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Great Walk - great views

Kepler Track in Neuseeland: Vier Tage wandern im Fiordland National Park

9 Minuten Lesezeit
Zwischen Urwald, großen Seen und Panoramagrat bewegt sich die reizvolle Wanderung auf dem Kepler Track in Neuseeland. Nicht umsonst zählt der Rundwanderweg im Fiordland National Park auf der Südinsel zu den zehn schönsten des Landes, den Great Walks.

60 Kilometer, drei Übernachtungshütten, dichter Märchenwald, Farn in allen Größen, Suppenteller-große Fliegenpilze, karibische Strände, klare Seen, wilde Bergpapageien, Grat-Wanderung mit Panoramablick – so die schnelle Zusammenfassung des Kepler Tracks in den neuseeländischen Alpen. Dieser Rundwanderweg auf der Südinsel des Landes ist einer von zehn sogenannten Great Walks und steht damit für eine landschaftlich besonders reizvolle Strecke.

Die Etappen des Kepler Tracks im Überblick:

Drei Monate Neuseeland – erste Station: der Kepler Track

Die viertägige Wanderung auf dem Kepler Track in Neuseeland bietet gewaltige Panoramen in der landschaftlichen Kulisse des Fiordland National Parks. | Foto: Archiv Schuchardt
Die viertägige Wanderung auf dem Kepler Track in Neuseeland bietet gewaltige Panoramen in der landschaftlichen Kulisse des Fiordland National Parks. | Foto: Archiv Schuchardt

Es ist Anfang Februar und mein Mann und ich stehen am Anfang unseres dreimonatigen Neuseeland-Abenteuers. Sportlich soll es losgehen mit einer Wanderung über den Kepler Track. Da dieser auf Selbstversorger ausgelegt ist, müssen wir Lebensmittel, Koch- und Essgeschirr, Schlafsäcke und Wander-Ausrüstung für vier Tage mitbringen. Nur Trinkwasser steht in den Hütten auf dem Weg zur Verfügung. Unser restliches Gepäck haben wir in Schließfächern auf dem Campingplatz verstaut, auf dem wir für die letzten beiden Tage eine kleine Hütte angemietet hatten.

Ausgangspunkt: Te Anau im Fiordland National Park

Vom Besucherzentrum des Fiordland National Park in Te Anau am gleichnamigen See laufen wir etwa 30 Minuten bis zum eigentlichen Start des Kepler Tracks am Stauwerk des Sees. Der Weg führt uns durch den Te Anau Wildlife Park und damit vorbei an einigen Takahes – urzeitlichen und ziemlich schräg aussehenden Vögeln, die lange als ausgestorben galten. Wir sind immer wieder begeistert, welche für uns fremdartigen und daher überaus spannenden Kreationen die neuseeländische Fauna und Flora hervorbringen.

Tag 1 auf dem Kepler Track: Ein Urwald wie im Märchen

Wandern wie im Märchenwald: Der Kepler Track führt am ersten Tag durch den fiordländischen Urwald. | Foto: Archiv Schuchardt
Wandern wie im Märchenwald: Der Kepler Track führt am ersten Tag durch den fiordländischen Urwald. | Foto: Archiv Schuchardt

Den See immer zu unserer Rechten führt uns der Weg zunächst weitestgehend flach durch dichten Wald. Neben bekanntem Gewächs, wie beispielsweise Birken, können wir auch viel unbekanntes und deshalb sehr exotisch wirkendes Grün bestaunen. Überall wächst Farn in den unterschiedlichsten Größen und Suppenteller-große Fliegenpilze sprießen aus dem Boden. Die einheimische Vogelwelt rundet mit der dargebotenen Geräuschkulisse aus teils sehr fremdartigen Piep-, Sing- und Krächzlauten das spannende Gesamtbild ab.

