Als ich mich im Laufe der letzten Orderrunde informiert habe, was es für die Saison Winter 22/23 Neues auf dem Skitourenmarkt gibt, sprangen mir gleich ein paar Produkte ins Auge.
Die Testprodukte im Überblick
Folgendes Setup bekam ich ich zum Test zur Verfügung gestellt.
1. Der Faction Tourenski La Machine Mini
Zunächst der Faction Tourenski La Machine Mini, da dieser eine universal einsetzbare Mittelbreite von 99 cm hat. Trotz einer konventionellen Bauweise spielt er in seiner Gewichtsklasse mit 2,9 kg pro Paar recht weit oben mit. Abgesehen davon ist die Marke Faction bekannt für sehr stabile Ski – das kommt vermutlich daher, dass es Freerider waren, die die Marke aufgebaut haben.
2. Die ATK Tourenbindung Raider 13 EVO
Dazu passend eine neue Bindung von ATK: Raider 13 EVO. Diese hat erstmals einen Stopper, welcher sich automatisch arretieren lässt, wenn man den Hinterbacken dreht. Da ATK für absolut stabile und funktionale Bindungen steht begeistern mich deren Bindungen nach wie vor. Nur eben der Stopper war bis dato ein kleines Manko.
3. Kohla Freeride Air Felle
Ehrlich gesagt habe ich schon einige Felle von Kohla getestet, welch mich bisher nicht so recht überzeugt haben: der Kleber hat nicht sehr gut auf dem Ski gehaftet, sie waren meist schwerer, als die Mitbewerber und hatten weniger „Grip“. Dieses Jahr wurde mir das neue Kohla Freeride Air erneut empfohlen: und mittlerweile bietet Kohla wirklich alles, was sich ein Skitourengeher von einem funktionalen Fell erwartet.
Der erste Eindruck: Montage des Tourenski-Sets
Bereits bei der Montage meines neuen Skisets konnte ich erste Erkenntnisse gewinnen. Beim Montagepunkt des Skis kann ich zwischen Classic, Performance und Newschool wählen. Ich habe mich für einen Kompromiss zwischen Classic und Performance entschieden. Ob das eine gute Entscheidung war, werde ich später noch erläutern.
Beim Fell-Zuschnitt war ich überrascht, wie einfach das Kohla mittlerweile im Handling ist. Das war schon mal eine positive Erfahrung!
Der weite Verstellbereich der Bindung hat mich ebenfalls überrascht: ich kann mit der Bindung eine Sohlenlänge von mindestens 294 Millimeter bis maximal 315 Millimeter einstellen. Auch dies bietet große Vorteile, da ich so bezüglich meiner verschiedenen Tourenskischuh-Modelle sehr flexibel bin.
Der Praxistest
Aber nun endlich zum Wesentlichen: Skitouren gehen.
Die Kohla Freeride Air Felle im Test
Erstmal zum Aufstieg: Die erste Skitour fand direkt bei super Bedingungen statt. Neuschnee, kalt und mehrere Aufstiege (mehrmaliges Auf- und Abfellen), perfekt um das Set auf Herz und Nieren zu testen.
Zum Fell: Die neue „Air“ Konstruktion überzeugt durch Leichtigkeit und ist durch eine handliche und klein packbare Haptik super im Handling. Das hat mir richtig gut gefallen. Die Skibefestigung des Fells funktioniert einwandfrei.
Auch auf den „Kleber“ (SmartGlue) von Kohla ist Verlass: ich habe insgesamt dreimal ab und wieder aufgefellt bei etwa acht Grad minus. Obwohl durch den vielen Neuschnee immer wieder ein bisschen Schnee auf die Kleberfläche kam, hat das Fell sehr gut und vor allem auch bis zum Schluss auf dem Ski gehaftet.
Bergzeit
Bergzeit
Sowohl in einer vorhandenen Spur als auch beim selbstständigen Spuren (gerade im steilen Gelände) bin ich nicht nach hinten durchgerutscht. Hier war ich positiv überrascht. Der Mix aus 65 Prozent Mohair und 35 Prozent Nylon ist ein toller Kompromiss zwischen Grip und Gleiten, vor allem, weil ich davor nicht die besten Erfahrungen mit einfacheren Kohla Fellen gemacht habe.
Das einzige Manko ist eher ein „Schönheitsfehler“: Da das Fell zum selbst zuschneiden ist, franst es leichter aus und es stehen immer wieder dünne Fellfäden seitlich weg. Dies beeinträchtigt die Funktionalität aber auf keinen Fall.
Die ATK Raider 13 EVO Tourenbindung im Test
Gerade auch die Bindung ist sehr wichtig im Aufstieg. Die Neuheit, dass sich bereits beim Drehen vom Hinterbacken der Stopper arretiert, funktioniert einwandfrei! Die Raider 13 EVO lässt mit einem Handgriff den Hinterbacken drehen und schon ist der Stopper fixiert. Im Anschluss hat man die Möglichkeit zwei Steighilfen-Stufen zu nutzen.
In der Regel benötige ich wenig Steighilfen, da mein Tourenschuh einen sehr großen Rotationsbereich hat. Beim selbst spuren ist es dann aber doch recht angenehm, wenn man eine Steighilfe nutzen kann. Dies ist auch mit dem Stockteller problemlos einzustellen, ohne dass ich mich bücken musste. Die große Steighilfe springt auch nicht gleich mit von selbst rein, die einzelnen Steighilfen sind einfach separat voneinander einzustellen.
