Inhalt
- Erster Eindruck: Anprobe daheim
- Zweiter Eindruck: Ausprobieren im Schnee
- Die Tourenskischuhe im direkten Vergleich: Abfahrtsperformance
- Direkter Vergleich: Aufstiegsperformance
- Mein Testfazit zu den Scarpa Tourenskischuhen
- Welcher Tourenskischuh für welchen Einsatzbereich?
- Überblick: Beide Tourenskischuhe im Vergleich
Für mich klang der Vergleichstest von zwei Scarpa Tourenskischuhen von Anfang an sehr spannend, da diese beiden Schuhe meines Erachtens für unterschiedliche Zielgruppen konzipiert wurden. Außerdem war ich extrem gespannt, ob ein Tourenskischuh, der auf Basis von nachhaltigen Materialien hergestellt ist, mit einem hochmodernen Material-Mix eines Schuhs, der nicht unter nachhaltigen Aspekten gefertigt wurde mithalten kann?
Ich bin schon länger keinen Scarpa Skitourenschuh mehr gefahren, da in den letzten Jahren andere Modelle/Hersteller am Markt aufgetaucht sind, welche mir besser gepasst haben bzw. meinen Anforderungen stärker gerecht wurden. Umso mehr interessiert mich, was sich bei Scarpa alles getan hat.
Bergzeit
Erster Eindruck: Anprobe daheim
Schon bei der Anprobe daheim im Wohnzimmer konnte ich ein paar Unterschiede zwischen den beiden Schuhen feststellen.
Passform und erster Eindruck Scarpa Maestrale
- Der Skitourenschuh sitzt sehr kompakt am Fuß und fühlt sich dabei recht schmal geschnitten an
- Der Einsteigewinkel ist angenehmer als beim F1 LT, dadurch lässt er sich leichter an- und ausziehen
- Innenschuh lässt sich leichter herausnehmen bzw. hineinschieben
- Keine störende Gamasche
Passform und erster Eindruck Scarpa F1 LT
- Auch dieser Tourenschuh sitzt sehr kompakt am Fuß
- In der Optik wirkt der F1 LT deutlich schmaler bzw. schlanker
- Boa-System bzw. Gamasche sind nicht beliebig weit zu öffnen: Mit hohem Rist evtl. problematisch beim Anziehen (bei mir allerdings okay)
- Gibt nicht so stark nach wie der Maestrale (Eindruck nach 30 Minuten Probetragen)
Verena Hofstetter
Bergzeit
Zweiter Eindruck: Ausprobieren im Schnee
Zum ersten Mal in diesem Winter wieder auf Ski. Sehr früh in der Saison auf dem Stubaier Gletscher beim Bergzeit Tourenskitest hatte ich perfekte Bedingungen auf der Piste, um die Abfahrtsperformance der beiden Modelle zu testen und zu vergleichen. Durch den Skitest hatte ich auch die Möglichkeit, die Schuhe mit jeweils unterschiedlichen Skimodellen zu kombinieren. Wichtig zu wissen ist, dass es sehr kalt war.
Der Tourenskischuh Scarpa Maestrale im Praxistest
Trotz der Kälte konnte ich in den Maestrale aber sehr gut einsteigen. Die ersten Abfahrtsschwünge haben mich echt staunen lassen: Obwohl der Schuh doch schon seit längerem auf dem Markt ist und auf mich eher einen veralteten Eindruck gemacht hat, wurde ich mit bester Abfahrtsperformance belohnt. Die neue Pebax Rnew Schale hat wirklich so einiges in der Abfahrt zu bieten. Der Schuh sieht zwar optisch nicht so viel anders aus als das alte Modell, überzeugt aber sowohl in puncto Nachhaltigkeit als auch Performance. Diese Kombi sucht meiner Meinung nach aktuell am Markt seines Gleichens.
Der Tourenskischuh Scarpa F1 LT im Praxistest
Im direkten Vergleich zum Maestrale merkt man, dass der Schaft beim F1 LT ein kleines Stück niedriger ist. Darum habe ich nicht ganz so viel Druck auf den Ski ausüben können. Hier zeigt sich, dass der F1 LT sehr gewichtsoptimiert konzipiert wurde. Dennoch ist dieser Schuh sehr steif und bietet super Halt. Durch die beiden Straps bietet er einen super Rebound, was sehr angenehm und sportlich zu fahren ist.