Nach knapp acht Kilometern auf dem Kepler Track erreichen wir Brod Bay. Ein herrlicher Sandstrand lädt uns zu einer kleinen Rast ein. Ringsherum reicht der Urwald bis unmittelbar an den Strand heran, so dass wir unseren ersten Snack in wunderschöner Umgebung genießen können. Weiter auf dem Track führt uns der Weg nun hoch auf den ersten Berg und wird gefühlt mit jeder Serpentine steiler. Wir fühlen uns wie im Märchenwald. Nebel wabert durch die Bäume, an denen Flechten baumeln, als hätte sie ein Garten-Landschaftsbauer hier dekorativ drapiert. Nackte, rund geschliffene Felswände tauchen zwischen den Bäumen auf und wirken vollkommen unnatürlich – wie eine Filmkulisse aus Pappmaché. Wir schweigen, staunen und genießen.
Irgendwann sehen wir buchstäblich das „Licht am Ende des Tunnels“. Wald und Nebel haben von einem Meter auf den anderen schlagartig ein Ende. Wir finden uns plötzlich bei strahlendem Sonnenschein in einer komplett anderen Landschaft wieder, die nur noch aus Gräsern und kleinen Büschen besteht. Erst jetzt erkennen wir, dass wir die ganze Zeit lang nicht durch Nebel, sondern durch die tief hängende Wolkendecke gewandert sind.

Tagesziel Luxmore Hut

Lustige Gesellen, mit denen aber nicht immer zu spaßen ist - besonders, wenn die Keas Futter und Aufmerksamkeit wollen. | Foto: Archiv Schuchardt
Lustige Gesellen, mit denen aber nicht immer zu spaßen ist – besonders, wenn die Keas Futter und Aufmerksamkeit wollen. | Foto: Archiv Schuchardt

Nach rund 16 Kilometern erreichen wir unser Tagesziel, die Luxmore Hut. Die Hütte liegt am Hang und bietet einen atemberaubenden Blick auf den See unten im Tal und die umliegenden Berge. Wir genießen eine Weile den fantastischen Ausblick von der Terrasse, bevor wir unser Nachtlager in der ausgebuchten Hütte durch Ausrollen unserer Schlafsäcke markieren. Zum Abendessen stehen Asia-Nudel-Tütensuppen auf dem Speiseplan, die nach einem anstrengenden Wandertag einem kulinarischen Höchstgenuss gleichkommen. Ein Vorteil dieser Fertiggerichte in der Tüte ist außerdem, dass sie kaum Müll verursachen. Denn auf dem Kepler Track gilt, dass alles Mitgebrachte auch wieder mit zurückgenommen werden muss – also auch unser Müll.

Tag 2 auf dem Kepler Track: Höchster Punkt und Seen-Highlight

Am nächsten Morgen bekommen wir Besuch von zwei Keas. Diese Bergpapageien sind wirklich lustig anzuschauende kleine Erpresser. Als das erhoffte Futter aufgrund des klaren Fütterungsverbotes nicht sofort über sie hereinbricht, schmeißen sie zur Bestrafung alle zum Trocknen ausgelegten Kleidungsstücke vom Terrassen-Geländer. Man sagt den Keas nach, dass sie Sinn für Humor haben. Die Ranger mussten vor einiger Zeit vorübergehend einen Campingplatz sperren, weil die Keas gelernt hatten, was passiert, wenn sie die Zeltheringe aus dem Boden ziehen…

Auch heute ist uns das Wetter gut gesinnt, so dass wir bei strahlendem Sonnenschein zur nächsten Etappe auf dem Kepler Track starten. Dass dies auch anders aussehen kann, hat uns Ranger Pat eindrucksvoll geschildert. Denn nur drei Wochen zuvor brachte ein plötzlicher Wetterumschwung rund 30 Zentimeter Neuschnee – und das mitten im neuseeländischen Hochsommer.

