Eine der legendärsten Skidurchquerungen der Alpen ist wohl die Haute Route. Vom französischen Chamonix bis an den Fuß des Matterhorns nach Zermatt. „Aber geht nicht auch eine Skidurchquerung direkt vor der eigenen Haustüre, wenn wir jetzt gerade nicht über die Grenzen können?“, fragten wir uns im Frühjahr 2021. Wir, das sind die Bergzeitler Fabi, Christian und ich. Und klar, das geht. Fündig geworden sind wir bei Bergauf-Bergab und unserem Bergzeit Kollegen Markus Höß. 2013 ist er für die Bergsteiger-Sendung im Bayerischen Fernsehen in vier Tagen von Lenggries nach Bayrischzell getourt. Genau so eine Tour wollten wir auch machen. Nur ein bisschen angepasst. Wir hatten keine vier Tage Zeit und wollten zudem die coolsten Abfahrten mitnehmen. Heißt: Wir machen die Skidurchquerung der Bayerischen Voralpen an einem Tag mit dem größtmöglichen Abfahrtsspaß.
Christian Hofstetter
In einem Tag von Lenggries nach Bayrischzell
Mit dem groben Plan im Kopf setzen wir uns am Abend vorher zusammen und legen die Details der Route fest. Denn gerade beim Tourengehen im freien und teilweise unbekannten Gelände ist es wichtig, dass man die letztendliche Route den aktuellen Gegebenheiten vor Ort anpasst. Wir machen die Tour Anfang Februar, da ist es leider nicht immer gegeben, dass die Abfahrten noch bis ins Tal funktionieren. Doch wir haben Glück und die Schneebedingungen sind ideal. Die Wettervorhersage ist hingegen nicht ideal. Da wir jedoch einige touristisch gut erschlossene Wegpunkte passieren und so ein Abbruch jederzeit möglich ist, beschließen wir trotzdem zu starten.
Etappe 1: Von Fleck nach Wildbad Kreuth
Wir starten in Fleck bei Lenggries. Zunächst geht es Richtung Schönberg. Wir sind voll motiviert und müssen uns erst einmal selber bremsen – nicht, dass wir gleich am Anfang schon alles verpulvern. Schnell erreichen wir Mariaeck und entscheiden uns den Schönberg rechts liegen zu lassen. Der Wind ist eiskalt und der Gipfel des Schönbergs ist in dichten Nebel gehüllt, so dass uns die Abfahrt über die steile und oft verwechtete Ostflanke heute wenig lohnenswert erscheint. Angefellt rutschen wir bis zur Ostseite des Schönbergs und erreichen den ersten Gipfel: die Hochplatte. Der Nebel ist auch hier, nur ist er so hochgezogen, dass wir unsere erste Abfahrt sehen können. Wir fellen ab und los geht es.
Christian Hofstetter
Die ersten Meter sind steil und unangenehm zu fahren. Doch dann wartet in östlicher Richtung ein wunderschöner und unverspurter Hang bis zur Buchsteinhütte. Von dort geht es weiter über den präparierten Fahrweg Richtung Schwarzentenn und über die Forststraße zum Parkplatz Winterstube.
Die Skitourengeher, die sich auf dem Parkplatz fertig machen, waren doch etwas verwundert, dass wir schon die erste Abfahrt hinter uns hatten. Wir legen deshalb erst einmal unsere Frühstückspause ein, wobei uns langsam bewusst wird, was für perfekte Verhältnisse wir heute haben und wohl noch haben werden. Alle Bedenken vom gestrigen Abend sind weg und wir freuen uns riesig auf die nächste Abfahrt.
Christian Hofstetter
Etappe 2: Von Wildbad Kreuth in die Sutten
Nach dem Frühstück geht es auf der Loipe einige Kilometer nach Kreuth und weiter bis Wildbad Kreuth. Kurz danach folgen wir dem Sagenbach zur Schwaigeralm. Als Skitourengeher/-geherin kennt man ja den ein oder anderen langen und vor allem flachen Zustieg, aber gefühlt war das einer der längsten. Wir hätten natürlich auch ein Auto nehmen können, aber wir wollten die gesamte Tour „by fair means“ machen und wirklich alles auf Ski bzw. aus eigener Kraft zurücklegen.
