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Faszination AlpenX

6 Tipps für einen Alpencross

7 Minuten Lesezeit
Eine erfolgreiche Alpenüberquerung ist für viele Mountainbiker Traum und Abenteuer. Udo Kewitsch hat das Glücksgefühl eines Alpencross bereits 13(!) Mal ausgekostet. Hier gibt der Alp-X-Aholic Tipps für die Planung einer Tour - und gerät ins Schwärmen.

Meiner heißt Detlef. Detlef ist mein innerer Schweinehund und als solcher zuständig für Scharmützel jeder Art. Er ist darauf abgerichtet, stets zur rechten Zeit mit der passenden Ausrede zur Stelle zu sein. Er kennt mindestens 1.000 Gründe, warum es vielleicht doch besser wäre, einem gewissen Aktivismus zu widersagen. Und er wird unterdrückt. Von mir. Und da kann ich penetrant sein, genauso wie er. Je nach Jahreszeit hat mal Detlef und mal Udo die Oberhand. Unterm Strich gewinne ich jedoch immer. Spätestens im März, April, wenn der Schnee langsam weicht, die Temperaturen Mäßigung versprechen, das Salz auf den Straßen nur noch in Form von weißen Rändern vorhanden ist, spätestens dann beginnt für Detlef die Leidensphase. Mein Bike verlässt – frisch geputzt – das Kellerverlies. Die Kette glänzt. Detlef schmollt.

Das Virus Alpencross

Endlich unterwegs! Um erfolgreich über die Alpen zu radeln ist ein bisschen Vorbereitung von Nöten.
Endlich unterwegs! Um erfolgreich über die Alpen zu radeln ist ein bisschen Vorbereitung von Nöten.

Jedes Jahr aufs Neue beginnt spätestens im Frühjahr die mehr oder minder konsequente Vorbereitung auf ein Ziel, welches zumindest unter Mountainbikern einem Ritterschlag gleichzusetzen ist. Jenes hehre Ziel heißt Alpencross, Transalp, oder auch AlpenX.

Ähnlich einem Virus verbreitet es sich unkontrolliert und kehrt, einmal erfolgreich infiziert, immer wieder zurück. Das erlebte Glück im Sattel, die Mühsal der mitunter einsamen Trainingseinheiten, die innere Ruhe, die uns alle erfüllt, wenn wir oben am Gipfel stehen und herunter blicken. Jener Kick, wenn das Adrenalin strömt und die Endorphine hüpfen. Sorgen treten in den Hintergrund, der Alltag wechselt seine Farbe, aus grau wird bunt. Die Zeit scheint stillzustehen. Zumindest für diese eine unendliche und doch so kurze Woche. All dies und noch viel mehr drängt aus mir raus, findet seinen Weg direkt vom Kopf auf die Tastatur und wird untermalt von den schönen Bildern. Aufgenommen auf den Trails dieser herrlichen Alpenwelt. Von Detlef weit und breit keine Spur.

Wer einen Alpencross plant, der hat die Latte hochgelegt. Tagestouren gehören zur Routine, auch längere Strecken sind eine oft erprobte Angelegenheit. Man kennt den eigenen Leistungslevel und seine Grenzen. Auf den folgenden Seiten erfahren Sie ein paar Eckwerte, die als Orientierung für die Planung dienen sowie wichtige Hinweise, die den Einstieg in das Thema erleichtern.

Tipp 1: Ein Alpencross ist keine One-Man-Show

Ein kleines Zwei-Mann- (oder -Frau)-Team ist ebenso sinnvoll wie eine (homogene) Vierer-Gruppe. Zu dritt geht es auch. Auch zu sechst oder acht kann man die Alpenüberquerung in Angriff nehmen, jedoch steigt mit jeder Person oder jedem Paar die Quote der Warte- oder Verzugsfaktoren (Panne, Rast, Pause, Laune, Leistungsunterschiede, Bettenzahl im Quartier, u.v.m.). Was bei geführten Gruppen der kommerziellen Anbieter ganz normal ist (Gruppenstärken zwischen 8 und 12 Biker / Innen), wird bei einem eigens geplanten Cross schnell zum K.O.-Kriterium.