Gratwanderung

Am zweiten Tag führt der Weg hinauf Richtung Mount Luxmore. War es auf der Hütte noch voll, so trifft man unterwegs auf dem Kepler Track kaum noch jemanden. | Foto: Archiv Schuchardt
Am zweiten Tag führt der Weg hinauf Richtung Mount Luxmore. War es auf der Hütte noch voll, so trifft man unterwegs auf dem Kepler Track kaum noch jemanden. | Foto: Archiv Schuchardt

Mit den rund 50 anderen Wanderern haben wir uns in der Hütte in relativ großer Gesellschaft gefühlt. Unterwegs auf dem Kepler Track verteilt sich das Wandervolk jedoch schnell, so dass wir kaum andere Menschen treffen. Ein stetiger Anstieg führt uns zum 1.400 Meter hoch gelegenem Luxmore Saddle und damit zum höchsten Punkt des Kepler Tracks. Im weiteren Verlauf schlängelt sich der Weg zunächst weitestgehend auf einem Höhenniveau durch das wunderschöne Berg-Terrain des Fiordland National Park und bietet uns einen gigantischen Panoramablick auf die Berge und Täler ringsherum.

Unser persönliches Highlight des Tages (und auch rückblickend der gesamten Tour) ist die Wanderung über einen Grat mit spektakulärem Ausblick: Der Lake Manapouri liegt unten im Tal zu unserer Linken und der Lake Te Anau zu unserer Rechten. Einfach nur unbeschreiblich!

Kurz hinter der Hanging Valley Shelter beginnt der Abstieg, der uns 900 Höhenmeter hinunter ins Tal führt. Wir verlassen das felsige Gelände und wandern über etliche Stufen und anschließend über unzählige Serpentinen wieder in ein Waldgebiet. Nach knapp 15 Kilometern erreichen wir die Iris Burn Hut. Auch hier gibt es zwar keine Duschen, aber der nahgelegene Iris Burn River bietet eine hervorragende Alternative für ein erfrischendes Bad. Die Stimmung ist ausgelassen und selbst die lästigen Sandmücken tragen noch hierzu bei. Ein Paar aus Österreich springt bei dem Versuch, die kleinen Blutsauger abzuwehren, vor der Hütte derart wild umher, dass wir ihren lustigen Tanz den „Sandfly-Schuhplattler“ taufen. Eine Besonderheit der Hütte ist, dass hier in der Gegend wilde Kiwis zu Hause sind. Und mit etwas Glück kann man ihre Rufe in der Nacht hören. Wir verschlafen dieses Schauspiel allerdings.

Tag 3 auf dem Kepler Track: Karibik-Strand und Kepler-Land

Am dritten Tag ist Karibik-Feeling angesagt: Der Strand des Lake Manapouri. | Foto: Archiv Schuchardt
Am dritten Tag ist Karibik-Feeling angesagt: Der Strand des Lake Manapouri. | Foto: Archiv Schuchardt

Am nächsten Tag führt uns der Weg entlang des Flusses bis zum Lake Manapouri mit fast karibischem Ambiente: Der See leuchtet türkis, die Palmen (= Baum-Farne) ragen bis ans Ufer und ein weißer Sandstrand lädt zum Sonnenbaden ein. In dieser traumhaften Umgebung liegt mit der Moturau Hut, unsere letzte Unterkunft auf dem Kepler Track.

Von Rangerin Liz erfahren wir, wer denn dieser Kepler war, nach dem der Track benannt ist. Sie lacht nur und sagt, dass wir als Deutsche den Herrn doch wohl kennen müssten. Ja klar, wer kennt ihn nicht, Johannes Kepler, den deutschen Astronom, der unter anderem die Theorie entwickelt hat, dass die Planeten sich auf einer Ellipsenbahn um die Sonne bewegen…

Nach einem wunderschönen Sonnenuntergang hinter den Bergen auf der anderen Seite des Sees verschwinden wir gegen 21.30 Uhr im Schlafsack. Und wir müssen erstaunt feststellen, dass diese Uhrzeit offensichtlich auch unter den einheimischen Zikaden für Nachtruhe steht. Denn eben noch war von draußen wahnsinnig lautes Gezirpe zu hören und um Punkt 21.30 Uhr ist plötzlich Totenstille – als hätte jemand den Ton ausgeschaltet.

