Inhalt
- PFC - Was ist das?
- Wofür werden PFCs eingesetzt?
- Was macht PFCs gefährlich?
- Wo finden sich PFCs in Outdoorbekleidung und warum?
- PFC-freie Alternativen bei der Herstellung
- PFC-freie Alternativen bei Ausrüstung und Imprägniermitteln
- Ist eine C6-Imprägnierung PFC-frei?
- PFOS-frei, PFOA-frei, PFC-frei: Was kann ich noch kaufen?
- PFCs: Was bringt die Zukunft?
- Gore-Tex: weg von der Fluorchemie
- Per- und polyfluorierte Chemikalien (PFC) sind wasser-, fett- und schmutzabweisend – aber auch persistent, bioakkumulativ und zum Teil toxisch.
- In Outdoorprodukten werden PFCs in der Herstellung und zum Imprägnieren von Kleidung und Ausrüstung verwendet.
- Produkte, die ohne PFCs hergestellt werden, sind in der Regel als „pfc-frei“ gekennzeichnet.
PFC – Was ist das?
PFC steht für per- und polyfluorierte Chemikalien, oder Perfuorcarbone bzw. perfluorierte Kohlenwasserstoffe, kurz Fluorcarbone. Wissenschaftlich ist auch von per- und polyfluorierten Alkylverbindungen (PFAS) die Rede. Diese Gruppe umfasst tausende hochfluorierte Verbindungen mit unterschiedlichen physikalischen Eigenschaften. Alle PFCs haben gemeinsam, dass sie aus verschieden langen Kohlenstoffketten bestehen, bei denen Wasserstoffatome durch Fluor ersetzt wurden.
Fluorcarbone kommen in der Natur nicht vor.
Als persistente Verbindungen bauen sich Fluorcarbone nicht selbstständig ab, sondern müssen zum Beispiel unter extrem hohen Temperaturen verbrannt werden. Manche sind zusätzlich bioakkumulativ – das heißt klein genug, um in den Blutkreislauf zu gelangen. Über Wasserwege, Luft und Nahrung verbreiten sich diese vom Menschen gemachten Stoffe auf der ganzen Welt.
In diesem Beitrag konzentrieren wir uns auf jene PFCs, die als ökologisch bedenklich bzw. als PBT-Substanz (persistent, bioakkumulativ, toxisch) gelten: die Umweltschadstoffe Perfluoroktansulfonsäure (PFOS, seit 2010 in Europa verboten), Perfluoroktansäure (PFOA), Perfluornonansäure (PFNA) und Perfluorhexansulfonsäure (PFHxS) sowie weitere, stark fluorierte, persistente und bioakkumulative Verbindungen.
Über Wasserkreisläufe, Luft und Nahrung verbreiten sich derartige Verbindungen auf der ganzen Welt. PFCs lassen sich mittlerweile sogar in den entlegensten Gebieten der Erde nachweisen, zum Beispiel in der Arktis.
Wofür werden PFCs eingesetzt?
Langkettige PFCs finden sich zum Beispiel in Löschmitteln, kommen bei der Metallverarbeitung wie bei Verchromungen zum Einsatz, die Autoindustrie schützt mit PFC-haltigen Stoffen ihre Lacke und Polster. In Kleidung, Polstermöbeln und besonders in Teppichen finden sie sich in Form von Imprägnierungen, um Feuchtigkeit und Schmutz abzuhalten. Beschichtungen in Pizzakartons und auf Backpapier sorgen dafür, dass die Oberfläche bei Fettkontakt nicht sofort durchweicht oder anbackt.
Florian Glott
Die wasser-, öl- und schmutzabweisenden Eigenschaften kombiniert mit der massenhaften Verfügbarkeit der Stoffe haben dafür gesorgt, dass in den vergangenen Jahrzehnten sehr viele Produkte des täglichen Lebens per- und polyfluorierte Chemikalien enthalten.
Was macht PFCs gefährlich?
Schädliche Fluorcarbone wie PFOS, PFOA, PFNA und PFHxS können sich in der Umwelt und in Organismen anreichern. Bei vielen Lebewesen nehmen sie Einfluss auf das Hormonsystem und die Fortpflanzung, manche Stoffe gelten sogar als krebserregend.
Einmal freigesetzt, werden diese persistenten Verbindungen praktisch nicht abgebaut und lassen sich kaum noch aus der Umwelt entfernen. Durch die Persistenz ist es nahezu unmöglich, bereits bestehende Anreicherungen erfolgreich zu entfernen.
Persistenz und Anreicherung (Akkumulation) sind zwei verschiedene Aspekte. Eine persistente Chemikalie ist nicht abbaubar, muss sich aber nicht anreichern. Wenn sie ausreichend mobil bleibt (z.B. niedrige biologische Halbwertszeit), wird sie schnell ausgeschieden, kann sich aber auch weit verbreiten.
Wo finden sich PFCs in Outdoorbekleidung und warum?
