Hinweis: Dieser Testbericht stammt aus dem Jahr 2017. Die Produkte wurden leicht überarbeitet, Bergzeit Einkäufer Marco erklärt Dir die Updates (Stand Juni 2023).
„In der Funktion hat sich die Ortovox Orter Hardshell-Kombi aus der Naked Sheep-Serie nicht verändert. Jedoch haben Jacke und Hose ein Design-Update erhalten und sehen nun etwas moderner aus.“
Im Rahmen der ISPO 2017 stellte Ortovox eine neue Kleidungs-Serie vor: die sogenannte Naked Sheep-Linie. Das Vorzeigemodell der Reihe ist die dreilagige Ortler-Kombination. Ich hatte das große Glück und konnte die Kombi aus Hardshell-Jacke und Hardshell-Hose seit dem letzen Winter auf zig Skitouren und auch den Sommer über auf Hochtouren testen. Was sich hinter der Naked-Sheep-Linie versteckt und ob mich das Konzept überzeugen konnte, liest Du im folgenden Testbericht.
Die Ortovox Ortler 3L Jacke im Portrait
Als ich die Ortovox Ortler 3L Hardshell das erste Mal in der Hand halte, bin ich sofort begeistert: eine Wetterschutzjacke genau nach meinem Gusto. Kein unnötiger Schnick-Schnack, die Verarbeitung wirkt hochwertig und alles scheint schon auf den ersten Blick durchdacht. Viel dran ist an der Hardshell nicht, aber das gefällt mir. Das dies nicht unbedingt auf jeden Nutzer zutrifft, ist mir auch bewusst. Ob einem die Ausstattung zu minimalistisch ist, bleibt am Ende jedem selbst überlassen.
- eine Oberarmtasche
- eine Brusttasche
- regulierbare Kapuze (helmtauglich)
- regulierbarer Bund
- Unterarmbelüftung via Zwei-Wege-Reißverschluss
- verstellbarer Ärmelbund via Klettverschluss
- alle Reißverschlüsse wasserdicht verschweißt
Zusätzlich ist im Kinnbereich etwas Merinowolle verarbeitet, was einen weichen und angenehmen Tragekomfort verspricht. Die Jacke wiegt in der Größe M rund 450 Gramm und ist damit eher ein Leichtgewicht – trotzdem macht der Stoff einen sehr robusten Eindruck. Das dreilagigen Obermaterial ist ein Laminat mit Dermizax NX-Membran, die maximale Atmungsaktivität bei gleichzeitig hoher Winddichte und einer hohen Wassersäule (mind. 20.000 Millimeter) verspricht.
Details der Ortovox 3L Ortler Hose
Passend zur Jacke gibt es von Ortovox natürlich auch die Ortler Hose. Diese ist – je nach Farbwahl – im gleichen Konzept gehalten wie die dazugehörige Hardshelljacke. Auch das Material ist äquivalent ein dreilagies Dermizax-NX-Laminat. Wie bei der Jacke setzt Ortovox auch bei der Hardshell-Hose auf ein minimalistisches Gesamtkonzept. Diese ist mit einem UVP von 400 Euro nicht gerade günstig. An Ausstattungsdetails bietet sie:
- eine vorgeformte Kniepartie
- breiter Hosenbund (Innenseite Merino) mit Doppelknopfleiste und Größenanpassung durch seitliche Klettverschlüsse
- Oberschenkeltasche mit kleinem Karabiner (für Schlüssel oder LVS)
- seitliche Zwei-Wege-Reißverschlüsse bis kurz vor den Hosenbund
- integrierte Gamaschen (via Gummikordel weitenregulierbar)
- Kantenschutz
- regulierbare Weite am Beinsaum durch Knopfleiste
Kleiner Exkurs zur Größenwahl
Oft stellt sich die Frage, welche Größe die richtige ist. Ich bin 180 Zentimeter groß und wiege etwa 75 Kilo. Mit meinen Testmodellen in Größe M bin ich sehr zufrieden. Die Maße sind so gewählt, dass noch genügend Platz für Zwischenschichten besteht. Trotzdem liegt die Kleidung eng genug an, auch wenn sie für meinen Geschmack zumindest für den Einsatz auf Hochtouren noch etwas enger geschnitten sein könnte. Wer sich mit der Größe nicht sicher ist, findet hier eine Größentabelle von Ortovox.
