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Orient am Golf

Oman-Reise: Ein Land mit Charme

8 Minuten Lesezeit
Das Sultanat Oman liegt nur sieben Flugstunden von München entfernt. Es überrascht mit zerklüftetem Hochgebirge, Oasen in Schluchten und einem doch angenehmen Klima. Da verwundert es, dass nicht mehr Oman-Reisen unternommen werden.

Vielleicht liegt es daran, dass der Großteil des Oman Steinwüste ist, es gibt jedoch zwei ausgesprochen großflächige Sandwüsten, die Wahiba Sands im Süd-Osten und eine unerforschte Wüste an der Grenze nach Saudi Arabien und Jemen. Für Liebhaber karger Landschaften und freundlicher Menschen genau das Richtige. Wir fliegen von München in dieses Land, das in so vielen Bildern in unseren Köpfen eine Vorstellung von 1001 Nacht zaubert, wie wir sie bis dahin nicht für möglich gehalten haben. Ausschlaggebend für unsere Reise waren unter anderem die Ambition, in einem Land zu klettern, in dem wir auch neue Routen erschließen können, und das an sich noch viel Potential bietet.

Oman-Reise: Eine Entschleunigungskur

Oman Reise Foto: Benny Trautmann
Traditionell gekleidete Omani mit Dishdasha und Kopfbedeckung. | Foto: Benny Trautmann

Im Oman wird uns schnell klar, dass diesem Land alles Große, Laute, Anmaßende fehlt (wobei sich hier Groß auf die Kommunen bezieht). Schnell wird auch klar, dass wir mit unserer westlichen Hektik hier entschleunigen müssen. Unser Ziel ist es ja neben der Erschließung neuer Kletterrouten vor allem auch Land, Leute und Kultur wahrzunehmen, einen Eindruck zu erlangen, wie hier gelebt wird.

Wir wollen dieses Leben erleben, bis ins kleinste Detail, dafür haben wir uns vier Wochen Zeit genommen. In den ersten Tagen wird uns vor allem bewusst, mit welcher Freund- und Herzlichkeit die Menschen hier miteinander leben. Eine enorme innere Ruhe liegt diesem uns fremden Land inne. Die Menschen strahlen Stolz und Respekt aus und geben einen ganz neuen Eindruck von Menschlichkeit, weit ab von IS und anderen Klischeebildern, die wir aus den Medien kennen.

Am besten Allrad

Und auch der Nachwuchs ist neugierig und aufgeschlossen, hier mit Andi. | Foto: Benny Trautmann
Und auch der Nachwuchs ist neugierig und aufgeschlossen, hier mit Andi. | Foto: Benny Trautmann

Die Infrastruktur des Landes lässt eine gemütliche Reise im ganzen Land per PKW zu, wer jedoch in die kleinen Dörfer oder ins Gebirge will, sollte sich ein Vehikel mit Allrad zulegen. Es lohnt sich, auch wenn das dann etwas mehr kostet. Offroad auf Nicht-Sandpisten ist so auch für Anfänger möglich, um zum Beispiel in die Wadis zu fahren. So manche Bergpiste wird unvermittelt eng und steil, wenn man das Auto jedoch ein bisschen antreibt, kommt man fast überall hin.

Von Muscat nach Salalah

Unsere Reise startet in Muscat. Wir haben keine Hotels gebucht, da im Oman fast überall Campen erwünscht ist, so wie in den meisten Nomadenländern. Mit Hängematte, Zelt und der ganzen anderen Campingausrüstung bewaffnet geht es mit unserem Mitsubishi Pajero 3.8 V6 los durch das uns so fremde Land. Erste Station ist Sur, eine wunderschöne Hafenstadt an der Ostküste. Auf dem Weg dahin empfiehlt es sich, einen Abstecher zum Bimmah Sinkhole (23.036005 N, 59.072026 E) zu machen und anschließend auf gar keinen Fall am Wadi Shab und dem Wadi Tiwi vorbeizufahren. Im Wadi Shab (Red Bull Cliff Diving Location 2012) finden sich wunderbare Wasserpools mit kristallklarem Wasser.

