Ich bin nun schon einige Male auf dem Karhunkierros gewandert, und immer wieder fasziniert mich dieser wunderschöne Trail knapp unterhalb des Arktischen Zirkels. Die 80 Kilometer lange Trekkingtour ist gerade kurz genug für ein langes Wochenende, oder lang genug wenn man mehr Zeit hat und es etwas gemütlicher angehen möchte. Egal ob Frühling, Sommer, Herbst oder Winter, der Trail ist zu jeder Jahreszeit eine Reise wert. Dieses Mal möchte ich Sie mitnehmen auf eine Herbstwanderung, von Norden nach Süden über die komplette Länge der „Bärenrunde“.
Es nieselt. Klasse!
Martin und ich stehen am Besucherzentrum in Hautajärvi, es ist spät am Nachmittag. Gerade haben wir das obligatorische Foto am Startpunkt geschossen und unsere Wasserflasche aufgefüllt, als es anfängt zu nieseln. Klasse, denken wir wohl beide, und laufen los. Die Hütte „Perttumakoski laavu“ ist unser Quartier für die erste Nacht. Schon nach anderthalb Stunden kommen wir an dieses Etappenziel. Gemütlich neben dem Fluss machen wir ein Feuer, kochen und freuen uns auf die kommende Tage und die schöne Natur, die uns entlang des Karhunkierros erwartet.
Am nächsten Tag nieselt es noch immer. Nebel liegt über den Wäldern, nicht aber über unserer Stimmung. Wir packen nach einem guten Frühstück zusammen und machen uns auf weiter gen Süden, immer am Fluß entlang. Wir gehen gemütlich, machen einige kleine Pausen und kommen nachmittags an der Savilampi-Hütte an. Wir sind allein und so lassen wir unsere schweren Rucksäcke zurück und laufen den Pfad zum Oulanka-Canyon hinauf. Von hier hier oben im Wald hat man eine schönes Aussicht auf diese Schlucht, auf deren Grund sich ein weiterer Fluss schlängelt.
Zurück an der Hütte besorgt Martin schon das Feuerholz, als ich einen Blick auf die Karte werfe. Der morgige Abschnitt wäre recht lang von Savilampi aus und so beschließen wir schweren Herzens noch vier Kilometer weiter zur Taivalköngäs-Hütte zu laufen. In einsetzender Dämmerung schultern wir wieder die Rucksäcke und machen uns über den nassen Pfad weiter auf den Weg. Eine Stunde später, es ist mittlerweile schon so gut wie Nacht, kommen wir an der Hütte an – warmes licht scheint aus den Fenstern nach draußen, und drinnen heißen uns einige Finnen willkommen. Wir sind froh zu hören das noch Plätze in der Hütte frei sind, und machen uns dann auch gleich ans kochen.
20 Kilometer bis Ansakämppä – die Etappe hat es in sich
Die heutige Etappe hat es in sich, über 20 Kilometer müssen wir wandern. Das Wetter ist nur marginal besser: Es nieselt nicht mehr, aber der Boden ist immer noch feucht, und ein Nebel hängt weiterhin über dem Wald. Nach den Frühstück machen wir uns auf den Weg. Die erste Etappe bringt uns auf gut ausgeschilderten Pfaden zum Oulanka-Besucherzentrum, wo wir einen kurzen Blick hineinwerfen. An den Kiutaköngäs Stromschnellen machen wir eine kurze Pause, dann geht es weiter bis wir am späten Nachmittag wieder vor einer Hütte stehen: Der neugebauten Ansakämppä.
Die alte Ansakämppä-Hütte brannte vor einigen Jahren nieder weil einige Wanderer zuviel Holz in den Ofen legten. Die neue Hütte ist riesig und bietet 15 Wanderern platz – und je später es wird desto voller wird Sie auch, bis wir tatsächlich am Ende 15 Leute sind. Zum Glück haben wir Ohrstöpsel dabei, lachen Martin und ich! Nach dem Essen setzen wir uns mit einer kleinen Flasche Whiskey vor die Hütte und reden bis spät in die Nacht.
