Der Mindelheimer Klettersteig zählt zu den bekanntesten Touren der Allgäuer Alpen. Zusammen mit dem Hindelanger Klettersteig gehört er zu den am meisten begangenen Klettersteigen im Allgäu. Diese Bekanntheit kommt nicht von ungefähr. Schließlich begeistert der Klettersteig mit einer tollen Linienführung, guten Sicherungen und atemberaubenden Ausblicken. Außerdem besteht die Möglichkeit, ihn in beide Richtungen zu gehen – und auf jeder Seite lädt eine Hütte zur Übernachtung oder Einkehr ein. Was will man mehr? Im folgenden Tourentipp habe ich euch ein paar Details zum Klettersteig zusammengestellt und schildere meine Eindrücke. Die Zeitangaben orientieren sich am Rother „Bayern Vorarlberg Tirol Salzburg“ Klettersteigführer.
Charakter des Mindelheimer Klettersteigs
Basti Fiedler
Beim Mindelheimer Klettersteig handelt es sich aus meiner Sicht um einen der schönsten Klettersteige der Allgäuer Alpen. Er orientiert sich an den natürlichen Gegebenheiten und spielt mit den Formen, die die Gipfel ihm bieten. Mal links, mal rechts am Kamm entlang bieten sich immer wieder atemberaubende Tief- und Fernblicke. Auch zeigt er sich sehr abwechslungsreich. So wartet nach jedem Türmchen und nach jeder Ecke eine kleine Überraschung. Da fragt man sich teilweise, wo der Weg wohl weitergehen wird. Doch es findet sich immer wieder eine kleine, elegante Kurve, die einen zum nächsten Gipfel führt.
Die Sicherungen auf dem Mindelheimer Klettersteig sind modern, gut gewartet und ausreichend. Dennoch ist der Steig nicht „übersichert“. Das heißt, es kommen einem immer wieder Geh- oder „Kraxelstücke” ohne Sicherung in die Quere. Auch die hochalpine Lage mit insgesamt mehr als 2.000 Höhenmetern birgt einige Schwierigkeiten. So sind zum Beispiel bis spät ins Jahr hinein immer wieder wieder Schneefelder vorhanden. Darüber hinaus sollten bei diesen Höhenlagen auch schnelle Wetterumschwünge bedacht werden.
- Linktipp: Eine Topo des Mindelheimer Klettersteigs gibt es hier.
Ausgangspunkt im Kleinwalsertal
Ausgangspunkt der Tour auf dem Mindelheimer Klettersteig ist Mittelberg im Kleinwalsertal. Bei der Anreise hält man sich – von Norden her kommend – Richtung Oberstdorf und biegt kurz vor der Ortschaft an einem Kreisverkehr ins Kleinwalsertal ab. Man fährt eine ganze Weile ins Tal hinein, bis man die Grenze nach Österreich erreicht und anschließend nach einigen anderen Ortschaften nach Mittelberg gelangt. Ab Mittelberg muss auf die Beschilderung geachtet werden. Die Hauptstraße biegt links nach Baad ab. Schon wenige hundert Meter später ist erneut links die Alpe Schwendle ausgeschrieben. Bis hierhin folgt man dem Straßenverlauf und parkt auf dem kostenpflichtigen Parkplatz.
Zustieg zum Mindelheimer Klettersteig
Basti Fiedler
Vom Parkplatz folgt man leicht ansteigend dem gut ausgeschilderten Fahrweg ins Wildental. Am Ende des Tals teilt sich der Weg. Links hinauf geht es zur Fidererpasshütte, rechts hinauf zur Mindelheimer Hütte. Da der Mindelheimer Klettersteig prinzipiell in beide Richtungen begehbar ist und es keine „Sahnerichtung“ gibt, bleibt die Wahl jedem selbst überlassen. Ich habe mich für den linken Weg entschieden.
Hier geht es nun deutlich steiler hinauf zur Fiderepasshütte. Nach rund zwei bis drei Stunden Gehzeit ist die erste Pause an der Hütte mehr als verdient. Anschließend geht es nochmals rund 30 Minuten steil bergauf bis zum Kamm. Nun quert der Weg ein Stück auf der Südseite, ehe es unausgeschildert auf schmalem Pfad zum Einstieg des Klettersteigs geht.
Mindelheimer Klettersteig
Nachdem man Klettergurt, Klettersteigset und Klettersteighelm angelegt hat, kann es losgehen. Während die ersten Meter noch sehr gemächlich im Schwierigkeitsgrad A/B- zu meistern sind, kommt nach wenigen Minuten die erste etwas steilere, aber gut machbare C-Stelle. Anschließend geht es zwar steil, aber nur mäßig ausgesetzt auf den Dritten Schafalpenkopf.
Von hier hat man bereits eine großartige Sicht auf den weiteren Weg mit Blick auf den Zweiten und den Ersten Schafalpenkopf. Außerdem ist zu erkennen, wie gelungen die Wegführung des Mindelheimer Klettersteigs ist – und sich an den natürlichen Gegebenheiten orientiert.