Tag 4 auf dem Kepler Track: Wenn dann bis zum Ende!

Der letzte Tag auf dem Kepler Track führt uns fast ausschließlich durch dichten Wald. Bei Rainbow Reach könnten wir in den Bus steigen und zurück nach Te Anau fahren. Aber wir wollen den Track komplett erwandern und sparen uns auch nicht diese letzten Kilometer. Zurück in Te Anau können wir stolz behaupten, den Extended Kepler Track gelaufen zu sein – inklusive vier zusätzlicher Kilometer ab bzw. bis zum Campingplatz in Te Anau. Und wir würden es jederzeit wieder tun!

Die Fakten zum Kepler Track in Neuseeland

Die Hütten auf dem Kepler Track sind unbewirtschaftet. Essen und Geschirr sowie Schlafsack müssen mitgebracht werden. Hier die Moturau Hütte mit erstaunlich gemütlichen Betten. | Foto: Kirstin Schuchhardt
Die Hütten auf dem Kepler Track sind unbewirtschaftet. Essen und Geschirr sowie Schlafsack müssen mitgebracht werden. Hier die Moturau Hütte mit erstaunlich gemütlichen Betten. | Foto: Kirstin Schuchhardt
  • Beste Jahreszeit: Der Kepler Track ist ganzjährig begehbar, wer jedoch schneefrei wandern möchte, sollte im neuseeländischen Sommer (Dezember bis März) starten.
  • Reservierung und allgemeine Informationen: Eine Reservierung ist bei individuellen Wanderungen Pflicht und kann über die Webseite des Department of Conservation (DOC)  oder vor Ort über die DOC-Besucherzentren vorgenommen werden. Im Sommer ist der Kepler Track sehr gefragt, so dass schon Monate im Voraus gebucht werden sollte.
  • Schwierigkeitsgrad: Der Weg ist gut befestigt und kann von jedermann mit normalem Fitness-Level gemeistert werden. Das Wegstück über den Grat setzt Schwindelfreiheit voraus.
  • Wegmarkierung: Der Kepler Track führt exakt über einen Weg, ohne Abzweige und Zuläufe. Wanderkarten sind nicht erforderlich.
  • Verpflegung: Die Hütten sind unbewirtschaftet, so dass alle Lebensmittel mitgebracht werden müssen. Trinkwasser steht in den Hütten zur Verfügung (bedenkenlos ohne Abkochen trinkbar).
  • Ausrüstung: Kleidung für alle Wetterlagen (teils alpines Gelände), TrekkingstiefelKoch- und Essgeschirr, Besteck und Schlafsack müssen mitgebracht werden. Stirnlampe, Oropax und ein Insektenschutz- Mittel (speziell Sandflies) sind ratsam. Tipp: Outdoor-Ausrüstung und -Geschirr kann günstig bei verschiedenen Anbietern in Te Anau angemietet werden.
  • Hüttenausstattung: Schlafräume mit Etagenbetten (inkl. Matratzen), keine Duschen, jedoch Waschbecken mit kaltem Wasser, Toiletten (mit Spülung) und Gaskocher stehen zur Verfügung. Es gibt keine Steckdosen, nachts teilweise keine Beleuchtung.
  • Ausgangsbasis: Der Start des Kepler Tracks liegt in Te Anau. Hier finden sich Unterkünfte aller Kategorien. Zur Gepäckaufbewahrung stellen viele Unterkünfte für ihre Gäste Schließfächer bereit.
  • Noch Fragen zur Wanderung oder zum Reisen in Neuseeland? Dann ab damit in unser Kommentarfeld!

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