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Allround-Schlafsack mit Reserven

Kunstfaser-Schlafsack Carinthia G 280 im Test

7 Minuten Lesezeit
Der G 280 von Carinthia ist ein Drei-Jahreszeiten-Schlafsack mit Reserve. Dafür sorgt die hochwertige G-Loft-Füllung. Bergzeit Redakteur Stefan hat den Kunstfaserschlafsack bei unterschiedlichsten Bedingungen im Sommer und Herbst getestet.

Ich bin beinahe etwas erschrocken, als ich vor einem guten halben Jahr nachgerechnet habe, wie viele Jahre mein Kunstfaserschlafsack inzwischen auf dem Buckel hat. Ich kam auf zwölf. Natürlich, man hätte es sich längst denken können. Für eine Komforttemperatur von -1 Grad war er damals ausgelegt. Gefühlt war er davon inzwischen weit entfernt (und allein der Umstand, dass die kalten Aktionen bei mir in den vergangenen Jahren selten geworden sind, rechtfertigen seinen Einsatz über das normale Renteneintrittsalter normaler Kunstfaserschlafsäcke).

Kurz und gut, ein neuer Schlafsack musste her. Es sollte wieder ein Kunstfaserschlafsack sein und es wurde – tatatataaa – der Carinthia G280.

Warum ein Kunstfaserschlafsack?

Schlafsack findet neuen Bewohner ... der Carinthia G280 im Testeinsatz. | Foto: Stefan Rehm
Schlafsack findet neuen Bewohner … der Carinthia G 280 im Testeinsatz. | Foto: Stefan Rehm

Klar, man könnte sich auch einfach einen Daunenschlafsack zulegen. Die Vorteile lägen auf der Hand: Mehr Isolation bei weniger Packmaß und weniger Gewicht. Aber: Brauche ich das wirklich? Meiner Meinung nach lohnt sich ein Daunenschlafsack vor allem dann, wenn es auf Packmaß und Gewicht ankommt. Tut es bei mir aber nicht. Ich gehöre weder zu den Ultraleichttrekkern noch zu den Wintercampern. Ich brauche meinen Schlafsack für

  • Zelturlaub mit der Familie (geschenkt, hier geht die Reise selten in Regionen, in denen das Thermometer unter fünf Grad sinkt, wenigstens im Moment)
  • Klettertrips, bei denen man auch mal im oder neben dem Auto schläft. Hier kann es gerade im Herbst empfindlich kalt werden (aber weit unter null Grad geht es selten)
  • Draußen schlafen weil draußen schlafen halt einfach schön ist. Das bedeutet für mich: Sich mit Isomatte und Schlafsack unter die große Sternen-Leinwand zu legen.

Die beiden letzten Fälle sprechen klar für die Kunstfaserfüllung. Denn hier ist eine Kunstfaserfüllung einfach unempfindlicher gegenüber Feuchtigkeit.

Warum der Carinthia G 280?

Auf die feuchtigkeitsabweisende Grundeigenschaft von Kunstfaserschlafsäcken legt der G 280 noch eins drauf: Gegen Morgentau, Kondensationsfeuchtigkeit oder ähnliche Widrigkeiten ist er durch das wasserabweisende Außenmaterial Shelltex geschützt. Das ist jetzt nicht vergleichbar mit einer Gore-Tex-Jacke, aber gegen etwas Tau ist man damit bestens geschützt. In vielen Fällen ist ein Biwaksack natürlich trotzdem angenehm.

Das Temperaturprofil des Carinthia G 280 zeigt klar: es handelt sich um einen Drei-Jahreszeiten-Schlafsack mit solider Reserve für Minusgrade. |Foto: Stefan Rehm
Das Temperaturprofil des Carinthia G 280 zeigt klar: es handelt sich um einen Drei-Jahreszeiten-Schlafsack mit solider Reserve für Minusgrade. | Foto: Stefan Rehm

Wichtig ist natürlich auch und vor allem das Temperaturprofil des Schlafsacks. Die Temperaturangaben des Schlafsack G 280 machen klar worum es sich handelt: einen soliden Drei-Jahreszeiten Schlafsack.

