Inhalt
- Neue Mammut-Technologie: PHASEknit®
- Die Mammut Alvier HS Flex Hooded Jacke im Praxistest
- Das "Flex" im Namen ist Programm
- Die Mammut Alvier HS Flex Hose im Test
- Mammut Alvier HS Hybrid Flex Jacke - der passende Midlayer
- Zusammenfassung I: Großes Lob für PHASEknit® und Detaillösungen
- Zusammenfassung II: Kleine Kritikpunkte
- Fazit zum Mammut Alvier Freeride Outfit
Kurz vor einer geplanten Skitourenreise nach Skandinavien erreicht mich eine Anfrage: Ob ich nicht zufällig noch Platz im Koffer hätte, um ein Mammut Alvier HS Flex Freeride-Outfit zu testen? Beim Alvier handelt es sich um eine neue Mammut-Serie, die auf der ISPO 2018 vorgestellt wurde und ab Winter 18/19 erhältlich ist. Kurze Zeit später kommt das Bergzeit Paket mit drei Kleidungsstücken aus der Alvier-Serie bei mir an:
- HS Flex Hooded Jacket
- HS Flex Pant
- SO Hybrid Flex Jacket
Ich breche also mit einem kompletten Paket aus Hardshell-Jacke, Hardshell-Hose und dazu passendem Midlayer im Koffer nach Norwegen auf. Wie sich die Mammut-Kombination im hohen Norden schlägt, verrät der folgende Testbericht.
Neue Mammut-Technologie: PHASEknit®
Vorab ein kurzer Ausflug in die Theorie. Erstmals setzt Mammut bei der Alvier-Serie auf eine Technologie namens PHASEknit®. Zusammengefasst hilft diese spezielle Art der Stoffherstellung bzw. -verarbeitung, verschiedene Materialien und Webarten direkt und mit weniger Nähten miteinander zu verbinden. Dadurch können an unterschiedlichen Körperregionen unterschiedliche Stoffarten und Textilkonstruktionen verwendet werden. Man kann damit den unterschiedlichen Ansprüchen (zum Beipiel hohe Atmungsaktivität versus maximale Abriebsfestigkeit) ganz ohne zusätzliche Nähte gerecht werden. Dies soll wiederum die Performance des Kleidungsstückes erhöhen und für höheren Komfort und ein cleaneres Design sorgen.
Gleichzeitig legt Mammut Wert darauf, dass die Herstellung möglichst ressourcenschonend abläuft. Hierzu wurde die Produktion und Verarbeitung, die komplett in Deutschland stattfindet, optimiert. Auf die Verwendung von PFC wurde komplett verzichtet. Die Energiegewinnung läuft komplett über „saubere“ Energie (Wind-, Wasser- oder Solarenergie), zusätzlich wurde das Herstellungsverfahren Oeko-Tex 100 zertifiziert.
Anmerkung: Bei der getesteten Freeride-Kombi handelt es sich noch um Prototypen. Einige Details können von den endgültigen Serienprodukten abweichen!
Die Mammut Alvier HS Flex Hooded Jacke im Praxistest
Beginnen wir mit der Mammut Alvier HS Flex Hooded Jacke. Kurz zu den wichtigsten Fakten:
- Farben: schwarz oder gelb
- komplett wasserdichtes Drei-Lagen-Material
- abriebresistentes PHASEknit® an stark beanspruchten Stellen, trotzdem atmungsaktiv an den Achseln und anderen Stellen
- helmkompatible Kapuze
- zweiter Reißverschluss am Hals
- Belüftungsreißverschlüsse an den Unterarmen, wasserdichte Reißverschlüsse
- Skipasstasche am Ärmel, Handytasche in der Innenseite
- wechselbarer Schneefang
- statt Klettverschlüssen neues Verschlusssystem mit kleinen „Kunststoffknubbeln“
- Gewicht: 890 Gramm (Größe M)
Die Mammut Alvier HS Flex Jacke ist das Flaggschiff der neuen Serie – und das zu Recht. Bereits wenn man die Hardshell aus der Verpackung nimmt, merkt man, wie wertig sie ist. Die Verarbeitung ist erstklassig, das Design aus meiner Sicht schön clean und modern. Trotzdem merkt man, dass jedes Detail auf Funktion ausgelegt ist. Sie ist vom Schnitt her (genau wie die Hose) insgesamt etwas weiter gehalten – dazu mehr weiter unten. Für mich (180 Zentimter Körpergröße und 75 Kilo) sind Hose und Jacke in Größe M genau richtig.
