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Lawinenrucksack-Vergleich: Die Airbag-Systeme im Überblick

10 Minuten Lesezeit
Lawinenrucksack ist gleich Lawinenrucksack? Nicht ganz. Denn die Rucksäcke unterscheiden sich in ihren Airbag-Systemen. Welche Systeme gibt es und was sind die Unterschiede? Und worauf kommt es bei der Auswahl eines Lawinenrucksacks an? Hier bekommst Du den Überblick.
💡Das Wichtigste zu Lawinenrucksäcken
  • Unabhängig vom System: Rucksäcke mit Lawinenairbag können die Überlebenschance bei einem Lawinenunglück erhöhen.
  • Sie ersetzen kein angewendetes Lawinenwissen, Risikomanagement bei der Tourenplanung und die Standard-Sicherheitsausrüstung.
  • Lawinenairbags mit elektronischer Auslösung überzeugen mit Vorteilen wie Mehrfachauslösung und Flugtauglichkeit.
  • Kartuschen-Systeme sind leicht, robust und funktionieren sehr zuverlässig.
  • Die leichtesten elektronischen Systeme sind Alpride E2 und Litric.
  • Die leichtesten Kartuschensysteme sind der Ortovox Avabag und der Arva Reactor.

Lawinenrucksäcke sollen die Sicherheit erhöhen, doch ihr Einsatz ist oft noch eine Glaubensfrage. Fakt ist: Diese technologisch ausgereiften Rucksäcke können die Überlebenschancen bei Lawinenunglücken erhöhen. Voraussetzung für ihren Einsatz bleibt jedoch richtig angewendetes Lawinenwissen und Risikomanagement bei der Tourenplanung, um das Restrisiko – das immer besteht – zu minimieren.

Seit dem ersten Lawinenrucksack von ABS ist das Angebot stark gewachsen. Hersteller entwickeln immer leichtere und funktionalere Systeme. Deshalb lohnt sich ein Vergleich, um den Airbag-Rucksack zu finden, der Deine persönlichen Anforderungen am besten erfüllt.

Welche Airbag-Systeme gibt es?

Aktuell gibt es zwei verschiedene Airbag-Systeme. Das sind zum einen die Druckluftsysteme mit Kartuschen, und zum anderen die elektronischen Systeme, bei denen der Airbag über ein elektrisch betriebenes Gebläse ausgelöst wird. Manchmal werden Superkondensatoren als drittes System unterschieden, wir führen sie hier bei den elektronischen Systemen mit auf.

Elektronische Airbag-Systeme

Der Entwicklungsfokus liegt derzeit klar auf Lawinenrucksäcken mit elektrischer Auslösung. Hierbei wird nach der Elektronik unterschieden:

  1. Einbau eines akkubetriebenen Gebläsesystems, welches bei Knopfdruck die Luft in den Airbag bläst (JetForce-System von Pieps und Black Diamond)
  2. Verwendung von Superkondensatoren (kleine elektronische Einheiten mit kleinen Batterien), welche in kurzer Zeit die nötige Energie zur Auslösung des Gebläses freisetzen, das die Luft in die Ballone treibt (Alpride-System, Litric-System von Ortovox und Arcteryx)
✅Vorteile der elektrischen Airbag-Systeme
  • Mehrfachauslösung möglich (sinnvoll zu Übungszwecken und auf längeren Touren)
  • Keine Einschränkungen bei Flugreisen, da keine Gaskartuschen
  • Bei Systemen mit Superkondensatoren: Zuverlässige Auslösung, auch bei niedrigen Temperaturen

Druckluftsysteme mit Kartuschen

Druckluftsysteme bei Lawinenairbags gibt es bereits seit den 1980er Jahren. Sie sind sehr gut erprobt und technisch ausgereift. Hier wird nach dem Auslösesystem unterschieden:

