Mit Beginn der Skitourensaison stellen sich auch dieses Jahr wieder einige Skitouren-Neulinge einer wesentlichen Herauforderung dieses Sports. Wie kommen die Skifelle auf den Ski, vom Ski wieder runter und wie transportiere ich sie richtig?
Die folgenden Tipps und Tricks helfen Skitouren-Einsteigern, die Felle richtig auf- und abzuziehen.
Bergzeit
Skifelle befestigen: Wo gibt es Unterschiede?
Neben dem Material unterscheiden sich Skifelle vor allem bei der Befestigung am Ski – nämlich der Position des Spann-Mechanismus und bei der Hafttechnologie.
Während es im Handling nur einen eher geringfügigen Unterschied macht, ob ein Skifell hinten oder vorne am Ski abgespannt wird, fällt die Haftung schwerer ins Gewicht. Klebefelle bedürfen vor allem beim Abziehen eines sorgfältigeren Umgangs als Adhäsionsfelle, die – ganz ohne Kleber – aufgrund der Molekularkraft am Skibelag haften. Sie können nach dem Abfellen direkt mit der Klebeseite aufeinander gelegt und verstaut werden. Da dabei nichts verklebt und auch keine Trägerfolie- bzw. kein Netz notwendig ist, ist das Handling unkomplizierter.
Klebe-Skitourenfelle aufziehen
Prinzipiell lassen sich zwei Skifell-Befestigungs-Systeme unterscheiden: bei dem einen – zum Beispiel Black Diamond, Black Crows oder G3 – werden die Felle am Skiende gespannt. Bei anderen Fellen von Dynafit oder Contour befindet sich der Spann-Mechanismus an der Skispitze. In dieser Anleitung wird das Vorgehen beim Spannen am Skiende beschrieben. Wenn Du ein System hast, das an der Skispitze gespannt wird, musst Du entsprechend anders herum vorgehen, das heißt beim Spannen am Skiende und beim Abfellen an der Skispitze beginnen.
1. Ski trocknen: Vor dem Auffellen sollte man die Skiunterseite säubern und trocknen. Wenn man morgens die Ski aus dem Auto nimmt, sind sie im Idealfall sowieso sauber und trocken. Beim erneuten Auffellen während der Skitour sollte man die Ski-Unterseite entweder mit dem Jackenärmel oder (besser) mit einem Tuch abwischen. So kleben die Skifelle sauber an. Manche Skitourenfelle werden in einem Säckchen geliefert, das auf der Innenseite ein Mikrofasertuch hat, das genau dafür gedacht ist.
Tipp: Gerade, wenn die Skitourenski frisch gewachst sind, ist auf eine sehr gute Reinigung der Oberfläche zu achten. Die feinen Wachsrückstände können die Klebeeigenschaften deutlich reduzieren.
2. Ski senkrecht in den Schnee stecken: Diese Methode hat sich für mich bewährt, da man eine gute Fixierung erreicht und die Felle nicht andauernd in den Schnee fallen. Bei den meisten Touren- und Freerideski ist der Fixierungsmechanismus für die Felle so aufgebaut, dass man an der Skispitze beginnt (außer das Spannsystem ist an der Skispitze; s.o.).
Man fixiert nun das Fell an der Skispitze und streicht es unter leichtem Längszug auf den Ski – gleichzeitig entfernt man peu à peu das Netz, auf dem die Felle vorher hafteten. Wenn der Ski mit dem Ende im Schnee steckt, hat man ein relativ stabiles Konstrukt, mit dessen Hilfe man auch bei ordentlich Wind die Skitourenfelle aufziehen kann.
Tipp:Bereits während des Aufziehens darauf achten, dass das Fell sauber aufgeklebt und mittig zentriert wird. Sonst muss man am Ende wieder von vorne anfangen.
Basti Fiedler
Basti Fiedler
3. Ski drehen & Befestigung am Skiende: Ist man am Ende angelangt, dreht man den Ski um, steckt ihn andersherum in den Schnee und zieht nun das meist elastische Ende des Fells mit einem Clip über das Skiende.