PFCs kommen bei Outdoorkleidung und -ausrüstung vor allem zum Einsatz, wenn eine wasserabweisende Wirkung erzielt werden soll.
Fluorcarbone in der Herstellungskette
Bei der Herstellung von Outdoorprodukten sind PFCs leider nach wie vor präsent: Zum einen werden Stoffe wie das oben erwähnte PFOA als Emulgator bei der Herstellung von mikroporösen Membranen eingesetzt. Das eingesetzte PFOA kann in Spuren innerhalb der Membran auch nach der vollständigen Fertigstellung der Jacke nachgewiesen werden.
Allerdings ist in dieser Form verwendetes PFOA nicht flüchtig, kann also nicht ausdampfen und stellt für den Träger des Produkts kein unmittelbares Gesundheitsrisiko dar. Das Problem liegt in den Produktionsbetrieben, die über keine ausreichenden Umweltschutzvorkehrungen verfügen.
Fluorcarbone bei der Imprägnierung
Auch durch die Imprägnierung eines Kleidungsstücks oder Ausrüstungsteils kommt man als Bergsportler in Berührung mit PFCs. Skifelle, Zelte, Rucksäcke, vor allem aber Außenbekleidung (Regenjacken, Softshell-Material, Schuhe und einiges mehr) werden in der Regel imprägniert ausgeliefert, um wasserabweisende Eigenschaften zu erhalten. Gerade bei wasserdichter Bekleidung ist die Imprägnierung essentiell, denn nur so kann sie atmungsaktiv sein.
Immer häufiger sieht man hier Labels und Hang-Tags, die auf eine PFC-freie Textilausrüstung hinweisen. Das Eco Finish von Vaude ist hierfür ein Beispiel. Nicht zuletzt sei der Detox-Kampagne von Greenpeace sind Alternativen stark auf dem Vormarsch. Auch für den Hausgebrauch gibt es mittlerweile einige Imprägniermittel, die ohne Fluorchemie auskommen.
Der Markt an PFC-freier Outdoor-Bekleidung gibt mittlerweile einiges hier. Alle PFC-freien Produkte im Bergzeit Shop findest Du hier:
Jetzt entdeckenPFC-freie Alternativen bei der Herstellung
Wie Greenpeace in groß angelegten Untersuchungen nachgewiesen hat, besteht in der Outdoor-Branche Handlungs- und Nachholbedarf. Gerade eine Industrie, die ihr Geschäftsmodell aus der Naturliebe ihrer Konsumenten heraus entwickelt, sollte besonders achtsam gegenüber Gesundheits- und Naturschutzthemen sein. Auch wenn an der gesamten Masse vieler verschiedener PFCs die Outdoorindustrie nur einen sehr kleinen Anteil hat, wiegt die Vorbildfunktion in diesem Fall besonders schwer.
Die gute Nachricht ist, dass diese Botschaft längst bei einem großen Teil der Hersteller angekommen ist. Ein Beispiel ist der Stoffproduzent Toray, der seine Dermizax-Membranen von Anfang an gänzlich ohne den Einsatz von PFCs entwickelt. Vaude verwendet als Membran das PFC-freie Sympatex, auch Klättermusen verarbeiten Eigenmembranen, die ohne PFC auskommen. Auf der ISPO 2017 gab schließlich auch Branchenriese Gore-Tex bekannt, künftig auf den Einsatz von PFCs verzichten zu wollen (mehr dazu unten).
PFC-freie Alternativen bei Ausrüstung und Imprägniermitteln
Die größere Baustelle stellen Imprägnierungen dar, weil sie sich oberflächlich auf wesentlich mehr Produkten befinden. Fluorcarbone galten lange aufgrund ihrer Zuverlässigkeit und Haltbarkeit bei DWR-Imprägnierungen als alternativenlos. Da hat sich glücklicherweise in den letzten Jahren viel getan und es gibt inzwischen einige PFC-freie Imprägnierungen.
Als Ersatzstoffe kommen etwa bei atmungsaktiven Jacken oder anderen Outdoor-Textilien vielfach Silikone oder Polymere zum Einsatz, die sowohl in der Herstellung als auch in der Entsorgung bedeutend umweltfreundlicher sind. Nur wenn es speziell um ölige und fettige Verunreinigungen geht, haben PFC-haltige Imprägnierungen noch Vorteile.
PFC-freie Imprägnierungen werden vermehrt in der Produktion verwendet, können zur Auffrischung aber auch als Imprägniermittel nachgekauft werden. Nikwax ist hier als Vorreiter zu nennen. Mittlerweile bieten etliche Hersteller Imprägniermittel, die sehr haltbar sind, sehr gute Abperl-Effekte aufweisen und umweltfreundlich sind.
Ist eine C6-Imprägnierung PFC-frei?
Nein. Die Bezeichnung C6 umfasst Fluorverbindungen, die anstelle von acht Kohlenstoffatomen nur sechs enthalten. Diese Verbindungen gelten als umweltfreundlicher, da sich beim Abbau keine Perfluoroktansäure (PFOA) bilden kann. Wirklich umweltfreundlich sind sie trotzdem nicht.