  1. Ballistisch: Auslösung durch Sprengsatz im Handgriff, durch welchen bei Knopfdruck das Gas in den Airbag strömt (ABS-System)
  2. Mechanisch: Auslösung durch Handgriff mit Drahtzugsystem; bei Zug wird die Kartusche eingestochen und die Luft strömt in den Airbag (Arva Reactor, Ortovox Avabag, Mammut Airbag 3.0)

Bei Gaskartuschen-Systemen wird zwischen wiederbefüllbaren und nicht wiederbefüllbaren Kartuschen unterschieden. Viele Hersteller bieten inzwischen leichtere Carbonkartuschen statt der Stahlvarianten an, da sie mittlerweile günstiger produziert werden können.

Bei mechanischen Druckluftsystemen wie dem Arva Reactor wird der Airbag per Handgriff mit einem Drahtzugsystem ausgelöst.

Arva / Mathurin Vauthier

Bei mechanischen Druckluftsystemen wie dem Arva Reactor wird der Airbag per Handgriff mit einem Drahtzugsystem ausgelöst.


Im Gegensatz zu den elektronischen Systemen ist bei Druckluftsystemen keine Mehrfachauslösung möglich. Wer Flugreisen plant, sollte außerdem beachten, dass das Mitführen der Kartuschen problematisch bzw. mit viel Aufwand verbunden sein kann.

Welches System für welchen Einsatz?

  • Wenn Du als Alpinistin oder Alpinist auf jedes Gramm achten willst, wirst Du an den leichten Kartuschensystemen nicht vorbeikommen.
  • Für alle Wintersportler, die keine Spezialisten sind, bringen die elektronischen Systeme insgesamt mehr Vorteile, insbesondere den Nutzen der unbegrenzten Trainingsmöglichkeit.

Tabelle: Vergleich der Airbag-Systeme

SystemTypAuslösungVorteileHersteller
Alpride E2Elektronisches SystemSuperkondensator betreibt GebläseMehrfachauslösung, wiederaufladbar, temperaturunabhängig, leicht, flugtauglich Scott, Deuter, Osprey, Millet, POC, BCA, Black Diamond
Litric Elektronisches SystemSuperkondensator betreibt GebläseMehrfachauslösung, wiederaufladbar, temperaturunabhängig, leicht, flugtauglichOrtovox, Arcteryx
JetForceElektronisches SystemAkku betreibt GebläseMehrfachauslösung, wiederaufladbar, flugtauglich, robustPieps, Black Diamond
Mammut
Removable Airbag 3.0 |
Protection Airbag 3.0
Druckluftsystem mit Kartuschemechanisch, Handgriff mit Seilzugsystem öffnet KartuscheLeicht, herausnehmbar (R.A.S.), Traumaschutz (P.A.S.)Mammut
Ortovox AvabagDruckluftsystem mit Kartuschemechanisch, Handgriff mit Seilzugsystem öffnet Kartuscheleicht, herausnehmbar, geschlossenes, robustes SystemOrtovox
Arva ReactorDruckluftsystem mit Kartuschemechanisch, Handgriff mit Seilzugsystem öffnet Kartuscheleicht, wiederbefüllbare Kartuschen, kompaktes DesignArva
ABS Twin BagDruckluftsystem mit Kartuscheballistisch, Sprengsatz im Handgriff aktiviert Kartusche durch Druckwelleflugtauglich durch abnehmbaren Handgriff, temperaturunabhängig, wiederbefüllbare KartuschenABS

Podcast-Tipp: Lawinenrucksack-Beratung

Wie funktioniert eigentlich ein Lawinenrucksack, wann ist sein Einsatz sinnvoll und welches System eignet sich für welchen Einsatz? Und wie finde ich einen Rucksack, der zu mir passt? Diesen Fragen geht Bergzeit Moderator Jan in dieser Beratungsfolge nach. Zu Gast: Langjähriger Bergführer und Bergzeit Experte Michael Roepke.

