Wenn ihr von der Fähre ins wacklige Longtail-Boat hopst und schaukelnd auf die steilen Türme von Tonsai Beach zufahrt, realisiert ihr langsam, was euch hier klettertechnisch erwartet und die Vorfreude steigt ins Unermessliche! Nie zuvor habe ich so beeindruckende Felsformationen gesehen wie hier am Tonsay und Railay Beach bei Krabi. Riesige Tropfsteine – wie man sie sonst nur aus Höhlen kennt – wachsen frei von den überhängenden Wänden herab, und das Beste: an so manch einem dieser Giganten wird man sogar herumklettern!
Saison und Klima
Die Hauptsaison zum Klettern in Thailand erstreckt sich von November bis März, wenn die tropischen Regenfälle auf ein Minimum zurückgehen und die Temperaturen nicht mehr ganz so extrem (aber immer noch heiß!) sind. Sollte doch mal ein Schauer vorbeiziehen, bieten viele der kolossalen, überhängenden Kalktürme ausreichend geschützte Wände, um sich auch an regnerischen Tagen die Finger lang zu ziehen. Wirklich abkühlen wird es dadurch aber nicht.
Anreise nach Krabi und Zustieg
Wer länger als 30 Tage in Thailand bleiben möchte, benötigt ein Visum, ansonsten ist die Einreise sehr unkompliziert. Vom Flughafen in Bangkok ist der schnellste Weg nach Krabi (Tonsai & Railay Beach) ein Inlandsflug. Die Kosten hierfür sind wirklich überschaubar. Eine gemächlichere und die günstigste Variante ist der Nachtbus, der euch in rund 13 Stunden an die Küste bringt. Danach geht es per Fähre und Longtail-Boat an die Traumstrände.
Ob ihr nun in Railay oder in Tonsai haust, ist zustiegstechnisch kaum relevant. Klettersektoren gibt es zu beiden Seiten en masse! Die beiden Strandteile sind je nach Gezeiten entweder direkt verbunden oder bei Flut über einen kleinen Wanderpfad entlang der Küste erreichbar. Ebenso verhält es sich mit manchen Klettersektoren, die nur bei Flut bzw. Ebbe erreichbar sind. Hier empfiehlt sich in jedem Fall ein Kletterführer!
Sektoren und ihre Eigenschaften
Im Folgenden stelle ich euch eine kleine Auswahl an Sektoren vor, die mir besonders gut gefallen haben: Die Tonsai-Sektoren Firewall, Monkey World, The Nest und Dum‘s Kitchen und die Railay-Sektoren The Keep und Escher World Wall.
Monkey World & The Nest
Jeder dieser beiden Sektoren ist eine Vorstellung wert, da sie jedoch unmittelbar nebeneinander liegen, fasse ich sie hier der Einfachheit halber zusammen: Perfekter Kalkstein, zahlreiche Einstiegsrouten von 6a bis 6c und für alle was dabei, die sich gleich mal fordern wollen. Neben Einstiegsrouten sind hier auch schöne technische Probleme geboten. Außerdem: trocken bei Regen!
Firewall
Der Name lässt’s vermuten: hier muss man sich gut eincremen, denn der Sektor liegt vollgas in der Sonne. Mit abenteuerlichen Routen wie der Groove Tube (6a), bei der man sich zu Beginn durch einen Felsschlauch kämpfen muss, eignet sich die Firewall gut, um sich ans Klettern in Thailand heranzutasten. Am Ausläufer der Bucht gelegen, genießt man außerdem einen paradiesischen Ausblick!
Dum’s Kitchen
Natürlich muss man in Thailand auch mal am Strand klettern! Wem die überhängenden Klettereien am „Roof“ noch zu weit weg sind, der kann sich hier an technischen Problemen und toller Wandstruktur austoben. Von Slopern bis Finger Pockets und Sinterzangen ist hier wirklich alles geboten. Die Schwierigkeiten bewegen sich hauptsächlich zwischen 7a+ und 8b+.
The Keep
Wer sich nach Abenteuer sehnt, kommt hier in Railay auf seine Kosten. Etwas abseits vom Trubel und mit einem Routenangebot, das so spannend ist wie der Zustieg abenteuerlich! Im Sektor angekommen warten interessante Sinterklettereien, die technische Versiertheit erfordern, und ein toller Ausblick auf die dahinterliegende Bucht.
Escher World Wall
In meinen Augen der schönste Sektor in Railay. Etwas versteckt am Beach von Phra Nang gelegen klettert man vor einer paradiesischen Kulisse am Eingang einer Höhle. Absolutes Muss: Best Route in Minnesota (6c)! Purer Genuss an einem beeindruckenden Pfeiler.
Besonderes Schmankerl: Die Humanality Route
Als ganz besonderes Schmankerl will ich euch noch die Mehrseillänge Humanality (6b+) am Tonsai Beach ans Herz legen. Circa 100 Meter pure Plaisir-Kletterei mit einer ganz besonderen Crux. So viel möchte ich verraten: Wenn ihr plötzlich eine aalglatte Wand vor euch erreicht, lohnt es sich die Perspektive zu wechseln. Auch wenn sie nicht schwer ist, diese Route werde ich wohl nie vergessen!
Überblick über die Sektoren und Routen in Krabi
Sektor | Route | Schwierigkeit | Besonderheiten |
Monkey World & The Nest | Freedom Safari | 7a | Sehr schöner Mix aus Auflegern und Henkeln in leicht überhängendem Gelände von geschichtetem Kalkstein |
Mutual of Omaha | 6c | Leicht überhängend mit großen Griffen, tolle Route für Ausdauerfans | |
Firewall | The Groove Tube | 6a | Spaßiger Einstieg ins Kalksteinklettern in Tonsai in angenehm festem Fels |
Burnt Offerings | 7a+ | Unbedingt den Fotoapparat mit einpacken! Geniale Route mit großgriffigem aber sattem Überhang – Armpower ist gefragt. Die technische Crux kommt beim Ausstieg aus dem Dach | |
Dum’s Kitchen | Wake and Bake | 7a+ | Zur Abwechslung mal ein wenig Fußtechnik gefällig? Für Tonsai seltene Risskletterei, die definitiv ihresgleichen sucht |
The Lion King | 6c+ | Schon ganz schön poliert (ist halt ein Klassiker). Kurz aber knackig, traumhaft harte Sequenzen zum rettenden Top-Henkel | |
The Keep | Tongue Thaid erste SL | 7a+ | Anhaltend technische Kletterei mit tollen Bewegungen. Am Ende heißt es nochmal „full commitment“, wenn sich ein Fingerloch mit einem unangenehmen Heel-Hook paart |
Medusa’s Lover | 6c | Dankbare aber nichtsdestoweniger schöne 6c. Griffiger Kalkstein, der abwechslungsreiche Bewegungen ermöglicht | |
Escher World Wall | Best Route in Minnessota | 6c | Bombenfester Fels (sieht aus wie ein pechschwarzer Granitpfeiler inmitten der Kalksteinhöhlen) und verspielte Loch- und Leistenkletterei. Der Quergang zu Beginn erfordert eine gute Psyche, reiht sich aber nahtlos in den Genuss der Route ein |
Good Bye Salvador | 6a+ | Ideal zum Aufwärmen. Kurze Route, die von unten leichter aussieht als sie sich klettern lässt. Vielleicht weil einfach überall Chalk ist… |