Die jüngste Zeit hat eine neue Generation an Campern auf den Weg gebracht. Dabei kann man keineswegs unterstellen, dass sich die Neuen schlechter benehmen als die alten Hasen. Es ist mittlerweile einfach die schiere Menge an Campern in all ihren Größen und Formen, die einem ins Auge stechen.
Mit dem Camper verreisen liegt im Trend. Mit der zunehmenden Anzahl an Campern bedarf es Regeln für nachhaltiges Campen.
Die Lösung: Camper- bzw. Vanlife-Etikette
Daher wird auch an jeder Ecke auf die Camper-Etikette verwiesen. Hierbei geht es um das nachhaltige Campen. Auch wenn der Begriff der Nachhaltigkeit vielfältig gebraucht und vor allem missbraucht wird, geht es im Kontext Campen natürlich vor allem um Naturverträglichkeit, Abfallmanagement und die Tatsache, dass unsere Camping-Vergehen von der Camper-Generation von Morgen ausgebadet werden.
Vero und Alex Wöckner
Ganz im Sinne des Social Media-Zeitalters, wollen wir Dir deshalb im Folgenden mit vier Hashtags einen Leitfaden für nachhaltiges Campen vorstellen.
Video: Camping-Etikette – so klappt ein nachhaltiges Miteinander
Überblick nachhaltig Campen
Nachhaltiges Campen: So funktioniert Deine Vanlife-Etikette
- #leavenotrace
Hinterlasse bei deinem Campingausflug keine Spuren – weder im Hinblick auf Müll, Dein Abwasser, noch mit Deiner Camping-Toilette.
- #nogeotagging
Sei Dir um die Regionen, in denen Du unterwegs bist bewusst. Achte auf lokale Naturschutzgebiete und teile nicht jeden Standort auf Social Media, damit die Regionen weiterhin möglichst unberührt bleiben.
- #consciouscamping
Campe nur dort, wo es auch erlaubt ist. Informiere Dich vorab über die gesetzlichen Regelungen zum Wildcamping in der Region und weiche auf ausgewiesene Stellplätze aus oder sprich Dich mit Einheimischen ab.
- #buylocal
Unterstütze mit Deinem Aufenthalt auch die Menschen und die Wertschöpfung vor Ort. Kaufe auf Bauernmärkten oder in lokalen Supermärkten ein und finde vielleicht auch neue Gastgeber und außergewöhnliche, ausgewiesene Stellplätze auf Weingütern oder Bauernhöfen.
#leavenotrace – Spurlos unterwegs
Der Vorsatz, keine Spuren zu hinterlassen, beschränkt sich natürlich nicht nur auf die Camper-Community, denn auch fernab von Wohnmobilen findet sich ausreichend Müll im Wald. Doch gerade weil mittlerweile so viele Camper unterwegs sind und nicht alle den Platz so verlassen, wie sie ihn vorgefunden haben, werden vor allem Camper ins Visier genommen. Einer muss ja schuld sein!
Daher wäre es doch schön, wenn man sich darüber Gedanken macht: Welche Spuren will ich nicht hinterlassen? Oder besser noch, welche Spuren von anderen möchte ich selbst nicht vorfinden müssen?
Vero und Alex Wöckner
Müll entsorgen
Mittlerweile ist in unseren Supermärkten alles abgepackt, verschweißt und dreifach versiegelt. Einen Unverpackt-Laden in den Abruzzen zu finden, grenzt an ein Wunder. Da geht man schon eher auf den Markt, wobei man in der Fremde dann doch meistens auf den gut sortierten Supermarkt ausweicht. Der Platz in so einem Camper für ein ausgeklügeltes Lager- und Recyclingkonzept ist dann auch noch begrenzt, also was tun mit dem ganzen Müll?
Vero und Alex Wöckner
Die Bitte, den Abfall nicht in der Natur zu entsorgen, steht nicht zur Debatte. Wer es schafft, seinen prall gefüllten Müllsack in den kleinen Kübel auf dem Wanderparkplatz zu stopfen, bekommt immerhin ein „stets bemüht“ deklariert.
