Die Xenic geht in die zweite Runde und hat ihre Kinderkrankheiten hinter sich gelassen. Im – so viel sei schon verraten – sehr coolen Setup mit dem Zero G 95 ist die Xenic der Standard in Sachen Sicherheit und Abfahrtsperformance.
Zu mir als Testerin: Ich gehöre mit etwas weniger als 50 Kilo zu den sehr leichten Skifahrerinnen – deshalb greife ich natürlich zu der Xenic mit einem Z-Wert von 3-7 .
Es gibt die Bindung auch als Modell Xenic 10 mit dem Z-Wert von 5-10. Mein Kollege Franz hat sie in Kombination mit dem Freetouringski K2 Dispatch 101 getestet.
- Hier kannst Du direkt zu seinem Testfazit der Xenic 10 springen.
Doch nun ein Blick auf die Skitourenbindung:
Fritschi Xenic 7 im Detail
Was zeichnet die Xenic aus? Die wichtigsten Merkmal der Fritschi Skitourenbindung sind
- Handling: Die Xenic bietet ein einfaches und (eigentlich) intuitives Handling, dazu später mehr. Der Z-Wert liegt zwischen 3 und 7 – für mich perfekt, da dich damit nach oben und unten Luft habe und die Federn perfekt arbeiten können.
- Gewicht: Die Xenic checkt mit ihren 650 Gramm je Paar gewichtsmäßig im Mittelfeld der Pin-Bindungen ein. Das ist insofern richtig stark, weil sie einiges an Sicherheitsreserven mitbringt.
- Sicherheit: Hier gibt es mehrere Punkte zu erwähnen: Einstellung der Seitwärts- und Frontalauslösung am Hinterbacken, der Längenausgleich im Hinterbacken und der Release Lever. Dazu gibt es vor dem eigentlichen Test noch einige ausführlichen Erklärungen. Denn dieser Punkt zeichnet insbesondere die Xenic aus!
Daneben gibt es noch einige Basics und Details, etwa die Harscheisenaufnahme funktioniert für Dynafit wie für Fritschi Harscheisen. Die Pins am Hinterbacken sind drehbar, was den Einstieg leichter macht und die Abnutzung reduzieren soll. Steighilfe bringt sie nur eine mit, was mit einem modernen Skitourenstiefel genügen sollte.
Rückblick: Die Xenic in der zweiten Generation
Bei der Xenic gab es in der ersten Generation vereinzelt Schwierigkeiten mit dem Hebel am Vorderbacken sowie mit dem Skistopper (siehe auch die Kommentare zu unserem ersten Test der Xenic im Bergzeit Magazin). Hier hat Fritschi noch einmal nachgebessert.
Die Probleme am Vorderbacken kamen durch minimale Größenunterschiede bei Pin-Inserts verschiedener Hersteller. Die neue Xenic kann das ausgleichen. Damit ist die Bindung in jeder Situation sehr leichtgängig, auch wenn sie vereist ist.
Die zweite Optimierung bezieht sich auf die Stopper, bei denen die Aufnahme nochmals etwas optimiert wurde. Hier ist allerdings das Handling extrem wichtig: Erst wird der Hinterbacken gedreht, dann der Stopper heruntergetreten. Wird der Stopper mit der Hand heruntergedrückt und dann der Hinterbacken gedreht, kann der Haltemechanismus Schaden nehmen.
Stefan Rehm
Mehr Sicherheit – das Merkmal der Xenic!
Die Xenic hat einige Merkmale in puncto Sicherheit – und es lohnt sich einen gründlichen Blick darauf zu werfen und ein wenig hinter die Buzzwords zu schauen.
Frontal- und Seitwärts-Auslösung: Die Einstellung des Z-Werts für die Seitwärts- wie die Frontalauslösung erfolgt am Hinterbacken. Soweit, so gut. Davon sollte man im Abfahrtsmodus nichts merken. Einzig ein leichtes Ausschwenken als ein Drücken gegen den eingestellten Z-Wert. Bei der Frontalauslösung hingegen greift der nächste Punkt, der Front Lever.