C6-Molekülketten weisen eine geringere Persistenz auf und sind somit leichter abzubauen. Aber sie sind auch mobiler und verbreiten sich schneller in der Umwelt als C8-Verbindungen.
Imprägnierungen auf C6-Basis (C6-DWR) finden sich vor allem in besonders technischen Materialien für Zelte, Schuhe und High-End-Bekleidung, wo die Funktion kompromisslos an erster Stelle stehen muss.
PFOS-frei, PFOA-frei, PFC-frei: Was kann ich noch kaufen?
Laut Gesetzgebung müssen PFCs vom Hersteller nicht in der Produktkennzeichnung deklariert sein. In der Praxis hat sich der Umkehransatz durchgesetzt: Meist ist PFC-freie Outdoor-Bekleidung und -Ausrüstung vom Hersteller als solche gekennzeichnet. Hängeetiketten und Produktbeschreibungen geben Auskunft. Bei Bergzeit gibt es eine Übersicht über PFC-freie Produkte – und die Liste wird immer länger.
Die Kennzeichnung „PFOS und PFOA-frei“ weist lediglich darauf hin, dass die bedenklichen Fluorcarbone nicht enthalten sind. Andere PFCs schließt diese Kennzeichnung nicht aus. Auch nicht, dass sich manche dieser Stoffe nachträglich zu PFOA abbauen.
Bergzeit Tipp
Generell tut der Verbraucher gut daran, sich erst darüber zu informieren, welche Art von Kleidung oder Ausrüstung er überhaupt braucht. Wer zum Beispiel nur eine Notfalljacke für Stadt und Hausberg sucht, benötigt nicht das expeditionstaugliche Topmodell mit kompromissloser Ausstattung. Vaude, Ortovox, Dynafit oder Salewa bieten beispielsweise eine sehr breite Palette PFC-freier Freizeitjacken an.
Judith Hackinger
Marken wie Picture sind zwar sehr klein und können sich erst recht keine eigene Produktion leisten. Sie haben aber für sich eine Nische entdeckt und kaufen gezielt nur Stoffe ein, die PFC-frei produziert wurden.
PFCs: Was bringt die Zukunft?
Bereits vor den breiten Untersuchungen von Greenpeace haben viele Hersteller den Handlungsbedarf erkannt und sind dabei, ihre Produktion auf PFC-freie Herstellung umzustellen.
Was einfach klingt, ist in der Praxis extrem schwierig: Es gibt eigentlich keine Outdoor-Hersteller, die ihre komplette Produktpalette vom Stoff bis zum Endprodukt im eigenen Werk produzieren können. In der Regel werden fertige Stoffe eingekauft und in Partnerbetrieben verarbeitet.
Somit werden allein durch Verfügbarkeiten und Produktionskapazitäten Hürden aufgebaut, die sich häufig außerhalb der Kontrolle der Hersteller befinden. Dazu kommt, dass große Stoffhersteller in ihren Werken sowohl PFC-haltige als auch PFC-freie Produkte verarbeiten, wodurch es zu Verunreinigungen kommen kann.
Das deutsche Umweltamt hat zusammen mit den norwegischen Kollegen eine Handlungsempfehlung herausgegeben, die der jeweiligen Regierung einen schrittweisen Ausstieg aus den besonders gefährlichen PFCs ermöglichen soll. Angesichts gesetzlicher Regulierungen ist daher abzusehen, dass auch alle Hersteller, die sich bislang wenig Gedanken gemacht haben, in naher Zukunft per Gesetz zum Umdenken verpflichtet werden.
Gore-Tex: weg von der Fluorchemie
Umso bedeutender erschien in diesem Zusammenhang das Umdenken beim Textil-Zulieferer W. L. Gore: Auf der ISPO 2017 gab der Markt- und Technologieführer bei Wetterschutz-Textilien bekannt, bei Membranen und Beschichtungen in Verbraucherprodukten bis Ende 2023 auf den Einsatz von PFC verzichten zu wollen. Greenpeace feierte das Bekenntnis als „Wendepunkt in der Herstellung von Outdoorbekleidung“. Immerhin sind Gore-Tex-Produkte in den Kollektionen fast aller großen Outdoor-Marken stark vertreten.
Die neuen, umweltfreundlichen Verfahren für Gore-Tex-Produkte müssen allerdings erst entwickelt werden. Ein Prozess, der sich trotz vieler Fortschritte und Entwicklungen in die Länge zieht.
Mittlerweile hat die Gore Fabrics Division ihren Fahrplan an die mit dem Ziel verbundenen Herausforderungen angepasst. Voraussichtlich bis Ende 2025 soll ein Großteil der Verbraucherprodukte ohne ökologisch bedenkliche PFCs hergestellt werden. In jährlichen Reports informiert Gore über den Status Quo und seine Fortschritte am Weg zur Eliminierung ökologisch bedenklicher PFCs.
Alle PFC-freien Produkte findest Du hier im Bergzeit Shop
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