Um die Koexistenz mit anderen Campern und insbesondere nicht-campenden Individuen zu verbessern, nutzt man daher idealerweise die dafür vorgesehene Infrastruktur: Auf Campingplätzen, bei größeren Supermärkten und in den meisten europäischen Gemeinden kann man ohne Probleme und kostenfrei PET, Dosen/Alu, Glas und Papier/Pappe getrennt entsorgen. Was für den einen Müll ist, ist für andere nämlich eine Ressource.
Diese trockenen Abfälle kann man auch gut getrennt von den nassen Abfällen lagern. Wir haben dafür einen größeren Wäschekorb umfunktioniert, wo sich neben dreckigen Schuhen auch der Müll einfindet.
Schnell kommt dann die Frage: Gemüseabfall ist doch bio, den kann ich doch in die Wiese schmeißen? Die Piepmätze freuen sich! Dem ist nicht so. Auch Bioabfall und Essenreste haben nichts in der Natur zu suchen. Denn aus dem Camper zu steigen und in eine Bolognese von gestern zu treten, ist mit Sicherheit kein berichtenswertes Ferien-Highlight, außerdem verrotten Bio-Abfälle nicht so schnell in der Natur wie gedacht. Deswegen ordentlich entsorgen!
Wohin mit dem Abwasser?
Ist man in seinem eigenen Camperausbau unterwegs, hat man sich vielleicht aus Platzgründen für einen kleinen Abwassertank entschieden. In der Schweiz (kantonal unterschiedlich geregelt) zum Beispiel muss man für eine Wohnmobilzulassung keine Wasserversorgung haben. Wenn man aber eine Frischwasserversorgung hat, muss ein mindestens genauso großer Abwassertank vorhanden sein.
Und das hat einen guten Grund: Abwasch- und auch Duschwasser hat nichts in der Natur zu suchen. Auch wenn der SAC-CAS (Alpenverein) in seiner Empfehlung zum Campieren und Biwakieren die Verwendung von leicht abbaubarem Spülmittel duldet, so ist die einzig nachhaltige Lösung das ordentliche Entsorgen des Grauwassers bei den vorgesehenen Entsorgungsstationen. In Europa gibt es davon jede Menge und mindestens 5.500 Stück finden sich im Bordatlas, der bequem als PDF auf dem Handy gespeichert werden kann. Zusätzlich bieten Raststätten oder Campingplätze manchmal auch einen Entsorgungsservice an – nachfragen lohnt sich!
Vero und Alex Wöckner
Vero und Alex Wöckner
Die Toiletten-Frage
Dieser Punkt betrifft vor allem nicht autarke Camper in Lieferwagengröße, die keine Toilette an Board haben. Auf dem Campingplatz ist der Gang zur Toilette unproblematisch, doch wer freistehend unterwegs ist, hat sich bewusst gegen diesen Luxus entschieden. Dies wäre bei einem bewussten Umgang auch kein Problem, denn wer will schon über so ein Häufchen im Wald stolpern? Niemand. Und dennoch häufen sich die Häufchen an gut frequentierten Stellplätzen und in einem trockenen Sommer riecht alles nur noch nach Bahnhof, was kräftig zum Imageschaden der Camper beiträgt.
Nutze öffentliche Toiletten. Falls nicht möglich, musst Du auf den Klappspaten zurückgreifen.
Öffentliche Orte, Cafés und Raststätten bieten in der Regel kostenfreien Zugang zu Sanitäranlagen – nutze diese, wenn möglich. Wer dann doch im Outback unterwegs ist, der sollte sich einen Klappspaten zu Hilfe nehmen. Für die Notdurft ist dann der richtige Platz natürlich auch ausschlaggebend und dieser sollte stets abseits von Gewässern gewählt sein. Taschentücher und feuchtes Toilettenpapier verrotten in der Natur nur langsam, daher ist die Benutzung von normalem Toilettenpapier besser. Das gilt auch für das „Pipi-Papier“ der Damen, das unsere Parkplätze vielerorts säumt. Die Exkremente sollten dann wie eingangs erwähnt vergraben oder zumindest zugedeckt werden.