Schwierigkeit: B/C mit häufigerem A/B-Gelände
Basti Fiedler
Vorwiegend durch A/B-Gelände und die bekannte Leiter-Brücke geht es auf dem Mindelheimer Klettersteig zum nächsten Gipfelaufbau. Dabei sind – gerade in den Zwischenstücken – immer wieder auch ungesicherte und dennoch recht ausgesetzte Stellen zu überwinden. Deshalb sind alpine Erfahrung, Trittsicherheit und Schwindelfreiheit absolute Grundvoraussetzungen, um den Klettersteig genießen zu können. Der Zweite Schafalpenkopf wird dann vorwiegend in B-Gelände bezwungen. Weiterhin stets in schöner Linienführung – immer leicht, aber nie erschreckend ausgesetzt. Anschließend bietet sich der Gipfel des Zweiten Schafalpenkopfes mit seinem grasigen Rücken und der tollen Rundumsicht zu einer ausgiebigen Rast an.
Nach einem einfacheren Überführungsstück geht es auf den Ersten Schafalpenkopf. Die Schwierigkeit hat bereits etwas nachgelassen und es handelt sich meist um A/B-Gelände.
Auf eine grasige Mulde folgt ein kurzer Gegenanstieg auf den Kemptener Kopf. Von dort aus ist nochmals der zurückgelegte Mindelheimer Klettersteig zu sehen. Darüber hinaus rückt im Südwesten bereits die Mindelheimer Hütte ins Blickfeld, die in rund 20 Minuten erreicht ist.
Dauer: Drei bis vier Stunden
Meist findet man die Angabe, dass man den Steig insgesamt in drei bis vier Stunden durchgeht. Hat man keinen oder sehr wenig Gegenverkehr, so ist die Tour auch deutlich schneller möglich. Allerdings kann es bei regem Verkehr an den Wochenenden auch zäh und schleppend vorangehen.
- Tipp: Wer unter der Woche gehen kann, hat den Mindelheimer Klettersteig fast für sich alleine!
Abstieg
Entweder man steigt vom Kemptener Kopf direkt in die Kemptener Scharte und steigt ab – oder man nimmt einen Umweg auf sich. Dabei muss man mit rund 15 Minuten zusätzlicher Wegezeit pro Strecke kalkulieren. Dafür lädt die Mindelheimer Hütte am Ende des lohnenden Abstechers zu einer verdienten Einkehr ein.
Unten im Wildental angelangt, geht es über den Fahrweg, den man vom Aufstieg her kennt, zurück zum Ausgangspunkt. Für den Abstieg ab der Kemptener Scharte sollten nochmals eineinhalb bis zwei Stunden eingeplant werden.
Basti Fiedler
Achtung: Der Abstieg durch die Kemptener Scharte ist nicht zu unterschätzen. Er ist sehr steil, ausgesetzt und es liegt teilweise recht lange Schnee sowie loser Schutt. Ich bin die Tour 2014 im Juni gegangen – und ein Großteil der Abstiegsroute war dabei von Schnee und Schutt bedeckt. Mehrmals kamen von oben kleinere Steinrutsche oder fliegende Steine herunter, obwohl ich im Abstieg niemanden über mir hatte. Unten angekommen habe ich eine Gruppe überholt, die im Aufstieg umgedreht hat und doch via Fidererpasshütte aufgestiegen ist, da es ihnen schlicht zu heikel war. Auch im restlichen Mindelheimer Klettersteig lag 2014 im Juni noch vereinzelt Schnee, der eine alternative und kurzzeitig ungesicherte Routenwahl notwendig gemacht hat. Durch die vielen Besucher ist aber in der Regel ersichtlich, wo man sich am besten orientieren soll!
Basti Fiedler
Dennoch sollte man nicht unterschätzen, dass es sich beim Mindelheimer Klettersteig um einen sehr alpinen Klettersteig handelt, den reine Anfänger nicht ohne erfahrene Begleitung begehen sollten. Eine Übernachtung auf einer der beiden Hütten kann die Tour deutlich entspannen. Als Tagestour ist der Mindelheimer Klettersteig eine sehr lange und anspruchsvolle Sache. Da es keinen wirklichen Notausstieg gibt, sollte man sich den Anforderungen bewusst sein.
- Name: Mindelheimer Klettersteig
- Schwierigkeit: B/C
- Gesamtdauer: rund acht bis zehn Stunden
- Anforderungen: Schwindelfreiheit, Trittsicherheit, alpine Erfahrung, Kondition für eine sehr lange Tagestour
- Ausgangspunkt: Mittelberg im Kleinwalsertal
- Übernachtungsmöglichkeiten: Mindelheimer Hütte/Fidererpasshütte
- Notausstiege: keine
- Gehrichtung: in beide Richtungen möglich
- Besonderheiten: toller Grat-Klettersteig mit schöner Linienführung, guter Sicherung und genialer Sicht
- Achtung: bei gutem Wetter sehr häufig begangen – dadurch kann es durch großen Gegenverkehr zu großen Verzögerungen kommen
- Negativpunkt: die langen Zustiege und Stau durch die vielen Besucher machen die Tour als Tagestour recht lang – dies sollte man in der Planung ebenso berücksichtigen wie die Tatsache, dass es keinen Notausstieg gibt
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