Da hing sie in meinem Schrank. Die „Berrino“ Skitouren-Kombi von Ortovox. Benannt wurde sie nach der bis zu 50 Grad steilen Abfahrtsrinne – der „Punta Berrino“ in den Dolomiten. Und genau von einer solchen waghalsigen Abfahrt ließ sie mich träumen. Aber wie so vieles hat die Corona Pandemie auch die Skitourensaison 2019/20 früher beendet als gedacht. Statt einer steilen Abfahrt in weichem Pulver hieß es plötzlich #bergzeitdaheim.
Update: Die Berrino-Kombi auf Skitour
Mittlerweile bin ich endlich dazu gekommen, die Berrino-Skitourenkombi von Ortovox auch auf Ski zu testen. Mein Fazit: Alles was ich im Herbst bereits auf Hochtour testen konnte gilt auch beim Skitouren. Ich kann die Hose so anpassen, dass sie über die Skischuhe passt. Beim schweißtreibenden Aufstieg ist die Kombi atmungsaktiv und fühlt sich nicht nass an. Beim Abfahren wärmt sie mich zuverlässig. An besonders kalten Tagen empfehle ich aber unter Umständen noch eine lange Skiunterhose drunter. Ansonsten top!
Dominik Reingruber
Dominik Reingruber
Dominik Reingruber
Dominik Reingruber
Die Testbedingungen: Höhenluft statt Abfahrtswind
Doch die Skitourensaison 2020/21 steht vor der Tür und dafür wollte ich die Kombi wenigstens unter halbwegs echten Bedingungen ausprobieren. Deshalb habe ich mich entschieden, sie auf eine Hochtour mitzunehmen und vorab zu testen. Es ging auf den Wilden Freiger (ital. Cima Libera) in den Stubaier Alpen.
Hochtour oder Skitour: Natürlich macht das schon einen Unterschied. Gerade die Abfahrts-Performance kann ich dabei nicht testen. Aber der Rest ist schon vergleichbar. Der Aufstieg ist schweißtreibend, am Gipfel kann es kühl und windig werden und egal ob Kanten oder Steigeisen und Fels: Robust muss die Ausrüstung in beiden Fällen sein.
Material und Austattung der Berrino Kombi
Zuhause hatte ich lange genug Zeit, Jacke und Hose zu begutachten. Das Erste, was mir sofort auffällt, ist das weiche, in Rippenstruktur verarbeitete, Innenmaterial. Hier hat Ortovox tasmanische Merinowolle verarbeitet. Für alle, die denken, dass Wolle direkt auf der Haut unangenehm ist, ist dieses Produkt der Gegenbeweis. Das Material fühlt sich so angenehm an, dass ich es am liebsten sofort anziehen möchte.
Lena Starkl
Hinweis zur Passform: Dominik ist 178cm groß und hat die Jacke in der Größe M getragen.
Was mir persönlich bei Merinowolle allerdings immer ein Anliegen ist: das Tierwohl. Das ist bei Ortovox durch den Wool Promise (OWP), dem eigens gesetzten Wollstandard der Marke, garantiert. Kein schmerzhaftes Mulesing der Schafe, die Natur bewahren, persönliche Beziehungen zu den Farmern und Transparenz bis zum Ursprung – das sind die Versprechen des OWP.
Farblich kann ich mich zwischen drei Kombinationen entscheiden. Ich teste die „blue lake“ Variante. Ein kräftiges blau – weiße und orange Reißverschlüsse und der dunklere Bereich über der linken Brust und dem Ärmel setzten ein farbliches Highlight. Bei der Hose sind die Farben genau umgekehrt. Dunkler Grundton und ein kräftiges blau am rechten Oberschenkel. Das ist das für Ortovox typische Color-Blocking.
Lena Starkl
Die Brusttasche der Jacke hat eine gute Größe, um darin das Handy zu verstauen. Perfekt, so hat man es auf Tour immer griffbereit. Eine zweite kleinere Tasche ist am linken Oberarm angebracht. Hier passen gut kleinere, flache Dinge rein wie der DAV-Ausweis oder die Liftkarte. Außerdem hat die Jacke an den Ärmeln Daumenschlaufen. Das mag ich persönlich gerne, denn so kann man besser in die Hardshell-Jacke schlüpfen, ohne dass die Ärmel zurück gezogen werden. Auch auf Tour finde ich es angenehmer, wenn die Ärmel nicht dauernd zurückziehen.