Sultan Qaboos Moschee in Muscat. | Foto: Andreas Burger
Sultan Qaboos Moschee in Muscat. | Foto: Andreas Burger

Nach einer kurzen Überfahrt mit dem Boot lohnt es sich, diese Pools zu durchschwimmen und am Ende in eine Felsengrotte mit Wasserfall zu tauchen. Für uns eine gigantische Erfahrung und ein Beweis für die anmutige Schönheit dieses Landes. Im Gegensatz dazu steht das Wadi Tiwi. Hier lohnt es sich zu Fuß hineinzulaufen und dem fast schon anspruchsvollen Pfad möglichst weit zu folgen, am Schluchtrand entlang bis weit ins Wadi hinein. Die Kulisse entlohnt auf jeden Fall. Eine weitere Möglichkeit bietet sich uns, als wir auf gut Glück und mit etwas Offroad-Wahnsinn dann noch mit dem Auto ins Wadi fahren. Hier immer der Straße nach und zwischen Palmen und über Pisten mit knapp 50 Grad Steigung geht es immer höher hinauf. Eine anspruchsvolle Fahrt, die nach circa 90 Minuten mit einem Spaziergang durch einen Terrassengarten bis an den Abgrund eines Wasserfalls mitten im Nirgendwo führt.

Von den Wadis weiter bis in die Hafenstadt Sur

Blick auf die Hafenstadt Sur | Foto: Andreas Burger
Blick auf die Hafenstadt Sur. | Foto: Andreas Burger

Vor allem nachts wird einem hier in Sur eine unbeschreibliche Kulisse geboten und zum Bummeln in den kleinen Gassen eingeladen. Hier kommt man relativ schnell mit der örtlichen Bevölkerung in Kontakt und kann das Leben im Oman hautnah miterleben. Von Sur empfiehlt es sich, die Küstenstraße nach Salalah in einer zwei- bis dreitägig gestaffelten Fahrt zu machen. Landschaftlich unschlagbar und direkt an den Wahiba Sands vorbei (Empfehlung: nicht auf eigene Faust in die Wüste fahren, hier ist Offroad-Erfahrung Pflicht).

Auf dem Weg nach Salalah machen wir noch einen Abstecher auf die Insel Masirah. Wie wir schnell merken, wenig lohnend. Nach einer 90-minütigen Schifffahrt kommen wir auf einer toten Insel an, die sich innerhalb weniger Stunden mit dem Auto umrunden lässt und nur wenig mehr bietet als vermüllte Strände und totes Land. Hier treffen wir dann noch auf zwei Kamele, die doch sehr zutraulich sind und den Tag retten. So langsam gewöhnt man sich an das Land und seine Eigenheiten hier.

Salalah: Weißer Sandstrand

Gastfreundliche und neugierige Kamele auf Masirah. | Foto: Andreas Burger
Gastfreundliche und neugierige Kamele auf Masirah. | Foto: Andreas Burger

Salalah, das heißt weißer Sandstrand, kristallklares Meer und eine Stadt mit einem sehr empfehlenswerten Souq (Markt). Salalah, die Weihrauchstadt, fast südlichster Punkt des Omans und Halbzeit unserer großen Rundreise, hält uns zwei Tage in ihrem Bann. Nach diesen Tagen voller Videomaterial und Bilder machen wir uns auf den Rückweg nach Norden. Unser neues Ziel ist das Wadi Bani Khalid, das uns von der Bevölkerung immer wieder ans Herz gelegt wird. Wir kennen uns inzwischen mit den landestypischen Gegebenheiten aus und fühlen uns immer wohler hier.

Salalah am Strand: Ruhetag am und im Wasser

Nach 1.200 Kilometern und 12,5 Stunden Fahrt kommen wir im Wadi Bani Khalid an und schlagen hier unterm Sternenhimmel noch schnell das Zelt auf. Am nächsten Tag wollen wir die kristallklaren Wasserpools mit circa fünf Meter hohen Klippen besuchen. Dieser Tag ist ein Ruhetag, ein Tag zum Genießen der inzwischen gar nicht mehr so fremden Landschaft. Ein Tag mit viel Spaß, Sonne und Deep Water Soloing. Wir tanken Kraft, weil wir am nächsten Tag einen Abstecher in die Wahiba Sands wagen.

Wahiba Sands: Abenteuer Anfahrt

Wahiba Sands - allein die Anfahrt zu manchen Punkten macht eine Oman Reise zum Abenteuer. | Foto: Andreas Burger
Wahiba Sands – allein die Anfahrt zu manchen Punkten macht eine Oman-Reise zum Abenteuer. | Foto: Andreas Burger

Es geht früh los und nach einem spontanen Ausflug zum Markt in die Wahiba Sands auf Sandpiste mit 150 Stundenkilometern, vorbei an den Sanddünen und Kamelherden über die Wellblechpiste und durch den Sand. Ein Erlebnis der ganz anderen Art, bei dem die ganze Zeit die „Geschwindigkeitsüberschreitungsanzeige“ ihren Pfeifton abgibt (im Oman sind 120 Kilometer pro Stunde Höchstgeschwindigkeit!).