Die Tourenskischuhe im direkten Vergleich: Abfahrtsperformance
Bis auf die unterschiedliche Schafthöhe fand ich beide Schuhe super in der Abfahrt. Beim Maestrale überzeugt das Schalenmaterial und beim F1 LT die mit Carbon verstärkte Schale, welche sehr eng am Fuß anliegt und wodurch man die Kraft direkt auf den Ski übertragen kann. Bei sehr breiten Ski (über 105 mm Mittelbreite) finde ich den Maestrale angenehmer zu fahren, da der höhere Schaft das Umkanten auf der Piste erleichtert. Diesen Vorteil merkt man eher erst bei eisigen oder harten Bedingungen, im Powder ist davon allerdings nicht viel zu spüren. Hier ist sogar der F1 LT für mich einfacher zu fahren, da er eine direktere Reaktion zeigt. Dies bestätigte sich auch bei weiteren Skitouren.
Direkter Vergleich: Aufstiegsperformance
Nach mehreren Skitouren kann ich sagen, dass mir beide Tourenskischuhe sehr gut passen. Der F1 LT hat, wie anfangs vermutet, weniger nachgegeben als der Maestrale – allerdings in einem wirklich vertretbaren Maß. Im Aufstieg merkt man deutlich, dass der F1 LT wesentlich angenehmer ist, da die Schaftrotation mehr Spiel zulässt als beim Maestrale. Gerade wenn man immer mit einer gleichbleibend niedrigen Steighilfe geht, spielt die Schaftrotation eine große Rolle. Ich gehe meistens mit einer sehr kleinen Steighilfe, welche ich auch während der Skitour kaum umstelle. Da kam mir die Schaftrotation vom F1 LT sehr entgegen.
Verena Hofstetter
Beim Maestrale kommt es sehr darauf an, wie die Schnallen und das Klettband geschlossen werden. Dadurch wird die Rotation deutlich erweitert oder eingeschränkt.
Beim Maestrale kann man eine sehr solide Ski/Walk-Funktion bedienen, die auch bei Vereisung sehr gut funktioniert. Das hat mich sehr überzeugt. Das Klettband ist allerdings etwas schwierig durchzufädeln. Genauso finde ich die Schnallen etwas gewöhnungsbedürftig.
Beim F1 LT ist die Ski/Walk Funktion noch einfacher zu bedienen und ein echtes Highlight, da es so schnell geht. Bei Vereisung muss man vielleicht einfach mal mit dem Stock den Schnee wegstupsen, aber es rastet immer ein, daher beurteile ich diese Funktion ebenfalls als absolut top.
Bergzeit
Das Boa System und die Klettbänder sind superschnell und einfach zu bedienen. Das obere kleine Klettband kann man auch werkzeuglos abmontieren um nochmal Gewicht zu sparen. Ich habe es aber dran gelassen, da ich es in der Abfahrt sehr angenehm und unterstützend finde.
In Summe hat mich im Aufstieg der F1 LT deutlich mehr überzeugt als der Maestrale. Der F1 LT ist leichter und schneller zu öffnen sowie zu schließen und hat einen deutlich höheren Rotationswinkel, der viel Bewegungsfreiheit zulässt.
Wichtig zu wissen: der F1 LT ist nicht für Rahmenbindungen geeignet, nur für Pin-Bindungen! Allerdings macht bei diesem Schuh eine Rahmenbindung meiner Meinung nach auch wenig Sinn.
Mein Testfazit zu den Scarpa Tourenskischuhen
Was Allgemeines vorweg: Bei beiden Schuhen empfinde ich den First Fit nicht so bequem wie bei einigen Mitbewerbern. Allerdings passen die Schuhe nach ein paar Eingehtouren super gut und liegen bestmöglich am Fuß an. Dies ist wiederum ein Alleinstellungsmerkmal von Scarpa, da die Innschuhe auf Dauer sehr stabil und formtreu sind.
Testfazit Scarpa Maestrale
Der Maestrale ist für alle Skitouren-Sportler geeignet, die einen bequemen Allroundschuh mit einer tollen Abfahrtsperformance suchen. Der Innenschuh lässt sich nachträglich sehr gut anpassen und der Schuh bietet maximale Freiheit in der Ski- und Bindungswahl. Ein besonderes Highlight ist das nachhaltige Material, welches zum Großteil aus Rizinusöl gewonnen wird.
