Inhalt
- Was ist Mikroplastik?
- Wie entsteht Mikroplastik?
- Wodurch gelangt Mikroplastik in die Umwelt?
- Was haben Mikrofasern mit Mikroplastik zu tun?
- Ist Mikroplastik gefährlich?
- Schadet Mikroplastik dem Menschen?
- Wie gelangt Mikroplastik ins Meer?
- Was kann ich gegen Mikroplastik tun?
- Mikroplastik in der Outdoorbranche: Wo stehen wir?
- Ihr, wir, viele: Gemeinsam gegen Mikroplastik
Was ist Mikroplastik?
Unter Mikroplastik versteht man feste und unlösliche synthetische Kunststoffe (Polymere), die kleiner als fünf Millimeter sind.
Es gibt auch lösliche Polymere, die beispielsweise in Kosmetikprodukten zum Einsatz kommen. Auch wenn diese Kunststoffe nicht unter den klassischen Begriff Mikroplastik fallen, setzt sich die Umweltschutzorganisation BUND auch gegen ihre Verwendung ein. Die Begründung: „Da Abbauwege und Umweltauswirkungen von flüssigen Kunststoffen ungeklärt sind und ein nachträgliches Entfernen aus der Umwelt nicht möglich ist, muss gemäß dem Vorsorgeprinzip der Eintrag verhindert werden.“
Wie entsteht Mikroplastik?
Mikroplastik unterscheidet sich in primäres und sekundäres Mikroplastik. Diese Trennung verdeutlicht, dass es mehrere Quellen für Mikroplastik gibt:
Was ist primäres Mikroplastik?
Primäres Mikroplastik ist entweder bewusst und mit Blick auf den beabsichtigten Gebrauchszweck so mikroskopisch klein hergestellt (wie etwa in Zahnpasta oder Peelings) oder stammt aus dem Abrieb und der Abnutzung von größeren Kunststoffobjekten (zum Beispiel Autoreifenabrieb).
Wie entsteht sekundäres Mikroplastik?
Sekundäres Mikroplastik entsteht beim Zerfall größerer Kunststoffteile wie zum Beispiel einer Plastiktüte im Meer durch das Zusammenspiel von UV-Strahlung, Salz und Wellengang.
Franziska von Treuberg
Wodurch gelangt Mikroplastik in die Umwelt?
Bei Kunststoffprodukten aus dem Bergsportbereich stehen vor allem kleine Fasern (Mikrofasern) aus synthetischer Bekleidung im (medialen) Fokus. Im alltäglichen Bereich sind es dagegen hauptsächlich Kosmetikprodukte. Die IUCN (International Union for Conservation of Nature) stellt in ihrer Studie sieben Hauptquellen von primärem Mikroplastik heraus:
- Kunststoffgranulate
- Synthetische Textilien
- Reifen
- Straßenmarkierungen
- Schiffslackierungen/-beschichtungen
- Körperpflegeprodukte
- Stadtdunst (inkl. Abrieb von Schuhsohlen, Hausstaub, Scheuermittel, etc.)
Genauso zahlreich wie die Quellen von Mikroplastik sind dementsprechend auch die Orte, wo Mikroplastik letztendlich zu finden ist: Meere, Flüsse, Seen, Äcker, Wälder, Böden, Schnee, im Körper des Menschen und wahrscheinlich auch in der Atmosphäre. Wissenschaftler gehen davon aus, dass es quasi keine plastikfreien Bereiche auf der Erde mehr gibt.
Was haben Mikrofasern mit Mikroplastik zu tun?
Der Begriff Mikrofasern hat zwei Verwendungen: Im Fachjargon der Textilindustrie sind Mikrofasern hochfeine Fasern aus Kunststoffen wie Polyester und Polyamid. Ihre Feinheit beträgt unter einem Dezitex. Das bedeutet, dass 10.000 Meter der Faser weniger als ein Gramm wiegen. Durch die hohe Feinheit sind Mikrofaserstoffe besonders weich und leicht, bieten jedoch grundsätzlich die gleichen Vor- und Nachteile herkömmlicher Polyester- und Polyamid-Textilien.