Lawinenrucksäcke mit elektrischer Auslösung

Hier stellen wir Dir die elektronischen Airbag-Systeme im Detail vor und zeigen Dir, in welchen Lawinenrucksäcken sie verbaut sind.

Alpride | Airbag-System E1 und E2

Das Alpride-System zählt zusammen mit dem Litric-System von Ortovox zu den leichtesten elektronischen Systemen auf dem Markt.

Mit dem Airbag-System E1 und seiner Weiterentwicklung E2 hat Alpride den Markt revolutioniert. Anstelle von Lithium-Akkus, wie sie beim JetForce-System von Pieps und Black Diamond (Generation 1) verwendet werden, nutzt Alpride Superkondensatoren.

💡Was sind Superkondensatoren?

Superkondensatoren speichern elektrische Energie ohne chemische Reaktionen, was einen großen Vorteil gegenüber klassischen Akkus bietet: Sie funktionieren bei Temperaturen von -30 Grad bis zu +40 Grad zuverlässig. Der Airbag ist also bei nahezu jedem Wetter einsatzbereit.

Dank der Kondensatoren wird zusätzlich Gewicht gespart, denn sie wiegen deutlich weniger als herkömmliche Akkus. Das Alpride E1 wiegt 1.280 Gramm und das Alpride E2 sogar nur 1.140 Gramm. Das E2 ist deutlich kompakter bei einem größeren Airbag-Volumen als sein Vorgänger.

Vorteile:

  • Mehrfachauslösung möglich
  • geringes Gewicht
  • funktioniert auch bei sehr niedrigen Temperaturen zuverlässig
  • keine Probleme bei Flügen
  • via USB-C aufladbar oder mit zwei AA-Batterien
  • bis zu drei Monate Laufzeit ohne Aufladen

Modelle: Verbaut ist das Alpride E2 unter anderem im Scott Patrol E2, in den Deuter Alproof Lawinenrucksäcken, den BCA Float-Modellen und bei Osprey sowie POC.

Deuter verwendet bei seinen Alproof-Lawinenrucksäcken das Alpride E2 Airbag-System.

Deuter / Julian Rohn

Deuter verwendet bei seinen Alproof-Lawinenrucksäcken das Alpride E2 Airbag-System.


💡Wie löst das Alpride-System aus?

Beim Alpride-System ist ein kondensatoren-betriebenes Gebläse verbaut. Es kann im Ernstfall per Knopfdruck aktiviert werden und schon füllt sich der Airbag.

  • Der Kondensator ist für 24 Stunden geladen, mit zwei eingelegten AA-Batterien bleibst Du jedoch bis zu drei Monate einsatzbereit.
  • Selbsttest: Nach dem Einschalten überprüft die Elektronik automatisch alle Parameter und Komponenten. LEDs an der Außenseite des Rucksacks zeigen Dir den Status und den Ladezustand an.
  • Die Verdichter-Technologie sorgt, ähnlich wie bei Turboladern, durch hohen Druck für ein schnelles Aufblasen des Airbags.

Ortovox | Avabag Litric

Ortovox setzt mit seinem ersten elektronischen Lawinenrucksack neue Maßstäbe. Das Airbag-System Litric überzeugt mit extrem geringem Gewicht (1.100 Gramm), intuitiver Bedienung und zuverlässiger Auslösung.

Die Base kannst Du mit der Avabag Litric Airbag-Einheit dank eines Zip-On-Konzepts unkompliziert und je nach Tourenanforderung mit unterschiedlichen Rucksäcken an das Einsatzgebiet anpassen. Bergzeit Testerin Lena hat das leichteste Modell Ortovox Avabag Litric Zero 27 im Test ausprobiert.

Vorteile:

  • mehrfache Testauslösungen möglich
  • geringes Gewicht
  • funktioniert auch bei sehr niedrigen Temperaturen zuverlässig
  • keine Reisebeschränkungen (z.B. Flugzeug)
  • via USB-C aufladbar
  • Ladefüllung für mindestens zwei Auslösungen, lange Betriebszeit
Das von Ortovox und Arcteryx entwickelte System Litric setzt wie Alpride Superkondensatoren ein.