Die Ortovox 3L Ortler Hardshell-Kombination im Test
Soweit zu den harten Fakten. Wichtiger ist jedoch, wie sich die Hardshell-Kombination im Einsatz geschlagen hat. Ich habe die Ortovox-Ortler Kombination vorwiegend beim Skitourengehen und auf Hochtouren in Kombination getestet. Die Hardshelljacke hat mich zudem einige Male solo – also ohne Hose – auf Touren begleitet.
Kurzum: Sowohl Jacke als auch Hose bestechen durch einen sehr hohen Tragekomfort.
Der Schnitt ist durchdacht und bietet an den wichtigen Stellen genügend Spielraum für Bewegungen beim Klettern oder auf Skitouren. Das Material ist leicht dehnbar und weich. Es macht daher alle Bewegungen problemlos mit. Es ist zudem sehr robust und die Verarbeitung – wie in dem Preissegment zu erwarten – erstklassig. Alle Nähte sind sauber verschweißt und absolut hochwertig.
Zur Atmungsaktivität
Ein großes Streitthema bei Hardshellbekleidung ist die Atmungsaktivität. Jeder Hersteller wirbt damit, dass die verwendete Membran die beste sei und hohe Wasserdichtigkeit und Atmungsaktivität optimal miteinander verbindet. Hier bin ich pragmatisch. Eine perfekte Kombination aus beidem gibt es meiner Erfahrung nach (noch) nicht – unabhängig vom Hersteller oder der Membran.
Sebastian Fiedler
Sebastian Fiedler
Membranen funktionieren meist nur bei bestimmten Bedingungen sehr gut (außen trocken und kalt, unter der Jacke warm und schwitzig) und bei anderen weniger gut (außen schwül-warm und regnerisch, unter der Jacke ebenfalls warm und schwitzig) – weil nur dann ein guter Wärmeausgleich erfolgen kann.
Ich selbst schwitze relativ stark und konnte bei normalen Bedingungen für den angestrebten Einsatzbereich, das heißt Skitouren oder Hochtouren in eher kalter Umgebung, eine gute Atmungsaktivität feststellen.
Bei anstrengenden Aktivitäten mit warmen Außentemperaturen und Regen kommt auch Dermizax NX irgendwann an seine Grenze – das deckt sich mit meinen Erfahrungen mit anderen dreilagigen Kombinationen.
Pro & Contra der Ortovox Ortler-Jacke
Das Material ist trotz seiner Leichtigkeit sehr robust. Jeglichen Fels- oder Eiskontakt hat die Kombination bisher problemlos und ohne sichtbare Folgeschäden überstanden.
Der Reißverschluss an der Front war anfangs etwas schwergängig, dies hat sich jedoch mit der Zeit „eingependelt“. Mit wirklich dicken Handschuhen ist der Zipper etwas schwierig zu bedienen, andererseits würde ein größerer Zipper nervig baumeln. Von daher ist das ein akzeptabler Kompromiss. Was mir persönlich fehlt, ist eine Netztasche auf der Innenseite (z.B. für Skitourenfelle). Aber diese ist im minimalistischen Konzept der Jacke nicht vorgesehen und ich kann auch gut damit leben. Die Jacke hat mich also – von wenigen nicht wirklich störenden Kritikpunkten abgesehen – voll und ganz überzeugt.
Pro & Contra zur Ortovox Ortler-Hose
Ähnlich wie bei der Jacke gefällt mir auch bei der Ortler-Hose das minimalistische Design. Mehr als die Tasche auf dem Oberschenkel brauche ich persönlich nicht. Der Tragekomfort ist – äquivalent zur Jacke – super. Durch den verstellbaren Bund lässt sich die Hardshellhose gut anpassen. Aufgrund des Merino-Einsatzes liegt er sehr angenehm an. Die Hose lässt sich (z.B. im Sommer auf Hochtouren) auch gut auf der nackten Haut tragen und hinterlässt auch wenn man stark schwitzt kein klebrig-plastikhaftes Gefühl.