Alle Kunstfasern, die kürzer als fünf Millimeter sind, fallen aufgrund ihrer Beschaffenheit aus Kunststoff unter die Kategorie „primäres Mikroplastik“.
In Bezug auf Mikroplastik wird der Begriff „Mikrofasern“ auch für Textilfasern verwendet, die kleiner als fünf Millimeter sind. Dabei kann es sich sowohl um Kunstfasern (zum Beispiel Polyester, Polyamid, etc.) als auch um Naturfasern (zum Beispiel Baumwolle, Merinowolle, etc.) handeln. Während die Naturfasern verrotten, ist der Kunstfaser-Abrieb ein Teil des Mikroplastik-Problems. Wichtig dabei: Die Feinheit der Faser macht dabei keinen großen Unterschied. Manchmal ist auch von Mikroplastik-Fasern oder faserigem Mikroplastik die Rede.
Ist Mikroplastik gefährlich?
Insbesondere für das marine Ökosystem stellt Mikroplastik eine große Gefahr dar. Dabei geht es nicht nur um die Verschmutzung der Meere mit einem Material, das extrem haltbar ist und hunderte Jahre braucht, um sich abzubauen. Auch die Auswirkungen auf Meeresorganismen, wie zum Beispiel Seehunde, Fische oder Muscheln, die das Mikroplastik passiv oder mit ihrer Nahrung in sich aufnehmen, sind ein Problem. Meerestiere verhungern mit einem Magen voller Plastikmüll.
Dazu kommt: Plastik hat eine besondere Oberflächeneigenschaft, die wie ein Magnet auf die im Meer vorhandenen Umweltgifte wirkt. Sie reichern sich im Plastik an und führen zu hundertmal höheren Konzentrationen als im umgebenden Meerwasser.
Werden diese extrem schadstoffbelasteten Mikroplastikteilchen von den Meerestieren aufgenommen, können die Schadstoffe im Magen-Darm-Trakt wieder freigesetzt werden und zu Gewebeveränderungen, Entzündungsreaktionen, toxikologischen Auswirkungen bis hin zu inneren Verletzungen und Todesfällen führen.
Schadet Mikroplastik dem Menschen?
Aufgrund unserer Nahrungskette ist es naheliegend, dass Mikroplastik bei uns auf dem Teller landet und im menschlichen Körper zu finden ist. Dies wurde auch durch neuere wissenschaftliche Untersuchungen bereits nachgewiesen. Etwa fünf Gramm Plastik verdrückt ein Mensch im globalen Durchschnitt pro Woche, laut einer Studie der University of Newcastle in Australien, die im Auftrag des World Wildlife Fund of Nature durchgeführt wurde.
Über die gesundheitlichen Auswirkungen auf den Menschen ist bisher nur wenig bekannt. Fakt ist: Viele Kunststoffe enthalten Weichmacher, Stabilisatoren, Flammschutzmittel und weitere Schadstoffe, die sie wie ein Magnet an sich binden. Allein die Vorstellung mit dem leckeren, gegrillten Fisch auch kleinste Plastikteilchen aufzunehmen, lässt einem beim Anblick des Tellers direkt ganz anders werden, oder nicht?
Wie gelangt Mikroplastik ins Meer?
Hier muss man wieder zwischen primärem und sekundärem Mikroplastik unterscheiden. Bei primärem Mikroplastik wird die Freisetzung an sich hauptsächlich bei der Nutzung von Produkten, die Plastik enthalten, selten auch bei der Produktion, beim Transport oder der Wiederverwertung bedingt.
Jörg Hackinger
Laut der IUCN gelangt primäres Mikroplastik hauptsächlich über vier Wege ins Meer:
- direkte Freisetzung im Meer: zum Beispiel bei Beschichtungen oder Lacken von Schiffen
- Verwehungen durch Wind: zum Beispiel der Abrieb von Autoreifen
- Straßenabflüsse: zum Beispiel Straßenmarkierungen
- Abwasserbehandlungsanlagen: zum Beispiel bei Fasern von der Haushaltswäsche
Mengenmäßig stehen Straßenabflüsse an der Spitze der Liste, gefolgt von Abwasserbehandlungsanlagen. Rund 35 Prozent der von prognostizierten 1,5 Millionen Tonnen Mikroplastik in den Weltmeeren stammen vom Faserabrieb der Textilwäsche.