Ortovox

Das von Ortovox und Arcteryx entwickelte System Litric setzt wie Alpride Superkondensatoren ein.


Modelle: Ortovox-Lawinenrucksäcke mit dem Avabag Litric sind in den Varianten Tour, Freeride und Zero als komplette Airbag-Rucksäcke oder Zip-Ons erhältlich. Es gibt verschiedene Größen und auch spezifische Modelle für Frauen.

Hinweis: Bitte beachte den wichtigen Hersteller-Hinweis zur Lagerung des Ortovox Avabag Litric.

Pieps und Black Diamond | JetForce

Der überarbeitete JetForce Pro ist jetzt noch kleiner und leichter und ein reisefreundlicher, wiederaufladbarer Airbag.

Pieps und Black Diamond haben gemeinsam ein elektronisches Airbag-System entwickelt und waren damit sogar die ersten auf dem Markt. Dann hat Alpride mit seinem Kondensatoren-System das akkubasierte JetForce-System größtenteils abgelöst.

Das JetForce-System funktioniert ähnlich wie der Kondensator-Airbag von Alpride. Der Unterschied ist lediglich der integrierte Akku, der die nötige Energie liefert, um den Airbag auszulösen. Die Weiterentwicklung JetForce Pro ist noch kleiner und leichter und lässt sich via Bluetooth updaten.

Vorteile:

  • Mehrfachauslösung
  • wiederaufladbar
  • reisefreundlich
  • robust
  • Bluetooth-Schnittstelle

Modelle: Black Diamond und Pieps vertreiben weiterhin Lawinenrucksäcke mit dem JetForce-Airbag. Die JetForce Pro Rucksäcke sind modular aufgebaut und ermöglichen es, verschieden große Erweiterungsfächer an der Basis zu befestigen.

Lawinenrucksäcke mit Gaskartuschen

Hier bekommst Du einen Überblick über die verschiedenen Druckluftsysteme mit Gaskartuschen.

Mammut | Airbag Technology 3.0

Das leichte, herausnehmbare Removable Airbag System ist ideal für Touren, wo jedes Gramm zählt, während das Protection Airbag System rundum Schutz bietet.

Mammut hat zwei eigene Airbag-Systeme für Lawinenrucksäcke, mittlerweile in der dritten Generation. Beide Systeme funktionieren an sich gleich, haben jedoch unterschiedliche Schwerpunkte.

  • Das Removable Airbag System 3.0 (R.A.S.) fällt durch sein federleichtes Gewicht auf und kann, wie der Name sagt, komplett aus dem Lawinenrucksack entnommen werden. Mit nur rund einem Kilogramm (bei einer Carbon-Kartusche) wiegt es nicht mehr als ein Liter Wasser.
  • Das Protection Airbag System 3.0 (P.A.S.) bietet durch seine 3D-Form zusätzlichen Traumaschutz: Der Airbag legt sich bei Auslösung schützend um Kopf, Nacken und Brust, um mechanische Verletzungen in der Lawine zu reduzieren.

Vorteile:

  • geringes Gewicht (R.A.S.)
  • herausnehmbar (R.A.S.)
  • zusätzlicher Traumaschutz (P.A.S.)

Modelle: Mammut-Lawinenrucksäcke mit dem herausnehmbaren Removable Airbag-System 3.0 gibt es bei Bergzeit in den Varianten Tour, Free und Pro in verschiedenen Größen und auch als Damenmodelle.

