Es ist Winter – und das sportbegeisterte Outdoor-Volk strömt in die mehr oder weniger verschneiten Berge. Speziell an Brennpunkten wie auf Modeskitouren, Winterwanderrouten oder beliebten Loipen kommt es aufgrund des Besucheraufkommens mitunter zu spannenden Situationen.
Jeder will den Winter auf seine Weise genießen – und so bleiben Rücksicht, Achtsamkeit und Taktgefühl manchmal auf der Strecke. Wir geben einen kurzen Überblick, was man tun und was man besser lassen sollte – natürlich mit einem Augenzwinkern.
1. Von Trampeltieren und anderen Bergbewohnern
Solidarität ist das eine – Rücksicht das andere. Das gilt auch beim Spuren legen und Spuren benutzen – seien es Skitourenspuren, Schneeschuhspuren, Fußspuren oder Abfahrtsspuren. Wenn es sich also in irgendeiner Form anbietet, sollten Skitourengeher in der Skitourenspur, Schneeschuhgeher in der Schneeschuhspur und Fußgänger in der Fußspur bleiben (oder eine neue Spur anlegen).
Dass das nicht immer möglich ist – zum Beispiel an Engpässen – versteht sich von selbst. Wer sich allerdings jemals über mehrere 100 Höhenmeter eine von Fußgängern demolierte Ski-Aufstiegsspur hinaufgeärgert hat, wird sich schwören, so einen Fauxpas nur im ausgewiesenen Notfall zu begehen. Der Autor dieser Zeilen vergaß einst bei einer Skitour auf den Schafreuter (eine der beliebtesten Skitouren in Oberbayern überhaupt) seine Felle. Die Aufstiegsqualen möchte er weder sich selbst noch einer Skitourenspur je wieder antun…
Übrigens: Mit Fatbikes (oder gar mit schmal bereiften MTBs) Skating/Langlaufloipen entlang und Skipisten hinabzuwalzen, ist auch keine sonderlich gute Idee. Aus Rücksicht auf das langlaufende Volk sollte man dies nur auf ausgewiesenen Strecken tun, zum Beispiel hier:
- Fatbike Ruhpolding
- Geführte Fatbiketouren in den Kitzbüheler Alpen
- Winter-Fatbiken in der Region Schladming-Dachstein
2. Don’t eat yellow snow!
Jaja, das ist ein alter Hut. Und doch so brennend aktuell, dass man nicht müde werden kann, ihn zu erwähnen. Wenn es denn schon so drängt, dass man während der Tour die Hose herunterlassen muss (oder, im Falle blasenschwacher Herren, das Hosentürchen öffnen), dann doch bitte an einem Ort, der ein paar Meter von der Aufstiegs- bzw. Abfahrtsspur entfernt und im Idealfall vor den Blicken anderer verborgen liegt. Wer jemals den Normalweg auf den Mont Blanc über das Refuge Vallot emporgestiegen ist, weiß exakt, wovon wir reden…
Andere Berg-Genießer freuen sich darüber hinaus garantiert, wenn die Hinterlassenschaft(en) auch von weitem nicht erkennbar sind. Ein wenig Schnee drüber kann also nicht schaden – die Hauskatze macht es vor. Achja, um eins klarzustellen: Am besten ist es natürlich, man verkneift es sich bis zur nächsten stationären Toilette.
3. Rücksicht auf Ureinwohner
Auch wenn es manchmal so scheint – in den Bergen ist man nie allein. Ein Schneehuhn unter einer Latsche, ein Hase im Unterholz – es gibt wohl kaum eine Tour, bei der wir Bergbesucher nicht unter Beobachtung der „Ureinwohner“ stehen. Unter dem Überbegriff „Skibergsteigen umweltfreundlich“ weist der Alpenverein seit geraumer Zeit nicht umsonst speziell an stark frequentierten Bergen Skirouten aus, die den Strom der Skitourengeher kanalisieren und um Wildschutzgebiete herumführen sollen. Durch diese Strategie werden Raufußhühner (die übrigens in den Bayerischen Alpen vom Aussterben bedroht sind) sowie Reh, Rot und Gamswild und natürlich der Bergwald selbst vor Schäden und Störungen geschützt.
