Stefan begann bereits sehr früh mit dem Klettern und erregte erstmals mediales Interesse, als er im Jahr 1987 das Rockmaster, einen Kletterwettkampf im italienischen Arco, gewann. Teil seiner professionellen Karriere, und seine große Leidenschaft, wie er uns abends bei einem Bierchen erzählte, sind abenteuerliche Expeditionen, bei denen er an seine Grenzen geht, und darüber hinaus. Und mit diesem „alten Hasen“ der Kletterszene durften wir nun 2 Tage am Fels verbringen.
Tag 1
Am Morgen des 12.09. trudelten 8 Teilnehmer und ich nach und nach am Camping Fernsteinsee ein. Auf diesem wunderschönen, naturbelassenen Campingplatz in Tirol, in Nassereith, werden wir die Nacht verbringen. Manche Teilnehmer waren ohnehin gerade mit dem Wohnmobil in Österreich unterwegs und haben das Kletter-Camp mit ihrem Urlaub verbunden, andere nahmen weite Anreisen in Kauf, nur um einmal gemeinsam mit Stefan Glowacz kraxeln zu gehen. Die Truppe war bunt gemischt, von absoluten Neulingen, bis hin zu erfahrenen Kletterern. Und ich mittendrin. Seit 2 Jahren verbringe ich meine Freizeit vorwiegend am Fels, merke jedoch, dass ich des Öfteren an meine Grenzen stoße. Mal ist es die Kraft, mal Technik oder die mentale Stärke, die mir fehlt. Was ich mir vom Kletter-Camp mit Stefan erhoffte? Ein paar Tipps & Tricks, die mir dabei helfen werden, höhere Schwierigkeitsgrade zu meistern. Ich schreibe diesen Artikel nun rund 2 Monate später und kann schon mal vorwegnehmen, dass sich seitdem klettertechnisch einiges geändert hat.
Isabel Ewig
Doch lasst uns einmal von vorne beginnen. Nachdem ich freundlich von unserem Bergführer Peter Fresia willkommen geheißen wurde, machte ich mich mit Stefan Glowacz bekannt. Ich war gespannt, wie nahbar sich eine solche Bergsportgröße auf einem Event wie diesem geben wird.
Wir starteten mit einer kleinen Vorstellungsrunde, in der man über seine bisherige Erfahrung am Fels sprechen und Wünsche für die nächsten beiden Tage äußern durfte. Diese Informationen halfen Peter & Stefan dabei, die richtige Wand für uns auszusuchen. Bevor wir zum Klettergebiet Nassereith fuhren, welches nur ca. 10 Minuten mit dem Auto entfernt war, wurden wir ausgerüstet. Bei Bedarf wurde Material gestellt, für mich war vor allem spannend, Schuhe von Red Chili zu testen. Ich schnappte mir das Model „Voltage“ in 2 verschiedenen Größen und machte mich mit den anderen Teilnehmern auf den Weg.
Isabel Ewig
Am Fels angekommen erzählte uns Stefan ausführlich, warum das Aufwärmen vor dem Klettern so wichtig ist und welche Übungen er uns empfehlen würde. Für mich als Yogalehrerin war dies besonders interessant, denn obwohl ich mich durch meine Yoga-Praxis täglich dehne, war mir nicht bewusst, welche schwerwiegenden Folgen es haben kann, wenn man sich nicht richtig aufwärmt. Zu Stefans Routine gehört es, sich mindestens 15 Minuten Zeit dafür zu nehmen. Der ganze Körper sollte mobilisiert und warm gemacht werden und es sollten bereits einige klettertypische Haltungen eingenommen werden, um beispielsweise die Hüfte auf die intensiven Bewegungen vorzubereiten.
Isabel Ewig
Nachdem wir nicht nur körperlich, sondern auch geistig voll und ganz beim Klettern angekommen waren, verteilten wir uns an der Wand. Stefan schaute uns zu und gab uns Tipps, sobald er Verbesserungspotenzial sah. Er wies uns immer wieder darauf hin, dass Trittsicherheit das A und O sei und erklärte uns, wie wir diese kultivieren könnten. Unser absoluter Höhepunkt war, als Stefan selbst in eine Route einstieg und wir die Möglichkeit hatten, uns die ein oder andere Bewegung beim Profi abzuschauen.
Isabel Ewig
Stefan war uns allen auf Anhieb sympathisch, doch am Abend erlebten wir ihn noch viel nahbarer. Bei einem Bier zeigte er uns eine noch nicht veröffentlichte Dokumentation über seine Expedition durch Grönland und gab uns die Möglichkeit, hinterher Fragen zu stellen. Er war sehr offen und sprach nicht nur über die positiven Aspekte, sondern teilte auch Geschichten aus seinem Leben mit uns, bei denen nicht alles so lief wie geplant. Eine Sache die ich besonders spannend fand, waren die detailgetreuen Erzählungen über seine Vorbereitung auf die Expedition und wie beispielsweise das Essen auf den Tag genau abgewogen wurde, sodass man bloß nicht zu viel, oder gar zu wenig dabeihatte. Und eines durfte bei Stefan und seinem Expeditions-Team nie fehlen: Schokolade. Und zwar eine Tafel pro Kopf täglich!
Tag 2:
Da es am Vortag sehr sonnig war, suchten wir uns am nächsten Tag ein schattigeres Klettergebiet aus. Die Wahl fiel auf „Putzen“ bei Imst. Ich war bereits mehrere Male in diesem Gebiet und freute mich riesig, als ich hörte, wo es hingehen sollte. Nach dem ersten gemeinsamen Tag war die Gruppe bereits etwas zusammengewachsen und es machte Spaß, sich mit unterschiedlichen Teilnehmern zusammenzutun und gemeinsam an der „Beta“, also der Lösung der einzelnen Züge einer Route, zu feilen.
Isabel Ewig
Beim Beobachten der anderen Teilnehmer konnte ich sehen, dass alle bereits über sich hinausgewachsen waren. Alle suchten sich Routen heraus, die außerhalb ihrer Komfortzone lagen, was nicht zuletzt daran lag, dass Stefan die ein oder andere Route vor kletterte und uns zeigte, wie die Schlüsselstelle gelöst werden könnte. Normalerweise klettere ich mit eher bequemen Schuhen mit wenig Vorspannung, da wir aber die Möglichkeit hatten, anderes Schuhwerk zu testen, entschied ich mich bewusst für ein aggressiveres Modell von Red Chili. Ich war immer der Meinung, dass ich sowas noch nicht brauche, wurde jedoch eines Besseren belehrt. Der richtige Schuh hilft ungemein dabei, seinen „Füßen“ mehr zu vertrauen.
Irgendwann neigte sich der Tag dem Ende entgegen und wir machten uns erschöpft und zufrieden auf den Heimweg.
Fazit
Ich bedanke mich vielmals für das schöne Wochenende. Tipps vom Profi zu beherzigen zahlt sich wohl aus, denn letztes Wochenende bin ich meine erste 6c durchgestiegen („Yoga-Session“, Sonnenplatten Scharnitz), bei der Fußarbeit wieder einmal das A und O waren. Ich würde jederzeit wieder an einem Kletter-Camp mit Bergzeit, Red Chili & Stefan Glowacz teilnehmen!
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Packliste
Grundausrüstung fürs Klettern
- Kletterschuhe
- Kletterseil
- Hallenklettern: mindestens 40 Meter
- Sportklettern: mindestens 60 Meter