4. Ausstreichen: Ich streiche am Ende immer nochmals von der Skispitze zum Skiende über das Skitourenfell und kontrolliere, dass es überall gut anklebt (sonst könnten sich später kleine Schneemengen unter dem Fell ansammeln) – und dass die Ränder sauber auf den Kanten liegen.
Basti Fiedler
Basti Fiedler
Klebefelle abziehen und zusammenlegen
Das Abfellen kann bei ordentlich Wind, Minustemperaturen und kalten Fingern ungemütlich werden. Doch gerade hier sollte man besonders sorgfältig vorgehen: Insbesondere bei Touren, wo mehrmaliges Auf- und Abfellen nötig ist, sollte man aufpassen, dass die Felle (v.a. die Klebeseite) sauber und trocken bleiben, da sonst im Verlauf der Tour die Klebekraft deutlich nachlassen kann.
Für das Abziehen der Skifelle gibt es unterschiedlichste Herangehensweisen. Ich beschreibe die Variante, die ich normalerweise anwende und die auch bei stärkerem Wind funktioniert.
Vor dem Abfellen unbedingt den Skistopper umschalten, damit sich der Ski nicht selbstständig macht und ohne Dich in Richtung Tal entschwindet.
- Umdrehen: Ski mit der Fellseite nach oben in den Schnee legen.
- Lösen: Spannmechanismus am Skiende lösen.
- Abnehmen: Das Skitourenfell von hinten nach vorne ablösen und dabei stets darauf achten, dass es weiter an der Skispitze eingehängt bleibt und nicht mit der Klebeseite in den Schnee fällt. Der Einfachkeit halber fixiere ich dafür den Ski, indem ich darauf trete.
- Schutzfolie/-netz: Nun nehme ich das Netz (ich benutze ein Netz, das der halben Fell-Länge entspricht) und halte es an das Fellende auf die Klebeseite (am einfachsten mit der rechten Hand). Dann streiche ich es mit der linken Hand über die Klebeseite bis zur Mitte des Fells aus.
- Umgreifen: Als nächstes greife ich mit der linken Hand in die Mitte des Fells, halte mit der rechten Hand weiter das Ende (inkl. Netz) fest und halte es leicht auf Zug. So flattert nichts im Wind!
- Zusammenlegen: Schließlich lege ich das Fell inkl. Netz einmal mittig zusammen. Die linke Hand hält dabei auf Zug, die rechte Hand führt das Fellende zur Fellspitze.
- Falten und verstauen: Jetzt liegt das Fell – einmal halbiert – mit der Klebeseite und dem Netz dazwischen aufeinander. Nun kann man den vorderen Spannmechanismus lösen und das Fell weiter zusammenlegen.
Basti Fiedler
Basti Fiedler
Basti Fiedler
Basti Fiedler
Tipp: Damit diese Prozedur funktioniert, ist es wichtig, dass stets Längszug auf dem Fell ist. Ansonsten löst es sich aus der Fixierung an der Vorderseite des Skis und flattert frei im Wind – ein geordnetes Zusammenlegen ist ohne Schneekontakt dann kaum mehr möglich.
Adhäsionsfelle auf- und abziehen
Das Aufziehen von klebefreien Skifellen erfolgt im Prinzip analog zum Aufziehen von Klebefellen. Der Unterschied: Adhäsionsfelle benötigen keine Schutzfolie und haften auch auf nassen Ski. In der Praxis bedeutet das, dass das Auf- und Abziehen der Felle im Idealfall weniger mühselig ist.
Die Arbeitsschritte zum Spannen und Entspannen der Felle entsprechen grundsätzlich jenen bei Klebefellen, da auch Adhäsionsfelle sauber platziert und gleichmäßig abgespannt werden müssen. Aber dort, wo bei klassischen Haftfellen akribisch darauf geachtet werden muss, dass weder Feuchtigkeit noch Schmutz auf den Kleber gelangen, vertragen Adhäsionsfelle einen etwas legereren Umgang.
Bergzeit
Darf man bei Klebefellen auch Klebeseite auf Klebeseite zusammenlegen?
Es wird häufig diskutiert, ob man die Skifelle immer inklusive des mitgelieferten Netzes zusammenlegen muss oder ob man auch Klebeseite auf Klebeseite kleben darf. Hier gehen die Meinungen auseinander – und man sollte ein wenig differenzieren.