  • Komfort-Temperatur -4,4 °C
  • Limit-Temperatur -11,0 °C
  • Extrem-Temperatur -30,6 °C

Für mich als eher kälteempfindlichen Menschen heißt das übersetzt, dass bis zu einer Temperatur um die Null Grad alles kuschelig warm bleibt. Geht es etwas unter null Grad, kommt das Seiden-Inlet rein – mehr brauche ich unterwegs nicht.

Packmaß und Gewicht bleiben angenehm im Rahmen. Mit 1.550 Gramm und 20×26 Zentimetern lässt sich der Kunstfaserschlafsack gut mitnehmen.

Details des Carinthia G 280

Carinthia produziert seit über 70 Jahren Schlafsäcke – und das in Europa. Ein Punkt, der die Marke für mich sehr sympathisch macht. Wenigstens weiß man so, wie die Produkte entstehen. Eine weitere Sache fand ich an der Beschreibung zudem  sehr verheißungsvoll: ein Klemmschutz für den Reißverschluss. Was habe ich mich schon geärgert, wenn ich mich einfach nur schnell in den Schlafsack verdrücken wollte und dann fraß sich wieder irgendein Teil des Schlafsacks im Reißverschluss fest. Furchtbar! Eine Lösung dafür wäre einfach wunderbar! Was mich sonst noch anspricht:

  • Größe: Mit meinen 1,80 Meter passe ich perfekt in den G 280. Die Innenmaße betragen laut Hersteller in der M-Version 215/80/50 Zentimeter, in der L-Version 230/85/53 Zentimeter.
  • Wärmekragen: Mit einem einfachen Gummizug kann der aufgepolsterte Wärmekragen über dem Oberkörper enger gestellt werden. Damit isoliert der Schlafsack noch besser.
  • Kapuze: Die Kapuze des Mumienschlafsacks passt und ist mit einem Gummizug beliebig eng oder weit einstellbar.
  • Isolation: Verwendet ist – wie meist bei Kustfaserschlafsäcken von Carinthia – G-Loft-Füllung. Die bietet leichte und zugleich atmungsaktive Isolation. Zudem zeichnen sich die Fasern durch lange Haltbarkeit aus: Sie plustern sich immer wieder gut auf.
  • Konstruktion: Der Carinthia G 280 ist in Double-Layer-Konstuktion konzipiert. Das bedeutet, dass zwei Schichten der G-Loft-Isolierung so versetzt angeordnet sind, dass Kältebrücken vermieden werden. Darüber kommt dann wiederum die Außenschicht aus Shelltex.
  • Außenmaterial: Das verwendete Shelltex wirkt wie schon geschildert wasserabweisend.
  • Innenmaterial: das verwendete Innenmaterial heißt Shelltex Ultra. Das heißt im Klartex: es fühlt sich sehr weich und angenehm an.
  • Reißverschlussabdeckung: Das umliegende Innenmaterial ist durch ein robustes Band geschützt. Eine Abdeckleiste sorgt für Isolation am Reißverschluss.
  • Aufhängeschlaufen an der Unterseite. Das ist praktisch fürs Lüften: Bandschlinge um den Baum, Schlafsack mit Karabiner drangehängt, fertig.
  • Inletbefestigungen: Im Schlafsack sind bereits kleine Laschen angebracht, um ein Carinthia-Inlet, also eine Art Hüttenschlafsack zu befestigen. Das hat den Vorteil, dass dann nichts mehr verrutscht. Außerdem kann das Inlet einfach gewaschen werden. Den ganzen Schlafsack zu waschen ist dagegen etwas aufwendiger.
  • Innentasche: Etwa um einen Geldbeutel gut zu verstauen.
  • Aufbewahrungssack und Packsack: Im Aufbewahrungssack schlummert der Schlafsack komfortabel im Schrank, bis er wieder raus darf. Der Kompressionspacksack kommt bei mir eigentlich nur zum Einsatz, wenn es eng zugeht.