Und wem der Spaten nicht in die Optik passt, dem sei eine kleine Campingtoilette aka Porta Potti oder als Chemie-freie Variante die Trenntoilette ans Herz gelegt. Für die Chemievariante gibt es mittlerweile gute ökologische Lösungen. Sei es „grüne“ Mittelchen, die man in der hauseigenen Toilette entsorgen kann oder je nach Verwendungszweck können zum Beispiel einfache Gallseife oder Essigessenz zur Geruchsneutralisation bereits reichen.
#nogeotag – Unauffindbar bleiben
Es wimmelt überall nur noch von Share-Buttons und die Buchfigur Alexander Supertramp in „Into the Wild“ konnte noch nicht erahnen, wie weit es gehen würde, als er im Magic Bus die Erkenntnis von „Happiness is only real when shared“ hatte. Teilen ist gut, aber nicht immer und nicht alles.
Vero und Alex Wöckner
Vero und Alex Wöckner
Social Media will es und wir suchen in Apps danach: Die schönsten Fotospots, die besten Stellplätze und die idealen Übernachtungsmöglichkeiten mit viel Vanlife-Potential. Vielleicht wollen wir der Community mit unserem Lieblingsort einen Gefallen tun, erreichen damit manchmal leider das Gegenteil. Der Geheimtipp, der den Einen noch mit Schönheit und unberührter Natur begrüßt hat, ist nun überlaufen und wird teils sogar durch einen Massenansturm schlichtweg kaputt gemacht. Das trifft übrigens nicht nur auf Stell- und Parkplätze zu, sondern gilt auch für Spots in Städten und der Natur, wie die Gumpen am Königssee oder die Rue Crémieux in Paris.
Jeder, der mit dem Camper oder Van unterwegs ist, entwickelt seine eigenen Methoden, um den passenden Platz zum Stehen zu finden. Manchmal ist es eine Odyssee, ein anderes Mal ein ganz schönes Abenteuer (nicht nur für den Unterboden oder den Vorderradantrieb) und manchmal findet man an ganz unerwarteten Orten wahrliche Perlen der Stellplatzgeschichte. Wenn man sein Glück dann etwas genießt und stillschweigend sowie spurenlos wieder davonfährt, hat ein anderer vielleicht auch die Möglichkeit diesen wieder neuen wunderbaren Ort für sich zu entdecken. Abenteuer für alle!
Naturschutz geht vor
#consciouscamping – Stellplätze outside-the-grid
Die Community der outside-the-grid sowie autarken Camper wächst und hat viele Namen: Wildcampen, Freistehen oder Wiederherstellung der Fahrtüchtigkeit. Auch Argumente, wie „oberhalb der Baumgrenze ist es erlaubt“ sind korrekt, aber trotzdem nicht immer richtig.
Vero und Alex Wöckner
Wildcampen – darf man das?
Die derzeitige Lage für Camper spitzt sich zu, der Post-Corona-Sommer hat vielerorts für Spannungen zwischen Ordnungshütern, Gemeinden und der Campercommunity gesorgt. Daher braucht es einen bewussten Umgang mit dem Thema. Dieser fängt dabei an, dass man, wenn immer möglich, die bestehenden Angebote einfach nutzt.
Auch wenn der lokale Campingplatz voll ist, kann man sich vor Ort informieren, wo man übernachten kann oder darf.
Im Idealfall geht das dann direkt vor dem Campingplatz oder häufig genug bietet die Gemeinde alternative Lösungen. Falls dies alles nicht zutrifft, müssen etwaige Verbote trotzdem geachtet werden. Vielleicht haben Locals ja einen guten Tipp zu einem Stellplatz, der fünf Kilometer weiter talaufwärts ist? Und wenn man doch freisteht, dann sollte das Ziel sein, die Nacht hinter sich zu bringen und nicht die Ferien mit vollem Vanlife-Programm auf einem Parkplatz zu inszenieren.