Tipp 2: Navigation & Karten

Heutzutage bietet das Internet zahlreiche Foren und Möglichkeiten des Downloads an. Sowohl in Papierform als auch als Roadbook oder File für das eigene oder geliehene GPS-Navigationsgerät lassen sich mittlerweile schnell, problemlos und günstig bereits erprobte Touren herunterladen. Wer Spaß an der Planung hat, der nehme einschlägige Karten (keine Autokarte! Kompass (D/A) oder Tobacco (I) Wanderkarten bzw. die SLK (CH) sind ideal) oder erstelle beispielsweise über die Software der „Traumtouren Transalp“ (U. Stanciu) seine individuelle eigene Tour, die man dann auch als GPS Track erwerben kann (Kosten ca. 10-20 Euro).

Tipp 3: Dauer & Routenführung

In der Regel dauert eine Alpenüberquerung  je nach Profil und Schwierigkeitsgrad sowie Start- und Zielort zwischen fünf und acht Tagen. Der Klassiker ist eine Querung bis zum Gardasee, aber auch andere, wesentlich weniger frequentierte Wege führen über die Alpen. Mögliche Endziele sind auch der Comer See, das Trentino, die Adria und viele andere Orte. Einfache Routen starten in Füssen, legendär ist die so genannte Heckmair-Route ab Oberstdorf. Insgesamt sind der Fantasie in Bezug auf Startpunkt und Route keine Grenzen gesetzt.

Tipp 4: Etappenplanung

Als Grundlage für die Planung können folgende Richtwerte dienen – immer ausgehend von einem guten Fitnesslevel: Die Streckenlänge beträgt im Tagesmittel 50 bis 70 Kilometer. Darunter wird es zunehmend gemütlicher (vorausgesetzt, die Anstiege sind moderat), darüber zunehmend anspruchsvoller. Die Gesamtlänge eines Cross beträgt je nach Startort zwischen 350 und 650 Kilometer. Pro Tourentag gelten ca. 1.800 bis 2.200 Höhenmeter als Schwellenwert. Wer pro Stunde maximal 500 Höhenmeter veranschlagt, ist auf dem richtigen Weg. Anspruchsvolle Touren verlangen schnell über 2.000 Höhenmeter pro Tag, nicht selten auch an mehreren Tagen hintereinander – wer hier nicht wirklich fit ist, wird nicht glücklich werden. In Summe hat man am Ende einer Transalp zwischen 7.000 bis 8.000 bzw. bis weit über 15.000 Höhenmeter gesammelt. Je nach Anspruch. Die durchschnittliche Tagesfahrtzeit (netto Rollzeit) beträgt zwischen vier bis sechs Stunden. Darüber steigen Anspruch und Anforderung, darunter bleibt genug Zeit für Genuss und Muße. Als Faustformel für die Planung gilt ein 11er-Schnitt (11 km pro Stunde), wer drunter plant, lässt es gemütlicher angehen, wer darüber kalkuliert, wird zunehmend sportlicher. Am Ende einer AlpenX-Woche grinsen einem dann in der Regel ca. 35 bis 45 Stunden Netto-Fahrzeit auf dem Tacho entgegen.

Tipp 5: Ein Wort zum Training

alpencross
Das muss reichen, mehr kommt nicht mit.

Viele Wege führen nach Rom (oder an den Lago). Egal ob wissenschaftlich und akribisch protokolliert oder nach dem Zufallsprinzip durchgeführt: Training und Vorbereitung vor einer Alpenüberquerung sind unabdingbar. Meine persönliche Messlatte liegt bei 20 bis 30.000 Höhenmetern bis zum Start Ende Juli. Es schadet auch nicht, wenn man bis dahin schon rund 1.000 Kilometer im Sattel verbracht hat. Zusätzlich holt man sich die Fitness durch Skitourengehen, Langlaufen oder klassisches Joggen oder Schwimmen. Eine körperliche Grundfitness und gute Ausdauerkondition sind in jedem Fall vonnöten, bevor die Startflagge wedelt! (Neu-) Einsteiger sollten ein Gespräch mit ihrem Arzt nicht scheuen.

