Klettern ist mein Sport und der Schwarzwald ist meine Heimat. Aus diesem Grund möchte ich euch mit auf eine virtuelle Klettertour nehmen und mein Kletterrevier einmal näher vorstellen. Über das Klettern im Schwarzwald zu schreiben ist aber nicht so einfach, wie es auf den ersten Blick erscheinen mag. Denn DAS Klettern im Schwarzwald gibt es eigentlich gar nicht.
Lisa Kopas
Fangen wir also ganz unvoreingenommen einmal im Norden an und arbeiten uns am Beispiel einiger besonderer Klettergebiete bis in den äußersten Süden durch.
Nordschwarzwald: spannende Kletterei mit alpinem Touch
Ein, wenn nicht das Highlight im Nordschwarzwald ist der Battert bei Baden-Baden. Dieses Klettergebiet ist mit über 300 Routen mit Abstand das größte, abwechslungsreichste, aber auch eigenwilligste Klettergebiet des Schwarzwalds. In festem Quarzporphyrgonglomerat gibt es Routen in nahezu allen Schwierigkeitsgraden und Expositionen. Dank seiner sonnigen Lage hat dieses Gebiet fast ganzjährig Saison.
Lisa Kopas
Lisa Kopas
Klingt ja fürs Erste richtig gut, nur leider hat der Battert auch einen gewaltigen Haken: nämlich kaum welche! Wer hier klettert, muss mit dem Legen von Zwischensicherungen gut vertraut sein. Zwar gibt es je nach Route einige eingebohrte Haken, gerade in den niederen Schwierigkeitsgraden lässt die Absicherung jedoch stark zu wünschen übrig. Der Grund hierfür liegt in einer ganz eigenen Kletterethik der Locals. Diese Thematik wird immer wieder weitreichend diskutiert und soll hier nicht weiter thematisiert werden. Nur so viel: Wer am Battert klettern möchte, sollte immer einen Satz Klemmkeile und Friends am Klettergurt haben und auch wissen, wie man damit umgeht. Ist dies gewährleistet, wartet ein Tag mit schon fast alpinem Kletterspaß.
Gediegener geht es da beispielsweise am Gausbacher Straßenfelsen oder am Grafensprung im Murgtal zu. Diese Felsen sind zwar deutlich kleiner, aber dafür auch deutlich besser gesichert als der Battert. Beide Gebiete sind ohne größeren Anmarsch zu erreichen und wurden unlängst umfangreich saniert. Gerade der Straßenfelsen eignet sich somit auch sehr gut für Familien und Anfänger.
👉 Tipp: Wer nach einem anstrengenden Tag am Battert noch auf Entspannung und Erholung aus ist, dem seien die Thermalbäder in Baden-Baden sehr ans Herz gelegt. Hier kann man ganz nach Lust und Laune die Seele baumeln lassen und wieder neue Kraft für das nächste Kletterabenteuer sammeln.
Mittlerer Schwarzwald: das Land der Wollsackverwitterung
Gehen wir weiter nach Süden, in den Mittleren Schwarzwald. Diese Region ist definitiv eine gute Destination für Reibungsfreaks und Sloperfetischisten. Grund hierfür ist die vielerorts anzutreffende Wollsackverwitterung. Diese ist eine Verwitterungsform von Gesteinen, die unter bestimmten äußeren Einflüssen auftritt und kantengerundete Gesteinsblöcke entstehen lässt.
Lisa Kopas
Als schönes Beispiel hierfür dient der Teufelsfels bei Gremmelsbach. Dieser Fels verfügt über angenehm festen Granit und gut 40 ausreichend abgesicherte Routen. Wollsackverwitterung bedeutet immer auch Kampf mit Slopern und Reibungskletterei. Diese besondere Art des Kletterns ist für Fremde meist völlig neu und so sollte man in Bezug auf den Schwierigkeitsgrad zunächst einmal etwas tiefer als gewohnt einsteigen. Auch ein kurzes Stoßgebet zu Sankt Vibram, dem Schutzheiligen der Reibungskletterei, kann nicht schaden.
Lisa Kopas
Ähnliche Kletterei findet man wenige Kilometer das Gutachtal runter, am Windeckfelsen in Hornberg oder in abgeschwächter Form auch am Falkenstein in Schramberg. Neu ist auch die Hornberger Platte. Diese wurde 2015 feierlich eröffnet und bietet auf kleinem Raum zahlreiche Plattentouren in diversen Schwierigkeitsgraden. Aufgrund der guten Absicherung ist dieser Fels auch bei Einsteigern und (Jugend-)Gruppen sehr beliebt.
👉 Tipp: Der Mittlere Schwarzwald ist darüber hinaus ein ideales Mountainbike-Revier. Wer also noch einen Ausgleichssport zum Klettern braucht, sollte hier sein Fahrrad mit im Gepäck haben.
