversata
- Mountainbiken auf Elba: Trails im Bikepark Calamita
- Kultur & Kulinarik: Napoleon, Vino und Stockfisch
- Alle Infos zum Wandern und Biken auf Elba: Ferien-Insel für Aktive
Schroffe Gipfel, sanfte Höhenzüge und schattige Wälder überziehen ganz Elba. Macchia- und Rosmarinduft liegt in der Luft, das Meer leuchtet an den Küsten glasklar türkis. Verborgene Buchten schmiegen sich an die schwarzen, grauen und weißen Felsen. Und alles ist so tiefgrün für eine Insel im Mittelmeer. Auf den ersten Blick aus dem Flugzeug ist klar: Elba ist eine echte Naturschönheit.
Vorurteile über Elba
Elba schwamm bei mir bisher immer in einem Topf mit Capri und Ischia. Mit einem Hauch von Croissantduft. Eine kleine Insel, geschmückt mit ein paar verschlafenen Städtchen an Berghängen, durch deren Gässchen Frauen wie Gina Lollobrigida wackeln. Wie aus einem Fünfzigerjahre-Schnulzfilm. Alles ein wenig verstaubt. Die Vegetation im Inselinneren karg, an den Stränden faule deutsche Dauercamper fortgeschrittenen Alters unter Sonnenschirmen. Nicht viel los, nicht viel zu tun. Der Croissantduft mischt sich wohl deswegen drunter, weil ich ganz tief hinten in meinem Kopf irgendeine Verbindung zu Napoleon knüpfe. Ich hatte ja keine Ahnung!
Psst! Geheimtipp Elba …
Veni, vidi, Elba vicit. Ich kam, sah, und Elba siegte. Mit 224 Quadratkilometern ist die Insel im toskanischen Archipel eher klein – nach
Sizilien und Sardinien trotzdem immerhin die drittgrößte Italiens – und doch überrascht sie mit einer unglaublichen landschaftlichen Vielfalt. Entlang der 147 Kilometer langen Küstenlinie und im Inselinneren erheben sich mächtige Granitkuppen und schroffe Kalkspitzen, im Westen etwa der 1.000 Meter hohe Monte Capanne, der alpine Herausforderungen bietet. Im Osten lockt die Calamita, ein ehemaliges Erzabbaugebiet, mit 100 großartigen und abwechslungsreichen Trailkilometern für Mountainbiker. Sogar ein 72 Kilometer langer Fernwanderweg führt quer über die Insel. Und das Beste: Kaum einer weiß das! Elba ist nicht „aktiv überlaufen“.
Wanderung zur Terrasse der Verliebten
Gabriele, ein waschechter Elbaner, und seine Frau Jeanette, eine gebürtige Pforzheimerin, treten als erste hinaus auf die Terrasse der Verliebten. Da gehören sie eindeutig auch hin, so verliebt wie die beiden auch nach zehn Jahren Beziehung noch sind. Nach Jeanettes ersten drei Tagen auf Elba war klar: Hier bleibt sie. Natürlich wegen Gabriele. Aber auch ein kleines bisschen, weil Elba so schön ist. Der Blick von dieser natürlichen Terrasse, die durch eine beleuchtete Höhle erreicht wird, ist wirklich zum Verlieben. Rechts ragt das Capo d’Enfola ins ligurische Meer, links stürzt sich die Küste ins kitschig klare, dunkelblau- und türkisfarbene Meer, in einem grünen Kleid mit gelben und pinken Blumen.
Wir haben unsere Wanderung heute früh in La Biodola gestartet, zunächst zum feinen Strand von Scaglieri – das karibisch anmutende Meer zieht uns magisch in seinen Bann. Badepause! Erst dann geht es weiter in Richtung Punta Peninsola. Nach insgesamt zweieinhalb Stunden auf traumhaften, küstennahen Pfaden, die selten Trittsicherheit erfordern, erreichen wir das kleine Dorf Viticcio. Neben gemütlichen, kurzen Wanderungen wie dieser oder im brandneuen Lacona Trekking Park zum Capo della Stella bietet Elba aber auch durchaus „schwarze Routen“, die vier und mehr Stunden dauern, Klettersteigpassagen beinhalten und Schwindelfreiheit fordern.
Wandern auf das Dach Elbas und die Grande Traversata
Der Weg auf den Monte Capanne, das Dach der Insel (1.017 Meter) ist mit „00“ oder auch nur „0“ markiert und kennzeichnet mitnichten den Schwierigkeitsgrad. Die Fünf-Stunden-Tour, die in Poggio startet, wird nur geübten Wanderern empfohlen und ist bei Nebel oder Nässe sogar gefährlich. Ausgesetzte Kletterpassagen im ersten Grad lassen Bergsportlerherzen höher schlagen. Bei schönem Wetter und entsprechender Erfahrung ist die Tour auf Elbas höchsten Gipfel eine atemberaubend schöne Gratkletterei.
Wer Elba komplett erwandern möchte, gönnt sich in rund 20 Stunden Gehzeit die GTE, die 72 Kilometer lange und mustergültig beschilderte Grande Traversata Elbana. Wild campen darf man offiziell auf der Insel nicht, es gibt auch keine ständig fließende Quelle. Am besten die Etappen so planen, dass Start- und Endpunkt gut mit Bus oder Taxi erreicht werden können.
