Endlich wieder ein „schöner” PureGrit! Als ich den PureGrit 6 das erste Mal entdecke, steht für mich eigentlich schon fest, dass ich ihn unbedingt haben möchte. Klar – Frau braucht immer neue (Lauf)-Schuhe. Aber auf speziell diesen freue ich mich schon, seit der recht ansehnliche PureGrit 3 vom etwas weniger gefälligen PureGrit 4 abgelöst wurde.
Brooks baut wieder schöne PureGrits
Mit dem PureGrit 3 habe ich vor einigen Jahren meine ersten Brooks-Erfahrungen gesammelt. Ich bin den Schuh gelaufen, bis er im wahrsten Sinne des Wortes auseinandergefallen ist. Als es dann Zeit für einen Ersatz wurde, kam mit den neuen Modellen (zumindest rein optisch) ein bisschen Ernüchterung auf. Denn die letzten Versionen des PureGrit waren in meinen Augen alles andere als Schönheiten.
Natürlich sind eine gute Passform und eine robuste Verarbeitung bei Laufschuhen sehr wichtig, dennoch war das mangelnde Design beim letzten Modell für mich Grund genug, keinen Kauf in Erwägung zu ziehen. Wenn man schon so viel Zeit miteinander verbringt, sollte man die Schuhe auch gerne ansehen! Die Freude über den hübschen PureGrit 6 war deshalb umso größer …
Vorteile des Brooks PureGrit 6
- Grip: Mit dem groben, sechseckigen Stollenprofil und der weit nach oben gezogenen Gummi-Außensohle kann man es auf dem Trail so richtig krachen lassen
- Schutz: „3D Rubber Print“ sorgt für mehr Robustheit und verspricht eine längere Haltbarkeit an stark beanspruchten Stellen. Durch das „Ballistic Rock Shield“ werden die Füße vor Steinen und Wurzeln geschützt
- Stabilität: Der Fuß wird durch das durchdachte Stretchgewebe perfekt umschlossen, es liefert stets guten Halt. Der abgerundete Fersenbereich sorgt für eine bessere Ausrichtung des Fußes und verringert die Belastung der Gelenke.
- Natürliches Laufen: Der Schuh zählt Brooks-intern zu den „Natural“-Laufschuhen. Seine BioMoGo DNA Mittelsohlendämpfung passt sich dem Laufstil dynamisch an und sorgt dafür, dass man sich mehr mit dem Trail verbunden fühlt und direkter reagieren kann. Die „Omega Flex Grooves“ schaffen mehr Flexibilität im Vorfußbereich.
Reinschlüpfen, fest schnüren, wohlfühlen und laufen, laufen, laufen! So in etwa fühlt sich die erste Begegnung mit meinem neuen Testschuh an. Im Vergleich zum mir bekannten PureGrit 3, den ich auch schon sehr bequem fand, bietet der 6er nochmals mehr Komfort. Doch schauen wir genauer auf die Details, wie er sich beim Laufen bewährt und für wen er geeignet ist.
Design und Obermaterial
Das Modell kann sich rein optisch auf jeden Fall wieder sehen lassen. Das Damen- und Herrenmodell gibt es in je zwei Farbvarianten:
- für Frauen gibt es ihn in einer knallig rot-pink/gelben Kombination
- für die Männerwelt in einer etwas schlichteren blau – violette/ gelb Variante
Das Obermaterial wirkt auf den ersten Blick recht massiv, was wahrscheinlich an der dichten Webstruktur liegt. Trotzdem gefällt mir das Material sehr gut, da es luftig genug für den Sommer ist und warm genug zum Laufen bei Temperaturen um den Gefrierpunkt. Es ist stabil verarbeitet und angenehm atmungsaktiv.
Passform und Größe
Die Größe des Laufschuhs fällt normal aus. Sollte sich jemand dabei nicht ganz sicher sein, würde ich eher zu einer halben Nummer größer raten. Der Vorfußbereich ist etwas breiter und bietet eine wunderbar runde, geräumige Zehenbox. Ich finde nichts schlimmer, als wenn es an den Zehen etwas zwickt. Aber hier sind die Proportionen einfach optimal verteilt!
- Lesetipp: Größenberatung Schuhe
Was sehr positiv auffällt, ist die etwas schmalere, komfortabel gepolsterte Ferse und die etwas dickere Neoprenzunge. Diese ist direkt am Schuhboden befestigt, was zu mehr Halt und weniger Verrutschen führt. Der extrem bequeme Schuhkragen lässt den PureGrit 6 im geschnürten Zustand in Verbindung mit der leicht fixierenden Neoprenzunge perfekt am Fuß anliegen.
Wenn man in den Schuh hineinschlüpft, hat man sofort das Gefühl, stabil und stützend umschlossen zu sein. Der Mittelfußbereich kann recht eng geschnürt werden, was den Fuß optimal fixiert. Bei der Schnürung handelt es sich um ganz normale dreieckige Schnürsenkel, die bis sehr weit hoch (je 6 Löcher) geschnürt und sauber in einer kleinen Tasche an der Zunge verstaut werden können. Ich finde es sehr schön, dass Brooks dieses Detail beim neuen PureGrit aufgenommen hat, da mich herumfliegende Bänder immer etwas stören.
