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Powder-Brett mit Aufstiegshilfe

Jones Explorer Splitboard mit Karakoram Prime Connect im Test

6 Minuten Lesezeit
Das Jones Explorer ist ein echtes Allround-Splitboard, das durch ein gutmütiges Fahrverhalten bei allen Schneearten überzeugt. Arnold Zimprich hat das Board in Kombination mit einer Karakoram Prime Connect Splitboardbindung ausgiebig getestet.

Ich verfolge die Splitboard-Szene seit gut 20 Jahren. Erste Modelle tauchten Ende der 90er-Jahre auf dem deutschsprachigen Markt auf. Als Beispiel-Hersteller seien Jester und Duotone genannt. Die Bindung kam von Voilé – und Voila, fertig war das erste meiner Splitboards, ein „gesplittetes“ Duotone MTN 63 mit einer bleischweren Bindung.

Problem: das Duotone war eben kein reinrassiges Splitboard, sondern ein auseinandergesägtes Standard-Snowboard. Die Kanten gingen nicht komplett um die beiden Board-Hälften herum, auch das Innenleben war nicht auf die Ansprüche an ein Splitboard optimiert. Die Bindungs-Adapterlösung von Voilé war zudem nicht nur schwer, sondern baute auch recht hoch, was zu einem etwas erhöhten Schwerpunkt und einem schwammigen Kantendruck führte. Im Tiefschnee kein Problem, bei harten Schneeverhältnissen, besonders während des Aufstiegs, war das Handling des Boards jedoch echt problematisch!

Die Bedienung der Karakoram Prime Connect Splitboardbindung weiß auf ganzer Linie zu überzeugen. | Foto: Arnold Zimprich
Die Bedienung der Karakoram Prime Connect Splitboardbindung weiß auf ganzer Linie zu überzeugen. | Foto: Arnold Zimprich

Jones Explorer Split – ein Quantensprung!?

Umso größer ist die Freude, als ich die Möglichkeit bekomme, für Bergzeit ein brandneues Splitboard von Jones zu testen. Schließlich hat sich bei der Technik der Boards in den vergangenen Jahren sehr viel getan! Als ich das Jones Explorer Splitboard mit Karakoram Prime Connect Splitboardbindung das erste Mal in den Händen halte, frage ich mich als erstes, wie zum Geier ich all die Jahre mit dem schweren Duotone und seinem Nachfolger, einem Voilé Mojo, in den Bergen „überleben“ konnte.

Denn wenn eines sofort auffällt, ist es das geringe Gewicht. Nicht nur das Board selbst ist mit 3.300 Gramm (nachgemessen bei Größe 162) vergleichsweise leicht – auch die Karakoram-Bindung weiß mit ihren rund 1.600 Gramm (nachgemessen) zu überzeugen. Für gewichtsbewusste Skitourengeher mögen das zwar Alptraumwerte sein, Splitboardgeher sind hingegen schon glücklich, wenn Brett und Bindung unter der 6 Kilo-Marke (das Interface für die Bindung bringt weitere 600 Gramm auf die Waage) bleiben.

Splitboardtest im Sellrain

Endlich hat es diesen Winter geschneit! Ein paar Tage im Nordtiroler Skitourenmekka Sellrain bieten optimale Voraussetzungen, um das Jones Explorer Split zu testen. Leider sind Klassiker wie Rietzer Grießkogel, Zwieselbacher Rosskogel, Lampsenspitze und Zischgeles aufgrund der Lawinengefahr nicht begehbar. Also lieber etwas Kleines unter die Kanten nehmen.

Nachdem ich heute mit Skitouren-Ass Lukas Ruetz unterwegs bin, der gefühlt jede Scharte und jeden Nebengipfel im Sellraintal kennt, einigen wir uns auf die vergleichsweise lawinensichere Grießkogelscharte. Sie ist von der Dortmunder Hütte, meinem Stützpunkt, über rund 600 Höhenmeter zu erreichen. Drei Viertel davon führen über lawinensichere Pisten.

Zunächst funktioniert die Kombination aus Karakoram Bindung/Pucks und dem Jones Explorer Split einwandfrei. Aufgrund des niedrigen Schwerpunkts und der optimal zugeschnittenen Felle kann ich auch auf der hart planierten Piste ordentlich Kante geben, ohne dass mir die Boardhälften wegschmieren. Die Felle aus dem Hause Pomoca zaubern mir ein Grinsen ins Gesicht, so vorbildlich beißen sie sich in den Schnee und geben auch auf steilen Pistenpassagen noch Halt.

Nach etwa 200 Höhenmetern bemerke ich jedoch, dass sich eine der beiden Schrauben an der „Aufstiegsachse“ der Bindung gelöst hat – sie ist auf Nimmerwiedersehen im Schnee verschwunden. Laut fluchend rechne ich damit, dass die Tour an dieser Stelle zu Ende ist. Noch will ich mich aber nicht geschlagen geben. Die zweite Schraube wird schon noch eine Weile halten! Als sich jedoch auch diese nach weiteren 300 Höhenmetern in den Schnee verabschiedet hat, muss ich die letzten 80 Höhenmeter der Tour mit am Rucksack festgeschnallten Splitboard absolvieren. Daher mein Tipp: Alle Schrauben an Karakoram-Bindungen vor dem ersten Einsatz unbedingt nochmal nachziehen (auch die, die vom Hersteller vormontiert sind).