Das „Flex“ im Namen ist Programm
Im Aufstieg bin ich – mal von richtig schlechtem Wetter abgesehen – meist nur mit dem Midlayer (mehr dazu unten) unterwegs, da mir eine Hardshell in der Regel einfach zu warm ist. Bei der Abfahrt oder beim Freeriden spielt die Alvier Jacke aber ihre Stärken aus. Nirgends kommt Schnee oder Kälte herein. Dabei ist es egal ob es schneit, man im Pulver einen Purzelbaum hinlegt oder der Wind den Schnee aus allen Richtungen herantreibt. Der Schnitt ist angenehm, Dank des stretchigen Materials fühlt man sich nie eingeengt – sämtliche Bewegungen macht die Jacke problemlos mit.
Details für den Freeride-Alltag
Zusätzlich sind kleine Details wie der wechselbare Schneefang, die Skipasstasche am Ärmel oder auch die engen Bündchen an den Armen sehr sinnvoll im Skitouren- und Freeride-Alltag. Auch etwas heftigeren Felskontakt in Kletterpassagen steckt die Jacke beim Testen problemlos weg. Abnutzungsspuren sucht man nach dem Norwegen-Trip vergebens. In Kraxelpassagen finde ich vor allem den elastischen Stoff sehr angenehm. Die Jacke behindert auch mit angelegtem Rucksack nie die Bewegungsabläufe.
Neu an der Jacke sind die „Klettverschlüsse“ zum Regulieren der Ärmelbündchen. Mammut verwendet hier keinen gewöhnlichen Klettverschluss sondern Kunststoffstreifen mit kleinen Knubbeln. Ähnlich wie Legosteinchen lassen sich die Verschlüsse dadurch ineinander klippen. Dies war anfangs etwas ungewohnt, mit der Zeit bin ich davon mehr und mehr begeistert! Auch bei Schnee, Kälte oder Nässe funktioniert das System super. Ob es auch langfristig hält, wird sich zeigen!
Die Mammut Alvier HS Flex Hose im Test
Nun zu den wichtigsten Fakten zur Mammut Alvier HS Flex Hose:
- sie ist ebenfalls in schwarz und gelb erhältlich
- das Material ist das gleiche wie bei der Jacke (dreilagiges, wasserdichtes PHASEknit)
- die Hüftweite ist per Klettverschluss verstellbar
- vorgeformte Kniepartien
- Seitenbelüftung mit wasserdichten Reißverschlüssen
- der Dyneema-Kantenschutz ist besonders robust
- weitenverstellbare Beinabschlüsse
Bei der Mammut Alvier HS Flex Hose gilt grundsätzliche dasselbe wie für die Jacke: Man spürt sofort die wertige Verarbeitung und die durchdachten Lösungen. Die eher weitere Passform ist durch vorgeformte Kniepartien sehr bequem. Die Innenseite der verarbeiteten Laminate ist, wie bei der Jacke auch, mit einem angeneh weichen Stoff bedeckt. Man bekommt dadurch nie das Gefühl, „Plastik“ auf der Haut zu tragen wie bei manchen anderen Hardshell-Kombinationen. Die obligatorische Seitenbelüftung ist auf den Oberschenkel begrenzt. Das genügt meiner Einschätzung nach für den bevorzugten Einsatzbereich der Hose. Ein komplettes Öffnen der Freeridehose an der Seite ist damit allerdings nicht möglich. Super finde ich den Kantenschutz aus Dyneema, der sowohl frisch geschliffene Kanten als auch Steigeisenzacken effektiv abwehrt!
Genau wie die Freeridejacke ist auch die Hose komplett wind- und wasserdicht. Dies darf die Kombination beim Test in Norwegen mehrfach beweisen. Egal wie heftiges Sauwetter wir haben – Schnee und Kälte kommen nicht durch die Kleidung hindurch.
Mammut Alvier HS Hybrid Flex Jacke – der passende Midlayer
Passend zur gelben Jacken-Hosen-Kombination tritt auch noch ein hellblauer Midlayer zur Testreise an: die Alvier HS Hybrid Flex Jacke.
- Das Midlayer wurde ebenfalls mit dem PHASEknit Verfahren hergestellt, je nach Körperregion werden unterschiedlich atmungsaktive Materialien verwendet:
- an der Brust wasserdichtes Drei-Lagen-Material
- am Rücken und an den Armen setzt Mammut auf ein zweilagiges Material für bessere Atmungsaktivität
- unter den Armen wird einlagiges, maximal atmungsaktives Material verwendet
- das Gewicht gibt Mammut mit 480 Gramm (Größe M) an
Bei meinen Testtouren in Norwegen ist der Mammut Alvier HS Hybrid Flex Midlayer häufig die äußerste Schicht. Vom Feeling her geht die Jacke in Richtung einer Softshell. Sie trägt sich sehr angenehm, auch direkt auf der Haut. Auf unnötigen Schnickschnack wurde komplett verzichtet. Es finden sich lediglich zwei Seitentaschen, ein hoher Kragen und vorgeformte Arme. Nichts ist unnötig, nichts stört. Ich persönlich bin ein großer Freund von cleanem Design, wer jedoch viele kleine Täschen oder Extras sucht, ist hier falsch. Dafür funktioniert die Jacke im Einsatz hervorragend. Sie vereint Wärme und Wetterschutz sehr gut, die Passform ist super. Auch im Sommer hat mich die Jacke teils als Softshell-Ersatz begleitet und mich nie im Stich gelassen.
