Früher wurde der Kletterschuh Ozone von der Firma Rock Pillars vertrieben und hat sich nach anfänglicher Skepsis in der Klettergemeinde viele Freunde gemacht. Sowohl Qualität, Performance als auch Passform konnten viele überzeugen. Mittlerweile wurde die Firma Rockpillars zur Firma Ocun – die Kletterschuhe Ozone werden jedoch nach wie vor hergestellt. Was sich – außer der Farbe – geändert hat, verrät der Test.
Aussehen und Design
Über Geschmack lässt sich ja bekanntlich nicht (oder eben sehr gut) streiten – mir gefallen die Ozone jedenfalls sehr gut. Die Farbkombination aus Gelb und Blau passt hervorragend. Die Gummielemente sehen nicht nur gut aus – sie sind auch aus praktischen Gründen sinnvoll. Ich konnte in Sachen Aufbau keinen Unterschied finden im Vergleich zum Modell, dass noch von Rock Pillars hergestellt wurde. Abgesehen vom anderen Logo und von einem blauen statt ehemals schwarzen Gummizug über die Ferse sowie einer etwas anderen Farbwahl.
Vom optischen Eindruck her ist man sich jedoch nicht ganz sicher, ob es sich um einen „braven“ Komfort-Kletterschuh oder einen „aggressiven“ High-End Kletterschuh handelt. Wahrscheinlich irgend etwas dazwischen – und genau da wird der Schuh von mir auch angesiedelt, als hervorragender Allrounder, aber dazu später mehr.
Ocun Ozone – Qualität und Verarbeitung
Ich muss zugeben, dass ich sehr skeptisch war, als ich das erste Mal den Vorgänger von Rock Pillars in der Hand hatte. Eine relativ unbekannte Klettermarke aus Tschechien? Ich war bis dato vor allem Kletterschuhe der bekannten Marken Scarpa und La Sportiva geklettert. Etwas voreingenommen war ich der Meinung, dass ein guter Kletterschuh aus einem dieser italienischen Häuser kommen müsste. Doch schon bei meiner ersten Begegnung wurde ich eines Besseren belehrt.
Beim neuen Ocun Ozone macht die Verarbeitung einen hochwertigen Eindruck. Alle Übergange sind sauber herausgearbeitet, die verwendeten Materialen wirken ebenfalls hochwertig. Man spürt direkt, dass es sich um keine „Billigschuhe“ handelt sondern um ein Modell, dass sich vor der Konkurrenz nicht verstecken muss.
Das hat sich nun auch unter dem neuen Markennahmen Ocun nicht geändert. Nach meinen Tests an Fels und Plastik muss ich sagen, dass die Verarbeitung nach wie vor super ist und ohne Probleme mit den Konkurrenten mithalten kann.
Passform, Größe und Größenentscheidung
Passform und Größe ist bei Kletterschuhen ja eine eigene wissenschaftliche Disziplin. Wie auch immer – kein Fuß ist wie der andere. Daher ist es schwierig, hier Vergleiche anzustellen. Netterweise gibt Ocun für den Schuh auf der Packung aber eine Art Maßtabelle an, mit der unterschiedliche Größenvorschläge gemacht werden. Für meinen Fuß sieht das beispielsweise wie folgt aus:
- Fußlänge: 270 Millimeter = Größe 42 EU
- für „extreme fit„, sprich maximale Leistung und aufgestellte Zehen werden 5-10 Millimeter abgezogen = Größe 41 – 41,5 EU
- für „performance fit„, sprich eine Mischung aus Leistung und jedoch etwas mehr Platz für die Zehen wird ein Größenbereich von + 5 Millimeter angegeben = 41,5 – 42,5 EU
- für „comfort fit„, also einen zunehmend bequemen Schuh, jedoch mit leichten Einbußen bei der Performance, werden 5-10 Millimeter dazugezählt = 42,5 – 43 EU
Ich habe mich schließlich für einen Schuh der Größe 42,5 EU entschieden – sprich an der Grenze zwischen „performance fit“ und „comfort fit“. Der Schuh ist dann so eng, dass die Zehen noch leicht aufgestellt sind und dass man bei den ersten paar Klettertagen noch etwas zu kämpfen hat.
Andererseits ist er anschließend dann aber auch so bequem, dass man ihn auch ohne Probleme an- und ausziehen kann. Inzwischen nutze ich ihn auch für längere Routen oder Mehrseillängen, ohne mir die Zehen zu ramponieren. Die Performance bleibt jedoch überraschend gut!
Arg viel größer würde ich den Kletterschuh nicht mehr wählen, weil er dann sicherlich deutlich an Performance verliert, ohne wesentlich mehr Komfort zu bieten. Eine halbe Nummer kleiner wäre sicherlich auch noch machbar – eine ganze Nummer kleiner wäre zu eng. Man muss auch bedenken, dass sich der Schuh dank des Lorica-Materials kaum dehnt und sehr formstabil ist.
