„Oh krass!“ Als neulich die Debatte im Freundeskreis um den besten Doppelknoten aller Zeiten wieder einmal neu geführt werden musste, steht einem Protagonisten der Mund weit offen. Nach 36 Jahren im Schuhbinde-Business stellt er fest: Er hat’s falsch gemacht. In all den Jahren.
Als Kind hat er seinerzeit zum Schnürsenkel binden den Trick mit den Hasenohren gelernt und dabei wohl ein entscheidendes Detail übersehen: Die Ohren müssen richtig übereinander liegen, damit der Knoten hält, was er verspricht.
Falsch ausgeführt führt die Hasenohrmethode (ebenso wie die klassische Methode mit einer Schlaufe) zum Altweiberknoten. Und der lockert sich ständig. Weil das auf Dauer nervt, fügte der Kollege später seiner Schleife noch einen zusätzlichen „Doppelknoten“ hinzu. Damit – und mit Schnellschnürsystemen – ging’s dann auch. Doch geht’s auch ohne trixen?
Kreuzknoten vs. Altweiberknoten: Machst Du’s richtig?
Das entscheidende beim Schnürsenkel binden ist der Knoten und nicht die Schleife an sich. Letztere hilft, um den Knoten wieder einfach öffnen zu können und hält gleichzeitig die Schuhbänder in einer überschaubaren Länge.
Die Schlaufe entsteht, weil die beiden Enden nicht vollständig durch den zweiten Halbknoten eines Doppelknotens durchgezogen wurden. Genau dieser zweite Halbknoten entscheidet über Sieg oder Niederlage beim Schuhe binden. Denn je nach Durchführung entstehen zwei unterschiedlich feste Knoten. Der leicht zu lockernde Altweiberknoten oder der mittelfeste Kreuzknoten, der auch Doppelknoten, Reffknoten oder Samariterknoten genannt wird.
- Altweiberknoten: Falsch gebunden! Die beiden Halbschlagknoten haben die gleiche Orientierung. Die Enden laufen schräg aus dem Knoten, die Schleife steht senkrecht oder schräg.
- Kreuzknoten: Richtig gebunden! Die Halbschlagknoten sind unterschiedlich orientiert und die Enden laufen symmetrisch aus dem Knoten, die Schleife liegt waagrecht über dem Fuß.
Jörg Hackinger
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Wie erkennt man einen falschen Knoten?
Welcher Knoten entsteht, ist für jemand ohne Knotenerfahrung auf den ersten Blick schwer zu unterscheiden. Immerhin sind da auch noch die Hasenohren der Schleife mit dran. Zum Überprüfen Deiner Technik kannst Du wie gewohnt bei einem Schuh Deiner Wahl eine nicht zu feste Schleife binden. Ziehe nun die Schlaufen komplett durch, so dass nur der Knoten übrigbleibt.
Jörg Hackinger
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Laufen beide Enden parallel und „flach“ aus dem Knoten, ist alles gut. Du hast mit Deiner Technik einen Kreuzknoten gebunden.
Beim Altweiberknoten entsteht ein schräges, verdrehtes Bild, denn der Knoten wird nicht umsonst beim Makramee für gedrehte Elemente verwendet. Die Schleife sitzt in der Folge schräg oder eher entlang der Längsachse des Schuhes. Ihre Schönheit ist nicht von Dauer und Du solltest Deine Schuhbindetechnik umlernen.
Wie entsteht der Fehler beim Schuhe binden?
Beim Schnürsenkel binden beginnt man in der Regel mit einem Halbschlag. Beide Bänder werden in Schritt 1 übereinandergelegt, einmal miteinander umschlungen und festgezogen. Um den zweiten Halbschlag richtig drauf zu setzen, ist es richtungsweisend, wie die beiden Enden aus dieser Verknotung kommen. Das nennt sich Orientierung und sollte beim Kreuzknoten in verschiedene Richtungen laufen.
In der Regel zeigt nach Schritt 1 ein Band von rechts kommend Richtung Zehen (unten), eines von links kommend zum Knöchel hin (oben) – oder umgekehrt.