Der Zwei-Wege-Reißverschluss an der Seite der Hosenbeine lässt eine tolle Belüftung zu – ein Netz dahinter gibt es allerdings nicht. Achtung, Schneeeinbruch im Winter und Sonnenbrandgefahr im Sommer! Dadurch, dass sich der Reißverschluss nicht komplett bis nach oben öffnen lässt, ist der Einstieg mit schweren (Hochtouren)-Bergstiefeln etwas hakelig. Der Kantenschutz hält sowohl frisch geschliffene Skikanten als auch spitze Steigeisen bisher problemlos aus. Sehr gut finde ich auch die integrierte Gamasche und den verstellbaren Beinabschluss – die enge Einstellung passt bei mir super über die Bergstiefel, die weite Einstellung perfekt über den Skistiefel.
Sebastian Fiedler
Sebastian Fiedler
Die Hose scheint mir insgesamt etwas weiter geschnitten was ich für das Skitourengehen sehr angenehm finde. Für Hochtouren wäre mir ein etwas engerer Schnitt lieber. Ob dies größenbedingt ist, kann ich nicht sagen, da mir für den Test nur Größe M zur Verfügung stand. Diese Größe passt jedoch von der Länge her super, daher gehe ich eher von einem etwas weiteren Schnitt aus. Die Kritik bezieht sich jedoch eher auf die Optik als auf die Funktion – gestört hat mich dies auf Hochtouren in keiner Sekunde – weder auf dem Gletscher noch beim Klettern.
Exkurs: Über die neue Naked-Sheep-Linie
Naked Sheep – das nackte Schaf. So nennt Ortovox seine neue Linie und verpackt damit einerseits den „nackten“ Minimalismus, den diese Linie ausstrahlen soll, in ein Wortspiel. Leicht, auf das Nötigste reduziert und trotzdem verlässlich, auf absolute Funktion und Schutz getrimmt – so wird die Produktlinie charakterisiert. Andererseits spielt das Schaf bei Ortovox generell eine wichtige Rolle, denn es ist sozusagen die Quelle für die Merinowolle, die auch in den minimalistischen Produkten zu finden ist.
Fazit zur Ortovox Ortler-Kombination
Für mich ist die Ortovox Ortler-Kombi vor allem für das Skitourengehen absolut überragend. Auch auf Hochtouren haben sich Hardshelljacke und -hose bewährt, auch wenn ich hier anfangs wegen des minimal weiteren Schnitts etwas skeptisch war. Das Design finde ich sehr gelungen und modern – auch wenn es dem ein- oder anderen traditionellen Alpinisten etwas zu bunt sein könnte.
Insgesamt bin ich ein großer Fan „reduzierter“ Produkte – ich brauche nicht viele kleine Täschchen oder unnötigen Schnickschnack.
Die Naked-Sheep-Linie ist der Inbegriff von minimalistisch – ohne dass man dabei auf Funktion oder Schutz verzichten müsste.
Dies muss man auch bei der dreilagigen Ortler-Kombi vorher wissen, sonst wird man sicherlich enttäuscht!
Sowohl die Testjacke als auch die -hose ist absolut hochwertig. Aufgrund des elastischen und weichen Dermizax-Laminats und wegen der Merino-Einsätze sind sie darüber hinaus wahnsinnig angenehm zu tragen. Die Passform ist ebenfalls toll und die beiden Teile haben den Qualitätstest in den letzten neun Monaten problemlos überstanden. Lediglich der Preis lässt einen kurz innehalten – wobei dieser bei anderen Produkten und Herstellern in der gleichen Qualitätsliga in einem ähnlichen Bereich liegt.
Weitere Produkte der Ortler-Serie von Ortovox kannst Du Dir hier ansehen.