Etappe 3: Von der Sutten bis nach Geitau
Hinsetzen oder stehen bleiben? Die Frage beschäftigt uns vor dem Essen am meisten. Denn wenn man sich einmal hinsetzt kommt man nicht mehr hoch, oder? Bei uns war es allerdings egal. Denn nach der Mittagspause hatten wir alle schwere Beine und wären am liebsten noch in der Sonne sitzen geblieben, um uns unserem Foodkoma vollständig hinzugeben. Doch Plan ist Plan und es muss ja weitergehen.
Also starten wir nach der Mittagspause auf der Skipiste hinauf zum Stümpfling. Und dann direkt wieder hinab zum Spitzingsee. Unten angekommen nehmen wir die paar Meter zu Fuß durch den Ort, um dann direkt auf der Fahrstraße Richtung Rotwandhaus zu starten. Ab hier beginnt der bayrische Klassiker: die Rotwand Reibn.
An der Bergwachthütte überlegen wir noch kurz, ob wir abkürzen und die Variante über den Taubenstein wählen. Aber nach der demokratischen Abstimmung, zwei für Rotwand und eine Enthaltung, entscheiden wir uns für den ursprünglichen Plan. Im letzten Abendlicht steigen wir auf zum Rotwandhaus und mit den letzten Sonnenstrahlen erreichen wir die Alpenvereinshütte. Mit dem Untergehen der Sonne, kriechen auch Kälte und Wind wieder hervor und so entscheiden wir uns nicht mehr auf die Rotwand zu steigen, sondern direkt zum Fuß der Auerspitz abzufahren.
Martin Stolzenberger
Als letzten Anstieg müssen wir nur noch den Sebaldsstein meistern. Hier lassen wir uns es nicht nehmen, fellen ganz gemütlich ab und genießen das Abendrot. Kurz vor der letzten Abfahrt lassen wir die Tour noch einmal Revue passieren und können es kaum glauben, wie viel Glück wir mit den Bedingungen bisher hatten. Das lässt sich nur noch von der letzten Abfahrt des Tages toppen: In feinstem Pulverschnee gleiten wir hinab zur Großtiefentalalm. Wir entscheiden uns gegen die komplette Reibn und rauschen hinab zum Soinsee und der Schellenbergalm bis nach Geitau. Nach 12,5 Stunden, rund 3.500 Höhenmetern und 51 Kilometern sind wir glücklich im Ziel – wo wir schon wieder von Veronika empfangen werden.
Fabian von Schalscha-Ehrenfeld
Die Skidurchquerung Bayerische Voralpen im Überblick
- Fleck-Mariaeck: 762hm, 1,42h
- Hochplatte 150hm, 2,25h
- Wildbad Kreuth 3,54h
- Grubereck 900hm 5,59h
- Rauhenberg (Röthenstein) 232hm, 7,18h
- Sutten (Mittagspause) 7,59h
- Stümpfling 529hm, 9,09h
- Rotwandhaus 675hm, 11,27h
- Sebald 108hm, 11,44h
- Geitau, 12.43h
Gesamt: knapp 3.500 Höhenmeter und 51 Kilometer
Die Zeiten sind inklusive unserer Pausen. Wer will kann noch die Gipfel Schönberg, Rotwand und die komplette Rotwand Reibn über den Miesingsattel mitnehmen. Damit kommt man auf ca. 4.000 Höhenmeter Aufstieg, Kilometer kommen dadurch nicht mehr so viele hinzu.
Natürlich kann man die Tour auch auf zwei oder drei Tage aufteilen und dann bezüglich der Gipfel nach Belieben variieren.
Martin Stolzenberger
Wer sich kulinarisch schon einmal auf die Tour einstimmen will, für den hat Veronika das Rezept ihrer Kartoffelsuppe verraten:
Rezept für Veronikas Kartoffelsuppe am Sutten
- 1 große Zwiebel, 4 Karotten und 1 Zehe Knoblauch schälen.1 Stange Lauch gründlich putzen. Das Gemüse klein schneiden, Zwiebel und Knoblauch fein hacken. Alles zusammen im Topf in Fett andünsten.
- Ca. 1,5 kg Kartoffeln schälen und in Würfel schneiden, dann dazu geben.
- Mit Brühe auffüllen und kochen lassen.
- Mit Salz, Pfeffer, bissl Muskatnuss und süßem Paprikapulver abschmecken.
- Frisch gehackte Petersilie unterheben
- Wer mag: Würstl in Scheiben schneiden und dazu servieren