Vor einigen Jahren las ich im Internet einen Tourenbericht eines Bergsteigers, der von Salzburg mit dem Rennrad zum Großglockner fuhr, sich die Palavicini-Rinne hochpickelte und danach wieder zurück düste. An den Füßen hatte er nur Zustiegsschuhe, an denen er irgendwie seine Steigeisen befestigte.
Hätte es damals doch nur den Leichtbergschuh Veloce GTX von Dolomite gegeben, die Aktion hätte nicht so waghalsig sein müssen: Der halbhohe Veloce ist mit einer sehr festen Sohle der Kategorie C ausgestattet und hat auch eine Lippe an der Ferse, die man für die einfache und sichere Befestigung von halbautomatischen Steigeisen benötigt.
Der Schuh verfügt allerdings – anders als bei Modellen dieser Sohlensteifigkeit üblich – über einen niedrigen Schaft, so wie man ihn von Zustiegsschuhen kennt. Lediglich eine besonders flexible Gamasche führt vom Gore-Tex-Obermaterial hinauf Richtung Knöchel und hält Steinchen und Schnee von den Füßen fern.
Der Veloce vereinigt also Features aus zwei verschiedenen Welten: die Leichtigkeit eines Zustiegsschuhs in Verbindung mit einer steifen Sohle, die technische Klettereien und sogar kurze Gletscherwege erlaubt.
Wie sitzt der Dolomite Veloce GTX?
Mit einem Wort: sockengleich! Zwei große Schlaufen an Ferse und Zunge helfen beim Einstieg in den Veloce. Das nahtfreie Obermaterial umschmeichelt den Fuß, die Gamasche dichtet nach oben ab – ein tolles Tragegefühl. Vor allem Bergsteiger mit schmalen Füßen werden sich gut im Schuh fühlen, denn der Veloce fällt etwas schmäler aus.
Das Obermaterial selbst punktet optisch mit einer edlen Strick-Optik. Unter dieser hält eine Gore-Tex-Membran Wasser ab und lässt Schweiß nach außen durch. Ein dünnes Futter wärmt den Träger im Schnee, was auch auf den Anspruch des Veloce schließen lässt. Mit ihm soll man auch leichte Gletscher und höhere Berge erobern können.
Auch die Schnürung lässt kaum Wünsche offen: Der Schuh lässt sich ordentlich anpassen, die Senkel weisen eine angenehme Haptik auf.
Wie läuft es sich im Dolomite Veloce GTX?
Der Weg über flache Forststraßen gestaltet sich nach einer Weile recht mühsam. Hier merkt man deutlich das mangelnde Abrollverhalten der besonders steifen Vibram-Sohle. Die gute Dämpfung verhindert jedoch schmerzende Füße.
Auf Waldpfaden schlägt sich der Veloce besser. Das Profil bietet auf nassen, erdigen Stellen einen sicheren Halt.
Im Fels fühlt sich der Veloce am wohlsten. Hier spielt die Vibram-Sohle ihre Stärken vollends aus. Die Drahtbügel von Klettersteigen lassen sich präzise treten und selbst auf kleineren Leisten im Fels findet der Veloce GTX sicheren Halt – eine gute Schnürung vorausgesetzt. Über einen Knöchelschutz verfügt das Schuh allerdings nicht, also Vorsicht im Geröll!
Das größte Manko des Veloce werden Träger mit schwachen Bändern schnell merken: Wer – so wie ich – recht häufig umknickt, wird mit dem Veloce auf Dauer nicht glücklich. Die Sohle wirkt wie ein Brett unter den Füßen, gleichzeitig fehlt der bei Bergstiefeln übliche, seitliche Halt durch den hohen Schaft. Wer sich dann auch noch Steigeisen unter die Füße schnallt, hat einen riesigen Hebel unter seinen Füßen und sollte auf keinen Fall die Konzentration verlieren.
Fazit: Ein besonderer Schuh für einen besonderen Einsatzbereich
Der Dolomite Veloce GTX bedient eine besonders streng definierte Zielgruppe: Seine Träger brauchen schmale Füße und starke Bänder. Wer zu dieser Gruppe gehört, lange und flache Zu- bzw. Abstiege meidet sowie einen Schuh für technische Klettereien mit etwas Gletscheranteil sucht, wird im Dolomite Veloce GTX einen treuen Partner finden.
Mich hat vor allem das tolle Obermaterial begeistert, das wirklich perfekt sitzt und optisch was her macht. Mit der steifen Sohle in Verbindung mit dem schlechten Seitenhalt bin ich aufgrund meiner eher schwachen Bänder nicht gut zurechtgekommen – vor allem abseits der technischen Anstiege auf meinen Touren. Die Möglichkeit, Steigeisen befestigen zu können, finde ich praktisch. Vor allem, wenn man sich den Zu- und Abstieg mit einem Fahrrad erleichtern kann und sich so die Kilometer im Flachen in Grenzen halten.
Übrigens: Die Kombination aus Zustiegsschuh und steigeisenfestem Leichtbergstiefel sieht man auch am Preis. Mit 230 Euro ist der Veloce für einen Zustiegsschuh recht teuer, für einen Leichtbergstiefel eher günstig. So ist der Hybrid aus Italien bis hin zur Preisgestaltung ein echter Wanderer zwischen zwei Welten – oder besser: ein Bergsteiger.