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Kompaktes Set mit bestem Handling

Das Petzl Scorpio Eashook Klettersteigset im Test

6 Minuten Lesezeit
Das Petzl Scorpio Eashook Klettersteigset bietet eine ausgezeichnete Bedienung - und ist zudem mit dem Swivel-System ausgestattet, das ein Verdrehen der Karabinerarme verhindert. Bergzeit-Autorin Veronika Rojek-Wöckner hat das Set einem vielseitigen Test unterzogen.

Petzl Scorpio Eashook – der erste Eindruck

Öffnen des Handballenkarabiners
Der Karabiner wird durch Druck auf den Öffner und zeitgleichen Druck auf den Schnapper geöffnet. Er ist so konzipiert, dass er bei einem Sturz sicher verschlossen bleibt. | Foto: Alexandro Wöckner

Was Ausrüstung angeht, bin ich ein echter Leichtgewichtsfan. Von daher wandert das Petzl Eashook erstmal auf die Waage, ehe ich überhaupt ans Klettersteiggehen denke! In Summe wiegt das Klettersteigset 506 Gramm (laut Hersteller 470 Gramm, die Angabe gilt für zwei Eashook-Karabiner, Schlingenmaterial und Dämpfungssystem). Das Scorpio Eashook bietet Bergsteigern zwischen 40 und 120 Kilogramm (hier zählt natürlich nicht das „Leergewicht“ morgens auf der Waage) Sicherheit am Berg.

Die Karabiner des Klettersteigsets

Die beiden Eashook-Aluminium-Karabiner haben ein geschlossenes Auge, wodurch jeweils ein Y-Arm fix genäht ist. Sie besitzen zudem ein automatisches Verriegelungssystem. Das Handling ist dadurch eigentlich intuitiv, da sich der Karabiner durch einen leichten Druck mit dem Handballen problemlos und schnell öffnen lässt.

Der Karabiner besitzt zudem eine große Öffnung, sodass man sich nicht nur in Drahtseile, sondern bei Bedarf auch in Eisenbügel oder Leitersprossen hängen kann. Der Karabiner liegt insgesamt sehr gut in der Hand und gehorcht bei jedem Handgriff. Verhakt bzw. verklemmt hat sich nichts.

Frau am Klettersteig mit Klettersteigset gesichert
Das Eashook Klettersteigset bietet Personen zwischen 40 und 120 Kilogramm Sicherheit am Klettersteig. | Foto: Alexandro Wöckner

Bedienung der Karabiner

Die Karabiner werden sehr einfach im Zweiwege-System geöffnet. Durch Handballendruck auf den Öffner und zeitgleichen Druck auf den Schnapper öffnet sich das System. Das funktioniert reibungslos. Ich war aus Gewohnheit versucht, den Karabiner einfach gegen das Seil zu schlagen…da öffnet sich rein gar nichts! Was gut ist. Im umgekehrten Fall nämlich, z.B. bei einem Sturz, bleibt der Eashook sicher verschlossen. Mit Handschuhen ist die Bedienung auch problemfrei.

Das Schlingenmaterial

Die zwei elastischen Y-Arme sind im entspannten Zustand ca. 45 Zentimeter und gestreckt ca. 70 Zentimeter lang, was zu einer mittleren Reichweite im Steig führt. Ich kenne Sets, die eine größere Reichweite bieten. Für mich hat die Armlänge jedoch ausgereicht, da ich mich selbst kaum weiter strecken könnte.

Als mein Partner Alex es mal ausprobiert hat, wären ein paar Zentimeter mehr nicht verkehrt gewesen. Das Schlingenmaterial besteht aus Polyethylen mit hoher Dichte (auch unter Dyneema bekannt), was sich besonders durch seine hohe Zugfestigkeit und eine geringe Quellung bei Feuchtigkeit auszeichnet. Beim Handling im Klettersteig lässt sich ein Verdrillen der einzelnen Arme um die eigene Achse nicht ganz verhindern. Lässt man den Arm jedoch mal kurz locker hängen, „entdrillt“ sich dieser schnell selbstständig.

Der Bandfalldämpfer

Die Tasche mit dem Bandfalldämpfer ist kompakt gehalten und geht beim Zustieg und auf dem Klettersteig selbst nicht im Weg um. | Foto: Alexandro Wöckner
Die Tasche mit dem Bandfalldämpfer ist kompakt gehalten und geht beim Zustieg und auf dem Klettersteig selbst nicht im Weg um. | Foto: Alexandro Wöckner

Beim Petzl Scorpio Eashook kommt ein kompakter, progressiver Bandfalldämpfer zum Einsatz. Im Inneren der kompakten Bandfalldämpfer-Tasche verstecken sich aufeinandergelegte und speziell vernähte Schlaufen aus PE-HD. Das Nähgarn und die Naht reißen ab einer definierten Zugkraft kontinuierlich auf, was einen großen Teil der kinetischen Energie eines Sturzes absorbiert. Somit wird der Aufprall effektiv gedämpft – eine Wiederverwendung des Dämpfers ist auf der anderen Seite nach einem Sturz nicht möglich. Einen realen Test konnte bzw. wollte ich natürlich nicht durchführen! Die Tasche samt Dämpfer ist wirklich kompakt gehalten und wird durch ihr Gebaumel weder am Klettersteig noch bei Gehpassagen zum großen Störfaktor, wobei es sich natürlich auch nicht ganz vermeiden lässt.