Bergzeit
Bergzeit
In der Aufstiegsphase lässt sich die Verriegelung jedoch nur sehr schwer mit dem Skistock lösen. Hier hilft dann aber mit einem Ski auf den Hebel am Vorderbacken zu steigen, so dass sich die Verriegelung durch die Beinkraft entsprechend löst. Mit dieser Taktik kommt man sauber und schnell aus der Bindung raus.
Sobald man aus Raider 13 EVO aussteigt, ist die Bremse manuell zu lösen, indem man den Hinterbacken auf die Abfahrtsposition dreht. Durch das breite Bohrbild ist die Bindung perfekt geeignet für breitere Ski: eine Mittelbreite von 99 Millimeter ist ideal.
In der Abfahrt hatte ich eine optimale Kraftübertragung, da der Schuh direkt auf dem Stopper steht.
So entsteht eine Art Kraftbrücke, die Kraftübertragung ist sehr direkt. Die Bindung ist definitiv eine sinnvolle Weiterentwicklung der bereits bestehende ATK Raider 13, da sie deutlich anwenderfreundlicher ist – bei nach wie vor guter Kraftübertragung. Auch das Gewicht von 370 Gramm ist nach wie vor extrem leicht für eine Freetouring-orientierte Bindung.
Der Faction La Machine Mini im Test
Jetzt fehlt nur noch der Ski: kurz gesagt lassen sich mit dem Ski durchaus lange Anstiege meistern, da er eben sehr leicht (2.900 g / Paar) ist. Da die Schaufel nicht extrem breit ist, passt er auch in die meisten Aufstiegsspuren, die ja meistens von schmäleren Mittelbreiten angelegt werden.
Am Wichtigsten ist mir persönlich die Abfahrt. Zuerst hatte ich das Gefühl, dass ich etwas weit vorne stehe. Das bedeutet, dass der Montagepunkt zu weit in der Mitte ist. Daher meine Empfehlung für alle Skifahrer, die hauptsächlich vorwärtsfahren und wenig Sprünge machen: den klassischen Montagepunkt (eingangs beschrieben: Classic, Performance und Newschool) wählen.
Bergzeit
Sollte Dir ein sehr verspielter Ski eher zusagen, dann macht der Performance oder sogar der Newschool Montagepunkt Sinn. Für mich ist ein Montagepunkt weiter hinten (Classic) am einfachsten zu fahren. Nach ein paar Abfahren habe ich mich aber daran gewöhnt und fand viel Spaß daran über alles zu springen, was das Gelände so zu bieten hat.
Insgesamt bin ich davon begeistert, wie einfach der Ski zu fahren ist! Bei allen Schneebedingungen macht er richtig Laune.
Da er am Skiende mit einem Rocker ausgestattet ist, ist es ein wirklich verspielter Ski, der sehr fehlerverzeihend ist. Allerdings ist der La Machine Mini trotzdem stabil genug um auch bei härteren Bedingungen zu überzeugen (dafür sind die verbauten Carbon Schichten verantwortlich).
Für mich also genau das richtige: mit wenig Kraftaufwand maximalen Spaß in der Abfahrt. Auch bei steilen, hart abgeblasenen Querungen hatte ich im Aufstieg genügend halt, trotz der Mittelbreite.
Da der Ski keinen sehr kleinen Radius hat (20 Meter bei 183 Zentimeter) lässt er sich leicht durchdrücken. Dadurch ist die Kante viel effektiver „nutzbar“.
In Summe ist der Ski so auch weniger aggressiv als vergleichbare Modelle mit sehr kleinem Radius. Meine Empfehlung ist eindeutig, den Ski eher länger als kürzer zu fahren, da er sowohl vorne (Tip) als auch hinten (Tail) gerockert und daher die effektive Kante verkürzt ist. Ich habe den Ski in 183 Zentimetern Länge getestet. Für meine Körpergröße von 180 Zentimetern ist das die ideale Länge.
Mein Testfazit zum Ski-Setup
Zusammengefasst ist dieses Skiset eines, welches allen Ansprüchen eines Freetouring orientierten Tourengehers gerecht wird. Am liebsten mag die La Machine Mini von Faction Neuschnee oder Firn, da der Ski durch den Rocker eher weicher abgestimmt ist.
Trotzdem ist er immer noch gut im Verspurten oder sogar auch auf harten Pisten zu fahren: die konventionelle Bauweise (Sandwich Bauweise mit Seitenwangen und einem Holzkern) bietet genügend Stabilität.
Bergzeit
Die Bindung ist eigentlich für jeden Einsatzbereich optimal (abgesehen für rennorientierte Tourengeher, hier gibt’s noch deutlich leichtere Modelle). Auch das Fell ist wirklich zu empfehlen, da es sehr funktionell ist (auch bestimmt cool für Skidurchquerungen).
Ich bin auf jeden Fall sehr begeistert von diesem Set, weil es sehr universell ist und sich für jede Könner-Stufe eignet! Und jetzt: einen schönen restlichen Winter – No friends on Powderdays!