Release Lever: Der Front Lever ist der kleine weiße Hebel vorne an der Bindung. Er sorgt dafür, dass sich ab einem Winkel von 70-75° die vorderen Pins öffnen. Also noch bevor Deine Skispitzen Abdrücke in Deinen Rippen hinterlassen… Ein klares Sicherheitsplus!
Geringere Wahrscheinlichkeit von Fehlauslösungen vorne: Vielleicht kennst Du die Geschichte von Freunden Deiner Freunde oder so: Vor einer besonders steilen Abfahrt fasst sich jemand an den Vorderbacken und verriegelt ihn – aus Angst vor einer Fehlauslösung. Mit Blick auf die eigenen Knochen sollte man das nie machen – mit der Xenic gibt es dafür nicht mal mehr Argumente (auch wenn die vorher schon schlecht waren)
Die Xenic hat am Vorderbacken einen anderen Mechanismus als die meisten Pin-Bindungen. Hier werden nicht zwei seitliche Federn durch den Skischuh heruntergedrückt, sondern durch einen speziellen Mechanismus fahren die Pins nur horizontal – also von der Seite – an die Pin-Inserts heran. Das reduziert die Wahrscheinlichkeit einer Fehlauslösung bei einer korrekt eingestellten Bindung ganz erheblich.
Längenausgleich in der Bindung: Von dem Längenausgleich bei der Xenic merkst Du idealerweise gar nichts – trotzdem ist dieser Punkt super wichtig! Hier muss ich etwas ausholen: Mit dem Z-Wert wird eingestellt, bei welcher definierten Kraft die Pins hinten den Skischuh freigeben. Dieser Wert wird bei der Einstellung entsprechend überprüft – mit einem neutral liegenden Ski. Allerdings haben Pin Bindungen, im Gegensatz zu einer Bindung mit einem kompletten Hinterbacken wie der Kingpin oder der Tecton, keinen Anpressdruck.
Deshalb passiert der Längenausgleich bei der Xenic im Hinterbacken – was dafür sorgt, dass die Pins immer an der selben Stelle im Skischuh bleiben – was dafür sorgt, dass die eingestellten Z-Werte auch wirklich möglichst präzise eingehalten werden. Warum ist das besonders? Bei einigen anderen Bindungen ist es so, dass zwischen Hinterbacken und Schuh ein definierter Abstand eingestellt wird, der dann als Längenausgleich bei der Biegung des Skis fungiert. Das bedeutet aber auch, dass sich die Hebelverhältnisse auf die Pins hinten ändern – und damit der Z-Wert nicht so präzise eingehalten werden kann. Ist zugegebenermaßen etwas kompliziert – aber sorgt für noch mehr Sicherheit bei der Auslösung!
Handling der Xenic Skitourenbindung
So, nach so viel Theorie der erste Schritt in die Praxis: Wie fühlt sich die Bindung an?
Die Xenic ist im Handling gut; der Vorderbacken bewegt sich etwas schwerer, als man oder frau es von der Kingpin gewohnt sein könnte.
Der Hinterbacken lässt sich mit etwas Kraft gut drehen. Wichtig: Beim Umstellen in den Aufstiegsmodus erst den Backen drehen, dann die Bindung heruntertreten. Das macht das Handling deutlich leichter, vor allem aber beschädigt es nicht den Blockiermechanismus der Stopper.
Das Einsteigen vorne ist dank Anschlag richtig easy, das Verriegeln maximal unauffällig. Die Steighilfen sind einfach zu bedienen – es gibt hier nur eine Höhe, was für mich vollkommen ausreicht.
Das Umstellen auf den Abfahrtsmodus funktioniert ebenfalls einfach: Den Hinterbacken drehen und schon schnappen die Stopper heraus und der Ski ist durch die Stopper etwas gegen ungewolltes davonfahren gesichert.