Auch die Hose hat zwei Hüfttaschen, deren Größe für mich ausreichend ist. Dazu hat sie einen Kantenschutz, was auf Skitour dann wirklich wichtig wird. Die Beinabschlüsse sind mit einem Reißverschluss regulierbar – damit passt die Hose auch gut über die Skischuhe. Die Silikonbeschichtung innen am Beinabschluss sorgt dafür, dass nichts verrutscht. Am Bund übernimmt diese Aufgabe die Elastikkordel mit Stopper.
Die Kombi im Praxis-Test auf Tour
Die ersten Meter auf Tour werden gleich zum Härtetest für die Atmungsaktivität des Materials. Da mein Rucksack mitsamt der ganzen Hochtourenausrüstung zum Bersten voll ist, entscheide ich mich, direkt in meiner Tourenhose loszulaufen. Es ist zwar schon früher Abend, aber das Thermometer zeigt noch immer 23 Grad an. Auf dem Parkplatz wechsle ich also widerwillig von meiner luftigen kurzen Hose in die Berrino Pants.
Lena Starkl
Zumindest kann ich mir die Hose dank der weitenregulierbaren Beinabschlüsse leicht über die Waden hochziehen. Ich bin echt erstaunt: Trotz des schweißtreibenden Anstiegs zur Sulzenauhütte empfinde ich das Material an keiner Stelle als unangenehm. An dieser Stelle hat es mich schon komplett überzeugt. Ein Kritikpunkt an der Hose zeigt sich allerdings bereits jetzt: Der Bund, der mit einer elastischen Kordel und Stopper ausgestattet ist, hält bei mir nicht gut. Während des Gehens löst er sich immer wieder, sodass ich die Hose öfter zurechtrücken und nachziehen muss. Hier würde ich mir eher einen Gürtel wünschen, doch das ist eine persönliche Vorliebe.
Mit der Berrino Kombi auf dem Lübecker Weg
Nach einer kurzen Nacht geht es um 4:00 Uhr los. Die ersten Meter auf dem Lübecker Weg führen durch felsiges Gelände bis zum Gletscher Fernerstube. Was ich hier feststelle: Weder Felskontakt noch das ein oder andere leichte Streifen der Steigeisen macht der abriebfesten Außenseite des Materials etwas aus.
Lena Starkl
Der Lübecker Weg führt weiter über einen luftigen Grat hinauf zum Wilden Freiger. Hier hat mich die Funktionalität des Zwei-Wege-Stretch überzeugt. In dem verblockten Gelände muss ich immer wieder Hand an Fels und Drahtseil anlegen. Weite Ausfallschritte und Strecken – alles kein Problem. Das macht die Berrino-Kombi ohne Probleme mit und ich fühle mich nicht eingeengt. In Sachen Bewegungsfreiheit steht dieses Material den Kletterhosen, die ich in den letzten Jahren von verschiedenen Herstellern getragen habe, in nichts nach.
Ich komme am Gipfel des Wilden Freigers an, aufgeheizt vom Aufstieg über den Grat. Oben weht, wie meistens auf Gipfeln, ein frisches Lüftchen. Ich muss mich aber nicht sofort wie eine Zwiebel einpacken und kann den Gipfelmoment genießen, ohne zu frieren. Der Wind pfeift nicht durch Jacke und Hose. Was für eine schöne Tour auf den Cima Libera!
Lena Starkl
Testfazit
Ich kann sagen: Zweckentfremdet, aber die Berrino Skitouren-Kombi von Ortovox hat sich auf Hochtour echt bewiesen. Ich übertreibe nicht, wenn ich sage, dass ich noch nie von der Atmungsaktivität und Klimaregulierung eines Materials so überzeugt war, wie von der Merino Airsolation Konstruktion. Einziger Kritikpunkt, den ich habe, ist der elastische Hosenbund, der bei mir nicht richtig hält.
Ortovox bietet für jede Aktivität eine spezielle Ausstattung. Wenn Du auf der Suche nach einer speziellen Hochtouren-Kombination bist, dann schau Dir doch mal die Westalpen 3L Light-Kollektion an. Die hat Viola für Dich getestet. Hier geht’s zu ihrem Testbericht.
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