Es raschelt im Morgengrauen
Am nächsten Morgen werden wir unfreiwillig früh geweckt – zwei Wanderer packen sehr lauf Ihre Rucksäcke um 5 Uhr, und nehmen keine Rücksicht auf die anderen die noch schlafen. So stehe ich bei einsetzender Dämmerung auf und koche etwas Wasser für meinen Kaffee und das Müsli. Martin gesellt sich später zu mir und wir beschließen die kommende Nacht nicht in einer Hütte zu schlafen.
Wir packen und machen uns wieder auf den Weg. Oberhalb der Ansakämppä sehen wir die ersten Rentiere aus nächster Nähe, sichtlich gelassen essen Sie Moss keine drei Meter von uns entfernt. Wir schiessen einige Fotos und laufen dann ruhig weiter, hoch über dem Fluß. Durch den Wald geht es zur Jussinkämppä Hütte, die am südlichen Ende eines Sees liegt und nun noch leer ist. Wir kochen zu mittags hier, und dann machen wir uns weiter. Unser Ziel ist die Vennäänmutka laavu, die direkt neben dem Fluß liegt.
Als wir ankommen sind wir froh niemanden zu sehen. Es wird Holz gehackt, gekocht und sich im eiskalten Wasser gewaschen. Als ich Abends vorm Schlafengehen noch eine Kuksa Wasser aus dem Fluß hole, sehe ich wie sich die ersten Eiskristalle am Ufer gebildet haben – es wird kalt werden, denke ich.
Die Bäume tragen ein glitzerndes Gewand aus Eis
Und kalt wurde es. Martin steht am kommenden Morgen zwischen 5 und 6 Uhr auf und macht ein Feuer. Ihm wurde zu kalt. Ich geselle mich, dick angezogen, nach 6 Uhr zu ihm. Ein warmer Kaffee hilft wieder auf Betriebstemperatur zu kommen. Um uns herum tragen die Bäume ein glitzerndes Gewand aus Eis, während vom Fluss Dampf heraufsteigt. Der Winter ist da! Da wir nur Drei-Jahreszeiten-Schlafsäcke dabei haben, verbringen wir die nächste Nacht wohl wieder einer Hütte.
Der Pfad ist nun teilweise recht glatt, und wir müssen vorsichtig sein wo wir hintreten. Über Hängebrücken überqueren wir den Fluss einige Mal, die vereisten Holzbretter sind rutschig und bieten kaum Halt. Aber, wir lachen über die Rutschpartie. An der Siilastupa-Hütte setzen wir uns rein zum Mittagessen. So recht wollen uns die Fertigtütennudeln heute nicht schmecken.
Poronmatijoki ist gemütlich. Im Schlafsack verbessern wir die Welt
Am Nachmittag verlassen wir den Oulanka Nationalpark, in dem wir seit Tagen unterwegs waren. Die Landschaft bleibt allerdings recht gleich, auch wenn die Wälder nun weniger ursprünglich sind. Es ist früher Abend als wir an den Poronmatijoki-Hütten ankommen und wir freuen uns diese zwei urgemütlichen Hütten allein für uns zu haben. Unter der einen Hütte, eine umgebaute Mühle, fließt ein Bach hindurch, dazu gibt es noch einen schönen Lagerfeuerplatz und eine Laavu – ein toller Campingplatz. Wir heizen den Ofen ein, hängen Kleidung zum Trocknen auf, liegen gemütlich in unseren Schlafsäcken und verbessern die Welt.
Zum Abschluss: Nieselregen!