Ab nach draußen: der Praxistest

Test, erster Teil: Zwei Wochen Camping – im Sommer. Das ganze startet auch noch – welche Namensironie – in Kärnten. Abgesehen von ein paar kühleren Nächten in den Julischen Alpen nichts, das den G 280 auch nur ansatzweise an seine Grenzen bringen sollte. Ein erstes Fazit nach dem Urlaub: Der Schlafsack ist auch wunderbar als Decke geeignet. Es gab in den sechzehn Tagen Urlaub gerade mal zwei Nächte, in denen in den Reißverschluss etwas zugemacht habe. Es mussten widrigere Testbedingungen her! Fazit Nummer Zwei: Leider kann ich nicht sagen, dass sich der Reißverschluss weniger zwickt als bei meinem alten Schlafsack. Diese Erfindung steht leider noch aus …

Das Ende eines Schlafsackes im Regen.
Bei einem Wandbiwak in den Tannheimern zeigt sich, wofür eine Imprägnierung bei einem Schlafsack gut sein kann … | Foto: Stefan Rehm

Test, zweiter Teil: Eine Nacht in den bayerischen Voralpen, hoch über dem Tegernsee. Langsam wird es Herbst und etwas kühler. Gemeinsam mit einem Freund mache ich mich nachmittags vom Parkplatz Hufnagelstube auf. Zugegeben: Mein Schlafsack ist sicher nicht der kleinste, aber nachdem wir nur Zeug für eine Nacht und einen Klettertag mit dabei haben, ist das auch nicht so schlimm. Dieses Mal wird es nachts um einiges kälter und ich freue mich, als ich mich in meinen Schlafsack zusammenrollen kann. Schnell wird es warm und ich verbringe eine ruhige Nacht und wache auch kurz vor dem Morgengrauen nicht auf, was mir mit meinem alten Schlafsack einige Male passiert ist. Auch der morgendliche Tau ist kein Problem. Das Shelltex-Außenmaterial spielt gut mit, wenn der Schlafsack danach gut gelüftet werden kann. Bis wir mit dem Frühstück fertig sind, ist der G280 in der Sonne längst getrocknet.

Test, dritter Teil: Kletterausflug nach Slowenien: Ende Oktober geht es noch mal für ein paar Tage nach Slowenien zum Klettern. Noch einmal Sonne tanken vor dem grauen Voralpenherbst. Tagsüber ist es heiß, doch abends geht ein unangenehmer, kalter Wind. Mehr als einmal bin ich nach dem Zusammensitzen bis auf die Knochen durchgefroren, meine Füße sind Eisklumpen. Nachdem ich mich in meinem Schlafsack verkrochen habe wird es. Und nachdem auch meine Füße warm sind, schlafe ich im G 280 zufrieden ein.

Fazit: der Carinthia G 280 Kunstfaserschlafsack im Test

Ich wollte einen unkomplizierten Kunstfaserschlafsack, in dem ich angenehm bei Temperaturen bis zum Gefrierpunkt schlafen kann – und der etwas Reserven hat, nachdem ich recht kälteempfindlich bin. Mit dem Carinthia G 280 habe ich den jetzt. Theoretisch könnte ich jetzt die Komfort-Limit-Temperatur bis -11 ausreizen – und sollte gerade nicht frieren. Das scheint mir – für mich – etwas zu hoch gegriffen. Aber ein paar Grad unter dem Gefrierpunkt lassen sich mit dem G 280 wunderbar aushalten. Und ist es zu warm: einfach als Decke verwenden! An den vielen Details spürt man die Erfahrung von Carinthia. Im Moment gehe ich also fest davon aus, dass das mein Schlafsack für die nächsten zehn Jahre wird … Und ich freue mich schon jetzt auf viele Abenteuer mit ihm.

Der Carinthia G 280 bei Bergzeit

Alle Daten zum Carinthia G 280 auf einen Blick

  • Schlafsacktyp: Kunstfaserschlafsack
  • Füllung: G-Loft
  • Temperaturspektrum: Komfort-Temperatur -4,4 °C/Limit-Temperatur -11,0 °C/Extrem-Temperatur -30,6 °C
  • Gewicht: 1550 Gramm
  • Packmaß: 20×26 Zentimeter

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