Testfazit Scarpa F1 LT
Mit dem F1 LT hat man einen performance-orientierten Schuh, der super im Aufstieg ist (auch in Kombination mit Steigeisen), aber auch in der Abfahrt maximalen Support bietet. Der Einstieg ist zwar etwas schwerer und er ist ein bisschen kälter als der Maestrale. Dafür setzt er mehr auf Performance.
Verena Hofstetter
Welcher Tourenskischuh für welchen Einsatzbereich?
Für meine Ansprüche ist der F1 LT der optimale Schuh, da ich mit ihm sowohl meine schmaleren Ski-Modelle (75 mm bis 80 mm Mittelbreite) zum Trainieren oder für Hochtouren nehmen kann, als auch meine breiten Ski (98 mm bis 106 mm Mittelbreite) optimal fahren kann.
Das leichte Gewicht, die hohe Schaftrotation und die sehr direkte Kraftübertragung durch die Schale, sind weitere Gründe, die bei mir für den F1 LT sprechen. Die Einbußen in der Pistenabfahrtsperformance und im Handlings-Komfort bin ich gerne bereit zu akzeptieren.
Der Maestrale eignet sich dagegen vor allem für alle, die einen Einsteigerschuh oder einen sehr soliden und vor allem nachhaltigen Allrounder suchen und für die es bequem sein darf.
Überblick: Beide Tourenskischuhe im Vergleich
F1 LT | Maestrale | |
---|---|---|
Vielseitiger und sehr leichter Alpin-Tourenskischuh | Eco Allrounder | |
Flex: | 95 | 110 |
Kanting Einstellung: | ja | - |
Anpassung Vorlage: | 9° - 11° - 13° | 16° +/- 2° |
Schaftrotation (Bewegungsfreiheit): | 72° | 60° |
Kompatibel für: | Pin Bindungen | Pin Bindungen (Alpine Touring + TLT) |
Gewicht / Größe: | 990 g (27,0) pro Schuh | 1.400 g (27,0) pro Schuh |
Leistenbreite: | 100 mm | 101 mm |
Größen von – bis: | 25 – 31 (m) --> keine ½ Größen 23 – 27 (m) --> keine ½ Größen | 25,5 – 32,0 (m) --> mit ½ Größen |
Sohlen austauschbar: | ja | ja |
Powerstrap: | ja | ja |
Schnallenanzahl: | 1 | 3 |
Material Schale: | Carbon Grilamid LFT | Pebax Rnew Nachwachsender Rohstoff aus dem Öl der Rizinuspflanzen |
Sohle: | Vibram UFO RS (Profilsohle) | Vibram Laufsohle (Profilsohle) |
Material Schaft: | Carbon Grilamid LFT | Pebax Rnew |
Ski-Walk-Mechanismus: | Speed Lock XZ | |
Zunge: | Synthetic | Pebax |
Gamasche: | Featuring Lite Shield Tech | - |
Verschlusssystem: | Boa Fit System | |
Liner: | Intuition Cross Fit Tour LT | Pro Flex Touring |
Innenschuh anpassbar: | ja (thermoformbar) | ja (thermoformbar) |
Highlight laut Scarpa: | Extreme Aufstiegs- und Abfahrtsperformance > Alpin Tourenskischuh | Eco Skischuh |
Ingredients: | Recco, Intuition, Boa, Vibram | Recco, Intuition, Boa, Vibram |
Für wen geeignet: | Speed Touring + Allround Touring | Allround Touring für Beginner und Profis |
Einsatzbereich: | Downhill: 4 von 5 Climb with Ski: 5 von 5 Hike: 5 von 5 | Downhill: 3 von 5 Climb with Ski: 4 von 5 Hike: 4 von 5 |
Farbe: | carbon orange (m) carbon aqua (w) | orange black (m) |
Damenversion: | ja | nein --> Gea |
UVP: | 649,95 € | 529,95 € |
Fazit: | Maßstäbe, dank dem Einsatz von Pebax Rnew | |
Bergzeit Beschreibung | Aufstiegsorientierter Tourenskischuh für schnelle Skitouren | Grandioser Tourenstiefel-Klassiker in aktualisierter Version aus nachhaltigem und leichtem Pebax Rnew - top für Aufstieg und Abfahrt |