Südschwarzwald: abwechslungsreiches Klettern in allen Schwierigkeitsgraden
Nun gehen wir noch weiter nach Süden. Das größte Klettergebiet im Freiburger Raum sind die Gfällfelsen bei Oberried. Über 100 Routen sind hier auf zahlreiche kleinere Felsen im Wald verteilt. Während man im Mittleren Schwarzwald selbst an warmen Tagen am Wochenende doch eher Ruhe und Einsamkeit findet, ist hier immer etwas geboten. Die naheliegende Studentenstadt und die gute Erreichbarkeit machen diesen Felsen besonders beliebt. Die Kletterei ist sehr abwechslungsreich. Der rundliche Gneis ist sehr kompakt und gut strukturiert.
Wer im Raum Freiburg weilt und gerne ein wenig alpiner klettert, dem sei der Kandelfelsen bei Waldkirch ans Herz gelegt. Das Terrain ist dort deutlich ausgesetzter, auch die Absicherung und Charakteristik der Routen erinnert stark an alpines Gelände. Auf über 1.000 Meter über Meereshöhe gelegen ist dieser Felsen jedoch nicht für Frühjahrstouren geeignet, da hier je nach Winter noch im späten April mit Schneeresten gerechnet werden muss.
Noch weiter im Süden, an der Grenze zur Schweiz, liegt Albbruck. Hier findet man meines Erachtens eines der schönsten Klettergebiete des Schwarzwalds. Mit rund 130 Routen im festen Gneismix und einer angenehmen Absicherung bietet dieser Fels alles, was das Kletterherz höher schlagen lässt. Das Terrain am Felsfuß ist gemäßigt, sodass auch Familien mit Kindern hier problemlos verweilen können. Angenehm ist auch der nur wenige Meter entfernte Bach. Dieser sorgt gerade im Sommer für eine kühle Luft und hat schon so manchem Kletterer zur kurzen Abkühlung an heißen Klettertagen gedient.
👉 Tipp: Wer länger im Südschwarzwald verweilt, sollte auf jeden Fall auch einen Abstecher nach Freiburg machen. Ob für einen ganzen Tag oder nur einen Kurztrip am Abend, die lebendige Studentenstadt lockt nicht nur mit einer schönen Innenstadt, sondern auch mit zahlreichen Bars, Kneipen und Restaurants.
Allgemeine Informationen zum Klettern im Schwarzwald
Das Klettern im Schwarzwald hat sich in den letzten Jahren sehr gewandelt. Während man vor fünfzehn Jahren noch überwiegend durch Mund-zu-Mund-Propaganda oder teilweise stark veraltete Kletterführer von Klettergebieten erfahren konnte, gibt es nun umfangreiche Literatur. Auch wurden in den letzten Jahren viele Kletterfelsen saniert und neue Gebiete erschlossen.
Sperrzeiten und lokale Regelungen
In vielen Gebieten greifen Kletterregeln, Naturschutzgesetze und jahreszeitliche Felssperrungen. Daher sollte man sich vorab informieren, welche Regelung in welchem Gebiet gilt, und sich auch an die jeweiligen Einschränkungen halten. In manchen Gebieten herrscht nach wie vor eine sehr eigentümliche Kletterethik der Locals. Ob man dies nun gut oder schlecht findet, sei einmal dahingestellt. Man sollte diese Einstellung allerdings respektieren und sich ebenfalls daran halten.
Praktische Infos
- Gesteinsart: Überwiegend Granit und Gneis, aber auch Porphyr und Sandstein
- Ausrüstung: Die Ausrüstungsanforderung ist je nach Gebiet stark unterschiedlich. In der Regel kommt man mit einem 60-Meter-Seil gut zu recht. Keile, Friends etc. sollten im Zweifelsfall mitgenommen werden, da die Absicherung von Gebiet zu Gebiet stark differieren kann.
- Anreise: Manche Felsen sind problemlos per ÖPNV und mit einem kleinen Fußmarsch zu erreichen, gerade aber für entlegene Felsen benötigt man ein Auto.
- Unterkunft: Im Schwarzwald gibt es zahlreiche Jugendherbergen, Naturfreundehäuser, Campingplätze, Gasthöfe und Hotels. Weitere Informationen findet ihr auf der Internetseite der Schwarzwald Tourismus GmbH.
- Beste Jahreszeit: Je nach Gebiet kann im Schwarzwald schon vergleichsweise früh im Jahr geklettert werden. Gerade in den Höhenlagen muss man jedoch bis weit in den April hinein mit Scheeresten rechnen. Die Saison dauert dann je nach Wintereinbruch bis Ende November.
Fazit zum Klettern im Schwarzwald
Generell ist es der Schwarzwald mit seinen zahlreichen Kletterspots absolut wert, ihm den einen oder anderen oder gleich auch mehrere Klettertage zu widmen. In diesem Sinn: Wir sehen uns am Fels! Wer als erster oben ist …