Jörg Hackinger
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Bei der klassischen Technik mit einer Schlaufe formt meist das untere Band die Schlaufe. Nun umrundet das obere Band die Schlaufe „obenrum“ und damit entgegen der Richtung, aus der es in Schritt 1 hergekommen ist. Einmal durch das Loch ziehen und fertig ist der Kreuzknoten.
Bei der Hasenohrentechnik formt man aus beiden Enden eine Schlaufe. Auch hier legt man für einen Kreuzknoten die obere Schlaufe obenrum um die untere Schlaufe. Einmal durchziehen, et voila!
Es geht noch fester: Der ultimative Doppelknoten
Wie gut oder schlecht ein Knoten hält, liegt am Reibungswiderstand, der durch die Verknüpfung entsteht. Neben der Art des Knotens spielt dabei auch die Beschaffung der Schuhbänder eine Rolle.
Der Kreuzknoten gilt als Knoten mittlerer Festigkeit, der sich in den meisten Alltagssituationen als zuverlässig bewährt. Um ihn noch fester zu machen – zum Beispiel beim Trailrunning, beim Wandern oder bei ungünstigen Schnürsenkeln – gibt es mehrere Möglichkeiten mit unterschiedlichen Stärken und Schwächen.
Gedoppelte Ausführung/Doppelknopf
Mehr Umschlingungen bedeuten mehr Reibung. Extra fest wird ein Schuhknoten, wenn bereits der erste Halbschlag gedoppelt wird. Dafür schlingt man die Schuhbänder zwei Mal umeinander (anstatt einmal) und zieht sie fest.
Jörg Hackinger
Extra-extra-fest wird die Schleife, wenn auch die Umrundung der Schlaufe zwei Mal durchgeführt wird. Dabei hilft die Daumenspitze als Platzhalter, um das Band am Ende durch die entstandene Doppelschlinge zur zweiten Schlaufe festzuziehen.
Jörg Hackinger
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Das gleiche Ergebnis kommt heraus, wenn anstelle der doppelten Umrundung einfach die zweite Schlaufe ein weiteres Mal durch das Loch gezogen wird. Dies funktioniert auch zum Doppeln der Hasenohrentechnik.
Jörg Hackinger
- Vorteil: Derart gedoppelte Knoten unterscheiden sich optisch kaum von einer einfachen Schleife, halten aber deutlich besser. Auch beim Öffnen gibt es kaum einen Unterschied.
Sicherungsknoten
Als „Doppelknoten“ verbreitet ist auch die Methode, bei der aus den beiden Schlingen ein weiterer Halbknoten auf die Schleife draufgesetzt wird. Dies verhindert sehr zuverlässig, dass sich die Schnürsenkel lösen und reduziert gleichzeitig die Länge der Schlaufen (und Bänder). Der Nachteil dabei: Oft braucht es etwas Mühe, um den Knoten nach einer Tour wieder aufzudröseln. Einfacher geht das, wenn für den Sicherungsknoten neben den „Ohren“ auch die Bänder mit verknotet werden.
Jörg Hackinger
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- Vorteil: Durch den zusätzlichen Knoten lassen sich Schlaufen und Bänder recht kompakt aufräumen, was insbesondere bei Bergschuhen je nach Gesamtlänge der Schuhbänder ein durchaus gewünschter Effekt sein kann.
Welche Techniken zum Schnürsenkel binden gibt es?
In diesem Beitrag sind zwei Techniken zum Binden Deiner Schnürsenkel erwähnt: Die Hasenohr-Methode für Einsteiger und die klassische, einschlaufige Methode zum Binden eines Kreuzknotens. Beide sind geeignet, um Bergstiefel und Laufschuhe zuverlässig zu verknoten. Im Bedarfsfall kannst Du zusätzlich eine der Techniken zum Doppeln Deiner Knoten anwenden.
Wesentlich breiter wird das Feld, wenn Du neben dem Knoten auch die Schnürung unter die Lupe nimmst. Wie man Wanderschuhe richtig schnürt und welche Möglichkeiten die Schnürung bei Problemzonen bietet erfährst Du im Beitrag Wanderschuhe richtig schnüren: Profi-Tricks zum Binden von Outdoorschuhen.
Hast auch Du Erfahrungen rund ums Thema Schnürsenkel binden? Teile Deine Tipps und Anregungen gerne als Kommentar zu diesem Beitrag.