💡Wie funktioniert die Mammut Airbag Technology 3.0?
  • Ein Zug am Handgriff löst das Airbag-System durch die vorgespannte Mechanik aus – dazu einfach Kartusche reinschrauben, und schon ist der Drahtzug gespannt. Oder wie Mammut es nennt: Screw in and ready!
  • Durch Ziehen am Griff wird mithilfe einer Nadel die Druckkartusche geöffnet.
  • Nach dem Einsatz kannst Du die Luft ablassen und die Kartuschen bei einem Mammut-Händler austauschen.
  • Der höhenverstellbare, orangefarbene Auslösegriff lässt sich an jede Körpergröße anpassen. Dank T-Form ist er auch mit Fäustlingen leicht zu bedienen und kann platzsparend im Schulterträger verstaut werden.

Ortovox | Avabag

Der Avabag von Ortovox ist eines der innovativsten Airbag-Systeme mit Kartusche. Dank einer neuen Airbag-Verarbeitungstechnologie schaffte es Ortovox, das Systemgewicht bei nur 690 Gramm zu halten und bietet somit einen der leichtesten Lawinenrucksäcke auf dem Markt. Gleichzeitig ist das Packmaß minimalistisch gehalten und sorgt für mehr Stauraum im Rucksack selbst.

Vorteile:

  • geringes Gewicht durch nahtlose Konstruktion ohne zusätzliche Abdichtung
  • geschlossenes System, robust gegen äußere Einflüsse
  • herausnehmbar
💡Wie funktioniert das mechanische Airbag-System von Ortovox?

Der Avabag von Ortovox funktioniert ähnlich wie das Drahtzugsystem von Mammut:

  • Im Lawinenfall kannst Du den Airbag per Handgriff am Schultergurt auslösen. Dabei wird die Kartusche angestochen und der Airbag aufgeblasen.
  • Anders als bei Mammut ist die Auslöseeinheit beim Avabag unterhalb der Venturi (Luftkanal) integriert. Dadurch bleibt das System geschlossen – Verschmutzung, Vereisung oder Korrosion sind ausgeschlossen.
  • Der ergonomische Griff ist extra griffig, damit Du ihn in jeder Lage auch mit Handschuhen sicher bedienen kannst.

Arva | Reactor

Das Reactor-System von Arva ist mit einem Zweikammer-Airbag ausgestattet. Seine Form und Position sind so konzipiert, dass ein maximaler Auftriebseffekt in der Lawine gewährleistet werden kann. Auch in puncto Gewicht und Packmaß überzeugt das System: Mit nur 680 Gramm ist der Reactor das leichteste und kompakteste Zweikammer-Airbag-System für Lawinenrucksäcke.

Der Airbag ist seitlich und oben am Rucksack angebracht, wodurch im Innenraum viel Platz bleibt. Hinzu kommt ein größenverstellbares Rückenteil und ein sich automatisch anpassender Handgriff. Von Größe S bis L ist für jeden die perfekte Passform gegeben.

Vorteile:

  • geringes Gewicht
  • wiederbefüllbare Kartuschen
  • kompaktes Design
  • Befestigung des Airbags an mehreren Fixpunkten am Rucksack

Modelle: Das System ist in mehreren Rucksackmodellen für unterschiedliche Einsatzbereiche erhältlich.

Das Arva Reactor ist das leichteste und kompakteste System auf dem Markt.

Arva/Mathurin Vauthier

Das Arva Reactor ist das leichteste und kompakteste System auf dem Markt.


💡Wie löst der Arva Reactor aus?
  • Der Auslösemechanismus basiert auf einem Drahtzugsystem, das die Kartusche durchsticht und den Airbag in Sekunden aufbläst.
  • Bevor Du Deine Tour startest, solltest Du den Handgriff unbedingt ausklappen, sonst kann der Airbag nicht ausgelöst werden.
  • Nach einer Auslösung lässt sich die Kartusche nur direkt bei Arva wiederbefüllen.

