Im Felsklettergarten oder in Mehrseillängenrouten mit Zwischenständen findet üblicherweise eine vorbereitete, am Klettergurt / Karabiner befestigte Schlinge zur Selbstfixierung jedes Kletterers Anwendung – die sogenannte ‚Nabelschnur‘ oder auch schlicht Selbstsicherung.
Die Nabelschnur beim Klettern
Martin Bachmeier
Zwar ist eine Selbstsicherung beim Klettern am Stand prinzipiell auch mit einem Kletterseil per Verschluss-Karabiner und Mastwurfknoten möglich. Doch manchmal, insbesondere am Abseilstand, ist eine separate Schlinge zur raschen und übersichtlichen Fixierung während des Fädelns am Umlenker in Klettergärten oder auch zum besonders raschen Bezug eines Standes aus heikler Position durchaus praktisch.
Die Nabelschnur, die direkte Verbindung vom eigenen Klettergurt zum Sicherungspunkt in der Wand, ist in manchen Situationen, gerade am Abseilstand, die einzige Versicherung gegenüber Absturz. Entsprechend wichtig ist eine überlegte Handhabung und durchdacht vorbereitetes Material.
Selbstsicherung beim Klettern leicht gemacht
Üblicherweise wird eine vernähte Bandschlinge, je nach Körpergröße zwischen 60 und 80 Zentimetern, an der Einbindeschlaufe des Klettergurtes per Ankerstich befestigt. Sie sollte lang genug sein, um Spielraum zu haben und gleichzeitig aber auch kurz genug, um seitlich am Gurt verstaut die Bewegungen beim Klettern nicht zu behindern.
Dazu kommt nur noch ein Verschlusskarabiner, fix mit der Schlinge verbunden, bereit zum Einklippen am jeweiligen Ring/ Zentralpunkt. Klingt einfach, dennoch sieht man viel zu viel Miss(t)konstruktionen an Gurten baumeln.
Der Karabiner sollte ein Verschluss-Karabiner sein, kein Schnapper, und keinesfalls nur lose in der Schlinge hängen.
Es droht ansonsten die selbsttätige Öffnung und Aushängung, gefolgt von einem Absturz. Bereits ein paar leichte Bewegungen – vor und zurück, hin und her – können zur Schlaufenbildung führen, die Schlaufe kann sich ungünstig über den Schnappermechanismus legen und ihn öffnen. Schraubverschlüsse können im ungünstigsten Fall durch Schlaufen aufgedreht werden. Klingt unwahrscheinlich? Ja – aber: Murphy’s law – was schief gehen kann, … Auch hierzu schmökere man an Regentagen einmal in den Klassikern von Pit Schubert!
Martin Bachmeier
Martin Bachmeier
Achtung, auch String, Tanga, Sling Protector und Co. sind keine sichere Lösung für die Selbstsicherungsschlinge! Die Hersteller raten von der Verwendung eines Schlingenschutzes zum fixieren der Bandschlinge am Verschlusskarabiner ab, wie Pit Schubert ausführlich in der Bergundsteigen gut beschrieben hat. Es kam schon zu mehreren Abstürzen, nachdem eine Schlaufe in den Karabiner geraten ist. Dann hängt das Gewicht des Kletternden lediglich am Schlingenschutz, der bei Belastung sofort reißt.
Martin Bachmeier
Selbstsicherung: Obacht beim Ankerstich!
Bei der Wahl des Knotens, um die Bandschlinge am Karabiner zu befestigen, gibt es verschiedene Empfehlungen. Manche empfehlen einen Sackstich, andere halten den Mastwurf für die ideale Lösung. Doch auch der Ankerstich lockert sich leicht und kann den Schnappermechanismus umschlingen. Einer der verlässlichsten Befestigungsknoten ist der Mastwurfknoten. Dieser Knoten zieht sich unter Belastung, egal an welchem der freien Stränge, fest, lockert sich nicht selbsttätig und ist dennoch wieder leicht zu lösen.
Martin Bachmeier
Den Karabiner zuzuschrauben sollte man nie vergessen. Etwas teurer, aber eben eine Spur sicherer als Schraub-Karabiner sind die Safe-Lock-Karabiner, welche diesbezügliche Vergesslichkeit kompensieren können. Andererseits kann man bei Safe-Lock-Karabinern argumentieren, dass durch eintretende Routine ohne Zuschrauben sie das Vergessen des Zuschraubens auch fördern können, sollte man doch mal wieder nur mit Schrauber unterwegs sein.
Genau Hinschauen und Mitdenken muss man also immer! Oder man greift auch zur guten alten Erziehungsmethode – jeder nicht zugeschraubte Schrauber bedeutet, dem dies entdeckenden Seilpartner ein Bier oder Äquivalentes ausgeben zu müssen!
Judith Hackinger
Fertige Standplatzschlingen
Die bequemste Variante für eine Selbstsicherungsschlinge sind dynamische Standplatzschlingen. Damit kannst Du je nach Bedarf die Länge der Schlinge länger oder kürzer machen. Andere vernähte Varianten bieten den Vorteil, das sich keine Schlinge bilden kann, die durch eine Schlaufe versehentlich in den Karabiner schlüpfen kann. Außerdem sind fertige Selbstsicherungsschlingen oft aus flexiblen Seilstücken konstruiert. Dadurch ist ein Sturz in die Selbstsicherung etwas weicher und die Konstruktion ist stabiler.