Es ist vielleicht ein wenig komisch das hier so zu schreiben: Aber die Xenic ist in Sachen Handling eine unauffällige Bindung. Das Verriegeln vorne fällt mir deutlich leichter als bei meiner alten ST 2 Rotation (wobei auch Dynafit diesen Mechanismus vorne bei den neueren Modellen nachgebessert hat) und auch das Drehen des Hinterbackens funktioniert wie es soll. Also alles Top!
Die Xenic 7 im Praxistest
Endlich geht es mit dem Setup aus Xenic und Zero G 95 in die freie Wildbahn – wenn man das angesichts der mäßigen Schneemenge im Alpenvorland eben als wild bezeichnen will.
Das Handling bei Start ist – richtig – unauffällig und schnell. Hinterbacken drehen, vorne dank Anschlag sehr fix eingesteigen, verriegeln, hinten Stopper runtertreten – fertig.
Stefan Rehm
Was für mich sensationell ist, und das merke ich schon im Laufe dieser ersten kleinen Skitour, ist das Gewicht meines Setups: Ich bin hier mit etwas mehr als 3,2 Kilo für beide Ski inklusive Bindung unterwegs. Das wird mir auf längeren Skitouren sicher helfen. Und trotzdem habe ich eine Ski mit einer super Abfahrtsperformance und eine Bindung mit ordentlich Sicherheitsreserven.
Auch das Umbauen am Gipfel geht zügig: Hinterbacken drehen, dass der Stopper den Ski erst mal sichert, Felle abziehen. Das Einsteigen geht wiederum problemlos. Bei der Abfahrt schlagen sich Ski und Bindung gut, wobei es an diesem Tag auch nur Eisplatten zu gewinnen gibt. Hier gibt es noch einmal Updates, wenn mehr Skitouren möglich waren.
Vorläufiges Fazit zur Xenic 7
Warum ist die Xenic eine der besten Bindungen auf dem Markt: Sie ist mit ihren zahlreichen Sicherheitsfeatures eine der herausragenden Pin-Bindungen. Trotzdem liegt sie in Sachen Preis eher im unteren Mittelfeld – und das obwohl die Bindung fast vollständig in der Schweiz gefertigt wird.
Das Handling ist einfach und zuverlässig.
Die Tourenbindung ist gerade für Allround Skitourengeherinnen (und Skitourengeher) bestens geeignet, also solche, die weder eine schwerere Rahmenbindung wollen aber auch die letzten 400-500 Gramm nicht noch rausholen. Was sie aber vor allem auszeichnet sind ihre durchdachten Sicherheitsfeatures.
Gerade für mich als leichtere Person ist die Bindung super, weil ich so ein leichtes Setup zusammenstellen kann, das trotzdem viele Sicherheitsreserven hat. Damit ist es sicher auch für Jugendliche ab einem Gewicht von 35, eher 40 Kilo sehr interessant.
Die Xenic ist die Bindung für Allround-Skitourengeherinnen und Skitourengeher, die besonders viel Wert auf Sicherheit legen!
Zur Xenic 7Vorläufiges Fazit zur Xenic 10
Die Bindung zu testen finde ich genauso spannend, wie den Ski! In der neuen Xenic 10 wird, Fritschi-typisch, viel Kunststoff verbaut. Das spiegelt sich in geringem Gewicht wider – toll für Aufstiege – sowie im vergleichsweise günstigen Preis, da eine Kunststoffproduktion bei hohen Stückzahlen preiswerter ist als eine aufwändige Aluminiumfertigung.
Das Ergebnis können jedoch recht hohe Verstellkräfte sein, z.B. um den Hinterbacken zu drehen. Bei Kälte und mit klammen Fingern tat ich mir dabei teils etwas schwer.
✅ Leichtes Gewicht
✅ Gutes Preis-Leistungsverhältnis
⛔ Viel Kraft nötig für das Verstellen