Beim Orientierungslauf läufst Du verschiedene Kontrollposten ab, die im Wald oder in der Stadt verteilt. Beim Wettkampf gewinnst Du, wenn Du diese Kontrollposten in der richtigen Reihenfolge und am schnellsten findest. Als Hilfsmittel erhältst Du eine Spezialkarte, auf der die Posten markiert sind, einen elektronischen Chip, um die Posten zu erfassen, und einen Kompass, damit Du die Orientierung nicht verlierst.
IOF | William Hollowell
Blick auf die Karte und gleichzeitig durch den Wald im Renntempo navigieren. Wow!
Ausdauersport für Kopf und Beine
Soweit so klar? So einfach ist es dann jedoch nicht. Denn die orange-weißen Kontrollposten sind so verteilt, dass Du Dich für eine Route entscheiden musst. Läufst Du lieber hindernisfrei auf Waldwegen, nimmst dafür aber einen Umweg in Kauf? Oder wählst Du die direkte Linie, die Dich über Unterholz und Brombeerbüsche führt? Schnelle Beine reichen nicht, Du brauchst auch einen klaren Kopf.
Orientierungslauf ist eine Schnitzeljagd an der frischen Luft, die Kombination von sportlicher und kognitiver Leistung und das Zurechtfinden mit Karte und Kompass. Das würde eigentlich gut in die heutige Zeit von Gamification und back-to-the-woods passen. Und doch kennt die Sportart in Deutschland kaum jemand. Warum?
Herkunft mit Beigeschmack
Brigitte Wenger
So schaut eine typische Orientierungslauf-Karte aus.
Der Waldlauf mit Karte kommt ursprünglich aus dem Militär.
Und alles Militärische hat in Deutschland historisch bedingt einen schweren Stand. Die Zahl der Läufer und Läuferinnen erreichte bundesweit nie die kritische Masse, so dass sich eine stabile Basis hätte bilden können. Ohne Basis keine Spitze und ohne Spitze keine neue Basis. Aus diesem Kreislauf der Bedeutungslosigkeit kommt der Orientierungslauf in Deutschland nur schwer raus.
Anders in der Schweiz: Sich im Wald orientieren zu können, war hier besonders im militärischen Vorunterricht während des Zweiten Weltkrieges erwünscht. Daraus entstanden Orientierungslauf-Vereine und der Orientierungslauf-Verband, der – nicht wie in Deutschland – eigenständig ist.
Die Schweizer haben erkannt: Diese Sportart passt gut in den Schulunterricht. Geografie, räumliches Vorstellungsvermögen, Bewegung – alles dabei. Sogar der Promi-Faktor: Mit der 23-fachen Weltmeisterin Simone Niggli hat die Schweiz die erfolgreichste Orientierungsläuferin aller Zeiten. An internationalen Wettkämpfen regnet es Edelmetall. Das Schweizer Fernsehen zeigt die Sportart, die lange als fernsehuntauglich galt, sogar live.
Interesse geweckt? So steigst du in die Sportart ein
IOF | William Hollowell
Querfeldein zur Markierung und schon geht’s weiter zum nächsten Punkt.
Orientierungslauf (OL) ist ein Ausdauersport, ein Freiluftsport, ein Familiensport. Egal ob alleine, mit Freunden oder mit der Familie – wenn Du Lust hast auf diesen vielseitigen Sport, dann besuche doch mal ein Training des OL-Vereins in Deiner Nähe. Es gibt den Fuß-OL, den Bike-OL, den Ski-OL. Natürlich besteht auch die Möglichkeit, Orientierungssportluft direkt bei einem Wettkampf zu schnuppern. Es gibt Schulhauskarten, fixinstallierte Postennetze in Städten und virtuelle Events.
Jetzt liegt es an Dir, das Passende zu finden.