ABS | Twin Bag Airbag-System

ABS ist das Urgestein im Bereich Lawinenairbags. Die Lawinenrucksäcke von ABS sind mit dem Twin Bag System ausgestattet. Statt nur einem Airbag schützen Dich gleich zwei vor einer Verschüttung. Beide Airbags sind mit separaten Ventilen ausgestattet und halten im Ernstfall die Luft auch separat. Falls also einer beschädigt wird, bleibt der zweite intakt.

Wie Flügel - so funktioniert das Twin Bag Airbag-System von ABS.

ABS

Wie Flügel – so funktioniert das Twin Bag Airbag-System von ABS.


Die doppelte Airbagfläche ist ein klarer Vorteil gegenüber Mono-Airbags, da eine größere Auflagefläche die Verschüttungsgefahr reduziert. Die seitliche Positionierung des Twin Bags bringt Dich in eine horizontale Lage, was den Ankereffekt (= Verhaken des Airbags und mögliche Verschüttungsgefahr im Auslaufbereich der Lawine) und das Sammeln von Schnee im Nackenbereich verhindert. So kann der Schnee besser abfließen und Dein Kopf bleibt frei.

Vorteile:

  • flugtaugliches System durch abnehmbaren Handgriff
  • System funktioniert unabhängig von Temperaturen; zuverlässiger Schutz selbst bei extremem Wetter
  • wiederbefüllbare Kartuschen
💡Wie löst das ABS-System aus?
  • Im Handgriff des Airbagsystems ist ein kleiner Sprengsatz eingebaut. Bei Auslösung stößt ein Kolben die Patrone auf eine Nadel, was zu einer Explosion führt. Die Druckwelle aktiviert die Kartusche mit 300 bar Druck, der die beiden Airbags in zwei bis drei Sekunden füllt.
  • Der Handgriff ist abnehmbar und kann an beiden Rucksackseiten angebracht werden.
  • Nach einer Auslösung lassen sich die Kartuschen beim Service einfach nachfüllen – wahlweise in Stahl oder Carbon.
  • Nur noch den Griff ersetzen, und die Ausrüstung ist wieder einsatzbereit.

So findest Du den passenden Lawinenrucksack

Bei der Auswahl eines Lawinenrucksacks kommt es – wie bei jedem Rucksack – neben einer bequemen Passform auf das ideale Rucksackvolumen an.

Wo und wie bist Du unterwegs?

Überlege, welches Rucksackvolumen Deinem Einsatzzweck entspricht.

  • Bist Du überwiegend im klassischen Freeride-Bereich und auf Tagestouren unterwegs, reicht ein kleiner Rucksack um die 20 Liter.
  • Für längere (Mehrtages-)Touren, bei denen Du zusätzliche Ausrüstung benötigst, empfiehlt sich ein größeres Modell ab 30 Litern.

Achte darauf, dass Deine komplette Sicherheitsausrüstung – neben LVS-Gerät, Schaufel und Sonde auch Erste-Hilfe-Set und Biwaksack – im Rucksack Platz findet. Diese Ausrüstungsgegenstände sollten leicht zugänglich sein, falls es darauf ankommt.

Wer multifunktional unterwegs ist, profitiert von Systemen mit Base Units und verschiedenen Zip-On-Größen. So kannst Du den Rucksack flexibel an Deine jeweiligen Anforderungen anpassen.

Die Qual der Wahl - welcher Lawinenrucksack passt am besten zu Dir?

Bergzeit

Die Qual der Wahl – welcher Lawinenrucksack passt am besten zu Dir?


Anprobieren und testen

Ein Lawinenrucksack muss gut sitzen, damit er nicht nur angenehm zu tragen ist, sondern auch im Ernstfall zuverlässig funktioniert. Probiere deshalb den Rucksack unbedingt an.

Besonders wichtig: die Position des Auslösegriffs. Stelle sicher, dass Du den Griff in einer Notsituation gut erreichen und betätigen kannst.

👉 Bevor es auf Tour geht, mache Dich mit dem System und dem Auslösemechanismus vertraut und übe den Umgang für den Ernstfall.