Insgesamt ist der Kletterschuh, wie man auch auf den Bildern sehen kann, relativ gerade und nicht sehr asymmetrisch geschnitten und – so mein subjektiver Eindruck – eher für schmälere bis mittlere Füße gemacht. Der Fußballen sowie die Zehenbox haben (zumindest für meinen Fuß) eine adäquate Höhe und schmiegen sich an, ohne unangenehmen Druck auszuüben.
Hier spürt man den positiven Einfluss des Lorica-Materials, das wirklich tollen Komfort bietet. Das gleiche gilt für die Ferse, die bei mir bombastisch sitzt. Der Fuß saugt sich richtig gut in die vorgeformte Ferse, sodass auch bei Hooks nichts wackelt.
Performance und Sohle
Der Schuh wird in der Hersteller-Ausschreibung von Ocun als Wettkampfkletterschuh eingestuft. Ausreden, dass es am Kletterschuh lag, sollte es mit dem Ocun Ozone also nicht mehr geben!
Dank der leichten Vorspannung sowie der mäßigen Asymmetrie und des leichten Downturns steht man auch auf kleinen Tritten super stabil. Heel-Hooks halten dank des wirklich guten Fersensitzes auch prima. Und auch Toe-Hooks sind problemlos möglich und man bekommt durch die relativ dünne Gummischicht auch gutes Feedback über den korrekten Sitz.
Die Vibram XS Grip Sohle ist ja mittlerweile eine feste Größe in der Klettergemeinde und bedarf eigentlich keiner weiteren Worte. Sie hält nach sehr kurzer Einkletterzeit hervorragend, bietet erstklassige Reibung und auch über einen längeren Zeitraum eine Top Performance bei sehr guter Haltbarkeit auf unterschiedlichsten Materialien und Gesteinsarten. Was mir besonders positiv aufgefallen ist, ist die Präzision, mit der man mit dem Kletterschuh antreten kann. Intuitiv und auch aufgrund des super Trittgefühls steht man auch auf kleinsten Tritten sauber, stabil und vor allem kräfteschonend.
Fazit zum Ocun Ozone Kletterschuh
Schließen sich Performance und Komfort aus? Nicht mit Kletterschuhen wie dem Ocun Ozone, den ich ähnlich wie z.B. den Scarpa Vapor oder den La Sportiva Katana als „eierlegende Wollmilchsau“ bezeichnen würde. Wählt man keine zu ambitionierte Größe, so hat man einen tollen Allround-Kletterschuh, der sowohl beim Bouldern als auch bei knackigen Sportkletterrouten eine großartige Kombination von Komfort und Trittgefühl selbst auf kleinsten Tritten vermittelt.
Der Ocun Ozone ist sicherlich kein Schuh für Einsteiger und aus meiner Sicht auch nicht für absolute Spezialisten. Wen er jedoch sicherlich anspricht, sind alle ambitionierten Kletterer und Boulderer, die einen anspruchsvollen Allrounder suchen. Kleinste Tritte sind genauso kein Problem wie Toe- oder Heel-Hooks. Aus meiner Sicht passt er am Besten zum Bouldern und in die Senkrechte beim Sportklettern – ob in der Halle oder am Fels ist dabei egal. Dadurch, dass die Vorspannung nicht zu heftig ausfällt, lassen sich selbst Reibungsklettereien gut meistern – auch wenn der Schuh hierfür kein ausgewiesener Spezialist ist.
Dazu kommt eine hervorragende Qualität und gute Haltbarkeit, so dass man aus meiner Sicht nirgends Abstriche machen muss. Dass der Ocun Ozone etwas weniger kostet als andere, vergleichbare Modelle, ist ein weiterer Pluspunkt. Denn bei dem Schuh stimmt eben nicht nur die Performance, sondern auch das Preis-Leistungsverhältnis!
Ocun Ozone Kletterschuhe bei Bergzeit:
Technische Daten des Ocun Ozone
Hier zusammengefasst die wichtigsten technischen Details im Steckbrief:
- Name: Ozone
- Hersteller: Ocun (vormals Rock Pillars)
- Vorspannung: mittel (subjektiver Eindruck)
- Asymmetrie: leicht (subjektiver Eindruck)
- Downturn: leicht (subjektiver Eindruck)
- Sohlenmaterial: Vibram XS Grip
- Obermaterial: Lorica
- 3-Force-System: spezielle Anordnung mehrerer Gummizüge, die die Vorspannung des Kletterschuhs auch unter Belastung aufrecht erhalten sollen
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