- Zum einen gibt es Felle, die keine reine Klebeschicht haben. Diese dürfen auch Haftschicht auf Haftschicht zusammengelegt werden (z.B. Hybrid-Felle von Contour).
- Reine Klebefelle sind teilweise sehr schwer voneinander zu entfernen, wenn sie mit den Klebeseiten aufeinander liegen. Auf Dauer schadet dies der Klebefläche, da sich der Kleber von Zusammenlegen zu Zusammenlegen ungleichmäßig auf die Felle verteilen kann. Ich handhabe es – speziell bei stürmischen Verhältnissen – meist so, dass ich die Felle auf Tour Haftfläche auf Haftfläche lege und sie dann zu Hause für das endgültige Trocknen sauber Kante auf Kante auf ein Netz aufklebe. So kann auch die Klebefläche schön abtrocknen. Lies hier am besten immer nach, welche Empfehlung Dein Fellhersteller gibt.
Gerade bei sehr heftigem Wind kann die Variante „Klebefläche auf Klebefläche“ also sehr praktisch sein: Hier eine einfache Video-Anleitung für starken Wind:
Klebe-Skifelle während der Tour transportieren
Damit die Klebefelle auch beim nächsten Auffellen gut haften, ist es wichtig, dass sie sauber und trocken zusammengelegt wurden.
Bergzeit
Die Felle niemals außen an den Rucksack packen – dort werden sie kalt und der Fellkleber haftet nicht mehr. Also am besten im mitgelieferten Säckchen im Rucksack verstauen. Bei sehr kalten Temperaturen oder mehrfachem Auffellen bietet es sich an, die Skifelle direkt am Körper zu tragen, damit sie nicht auskühlen und beim Aufziehen wieder haften.
… wieso Ski(touren)jacken so überdimensionale Taschen auf der Brust haben? Die sind unter anderem dafür gedacht, dass man die Felle am Körper verstauen kann.
Skifelle trocknen und lagern
Zu Hause bewahrt man die Felle am besten an einem trockenen Ort bei Zimmertemperatur auf und hängt sie zum Beispiel auf einen Kleiderbügel, bis sie trocken sind. Ob man die Tourenfelle mit dem häufig mitgelieferten Netz dazwischen verstaut, ist erstens Geschmackssache und zweitens vom Felltyp abhängig (siehe oben). Hier gilt es, die Herstellerangaben zu beachten. Bei bestimmten Fellsorten ist die Lagerung ohne Netz nicht zu empfehlen – bei anderen Fellen gilt genau das Gegenteil.
- Weitere Tipps: Alle Informationen rund um die Skifell-Pflege verrät unsere Pflegeanleitung Skifelle
- Achtung: Die Felle niemals direkt auf der Heizung trocknen, da dies die Klebefläche zerstören kann! Bei sehr nassen Fellen ist auch ein Trocknen der Klebeseite nötig (bei Nacht offen aufhängen), bevor man die Felle aufeinander oder auf das Netz klebt!
Fazit
Ganz grundsätzlich gibt es beim Aufziehen von Skifellen kein „richtig“ oder „falsch“. Jeder muss seinen Weg finden, mit dem Tourenski und dem Skifell so umzugehen, dass es für ihn funktioniert. Zudem gibt es verschiedene Spannsysteme, die unterschiedlich zu handhaben sind.
Trotzdem haben sich beim Aufziehen, Abziehen und Transportieren der Skifelle einige Regeln etabliert, die das Handling der Skitourenfelle in der Praxis erleichtern. Am besten übt man das Auf- und Abziehen vor der ersten Tour ein paar Mal zu Hause, damit man das Prinzip verinnerlicht hat. Denn mit kalten Fingern und Wind um die Ohren kann es schnell fummeliger werden als gedacht.
Kleiner Tipp: Je nach Felltyp, solltest Du immer einige Notfallutensilien mit dabei haben, zwei oder mehr Skikletts, wenn ein Fell nicht mehr klebt oder einen Ersatzgummispanner. Je nachdem, wie Dein Fell befestigt ist.