Kann ein Lawinenairbag eine Verschüttung verhindern?

Ein Lawinenrucksack ist zweifelsfrei eine sinnvolle Ergänzung zur Sicherheitsausrüstung. Skitourengehende und Freerider sollten sich jedoch die Frage stellen, ob sie selbst gut vorbereitet sind. Denn: In 90 Prozent aller registrierten Lawinenunfälle wird die Lawine vom Skifahrer oder seiner Gruppe selbst ausgelöst.[1

Zusätzliche Ausrüstung kann die Überlebenschancen bei einem Lawinenunfall verbessern. Man unterscheidet Systeme, die eine Verschüttung möglichst verhindern (Lawinenairbag), eine raschere Ortung des verschütteten Person ermöglichen (Lawinenball) oder das Überleben dieser Person verlängern (AvaLung von Black Diamond, Airsafe von Ferrino).[2] Der Lawinenrucksack zeigt dabei die beste Wirksamkeit.[3

Glaubensfrage oder nicht: Fakt ist, der Lawinenrucksack kann im Ernstfall die Überlebenschancen erhöhen.

Bergzeit

Glaubensfrage oder nicht: Fakt ist, der Lawinenrucksack kann im Ernstfall die Überlebenschancen erhöhen.


Ein Lawinenairbag erhöht die Wahrscheinlichkeit einer geringeren Verschüttungstiefe und die Chance, an der Oberfläche sichtbar liegen zu bleiben, um eine schnellere Rettung zu ermöglichen – oder um sich im Idealfall selbst zu befreien.

Keines dieser zusätzlichen Rettungssysteme garantiert jedoch hunderprozentigen Schutz. Immer wieder wurden Skifahrende trotz Airbag (der zum Teil nicht ausgelöst hat) verschüttet. Diese Systeme müssen daher immer mit der Grundausstattung und Lawinenwissen kombiniert werden.

Wichtigstes Hilfsmittel nach einem Lawinenunfall bleibt die Kameradenrettung, einschließlich der dafür erforderlichen Ausrüstung und Übung.

Überlebt man den Lawinenabgang, kann sich aber selbst nicht von den Schneemassen befreien, ist die Rettung entscheidend. Nach 30 Minuten sinkt die Überlebenswahrscheinlichkeit bei Komplettverschüttung – statistisch betrachtet – auf nur 40 Prozent.[2] Professionelle Hilfe trifft oft – ebenfalls statistisch betrachtet – erst nach über 40 Minuten ein.

Ein Lawinenairbag hilft nicht beim Ausgraben eines verschütteten Freundes.

Ein Lawinenrucksack ersetzt niemals eine fundierte Lawinenausbildung, Risikomanagement oder LVS-Grundausstattung (Schaufel, Sonde, LVS-Gerät plus Erste-Hilfe-Set und Skihelm) und deren geübte Anwendung. Er bietet nur einen zusätzlichen Sicherheitsspielraum, wenn zuvor eine Fehlentscheidung bei der Hangbeurteilung begangen, ohne Selbstverantwortung einem risikoblinden Gruppenmitglied gefolgt oder das Glück zu sehr herausgefordert wurde.

Im Bergzeit Shop findest Du neben Lawinenrucksäcken auch die Lawinensicherheitsausrüstung:

Zur Lawinenausrüstung

Quellen

  1. W. Munter, 3×3 Lawinen. Risikomanagement im Wintersport. 3. Auflage, Verlag Pohl & Schellhammer, Garmisch-Partenkirchen, 2009.
  2. H.-J. Etter, J. Schweizer, T. Stucki, Die Alpen, 2/2009, Schweizer-Alpen-Club SAC, 2009.
  3. L. Meier, S. Harvey, Feldversuche mit Lawinen-Notfallgeräten Winter 2010/2011, WSL Institut für Schnee- und Lawinenforschung SLF, Davos, 2011

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