Tipp 6: Die Ausrüstung

Die schlechte Nachricht zuerst: Es gibt ihn nicht. DEN ultimativen allgemeingültigen Tipp. Nun die gute: Das Angebot ist riesengroß und der Markt hat mittlerweile zum Thema „Alpencross“ jede Menge zu bieten. Von der Regenhose bis zum Rucksack sind nicht wenige Produkte sogar nach dem Einsatzzweck benannt. Als Faustregel gilt: Sechs Kilo auf dem Rücken sind eigentlich genug. Wer mit Packtaschen liebäugelt, dem sei gesagt: Je mehr man sich offroad bewegt, desto ungeeigneter ist dieses Zubehör. Fahrradtasche ist okay (Tipp: die Saddlebag von Ortlieb). Achtung: Bei Modellen mit einer Klemmung an der Sattelstütze auf Stabilität achten – es ist schon so manche Plastiknase gebrochen. Hüftgurt und Sattelstangentasche (VauDe Offroad-Bag) sind eine Lösung, aber auch hier gilt: Ein Praxistest vor dem Cross zeigt etwaige Schwächen. Für den Pack-Umfang gilt der berühmte Satz: So wenig wie möglich, so viel wie nötig. Im Zweifel ruhig einmal eine Mehrtagestour mit vollem Rucksack als Generalprobe in Angriff nehmen. Wirkt oftmals als gewichtsreduzierendes Wunder.

Bikerucksäcke für den Alpencross gibts natürlich bei Bergzeit!

Artikel zum Thema Mountainbike im Bergzeit Magazin:


Faszination AlpenX

Mit dem Bike über die Alpen

Faszination AlpenX - Udo Kewitsch
Faszination AlpenX

Das Buch zu unserer Alpencross-Serie ist im Verlag Frischluft-Editon erschienen. In Band 1 beschreibt Autor Udo Kewitsch drei Transalp-Touren – von Tegernsee, Schwaz und Oberstdorf jeweils nach Riva am Gardasee. Band 2 widmet sich den Touren von Füssen, Siegsdorf und Locarno nach Riva am Gardasee. Was er bei seinen Touren erlebt schildert Udo Kewitsch mit frischer Sprache und gespickt mit vielen Insider Infos. Im Buch sind neben Höhen- und Streckenprofilen, Übersichtskarten und Checklisten auch nützliche Tipps und Adressen zu finden.

Faszination AlpenX | Udo Kewitsch | Verlag Frischluft-Edition | ISBN: 978-3-3910890-9-7 | 160 Seiten | Format 165 x 235 cm | ca. 150 Farbbilder | 19,90 Euro


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Ich plane nächsten Sommer eine Transalp mit meinem Bruder. Bisher laufe ich und fahre MRB seit 4 Wochen 2..3 x die Woche. Ich laufe noch mehr da zum MTB etwas die Zeit fehlt. Fahre meist 30..40km mit 400..500 HM.
Soll ich eher länger und flach fahren oder mehr hm um mich daran zu gewöhnen? Komme aus Nordhessen, 85 kg bei 176cm und 51 Jahren.
Mein Bruder ist deutlich fitter – daher planen wir ne Tour mit 2 Niveaus

schön Gruß
uli

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Danke Arnold für Deine Antwort.
Ich fahre in einer Gruppe immer Mittwochs. Ausserdem fahre ich oft zur Arbeit (17kmeinfach).
Lauftraining kommt für mich nicht in Frage. Das machen meine Knie nicht mit. Und aus diesem Grund bin ich zum Radfahren gekommen. Seitdem ich mit dem Rad unterwegs bin, kann ich auch wieder Treppen usw laufen ohne schmerzen. Wenn ich pausiere (z.B. wg Erkältung) bekomme ich nach ca. 1-2 Wochen wieder Schmerzen in den Knieen. Daher kann und will ich aufs radeln nicht verzichten.

Grüße aus dem Mountainbikepark-Pfälzerwald

Hallo, ich mache dieses Jahr das 1. Mal einen Aplcross mit. Wir sind eine Gruppe von ca. 12 Fahrern. Strecke Ehrwald-Riva. ca. 350km & 3000hm.
Nun zu mir: Habe etwas zuviel auf den Rippen. 92kg bei 172cm.
Fitness: ca. 3000-3500 km im Jahr auf MTB & Rennrad. Tagesstrecken von 70-90 KM bei 1200HM fahre ich Ohne Probleme (ausser Muskelkater am Tag danach und Pobackenschmerz).
Bergauf tu ich mich natürlich etwas schwerer.
Gibt es für mich Empfehlungen zur körperlichen Vorbereitung?