Sekundäres Mikroplastik findet aufgrund von inkorrekt entsorgtem Plastikmüll seinen Weg ins Meer, wie im Beispiel der durch den Einfluss von UV-Strahlung, Salz und Wellengang zerfallenen Plastiktüte.
Was kann ich gegen Mikroplastik tun?
Angesichts der Omnipräsenz von Mikroplastik ist es natürlich schwierig hier allgemeingültige Empfehlungen zu geben. Handelt es sich um intuitiv eingesetztes Mikroplastik, wie dies zum Beispiel bei Kosmetika häufig der Fall ist, kann man sich diesbezüglich erkundigen und auf Produkte, die absichtlich primäres Mikroplastik enthalten, verzichten. Bei allem anderen wird es dagegen schwierig und kompliziert.
Die Verbraucher-Plattform Codecheck erleichtert den Blick auf die Liste der Inhaltsstoffe. Gibt’s auch als App fürs Smartphone!
Uns als Händler von Bergsportausrüstung treibt insbesondere das Thema kleiner Faserteilchen um. Die Lösung, einfach auf synthetische Textilien zu verzichten und stattdessen auf Ausrüstung aus Naturfasern umzusteigen, liegt nahe. Jedoch muss man hierbei – neben den nicht zu unterschätzenden funktionalen Vorteilen von synthetischer Bekleidung – beachten, dass auch Naturfasern chemisch behandelt sind und nicht in ihrer Reinform in die Umwelt gelangen.
Was das für Auswirkungen auf das Ökosystem hat, ist bisher kaum bis gar nicht erforscht. Zudem bringt auch die Produktion von Naturfasern ihre Schattenseiten mit sich, deren Auswirkungen sich mit einer verstärkten Nachfrage nach dieser Art von Faser natürlich multiplizieren würden.
Eine Maßnahme, sich dem Problem der Mikrofasern anzunehmen, liegt beispielsweise darin, diese bereits in der Waschmaschine abzufangen und so erst gar nicht in Gewässer gelangen zu lassen.
10 Tipps zur Vermeidung von Mikroplastik beim Waschen
Jetzt informieren!Mikroplastik in der Outdoorbranche: Wo stehen wir?
Auch in der Textil- und Outdoorbranche machen sich die einzelnen Akteure Gedanken zum Thema Mikroplastik. Für die TextileMission schlossen sich zum Beispiel neun Organisationen, aus der Sportartikel-Industrie (hier beispielsweise Nachhaltigkeitspionier Vaude), aus der Waschmaschinen- und der Waschmittelbranche, der Forschung und dem Umweltschutz zusammen.
Dreieinhalb Jahre lang wurde aus verschiedensten Blickwinkeln zum Thema Mikroplastik geforscht – alternativen Fasern über die Wirksamkeit von Kläranlagen bis zu Fertigungs- und Zuschnittechniken. Das Forschungsprojekt wurde vom Bundesministeriums für Bildung und Forschung (BMBF) gefördert. Die Erkenntnisse aus der Arbeit wurden in einem Abschlussbericht zusammengefasst.
Aber auch auf europäischer Ebene hat sich im Rahmen der European Outdoor Group (EOG) das Microfibre Consortium entwickelt. Ziel ist es, ein umfassenderes Verständnis des Mikrofaserproblems zu erhalten. Die Komplexität der allgemeinen Problematik ist in der nachfolgenden Grafik gut verdeutlicht.
European Outdoor Group
Ihr, wir, viele: Gemeinsam gegen Mikroplastik
Klar ist, dass sich das Problem der Mikrofasern und des Mikroplastiks nicht einfach nur mit einem Waschbeutel aus der Welt schaffen lässt. Dafür braucht es kollektive Anstrengungen von verschiedenen Akteuren. So bemühen sich zum Beispiel Waschmaschinenhersteller Filter zu entwickeln, die in die Maschinen integriert werden, und Bekleidungsfirmen führen weitergehende Untersuchungen an den von ihnen hergestellten Produkten durch. Dir als Endkunde bleibt, Dich bestmöglich zu informieren und Dir bei Deinen alltäglichen Entscheidungen des Problems bewusst sein.
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