Special Feature I – Ausruhschlinge

An einem der Lastarme befindet sich eine kurze Schlinge mit Aufnahmemöglichkeit für einen Karabiner (nicht mitgeliefert). Ein unglaublich praktisches Feature! Wenn man sich am Steig mal ausruhen möchte, hängt man sich am kurzen Arm ein ohne die Lastarme zu belasten und spart sich so zusätzliche Fummelei durch eine Bandschlinge am Gurt.

Special Feature II – Drehgelenk

Zwischen Bandfalldämpfer und den elastischen Lastarmen ist das sogenannte SWIVEL-System integriert, das ein Verdrehen der zwei Arme untereinander verhindern soll. Das Gelenk ermöglicht freie Rotation. Das passiert jedoch trotz oder gerade aufgrund des ständigen Zugs und die Streckung der Lastarme nicht ganz von alleine. Man muss mit der Hand nachhelfen – oder nach Möglichkeit den Zug auf einen der Lastarme erhöhen, sodass die Rotationskraft alleine für ein „Entheddern“ sorgt. Schwieriger wird es, wenn in der Ausruhschlinge ein Karabiner eingehängt ist, da dieser das automatisches Entheddern blockiert. Insgesamt wird das Handling jedoch erleichtert und man kann, wenn es anfängt zu quietschen, ggf. mit etwas Graphitspray nachhelfen. Man sollte immer darauf achten, dass der außen eingelegte Kunststoffring intakt ist, da dieser als Staubschutz dient.

Petzl Eashook Klettersteigset in der Praxis

Das Klettersteigset wird wie üblich mit Hilfe eines Ankerstichs am Hüftgurt befestigt. Die Einbindeschlaufe ist nicht allzu lang, um ein unangenehmes Baumeln des Dämpfers bei z.B. Gehpassagen zu vermeiden und eine optimale Funktion zu ermöglichen. Hier wird jedoch mit einem Reißverschluss Abhilfe geschaffen, der sich auf der Unterseite des Bandfalldämpfers befindet. Dieser muss zum Ein- und später zum Ausbinden vorsichtig geöffnet werden. Somit verlängert sich die Schlaufe und man kann die Karabiner samt Schlingenmaterial durchschlaufen und die Einbindeschlaufe auch problemlos über den Dämpfer drücken. Danach darf jedoch nicht vergessen werden, den Reißverschluss wieder vollständig zu schließen!

Reichweite und „Chillmodus“

Ich hatte in keinem der Klettersteige ein Reichweitenproblem – wobei ich schon gemerkt habe, dass die Lastenarme einen Ticken kürzer sind als ich es gewohnt bin. Für mich (1,74 Meter) war die Reichweite ausreichend. Die Ausruhschlinge war sehr praktisch, da man nur einen Karabiner oder ein Fifi durch die Schlinge zu schlaufen braucht, um sich z.B. für eine Fotosession oder einfach nur zum Entspannen in den Gurt zu setzen.

Überwinden von Gehgelände

Durch den kompakten Bandfalldämpfer stört das Set nicht großartig beim Gehen. Wer einen Karabiner in der Ausruhschlinge hat, dem kann dieser unter Umständen bei jedem Schritt gegen die Beine schlagen. Mein Karabiner war nicht groß und damit das Ganze kein Drama – bei längeren Gehstrecken habe ich ihn aber zusätzlich am Gurt eingehängt. Hier sollte man penibel darauf achten, ihn wieder auszuhängen bevor man im Klettersteig steht, da der Falldämpfer dadurch „deaktiviert“ ist!

Frau im Klettersteig mit Ausrüstung
Die Abmessungen der Karabinerarme sind für die Testerin perfekt – sie könnten jedoch für andere Klettersteiggeher etwas länger sein. | Foto: Alexandro Wöckner

Fazit zum Petzl Scorpio Eashook Klettersteigset

Mein Fazit nach dem intensiven Test – das Petzl Scorpio Eashook ist ein Erste-Sahne Klettersteigset! Es bietet einen hohen Bedienkomfort, bringt große Sicherheitsreserven mit und die Farbwahl finde ich auch super. Das ganze Klettersteigset schaut einfach schnittig aus! Bei längeren Gehstrecken musste ich den Karabiner der Ausruhschlinge zusätzlich sichern, um das leichte Gebaumel zu verhindern – wenn die Lastarme einen Ticken länger wären, wäre das Set noch vielseitiger einsetzbar. Letztendlich bin ich jedoch sehr zufrieden – denn es ist ein sehr kompaktes und durchdachtes Set, das vor allem beim Handling der leichtgängigen Karabiner voll überzeugen kann.

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