Zusammenfassung I: Großes Lob für PHASEknit® und Detaillösungen
Hier eine Zusammenfassung der aus meiner Sicht wichtigsten positiven Eindrücke zur Alvier HS Flex-Freeridekombi von Mammut:
- Der Tragekomfort von Jacke, Hose und Midlayer ist ausgezeichnet, die Stoffe liegen hervorragend auf der Haut, passen sich dank vorgeformter Partien super an und verrichten ihren Dienst bei Wind und Wetter extrem zuverlässig. Das neue PHASEknit®-Verfahren trägt dazu bei, an stark beanspruchten Stellen das optimal funktionierende Material parat zu haben!
- Zudem sind Jacke, Hose und Midlayer perfekt aufeinander abgestimmt. Der Schneefang lässt sich zum Beispiel an Jacke und Hose einhaken und sorgt so für ausgezeichnete Wärme, Schnee wird zuverlässig abgeschirmt. Gleichzeitig lässt sich der Schneefang bei Bedarf abnehmen.
- Detaillösungen wie die neuartigen Verschlüsse, die Bündchen an den Ärmeln oder die wasserdichten Reißverschlüsse sind sinnig integriert, die Freeride-Kombi wirkt damit nicht überfrachtet. So entsteht ein besonders cleanes Design. Das ist zwar nicht das Wichtigste, hat mir aber sehr gefallen.
- Wie man bei einem Produkt dieser Preiskategorie erwarten darf, sind Verarbeitung und Qualität herausragend. Keine sich öffnenden Nähte, alles ist sauber verarbeitet. Auch nach intensiver Nutzung (wenn auch noch nicht über mehrere Saisons hinweg) gibt es bisher keinerlei Verschleißzeichen.
Zusammenfassung II: Kleine Kritikpunkte
So sehr ich vom Outfit auch begeistert bin – einige Kleinigkeiten gibt es doch anzumerken:
- Das bevorzugte Einsatzgebiet geht für mich persönlich eher in Richtung Freetouring oder Freeriden. Für lange, alpine Touren ist das Material für meinen Geschmack etwas zu schwer und zu warm – wobei mir grundsätzlich meist sehr warm ist. Zusätzlich ist der Schnitt relativ weit, was beim Freeriden super ist, den klassischen Tourengeher aber stören könnte. Trotzdem kann das Outfit beim Winteralpinismus seine Robustheit und den hohen Komfort ausspielen – ob einem der Schnitt hierfür zu weit ist, muss man selbst entscheiden!
- Etwas Schwierigkeiten bereitet mir die Kapuze meiner Test-Jacke, für die ich manchmal keine richtige Einstellung finde wenn sie ohne Helm getragen werden soll. Irgendwie sitzt sie für mich nicht eng genug und schränkt dadurch die Sicht zur Seite etwas ein.
- Der Preis: Rechnet man die Einzelpreise der drei Kleidungsstücke zusammen, muss man schon kurz schlucken: Es ergeben sich weit mehr als 1.000 Euro. Was hier einzahlt sind die aufwändige Entwicklung, die verwendeten Materialien und die komplexe Produktion (Oeko-Tex zertifiziert, Made in Germany).
Fazit zum Mammut Alvier Freeride Outfit
You get what you pay for! Dieser Spruch ist mir spontan eingefallen, als ich mich nach meiner Reise an das Verfassen dieses Testberichts gesetzt habe. Im Falle des Alvier-Outfits ist es eine ganze Menge, die man für sein Geld bekommt. Sicherlich ist die Freeride-Kombi nicht gerade günstig – doch dafür erwirbt man auch eine hochwertige, technische Kombination aus Jacke, Hose und Midlayer, die perfekt aufeinander abgestimmt ist. Dazu bietet die Kombination aus der Mammut Alvier-Serie einen extrem guten Tragekomfort, zig durchdachte Detaillösungen, eine extrem gute Qualität und ein modernes Design. Der größte Vorteil? Man hat ein Outfit, das sich für Skitouren genauso eignet wie für Freeride-Abenteuer oder für ambitionierten Winter-Alpinismus.
Hinweis der Redaktion: Das Mammut Alvier HS Flex Freeride-Outfit wird ab Anfang/Mitte November 2018 bei Bergzeit erhältlich sein!