„Natural Running“ – Die Dämpfung
Auf den ersten Blick sieht die Dämpfung eher nach etwas mehr als nach „Natural Running“ aus. Ich hatte schon befürchtet, dass sie mir als „Barfuß Feeling-Fan” evtl. zu weich sein könnte. Aber weit gefehlt. Meine Ängste werden schon auf den ersten Kilometern aus dem Weg geräumt. Die BioMoGo DNA Mittelsohlendämpfung reagiert, wie auch schon bei den Vorgängermodellen, auf den jeweiligen Laufstil. Sprich: bei härteren Einheiten mit mehr Krafteinwirkung – wie z. B. bergab oder bei flachen Sprints – dämpft die Sohle die Erschütterungen mehr ab. Wird sie hingegen weniger benötigt – z. B. bergauf oder bei reduziertem Tempo – fühlt sie sich etwas fester an.
Brooks verkauft den PureGrit 6 ganz offiziell als „Natural Running“-Schuh. Die Dämpfung ist folglich nur insoweit ausgeprägt, als dass man den Untergrund noch spürt und direkter reagieren kann. Dabei schützt das Ballistic Rock Shield den Fuß vor ungewolltem Feindkontakt wie Steinen und Wurzeln. Dieses „Schild“ kann man auch ganz deutlich im Vorfußbereich unter dem Stollenprofil hervorblitzen sehen. Es hört sich aber massiver an als es sich anfühlt. Der Schuh verliert dadurch nicht an Flexibilität. Ganz im Gegenteil: Der PureGrit 6 lässt sich ohne Zweifel sehr agil laufen. Er ist, wie ich finde, deutlich wendiger als sein Vorgänger.
- Lesetipp: Dämpfung bei Laufschuhen – das gibt es zu beachten
- Lesetipp: Wie gesund ist Barfußlaufen? Prof. Dr. med. Wessinghage im Interview
Der perfekte Halt – Die Sohle
Beim Laufen selbst hat man im Schuh einen sehr guten Halt. Nicht nur in leichtem Terrain kann er durch einen einwandfreien und stabilen Sitz am Mittelfuß punkten. Auch auf etwas anspruchsvolleren Trails rutscht und wackelt nichts. Das hat er zum einen der raffiniert konstruierten Zunge zu verdanken, zum anderen merkt man das stabilisierende 3D Rubber Print. Es unterstützt den Fuß und gibt ihm gleichzeitig auch noch etwas mehr Schutz vor äußeren Einwirkungen.
Mit vier Millimeter Sprengung und einer relativ geringen Höhe bekommt man eine gute Rückmeldung vom Boden. Die Schuhform ist vorne und hinten leicht gewölbt, was ein dynamisches Abrollverhalten begünstigt. Das spart beim Laufen ein Kraft und macht den PureGrit 6 nicht nur für Trainingsläufe zu einem starken Laufpartner.
- Lesetipp: Was bedeutet Sprengung?
Das Profil ist gleichmäßig über die gesamte Fläche mit sechseckigen Gummi-Stollen verziert. Diese sind nicht allzu massiv, reichen aber für die meisten Untergründe absolut aus, um einen guten Grip zu bekommen. Was für viele Läufer ein wichtiger Punkt ist – die Einlegesohle. Die vorhandene Sohle ist für meinen Geschmack ausreichend. Sie ist bequem, rutscht und quietscht nicht, wenn sie nass wird, kurzum: Ich kann Stunden mit ihr laufen! Aber man kann sie auch ganz einfach rausnehmen und durch seine eigene tauschen, wenn man möchte.
Mein Fazit zum Brooks PureGrit 6
Der PureGrit 6 ist ein überaus bequemer und vielseitig einsetzbarer Schuh. Durch die anpassungsfähige Dämpfung würde ich ihn Anfängern wie auch geübten Läufern für mittellange Distanzen empfehlen. Bei leichtgewichtigen, geübten Damen kann’s aber auch gerne mal etwas weiter werden.
Abseits befestigter Straßen trumpft er mit einem sehr guten Halt, einem angenehm eng anliegendem Sitz und einem Profil auf, das – bis aufs ganz Grobe – fast alle Untergründe souverän meistert. Die Verarbeitung ist robust und hochwertig. Der Schuh sieht nach knapp 4 Monaten Testphase noch wunderbar aus. Das Gummiprofil der Stollen macht nach ein paar Monaten laufen auch noch einen sehr ordentlichen Eindruck. Man sollte allerdings nicht zu viele Asphaltstraßen wählen, um sie nicht schneller als nötig runterzurubbeln. Aber da ich diesen Einsatzbereich sowieso nicht bevorzuge, würde ich die Gummimischung durchaus als langlebig einstufen.
Im Schnee – zumindest dann, wenn es nicht allzu nass wird – sind kürzere Trainingsläufe mit zusätzlichen Laufgamaschen kein Problem. Zu glitschig und technisch sollte es aber auch nicht werden. Bei zu viel Schlamm verklebt das Profil recht schnell, und auch am nassen Fels kann er nicht richtig überzeugen. Dazu beißt er zu wenig. Generell ist der Schuh aber sehr drehfreudig und flexibel, unterstützt ein neutrales Abrollverhalten und kann sowohl als Trainings- als auch als Wettkampfschuh eingesetzt werden. Mit seinen 120 Euro ist er ein toller Schuh zu einem fairem Preis!
Alle Daten auf einen Blick:
- Kategorie: Gelände/Trail/Natural Running (Barfuß)
- Geschlecht: den PureGrit 6 gibt es für Damen und Herren
- Größen: Damen 35.5 – 44, Herren 40 – 48.5
- Sprengung: 4 mm
- Gewicht: 221 g
- Pronationsverhalten: neutral
- Dämpfung: mittel
- Passform: breiter Vorfuß, schmale Ferse, insgesamt eher etwas breiter
- Obermaterial: atmungsaktiv
- Preis: 120 Euro