Mountainbiken auf Elba: Trails im Bikepark Calamita
Die Terrasse der Verliebten war gestern, heute verlieben wir uns Hals über Kopf in den neu und wunderschön angelegten Bike-Park auf der Halbinsel Calamita, auf der bis in die Achtziger Jahre Erz abgebaut wurde. Die verrosteten Ruinen ragen wie moderne Kunstwerke in den blauen Himmel, die Mineralien, die im Boden stecken, färben die Erde und das Gestein bunt. Teils sieht die Calamita aus wie eine bizarre Mondlandschaft, teils wie eine liebliche, typisch toskanische Hügellandschaft.
Vor zwölf Jahren fand hier ein MTB-Weltcup statt, die Einheimischen sind seitdem Feuer und Flamme und haben vor vier Jahren angefangen in dieser perfekten Topographie flowige und abwechslungsreiche Trails auszuschildern.
Fettes Downhill-Grinsen
Gleich nach einem kurzen Asphaltanstieg vom Parkplatz in Innamorata geht es – im Windschatten von Bike-Guide Michele Cervellino – auf einen herrlichen Singletrail hundert Meter über dem Meer. Würde der Downhill hinunter zu den Rostruinen nicht meine ganze Aufmerksamkeit fordern, könnte ich mich am Panorama nicht sattsehen.
Nach einem langen Uphill auf Forststraßen und Trails geht es auf „rote Erde“. Die über zwei Kilometer lange Abfahrt – nur für Mountainbiker – lässt das Adrenalin in die Adern schießen. Für leicht Fortgeschrittene ist dieser Downhill eine meisterbare Herausforderung, den MTB-Cracks wird er definitiv ein fettes Grinsen ins Gesicht zaubern. Die Farbexplosion aus leuchtend roter Erde, gelb blühendem Ginster und tiefblauem Meer im Hintergrund verführt dazu, bei jeder Verschnaufpause die Kamera zu zücken. Unten angekommen kommt mir nur eins in den Sinn: nochmal!
Die Tour im Calamita Bike Park ist auch im folgenden Video von Bike TV zu sehen.
Kultur & Kulinarik: Napoleon, Vino und Stockfisch
Elba? Napoleon! Das scheint zusammenzugehören wie Bayern und Bier. Dabei war der französische Feldherr nur 300 Tage auf der Insel. Und das zunächst unfreiwillig, er wurde 1814 nach Elba verbannt. Er pendelte zwischen seiner Stadtresidenz über Portoferraio und seinem Landsitz bei San Martino, bevor er flüchtete und erneut die Macht in Europa ergriff. Wäre er geblieben, hätte er nicht ein Jahr später sein „Waterloo“ erlebt. 300 Tage hin oder her: Durch ihn wurde Elba weltweit berühmt, und deshalb reden die Elbaner auch heute noch gerne von ihm. Und brauen ihm zu Ehren sogar mehrere, ganz leckere Biersorten.
Ein echtes kulinarisches Highlight sind die elbanischen Weine, zum Beispiel der Vinavecchia oder der süße Dessertwein Aleatico vom Weingut Mazzarri in Lacona. Frischer Fisch und delikate Meeresfrüchte sind natürlich immer ein Genuss. Tradition hat auf Elba allerdings auch konservierter Fisch: Baccalà und Stoccafissa sind gesalzene bzw. getrocknete Atlantikfische, die die Elbaner früher von spanischen Fischern im Tausch gegen Gemüse bekommen haben. Ein typisches Dessert ist der „betrunkene Kuchen“ Schiaccia Briaca, ein trockenes Früchtebrot, das in Aleatico getunkt wird.
Am Abend lernen wir beim Grillen auf Gabrieles und Jeanettes Campingplatz „Villa Santa Maria“ Renzo Mazzarri kennen, den dreifachen Weltmeister im Fischen unter Wasser. Die Tauchreviere rund um Elba sind grandios, voller antiker Wracks, mit Schwärmen von Mönchsfischen, Edelkorallen und Langusten. Manchmal begegnen sie auch jeder Menge Delfine, erzählt Jeanette, wenn sie mit Gästen mit dem Boot hinausfahren. Auch auf dem Wasser bietet Elba spannende Abenteuer.
Mit dem Kanu können fitte Paddler beispielsweise in fünf bis sechs Tagen die ganze Insel umrunden und idyllische, absolut einsame Buchten entdecken. Langsam verstehe ich, warum die Urlauber, die Elba einmal entdeckt haben, immer wieder kommen …
Alle Infos zum Wandern und Biken auf Elba: Ferien-Insel für Aktive
- Beste Reisezeit: Mai und Oktober (für Aktivurlauber)
- Anreise: per Flugzeug (z.B. mit Intersky direkt ab München oder Friedrichshafen), per Fähre von Piombino nach Portoferraio
- Camping-Tipp auf Elba: Camping Villa Santa Maria in Lacona, www.vsmaria.it
- Tipp Wandern: Lacona Trekking Park (vier frisch ausgeschilderte Halbtages- oder Tagestouren ab Lacona), auch geführte Touren ab Campingplatz
- Buchtipp: Elba von Supertrail Map sowie Rother Wanderführer Elba, 40 Küsten- und Bergwanderungen, von W. Heitzmann und A. Winter (2. Auflage 2010)
- Tipp Mountainbiken: Bike Park Calamita im Südosten der Insel, 100 Kilometer neu beschilderte und gut gepflegte Trails, jedes Jahr im Mai MTB-Rennen „Legend Cup“
- Karte: Kompass Verlag, Wanderkarte 2468 Isola d’Elba (Wander-, Rad- und Seekarte)
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