Am nächsten morgen nieselt es wieder, Nebel hängt über dem Wald. Alles wie gehabt also. Wir machen uns auf den Weg. Das Stück mit den fünf Fjells liegt vor uns und ist kein leichter Abschnitt. Dazu sind wir noch ein wenig in Eile, den wir wollen den 15-Uhr-Bus von Kuusamo nach Oulu bekommen, damit wir um 22 Uhr in Tampere sind – rechtzeitig für Sauna, Pizza und Bier!
So klettern wir im dichten Nebel ein Fjell nach dem anderen hoch und rennen auf der anderen Seite fast wieder herunter. Unser Wasser wird knapp und auch für Pausen bleibt uns kaum Zeit – doch mit unserem „Sauna, Pizza und Bier!“-Mantra kämpfen wir uns jeden Berg hoch. Als wir auf dem Rukatunturi stehen und auf das Dorf hinabschauen lachen wir. Gleich haben wir es geschafft! Wir liegen gut in der Zeit und gehen so gemütlich das Fjell ins Dorf hinab, von wo wir den Karhunkierros hinter uns lassen.
Karhunkierros: Infos und Fakten
Der Karhunkierros ist ein 80 Kilometer langer Weitwanderweg im Norden Finnlands. Der Treck verläuft durch den Oulanka-Nationalpark und steift die schönsten Sehenswürdigkeiten des Parks. Eine Tour am Karhunkierros ist ganzjährig möglich, in der schneefreien Zeit ist man etwa vier bis sechs Tage unterwegs. Für den Winter ist je nach Schneelage entsprechend mehr Zeit einzuplanen. Auf der kleinen Bärenrunde (Pieni Karhunkierros) ist auch eine Tageswanderung möglich.
Anreise
Mit der Bahn nach Oulu und von dort mit dem Busnach Kuusamo. Zwischen Juni und August fährt von Montag bis Freitag der Karhunkierros Bus, der einen am Hautajärvi Besucherzentrum oder in Ruka aussteigen lässt. Wer es eilig hat kann mit dem Flugzeug nach Kuusamo fliegen und dann entweder mit dem Karhunkierros Bus oder dem Karhunkierros Taxi weiterreisen.
Unterkunft
In Kuusamo und Ruka gibt es zahlreiche Hotels und Pensionen für jeden Geldbeutel. Empfehlenswert sind rustikale Blockhütten, zum Beispiel in Ruka um dort nach der Tour noch ein wenig auszuspannen. Wer sich nach der Wanderung ordentlich reinigen will, sollte vor der weiterreise einen Abstecher in das Kuusamon Tropiikki Spa machen, wo Sauna, Dampfbad, Whirlpools und Schwimmbecken für Erholung sorgen. Auf dem Treck selbst gibt es zahlreiche einfache Hütten, Laavus (Unterstände) und markierte Zeltplätze. Feuerholz ist in der Regel vorhanden.
Einkaufen
In Kuusamo gibt es einige sehr große Supermärkte. In Ruka gibt es einen kleineren Supermarkt am Ortseingang, und ein Sportgeschäft in der Ortsmitte.
Essen & Trinken
Ruka, als sehr touristischer Ort, hat einige Restaurants im Ortskern. In Kuusamo gibt es eine größere Auswahl an Restaurants, und auch gute und günstige Pizzerien.
Ausrüstung
Ein 40- bis 50-Liter-Rucksack , ein 3-Jahreszeiten-Schlafsack, eine gute Isomatte, ein Tarp und ein Topf, mit dem man über dem Feuer kochen kann stellen die Grundausrüstung für den Karhunkierros da. Vernünftig ist es ein Regenjacke und -hose dabei zu haben, und im Sommer ist ein Mückennetz notwendig.
Reiseführer
Während man nicht wirklich einen Reiseführer für den Karhunkierros braucht, sind im Buch „Bärenrunde“ neben der Wanderung auch Infos zu Paddel- und Wintertouren vorhanden. Eine Karte kann man an den Besucherzentren in Hautajärvi, Oulanka und Kuusamo kaufen. Diese Online Karte hilft zudem bei der Plannung.
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