Stellplatz finden mit Apps
Diverse Apps bieten eine Plattform, auf der teilweise wirklich tolle Stellplätze geteilt werden. Doch bei guten Angeboten ist in der Regel die Nachfrage groß und die Auswirkungen zu erahnen. Über Besitzverhältnisse und etwaige Übernachtungsverbote steht nämlich nur selten etwas in der Platzbeschreibung. Wer solche Apps also mit Stellplätzen füttern möchte, fragt wenn möglich kurz vorher beim Betroffenen nach, ob das auch in deren Interesse ist. Man stelle sich vor, dass in der Hochsaison vor Deiner Haustüre die Camper wie am Fließband ein- und auschecken. Wem das zu aufwendig ist, der verzichtet am besten drauf.
Vero und Alex Wöckner
Vero und Alex Wöckner
Verhalten am Stellplatz
Die Diskussion ist laut und die Meinungen so vielseitig wie die Farben des Regenbogens. Meistens darf man mit dem Fahrzeug parken, manchmal sogar übernachten. Das Campen ist mittlerweile aber einfach nicht gewünscht. Wer dann mit dem Camper außerhalb des Campingplatzes unterwegs ist, der sollte dort übernachten, wo es nicht explizit verboten ist und wenigstens kein Campingverhalten zeigen.
Das heißt Tisch und Stühle aufzustellen, den Campingteppich auszurollen, die Markise auszufahren und dann noch die Wäscheleine über den Platz zu spannen, ist einfach tabu. Auch wenn es manchmal toleriert oder geduldet wird, sollte der Bogen nicht überspannt werden. Generell klappt Wildcamping nämlich vor allem, wenn man unauffällig ist. Wer niemandem einen Grund gibt, sich zu ärgern, wird meistens auch nicht geärgert.
#buylocal – Menschen vor Ort wertschätzen
Der Wildcamper kocht sein mitgebrachtes Essen, blockiert schöne Parkplätze und bringt nicht mal eine Kurtaxe ein. So zumindest lauten häufig die Argumente der Camping-Opposition. Daher ist es ein guter Ansatz, etwas an die Gemeinde, die einen beherbergt, zurückzugeben.
Unterstütze die Region vor Ort
Im Dorfladen einkaufen und die Parkgebühren sachgerechnet zu bezahlen, ist ein erster Schritt um nicht negativ aufzufallen. Wenn man dann noch in ein Lokal einkehrt, um ein Bier zu trinken oder sich von der regionalen Küche zu überzeugen, erfährt man vielleicht sogar noch etwas über Mensch und Kultur, während die lokale Wertschöpfungskette unterstützt wird. Denn auch Infrastruktur kostet. Durch das Geben und Nehmen können dann viele regionale Angebote langfristig erhalten bleiben. Vielleicht darfst Du dann sogar auf dem Restaurant-Parkplatz über Nacht stehen bleiben?
Vero und Alex Wöckner
Vero und Alex Wöckner
Finde neue Gastgeber
Als Alternative zum Campingplatz sind vor allem dieses Jahr neue Möglichkeiten wie Pilze aus dem Boden geschossen. Und zwar sind die neuen Gastgeber nicht mehr der klassische Campingplatz, sondern Winzer, Brauer, Landwirte, Schafzüchter und gastfreundliche Menschen mit Platz vor Tür, die einen bei sich willkommen heißen. Es gibt hier mittlerweile verschiedene Konzepte. Einerseits kann man sich einen idyllischen Stellplatz über Apps buchen und dort auch direkt einsehen, welche Services angeboten und im Preis inkludiert sind. Andererseits bieten diese Gastgeber kostenlos einen Platz zum Übernachten an und freuen sich im Gegenzug, wenn Du im Hofladen einkaufst oder im zugehörigen Lokal einkehrst. Diese Form zu Campen hat viele Vorteile, denn sie ist nicht nur legal, sondern bietet ein einmaliges Campingerlebnis voller kultureller Vielfalt und regionaler Spezialitäten. Da dies keine traditionellen Campingplätze sind, muss jedoch beachtet werden, dass die gewohnte Infrastruktur meistens nicht vorhanden ist.
Fazit zum nachhaltigen Camping
So ähnlich wie in einem Camper ist der Platz auf unseren Straßen, Parkplätzen, Wiesen und Wäldern begrenzt. Das erfordert ein Miteinander und Mitdenken. Also #LeaveNoTrace + #NoGeotagging + #ConsciousCamping + #BuyLocal = #HappyCamping!
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