Es ist schon erstaunlich, wie viel manchmal wenige Schritte ausmachen können. Vor einigen Minuten waren wir mit unseren Schneeschuhen direkt an unserer Unterkunft, dem Berggasthof Steckholzer, in Padaun im Wipptal losgelaufen und dem Talboden gefolgt. Während die Sonne von einem strahlend blauen Himmel die ersten Wipfel weiter oben berührte, klirrte hier unten die Kälte. “-18 Grad!” rief uns der Bewohner am letzten Haus zu, während wir gerade den Hang hinauf abbogen.
Nach nur wenigen Schritten standen wir plötzlich im Sonnenschein. Wie gut sich die zaghafte Morgensonne anfühlte! Und wie verrückt schön es war: Padaun liegt in Luftlinie nur einen Steinwurf vom wuseligen Brennerpass entfernt – und wirkt doch, als läge es am Ende der Welt. Vollkommen still war es, bis auf den Hofbesitzer war kein Mensch zu sehen. Kein Wunder, es führt nur eine kurvenreiche Bergstraße hinauf, eine Handvoll Häuser stehen hier in diesem eher ruhigem Hochtal.
Erika Dürr
Traumlandschaft in Padaun
Wir folgten dem bestens markierten Wanderweg, an dessen Beschilderung bereits unser Ziel angeschrieben stand: Der Padauner Kogel ist ein Parade-Aussichtsberg, der sich noch dazu ideal zum Schneeschuhgehen eignet: Inmitten des Waldes schlängeln sich die Markierungen hinauf zum Rücken und dort bei vernünftiger Spuranlage ohne Risiko sanft hinauf bis zum Gipfel.
Die Aussicht wird immer noch schöner: Bald fällt der Blick hinüber zum berühmten Olperer – ein Berg, den vor allem ambitionierte Einsteiger ins Bergsteigen über den Nordgrat gut kennen. Direkt daneben – von dieser Warte hier noch imposanter: der Fußstein mit seiner berühmten “Fußsteinkante”. Sie gilt als eine der schönsten Granitgrate der Alpen und punktet vor allem noch durch die fantastische Gastfreundschaft der Geraer Hütte.
Erika Dürr
Vom Gipfelglück zum Sterne schauen
Noch etwas weiter rechts versteckt sich der Schrammacher, der wiederum die Freunde des Eis- und Mixedkletterns anzieht. Das Valsertal ist in den Wintermonaten ein schattiger Ort, an dem sich zahlreiche, teils sehr anspruchsvolle Eisrouten bilden. Wir hingegen standen auf der Sonnenseite des Wipptals im Paradies für Schneeschuh- und Skitourengehende und konnten schon bald die Schutzschicht ablegen, die unten im Tal noch nötig war.
Was für ein Traumtag! Und was für eine Traumstimmung in der Gruppe: Gestern waren wir aus allen Richtungen angereist – wild zusammengewürfelt von Unternehmensberaterin über Künstler bis zum Helikopterpilot in Ausbildung: Alle waren dem Ruf des “Bergzeit Frischluftkicks” gefolgt, der an diesem Wochenende ganz im Zeichen des Schneeschuhgehens stand. Der Schneeschuhhersteller Tubbs hatte als Geschenk alle Teilnehmenden mit neuen Schneeschuhen ausgestattet, die am Morgen durch unseren Bergführer Thomas exakt eingestellt worden waren.
Als wäre eine geführte Schneeschuhtour bei perfektem Wetter nicht schon genug, durften wir am Vorabend eine unglaublich spannende Sternführung erleben: Padaun gilt als einer der Orte, der unterdurchschnittlich lichtverschmutzt ist – perfekt also zum Sterne schauen. Während Norbert etwas über Sterne, Planeten und unsere Sonne erzählte, verschlug es uns allen beim Blick durch das Teleskop den Atem: Ein absolut magischer, wirklich berührender Moment: Keiner von uns hatte jemals den Mond in so einem Detail gesehen.
Erika Dürr
Erika Dürr
Aber zurück in die Wirklichkeit: Gut 200 Höhenmeter, also die Hälfte unserer Tour hatten wir bereits geschafft, als wir das erste Mal “hinüber” in die andere Richtung blicken konnten: Der imposante Habicht stach sofort hervor, Serles und markante Kirchdachspitze folgten. Und ganz unten die Brennerstraße, die sich durch das Tal schlängelt. Dort unten der Trubel, hier oben die absolute Ruhe.
Zurück in der Unterkunft
Kurz bevor wir bei herrlichen Temperaturen und nahezu keinem Wind den Gipfel erreichten, gesellten sich noch zwei Skitourengeher zu uns – fast nicht zu glauben, dass man an solch einem Aussichtsgipfel derart allein ist. Wir genossen ausgiebig das Panorama, den Zirbenlikör, den uns die stets fröhliche Wirtin des Steckholzer Berggasthofs mitgegeben hatte und die gute Stimmung in der Gruppe.
Im Abstieg zog uns nicht nur die Aussicht auf leckere Kuchen zurück ins Tal, sondern auch ein Termin am Abend: Auf herrlich österreichischen Dialekt führte uns Melanie eine Stunde lang durch sanfte Yogaübungen, während hinter ihr im großen Fenster die Berge erst glühten und dann in der Nacht verschwanden.
Erika Dürr
Erika Dürr
Ein fröhliches Abendessen bei abermalig herzlicher Bewirtung und gemeinsames Rodeln in der fußläufigen Rodelbahn später endete mit einem letzten gemeinsamen Frühstück dieser Frischluftkick im Wipptal. Ein herrliches Wochenende mit der idealen Mischung aus Entspannung, Abwechslung und Schneeschuhgehen!
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