Inzwischen löst das Land etwas aus, das ein Wohlfühlen und Angekommen-Sein, ein Gefühl der unendlichen Freiheit, aufkommen lässt. Hier befinden wir uns aber auch an einem Wendepunkt unserer Reise. Es geht von den unendlichen Weiten zurück in den bergigen Teil und zur eigentlichen, selbstauferlegten „Mission“. Wir gehen endlich Klettern und suchen einen neuen Sektor, den wir erschließen können. Zum Klettern und den Routen im Oman gibt es hier einen ausführlichen Beitrag.

Hajar-Gebirge: Einen Abstecher wert

Wadis - das sind die oasenähnlichen Wasserlöcher, die in krger Landschaft unvermittelt auftauchen. | Foto: Andreas Burger
Wadis – das sind die oasenähnlichen Wasserlöcher mitten in der Kargheit. | Foto: Andreas Burger

Mit dem Auto ins Hajar-Gebirge, durch den Gubrah-Bowl mit seinen dolomitengleichen Felsmassiven hinauf auf 1.500 Meter, auf den Jebal Shams, Omans höchsten Berg mit 3.009 Metern, Nizwa, die ehemalige Hauptstadt mit den verschiedenen Souqs, die am Markttag inklusive Viehmarkt zum Bummeln und Staunen einladen. Diese drei Ziele besuchen wir, um unter anderem in der näheren Umgebung zu klettern.

Als Reisender in und um das Hajar-Gebirge sollte man diese Ziele auf jeden Fall besuchen (die beiden ersteren sind nur mit offroad-fähigen Fahrzeugen zu erreichen), um das Flair des Landes nochmals aus einer ganz besonderen Perspektive wahrzunehmen. Die strapaziösen Offroad-Fahrten in diese Höhen lohnen sich und geben neben Adrenalin während der Fahrt durch Sand, Kies und 60-Grad-Steigung, entlang an 1000 Meter hohen Abgründen, bei der Ankunft am höchsten Punkt eine nachfolgende innere Ruhe, die sich nicht in Worte fassen lässt. Neben den kargen Weiten, die wir am Anfang erleben konnten, blühen wir hier in diesen Höhen und der unbeschreiblichen Landschaft erneut auf. Wir fühlen uns zuhause hier, wir sind wirklich angekommen und kein Mensch auf der Welt kann uns dieses Gefühl mehr nehmen. Wir sind da, in genau diesem Augenblick gehören wir nur hierhin.

Tipps und Tricks zum Reisen im Oman

Unterkunft: Campen ist fast überall erwünscht, Hotels sind relativ teuer. Offroad (außer in den Sandwüsten) ist oftmals auch ohne große Vorerfahrung möglich, wir empfehlen daher auf jeden Fall ein Allradfahrzeug zu mieten (vor allem hat darin erheblich mehr Gepäck Platz).

Tankstellen: Tankstellen finden sich in jeder größeren Ortschaft, Benzinpreise liegen bei 0,28 Euro pro Liter, eine Tankfüllung mit 80 Litern kostet ca. 19 Euro.

Verpflegung: An jeder Ecke steht ein Coffeeshop. Hier gibt es Fastfood und Tee oder Kaffee. Restaurants gibt es auch viele, die meist indische, aber auch pakistanische, türkische oder omanische Küche anbieten. Das Essengehen ist günstiger, in der Regel zwischen einem und drei Euro für ein Abendessen, als Selbstversorgung.

Kommunikation: SIM-Karte am Flughafen holen und Datenvolumen dazubuchen – hilft oftmals bei der Orientierung, mobiles Internet ist fast überall verfügbar.

Navigation: Achtung, die Städtenamen variieren in ihrer Schreibweise sehr stark, das verwirrt anfangs sehr, legt sich aber mit der Zeit. Mit mobilem Internet kommt man gut an seine Ziele.

Reiseführer: Unbedingt einpacken, am besten einen für Individualisten und Entdecker, der Oman Kletterführer von Panico gibt in vielerlei Hinsicht hilfreiche Tipps.

Generell: Mutig sein – trau dich, etwas zu erkunden im Oman, einfach mal drauf los und nicht schüchtern sein. Die Omani sind sehr offen für Gäste.

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