Hallo Wusch, Erstmal Respekt vor Deiner Kilometerleistung! Das ist schon richtig ordentlich und viele andere Hobby-Biker würden sich freuen, wenn sie im Jahr so viel schaffen. Von daher würde ich mir an Deiner Stelle nicht so viel Gedanken zur Fitness machen. Trotzdem kannst Du bis zum Starttermin des Alpencross bei Dir in der Umgebung kleinere Touren (um die 20-30 km) mit ein paar (400-600) Höhenmetern fahren, um den Körper auf die „Dauerbelastung“ vorzubereiten. Du scheinst aus der Pfalz zu kommen – da gibt es ja je nach Region durchaus ordentliche Anstiege, auch auf Feldwegen und Trails. Im Idealfall machst Du… Read more »

Hallo Arnold
Jetzt habe ich gerade die einte Tour in outdooractive gezeichnet vom Turrahaus nach Lumbrail Km 40,2 Hm 1470. dann heruntergeladen und im Base camp geöffnet. Dann in der Grafik wieder den Start und Endpunkt markiert und siehe da Km 41
Hm 2320 was stimmt da nicht?
Besten Dank für seine Antwort
Freundliche Grüsse Thomas Holle

Hallo Thomas,

hierzu müsstest Du Dich bitte direkt an Outdooractive oder Garmin wenden. Die Kollegen können Dir sicher weiterhelfen.

Support Outdooractive: http://support.outdooractive.com/hc/de
Support Garmin: http://www.garmin.com/de-DE/support

Viele Grüße,
Arnold vom Bergzeit Magazin Redaktionsteam

Hallo Arnold Vielen Dank für deinen Ratschlag. Ich zeichne die Tour im Base camp. Mit Routing und in der Grafik am Schluss setze ich am Start und Ziel einen Punkt dann zeigt es die Höhenmeter an. Aber eben zum Vergleich von outdooractive bis zu 500 Hm mehr warum? Auf dieser Seite ist nämlich auch unsere Tour aber nur von Sargans bis Airolo. Noch eine Frage wir haben vor am 19. Juni oder bei schlecht Wetter eine Woche später zu starten. Ist diese Zeit gut oder sonst könnten wir noch anfangs mitte August Ferien haben. Da es doch bis auf 2400… Read more »

Guten Morgen Thomas, *zu Deiner ersten Frage: Leider kann ich Dir nicht sagen, warum die im Garmin Base Camp errechneten Höhenmeter so stark von den Höhenmetern in Outdooractive abweichen. Da müsstest Du Dich direkt an Garmin oder die Leute von outdooractive.com wenden. Ich kann mir vorstellen, dass die verschiedenen Systeme auf unterschiedliche Berechnungsparameter und unterschiedliche Basis-Kartenwerke zurückgreifen. Es kann also sein, dass das eine System für die Berechnung der Gesamthöhenmeter an einzelnen Stellen andere Straßen/Wege/Pfade zugrundelegt und sich die Differenz daraus erklärt. *zu Deiner zweiten Frage: Mitte/Ende Juni kann es sein, dass es auf 2.400 Meter durchaus noch etwas Schnee… Read more »

Hallo Thomas, auch hierauf möchte ich Dir noch antworten. Es schaut so aus, als würdest Du Deine Routen nur mit Eingabe des Starts und des Ziels planen. Dass hierbei andere Ergebnisse herauskommen, ist nicht weiter verwunderlich – denn die verschiedenen Anbieter arbeiten mit unterschiedlichen Bemessungsgrundlagen. Ich würde an Deiner Stelle die Strecke Step-by-Step – also von wichtigem Wegpunkt zu wichtigem Wegpunkt – planen. So kannst Du sicher gehen, dass Du die Höhenmeter am Ende korrekt angezeigt bekommst. Ich suche mir vor einer Routenplanung immer die entscheidenden Punkte raus, also Abzweigungen, Pässe, Hütten, andere wichtige Geländemarken und Kotierungspunkte, die an der… Read more »

Halihalo
Ich habe eine Frage. Ich zeichne meine Tour von Sargans CH nach Airolo im Base camp. Das Problem sind die Höhenmeter für die selbe Tagestour bei Bergbiken oder Transalp info zu meinen Höhenmetern habe ich Differenzen bis zu 600 hm. ich habe immer mehr warum? Wer kann mir da helfen ? Es ist eben auch mein erster Transalp.
Vielen dank für die Hilfe

Hallo Thomas,

mit welchem Tool/auf welche Weise planst Du denn Deinen Transalp? Grundsätzlich kann ich die Seite https://www.outdooractive.com/de/tourenplaner/. Hier kannst Du eine Tour sehr unkompliziert planen, auch die Höhenmeterangaben sind i.d.R. recht genau.

Viele Grüße,

Arnold vom Bergzeit Magazin Redaktionsteam

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