Als Wintersportler sollte man jedoch nicht nur das DAV-Regelwerk verinnerlichen, sondern parallel dazu auch dort behutsam mit der Natur umgehen, wo kein grünes „Skibergsteigen umweltfreundlich“-Schild aufgestellt wurde. Das bedeutet beispielsweise: Bei schlechter Schneelage wenn irgend möglich Latschengürtel oder andere Bereiche, in denen der Bewuchs Schaden nehmen könnte, „links liegen lassen“. Bei Abfahrten durch den Wald nicht zu weit ins Unterholz eindringen. Wenn Wild in Sicht ist, weiträumig umfahren. Wildfütterungen mit ausreichend Abstand umgehen. Am besten schon vor der Tour abklären, ob eine Wildfütterung auf der Route liegt – die Jäger werden es einem danken!
4. Müll- und andere Häufchen
„Der Schnee verschluckt alles“ – das stimmt zwar bis zu einem bestimmten Grad, hat aber einen Haken. Denn das, was der Schnee verschluckt, taucht in der Regel bei wärmerem Wetter wieder auf. Daher gilt die Regel: Nimm alles wieder mit ins Tal, was Du mit auf den Berg nimmst – egal ob auf Skitour, bei der Winterwanderung oder Schneeschuhtour. Das gilt für die Reste abgeknabberter Äpfel genauso wie für Hundekacke. Denn wer weiß im Winter schon, was sich unter dem Schnee verbirgt? Es könnte der Sommerweg sein!
5. Ich bin mir selbst der Nächste – oder etwa nicht?
Wir leben in einer Ellenbogengesellschaft. Auch wenn das vielleicht eine Überspitzung der tatsächlichen Situation darstellt, lässt sich ein gewisses Ellenbogenverhalten auch im Wintersport hin und wieder eindrücklich beobachten. Hauptsache, es macht einem selbst Spaß – der Rest ist erst mal egal. Der „ultimative Kick“ gehört für viele in den Bergen einfach dazu. Dass das nicht immer mit einer Rücksichtnahme auf andere einhergeht, versteht sich von selbst. Daher abschließend ein paar Denkanstöße, wie es mit der friedlichen Koexistenz in den Bergen klappen kann.
- Die tragischsten Folgen für andere kann das Einfahren (oder im Falle von Schneeschuhgehern, das Begehen) von Lawinenhängen haben. Klar, der Hang mag „geil“ aussehen – die Folgen können jedoch fatal sein. Lawinenrettungsdienste können von zahllosen Fällen berichten, bei denen oft unbeteiligte Gruppen/Personen von rücksichtslosen Abfahrern in Gefahr gebracht, verletzt oder gar getötet wurden. Das Studium des Lawinenlageberichts gehört also zum Pflichtprogramm vor jeder Wintertour – neben der obligatorischen Sicherheitsausrüstung und einem fundierten Know-How über das Gelände.
- An Engstellen hat Gegenverkehr aus dem Tal stets Vorrang! Was im Sommer auf Bergwegen gilt, gilt natürlich auch im Winter. Bevor man sich also an einer schmalen Stelle in hohem Tempo von oben her durchquetscht, sollte man gegebenenfalls entgegenkommenden Aufsteigern den Vortritt lassen.
- Rücksichtnahme auf schwächere/weniger routinierte Fahrer und Geher ist Pflicht! An unübersichtlichen Stellen wie Mulden, Kuppen und Kurven die Geschwindigkeit drosseln und vorausschauend fahren. So wird ungeplanter Körperkontakt vermieden!
- Anderen helfen! Beobachtet man schon von weitem, dass jemand Probleme hat (sei es körperlich oder technisch), hat es noch keinem geschadet, Hilfe zu leisten anstatt vorbeizurasen und sich „über den Dilettanten zu amüsieren“.
- Lesetipp: Lawinenlagebericht – was steht da eigentlich drin?
Wie auch immer unsere Leser in den winterlichen Bergen unterwegs sind – das Bergzeit Magazin wünscht allen eine verletzungsfreie und schöne Wintersaison mit vielen eindrücklichen Touren!