Freeride-Snowboard mit gutmütigem Flex

Bei der Abfahrt überzeugt das Explorer Split dann wieder durch ein sehr gutmütiges Fahrverhalten im Powder und auf der Piste. Die auffällig eckige „Blunt Nose“ soll die Fahreigenschaften im tiefen Pulver optimieren, auch am Tail setzt Jones auf diese abgewinkelte Form. Und siehe da – ich habe das Brett schon bei der ersten Abfahrt, die über die ersten 100 Höhenmeter durch feinsten, unverspurten „Pow“ führt, voll unter Kontrolle. Eine großartige Umgewöhnung ist nicht notwendig. Man merkt ganz einfach, dass das Explorer ein waschechtes Freeride-Brett ist, das für den Tiefschneeeinsatz gebaut wurde, wofür auch der langgezogene Rocker spricht.

Geteilte Freude ist auch beim Jones Explorer doppelte Freude! | Foto: Arnold Zimprich
Geteilte Freude ist auch beim Jones Explorer doppelte Freude! | Foto: Arnold Zimprich

Was mir besonders gefallen hat, ist die Drehfreudigkeit. Die Fahrlinie lässt sich spielend leicht korrigieren – ein echter Traum für verwinkelte Abfahrten. Das Brett leitet fast schon von selbst den Schwung ein, die von Jones angekündigte „verbesserte Wendigkeit“ kann ich nur unterschreiben. Der sehr gutmütige Flex macht auch die Fahrt über Unebenheiten zum Kinderspiel, so leicht wirft einen mit diesem Snowboard nichts aus der Bahn. Hervorzuheben ist der bereits erwähnte, langgezogene Rocker an der Nose. Er verleiht dem Board einen ausgezeichneten Auftrieb. Man bekommt jedenfalls selten das Gefühl, dass eine „Einfädelung“ droht.

Weitere Test-Touren mit Ersatzschrauben

Was mich schon zu Hause im „Trockentest“ auf Anhieb überzeugt hat, ist die Mechanik. Ent- und Verriegelung der Bindung ist erstaunlich einfach: Hebel runter – Bindung kann gelöst werden. Hebel rauf – Bindung ist fixiert. Zwar muss man für den Ver- und Entriegelungsvorgang etwas „Schmackes“ anwenden, nach einigen Ver- und Entriegelungen sind Bolzen und Bohrungen jedoch ein eingespieltes Team. Die beiden Verriegelungen an Tail und Nose sind auch bei viel Schnee gut zu bedienen, die zwei zusätzlichen Schnallen vor und hinter der Bindung ebenso.

Nachdem ich mir im Ski-Shop zwei Ersatzschrauben organisiert habe, teste ich das Explorer auf zwei weiteren 450 Höhenmeter-Touren Richtung Finstertal. Zum Glück halten die Schrauben nun – und das Board kann auf dem ständig wechselnden Untergrund ebenfalls überzeugen. Egal ob Powder, verblasener Ziehweg mit Windgangeln, leicht angezuckerte Piste oder betonhart planierte Rodelbahn – das Explorer macht seinem Namen alle Ehre und lädt ein, unbekanntes Terrain zu erkunden.

Fazit zum Jones Explorer Splitboard mit Karakoram Prime Connect

Splitboarder versammeln sich im Vergleich mit Skitourengehern in einer recht übersichtlichen Szene. Das führt unter anderem dazu, dass Innovationen schleppender umgesetzt werden als im Skitouren-Business.

Im Falle des Jones Explorer merkt man jedoch, was derzeit „State of the Art“ in der Snowboard- und Splitboardszene ist. Das meine ich durchaus in Bezug auf die Bindung und in Bezug auf die Technik des Bretts. Jones setzt auf einen ausgewogenen Rocker, einen gutmütigen Flex und einen optimal auf den vielseitigen Einsatz ausgerichteten Shape. Und die Sache mit den Schrauben verzeihe ich Karakoram noch einmal – immerhin wurde die erste Tour mit dem Explorer so zu einem echten Konditionstest!

Zum Jones Explorer Splitboard Zur Karakoram Prime Connect Bindung

Alle Daten zum Jones Explorer Split und zur Karakoram Prime Connect auf einen Blick

Jones Explorer Split:

  • Zweiteiliges Splitboard mit direktionalem Rocker
  • Gewicht (162 cm, ohne Bindung): 3.300 Gramm
  • gesinterte Base, ab Modelljahr 2017 mit Topsheet aus ECO-Plastic

Karakoram Prime Connect:

  • speziell für Splitboards konstruierte Snowboardbindung
  • Gewicht: 1.600 g (Paar, ohne Interface) bei Größe M
  • einstufige, ausklappbare Steighilfe aus Hartplastik
  • vielseitig verstellbares Highback
  • kann mit Harscheisen kombiniert werden

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